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'«"---^-T-.-" 77f77'^7"U77;-777;77»7!7 '' 7- t.^»HMVIUMWilPI ,-y . UA,. ** ., /luer Tageblatt MW Mzeiger für Sas Erzgebirge ffKZWW mit -er wöchentlich«» Unterhaltungsbeilage: -luer Sonntagsblatt. MMsZ «u/"»fi°°si?"n'o!» Speechstu«»« »« X^akNo« «it stusnahm» -»» Sonntag, «achmmag» 4—S Uhr. — L,l,gramm»ft-r,ss», Lagrblatt stu»»»z»«Sir-». stmstrechw -3. »'»» «, n-»e«ü sK!W »,»««, »«si.llu,,«» «N,,,^».ra» vnvnlaagt «a-»fa«»t» Manuskript, kam, Snvtlhr nicht g,l«sl,t ««»«. Nr. IS. Dienstag. 20. Zämme 1S14. S. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Di« feierlich« Verpflichtung des Kronprinzen Ge- org von Sachsen al» Mitglied der Ersten Gtändekammer erfolgt morgen por Beginn der Kammersitzung. An Stell« de» General« Liman von Sander» ist der türkisch« Oberstleutnant Nuri Bei zum Kommandeur de» ersten Armeekorps ernannt worden. * Der frühere französisch« KrtegSmtntst er, General Picquart, wurde durch einen unglück lichen Sturz vom Pferde getötet.*) * Di« englische Mar tneverwaltung beschloß,, zur Vergrößerung der Luftflotte drei lenkbare Halbstarre Luftschiffe eines italienischen Typs bauen zu lassen. * Der englisch« Premierminister Asquith ist entgegen den bisherigen Bestimmungen von Nizza plötzlich wieder nach London gereist. * Der griechische Ministerpräsident Benize« los wird auf seiner Rückreise wahrscheinlich auch Berlin berühren. -I Nithrre, liehe an anderer «telle. Die Unverbesserlichen. Die Rcformbewegung im Stras-echt, Vie vor allem aus ein neues Strafgesetzbuch hinsteuert, für daS der erste Vorentwurf schon seit drei Jahren vorliegt, hat vor allem ein wichtiges strafrechtliches Problem in den Vor dergrund gerückt: Das ist das Problem der Unver besserlich« n. Wenn an irgend einem Punkte unser bisheriges Straffhsbem sich als unzureichend erwiesen hat, so war es gewiß die Frage der Behandlung un verbesserlicher Verbrecher. Leider wirken ja Strafen viel fach in dem Sinne, daß sie den Verbrecher in seiner un moralischen Verfassung nur befestigen, statt ihn dar aus zu löse n. DaS Bewußtsein, mit seiner Schuld nicht allein zu stehen, die Berührung mit andern, womöglich noch sMmmeren Verbrechern, die Schwierigkeit, trotz des Makels einer Bestrafung, zu einer neuen moralischen Existenz zu lommen, das alles wirkt zusamnren, um die Umkehr aus der schiefen Eten« gewaltig zu erschweren. Die Blume im Leben äer Zrau. Nachdr <k verboten kln Blumen freut sich mein Gemüt«, Und ihren Rätseln lausch' ich gern, Sie sind uns nah in Duft und Blüte, Und Lurch ihr Schweigen doch so fern, sagte schon vor enngen hundert Jahren der fromme Prior vom Kloster Sankt Domenikus, und st.tdem e . nicht anders geworden. Sie sind uns nah in ly'er mannig fachen Blüte, in ihrem wunderbaren Dmt und Lurch 'hr Schweigen doch so fern geblieben. Nichts plaudern sie aus von den süßen Gedanken beim ersten Slrautz des Geliebten, nicht» von de-i seligen Glück, das das Herz der jungen Braut unter der zarten Myrtenkrone erfüllt, nicht» von den vielen schmerzlichen Gedanken, di« dem stillen Schläfer in den vielen Blüten mit zur letzten Ruhstatt gegeben werden. Und es ist gut so! Würden di« Blumen reden, wielviel würden sie zu erzählen wissen; denn was uns auch immer im Leben bewegt, ob Trauer, ob Freude, wir können uns da» Leben nicht mehr ohne di« zarten, schweigenden Ge fährten vorstellen, sie schmücken unser Leben wie unser Sterben, st« begleiten un» auf fast allen Wegen, da» ein fachst« Stübchen machen sie hell und freundlich und dem Luxu» geben sie erst di« richtig« Vollendung. Al» SymLvl aller unserer Handlungen können wir eigentlich di« Blüm« bezeichnen, und r» haben sich im gesellschaftlichen Leben ge wisse Bräuche eingebürgert, di« sozusagen Form geworden sind. Wir werden es schwerlich wagen, einer verwöhnten Welt dame ein zierliches Vetlchensträuhchen zu überreichen, da» al» freundliche Gabe und kleine Aufmerksamkeit bei einer Men Bekannten immer noch willkommen fein dürfte. Unter den wenigen kostbaren Blumen hat sich da, Maiglöckchen einen unbestrittenen Platz trotz seiner bescheidenen Wüte ui bewahren gewußt, vielleicht ist bt«s dem Umstand« -uzu- schreiben, daß es trotz der Treiberei und künstlichen Zucht seinen wunderbaren Duft behalten hat, den ja leider dt« Rose und die herrliche Re«e bei winterlicher Blüte völlig verloren haben. So schön die Nase «ich fein mag, im Winter Do mehrt sich der.Prozentsatz der Rückfälligen mit der Zahl der Bestrafungen. Und schließltch steht der Richter stner ganzen Anzahl von Verbrechern gegenüber, bei denen er jede Strafe überhaupt als unwirksam erkennen muß. Es ist «in unbehagliche« Gefühl, in solchen Fällen dann Überhaupt noch bestimmte Strafen verhängen zu müssen. «» ist da» Gefühl, völlig zwecklo» Müh« auf. »uwenden. Der Gewohnheitsverbrecher, der seine zehnte oder zwanzigste Haftstraf« empfängt, kann ja doch nur die Ueberzeugung erwecken, daß,«r nach Verbüßung der Strafe bald wiederkonrmen wird. Und dann möchte es der Richter manchmal fast bedauern, daß das Delikt nicht zu einem abgekürzten Verfahren, zu einer bauernden Unschädlichmachung ausretcht. Nicht etwa aus Erbarmungslosigkeit gegenüber dem Missetäter. Im Ge genteil! Ost zeigt dieser nur gar zu deutlich die Spu ren davon, daß er psychisch und moralisch dem Leben au ßerhalb der Gefängnismauern überhaupt nicht mehr gewachsen ist. In vielen Fällen kann man mit solchen Unglücklichen geradezu Mitleid finden. Aber das Straf recht kennt kein Mitleisd. Es fordert das Unmöglich« von dem Unfähigen; es stößt ihn zu immer neuen Versuchen mit dem Leben in das Leben hinaus und muß ihn dann doch immer Wieder als Schiffbrüchigen zurückkähren sehen. ES ist in her Tat ein Bedürfnis, für dessen Befriedigung hie Zeit reif scheint, solchen Unglückseligen «inen Kampf Überhaupt nicht mehr zuzumuten, den zu bestehen sie gavnicht in der Lage sind. Aber auch aus.dem entgegengesetzten Interesse der Menschlichen Gesellschaft heraus muß hier ein Bedürf nis anerkannt Werden. Weshälb soll man immer wieder erst eine Schädