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Nr. 34. Mittwoch» 11. Zebruar 1914. 9. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. 'er Kronprinz wohnte als Vertreter de» Kat. sers der Eröffnung de» Deutschen Laad- Wirtschafterate« bet. In der ReichStag«kommission legte da« Zen trum einen neuen für da» Sonntagsruhe- Gesetz bestimmten Entwurf Vvr. * Ler Bundesrat hat einem Gesetzentwurf über die Aenderung mehrerer Paragraphen des Militärgesetzbuch es zugestimntt. Der Prinz zu Wied wird, nach einer offiziösen Mel dung, voraussichtlich am 26. Februar seinen Einzug tnTurazzo halten. " " . ' : n ddlönig'nvonSngland wer, den morgen eine neue Sitzungsperiode des englischen Parlaments eröffnen. Tie Türkei beabsichtigt, die Intervention der Mächte zur Lösung der noch schwebend« serbisch türkischen Streitigkeiten zu verlangen. Dor zehn Jahren. 'Ok" Die zweite Februarwoch.' von 1904 brrchte Ruß land eine schlimme Ueberraschung. Seit «»am Neu- jahrstage sein Versprechen einer Räumung Muk- dens gebrochen, im Gegenteile sogar di« dm tige Besatz ung verstärkt hatte, war man freilich aus - ine länger dauernde Verstimmung Japans vorbereiti t; Japan», dem man neun Jahre zuvor mit französisch:r und lei der auch deutscher Unterstützung da» erobert: Port Ar thur abgejagt hatte, um «S bald darauf sich ,'eLst anzu eignen. Tama!» hatte es sich vor der russischen Macht gebeugt, die ein japanische» Recht vergewaltigte. Ob das niemals von japanischen Heeren betretene Mulden in Rußlands Händen blieb oder nicht: das ging schließlich -urr China an, den Besitzer der Südmandschurei. Und st ausgeschlossen War es in der Tat nicht, daß man auch dieses Mal in Tokro die russisch« Ohrfeige eingesteckt Hätte; ioenn Rußland nur Zugeständnisse in Korea gemacht hätte. Ja, damals gingen die japanischen Ge danken nicht einmal auf das ganz« Korea r man hätte sich mit dem Süden beschieden, wenn die anderen durchaus Drr Aönigssohn. Faschings-Humoreske von A. wer»« lm»chd»e Prinz Karneval läßt grüßen! GUttbesttz-r Blanken« fe'd, der flocken überischneit in das Wohnzimmer trat, warf ein buntes Plakat auss den Tisch da» die AuWschrist Märchenball im Palmenhaus trug. Jubelnd gr Wen Hanni und Suse, die Töchterchen des Hauifes, danach Auf dem bunten Blatt fanden fie Bekannte: Da grillte der ge stiefelte Kater mit abgezogenem Huth Uscher brötel pro bierte das Pantöffelchen an, Dornröschen wu de roachge» küßt, und böse und gut« Feen, PvinzeGnnen und Königs föhne, Nixen, Kobolde, Elfen und Zwerge dtlireten «inen langen bunten Zug. — Sehen Ei« nur, Fräu ein Gerold — st« zeigten das Matt ihrer jungen Erzieherin. Fräulein Gerold sah es mit träumenden Augen. Dürsten mir mit auf den Miirchenball, Papa? Aus den Federball dürft ihr, das ist auch etwa, sehr Schönes. Aber «uer strenge» Fräulein Gouvernante darf mit zum Mirchenstäst, darf mal im Schlaraffenland spazieren gehen, anstatt stich mit euch herumzuplagen, barst tanzen und lustig stein und sich in einen schönen Prinzen verlieben. — Otto, mahnte die Gattin, hast du denn Klarten bchorgt? Gewiß. Wir uns und Fräulein Gerold. Fräulein Gerold erglühte purpurn vor Freude. Es wird prächtig, wie noch nie, «wählte der Gutsbesitzer, di« Dekorationen sind von ersten Künstlern ent worfen. Sämtlich« Stvdtspttzen werden teilnehmen und ebenso alles, was stch man Fürstlichkeiten und sonstigem Notabilitätrn hier herum aufhält. Sagar der Erbprinz von R., der zurzeit im Lschen Regiment« steht, hat sein Er schein«» zugesagt, unter Wahrung de» Inkognito«. »- Haden Sie schon einmal ein größeres Kwrneoalchch mit. gemacht, Fräulein Gerold? Doch wohl? O nein, er- widerte da, junge Mädchen, nur tn ganz bescheidenem Rahmen. Ich habe noch keine Gelegenheit und auch noch kein« Zett gehabt. Dann ist es höchst notwendig, daß Sie mal hinter Ihr« vitchechecke hervmkommsn mW ein biß. den nordüstl. Abschnitt der Halbinsel al» wesentlich für dis Sicherheit Wladiwostoks gefordert hätten. Aber daß eben mn jene Jahreswende, da der versprochene rus sische Rückzug au» Mukden unterblieb, russische Speku lanten sich Landkonzesstonen in Süd-Korea, in der allereigensten japanischen Interessensphäre, erwarben, brachte den Topf zum Neberlauken. während man ir Petersburg immer noch sich in dem sicheren vertrauer wiegte, di« Zeit werd« den japanischen Schmerz üb« die Enttäuschung der besten Hoffnungen auf Festlands, gebiet mildern,gab am S. Februar 1904 der japanisch: Botschafter im Petersburger Auswärtigen Amte die Mitteilung ab, sein« Regierung sei der russischen Win, ketzüge Müde geworden und beantworte jetzt den Worb bruch des 1. Januar mit der Zurückziehung ihrer diplo matischen Vertretung, werde aber in der Mandschurei und in Korea von nun an Japans Interessen selbst Wahrnehmen. Obwohl der Wortlaut dieser Erklärung sich von ei. ner Kriegsansag« nicht wesentlich unterschied, Hai man sich in Petersburg an den Abenden de» 6. und 7 Februars ruhig zu Bett gelegt, in der Erwartung, daß für guten Rat in dieser fernorientalischen Verwickelung nach dem Karneval immer noch reichlich Zeit sei. Und dis Drähte funktionierten so miserabel, daß man keim Ahnung von der ungemein schneidigen Wahrnehmung der japanischen Interessen hatte, die !in diesen 48 oder 72 Stunden bereit» in dollem Gang« waren. Schon am 8. Februar mittawr erschien nämlich ein japanische» Ge schwader vor Ghemulpo auf Korea und erzwang mit den beiden im dortigen Hafen liegenden Kreuzern war- jag und Korjetz die Schlacht, di« binnen Stundenfrist zu deren vollständigen Vernichtung führte. Und auch in Port Arthur wußte noch niemand etwg» vomKrtege, herrschte bi» tief in die Rächt zum 9. hinein der ausge^ lafsenste Taumel «ine» orgiastischen Feste», bi» kurz nach Mäternacht der Laesarewitsch ^nd zwei ,nde?e Kriegsschiffe durch glücklich gezielte japanische Torpedos auf» fürchterlichste erschüttert und sehr schwer beschädigt wurden. Und asm nächsten Mittage fielen bereit» die Bomben der Japaner in die Stadt! Daß damal» weidlich in Petersburg auf den hinterlistigen Ueberfall gescholten wurde, ist erklärlich. Run, die dieseSmal daran waren, sich in unabänderlich« Tatsachen fügen zu Müssen; Waren die Küssen. Die beiden Unglückstage in seinem Beginn Wurden dorbedeutend für den Ausgang de» Krieges. Nach einem ersten Landkriege an der Aalu-Mündung (1. Mat) schlossen die Japaner am 26. Mai durch Erstür mung der vorgeschobenen Bertetdtgungswerke die Halb insel de« starken Port Arthur» auch von der Landseitx ab. Am 28. IM fiel di« vorder« verschanzungslinic durch Stur«, am 10. August Wurde di« Mott« bet einem "chen ins Leben gucken. Ziehen Eie sich nur recht nett an — Weißt du, Agne«, wandt« «r sich an seine Frau, ich hätte große Lust, wieder ab» Kapuziner zu kommen, wie im vorigen Jahr. Da« ist einfach und bequem. — Jawohl, sagt« Frau Agne», sehr bequem zum Abstreisen nämlich Denken Ei« sich Fräulein Elsbeth, im vorigen Jahr« nahm ein sehr würdevoller Kapuziner am Feste teil, vielleicht eine Stunde lang, dann war es dem frommen Mann zu viel, und er verschwand der bunten Mong«. Dafür aber tauchte plötzlich «in Schneemann auf., der mit ungeheuren Schneebällen um sich warf und eine Tollheit um di« andere trieb.... Doch auch er verschwand. Frau Agne» ver. ftun-ntte und warf ihrem Galten einen Mick zu, den dieser hohnlächelnd ausfing. Weiter, sagte er. — Was denn wetter? fragte sie harmlos und stickte eifrig. — Wetter, fuhr «r fort, gab es auf besagtem Feste eine schöne, stolze Patriziersfrau, mindestens au» dem Geschlecht« der Fugger! Und dies« stolze Frau lieh stch von einem fahrenden Sänger aus Tod und Leben di« Tour schneiden und lächelte hold zu seinen mimöglichen Worten. — Otto! -- Jawohl, so rief sie, al» stch der Sänger demaskiert«. -- Und st« sprach dann vom Zuge de» Herzen»! — So sind di« Männer, sagte Frau Agne« >— nehmen Sie sich in acht, Fräulein Elsbeth, daß S!« nicht auch «inmal auf so einen Schalk hereinfallen. Nein, dacht« Elsbeth Gerold, da» würde sie nun und nimmer. Männlicher Ernst wäre die erste Eigenschaft, di« ibn zieren müßt« .... Der Prinzenseppel ist auch wieder hier, ri«f vlankenfeld i m Hinan «gehen von der Düne her, seit acht Tagen von England zurück, läßt besten» grüßen und kommt nächstem» mit dem Auto herau». Auf dem Fkst wird er natürlich auch sein. — Freut mich, sagt, Frau Agne», nun« Fräulein Elsbeth, haben Sie schon über Nr Kostüm nachgedacht? fragte sie dann, al» sie allein waren. Ja, da» hatte st« soeben. — fi« stch stch al» MärchenprinzeMn auf dem Null «scheinen, und alle» v-rneigte sich vor ihr, — ste nickte und gnllßte und reichte dem Königssrchtt di« Hand. Ich möchte als Prinzessin kommen, sagte ste ein bißchen zaghaft. Gut, stimmt» Frau Agne» hei. als Prinzessin Dornrösch« vt«l- Ausfälle so mtt Wie vernichtet. Seit d«n 18. Drz«nbve brachen auch die Forts der inneren Linie eines nach den» andern zusammen. Als am 1. Januar 1905 der Feind durch «ine breite Bresche bis unmittelbar vor di« Stadt gedrungen war, zog General Stüssel di« Weiße Fahne auf. Damit war auch da» Heer de» tapstrsn Ro gi, der 1912 poch dem Tod« seine» alten Kaisers Ha rakiri verübte, für den Feldkrieg frei geworden, dessen siegreiches Ergebnis ein« Riesenfchlacht um! Mukden herum (27. Februar bi» 8. März) sicherte. Et» kstzte» Versuch Rußland», durch die Heranziehung seiner Ost seeflott« unter Admiral Stoschdjestwen»kh, das KrtegSglück zu wenden, wurde mit der totalen Vernich tung auch dieser Streitmacht durch di« Schlacht bei Lsu- schina (27. Mat 1905) bezahlt. Mehr al» willkom men war hem zusammenbrechenden Reich«, tn dessen Innern seit dem 22. Januar bereit« die Revolution tobte, da» Angebot einer amerikanischen Vermittelung durch den Präsidenten Roosevelt, di« dann auch am ü September zum Frieden von Portsmouth führte, der allerdings durch de» Grafen Witt« überlegene diplomatische Kunst mehr für Rußland rettet«, ab» ei gentlich der Ktegslag« entsprach, sodaß man tn diesem Falle sagen durst«, di« Feder habe erworben, was da» Schwert verdorben hatte. zwanzig MMaräen Spargeläer. (Von unserem Berliner cS Mitarbeiter). Da» Desamtergebni» de» Spawgeldoerkehr» im ver gangenen J<chr« liegt nunmehr vor. Danach belaufen stch di« Spareinlagen de» Jahre» 1218 auf mehr al» eine ganz» Milliarde Mark. Diese Höhe der Einlagen entspricht der de.' Jahr« 1909 und 1911. Die schlechten Zeiten desLalkan- krteg « », wo di« Einlagen unter einer Milliarde blieben, find also wieder überwunden. Im Ganzen ab« hat uns da» Jahr 1913 der zwanzigsten Milliarde an Sparein lagen bis auf »ine Kleinigkeit nahe gebracht. Di« deutschen Sparkassen behaupten also unter allen deutschen Kapital gruppen d e «ste Stell«. Man wird diese Entwicklung mit großer E-nugtuung begrüßen. Welche Unsumme von fleißig« Arbeit und wirtschaftlich« Ordnung drückt stch in den genannten Zahlen au»! Ost wird unsere Zett ge scholten. Man spricht von ihr« Vergnügungssucht und ist mit ihrer Kinobegeisterung und ihrem Alkoholismu» unzu frieden Gewiß find diese Vorwürfe auch nicht alle unbe gründet. Und wo st« auf fruchibaren Boden fallen, sollen ste un» recht sein. Trotzdem vergess« man nicht, um gerecht -u sein, sich neben all« aufdringlichen Mno- un) AÄohol- reklame auch jener stilleren und doch so vielsagenden Zahlen der deutscher. Sparkassen zu erinnern, von den arbeitsamen und sparend-.u L«uten hört und steht man wenig« al« von leicht? Und ste entwarf rasch ein fröhliches Kostüm, wtth- rend Hanni und Suse sangen: Dornröschen war «in KönigskiWl Ich -in nun mal für» Fromme, »Märte d« Gutsbesitzer, al» er am Festabend al» stattlicher Kreuz ritter zu seinen Damen trat, di« berett» des Wrmen» harrten. Ich auch, sagte jsetne Gattin, als tugendsgme Schloß, urd Ritterefrau gekleidet, und ich will nur hoffen, daß du mir im Lande der Türken nicht in Gefahren gv> rächt Ich hörte von ein« orientalischen Abteilung, welche zauberhaft ausgestattet sein und allerhand Zauber in stch bergen so'l. Auch ich hörte dergleichen und werde al» Ritt« oh « Furcht und Tadel genötigt sein, dies« Sach» nähevzuttlten — doch nur an Seite der liebend n Gattin! Hn^ »lachte" Frau Agne». Ich glaube /vornrösLen fiebert ein bißchen, n«kte Wankenfeld, oder hat Angst vor dem Kuß! De wird freilich nicht ausbletben. GlebH Gerold hatte wirklich brennende Wangen und Augen wie Wim mernde Sterne. Dornröschen sah reizend au«. Ihr licht- braune» Haar floß lang herab auf «in zavtr-stges Gewand. Und die Dornentosen hingen ihr Überall, im Haar, an Kleidersaum, wanden stch um das PrinzeMunLnkrönchen und rankten stch über di« Schultern herab. Run «sch in die Pelz»! Der wagen war da. Fort ging die Fahrt. — Heber schlafend« Schneefeld« — in» Märchenland! Fanfaren schmetterten vom Schloßtutm herab, und Über die Brücke bewegte stch ein prächtiger Hochzeitszug. — Au» irgendein« Ferne ab« «klängen zarBechafiv Weisen, dort tanzten di« Elfen im Mondschein, aub blies der Ritz auf dem Rohr» dazu. — Der vallsaal glich einem yeenhain, au» tausend buntfarbigen Blumenkelchen sprühte da» Licht. Mit großen Augen — ganz wie nach hundetjährigsm Schlafe — fach Elsbeth«Dornröschen tn die wunderliche Welt, die stch vor tbr auftat, und in der — von Feen und Hexen, stolzen Königinnen und schönen Pagen wimmelt», Mit jedem Schritt gab es ein« neu« Ueberraschung. --- Merkwürdig mar auch daß Blankenfelde »wen vicksn Faun lieb« Doktor nannten, au» dem Till Eulenlpisael einen Herrn Amtsrichter mochten, den mächtigen Kalifen M Bagdad mit Herr Bür^erweist« anmdeten uckd st«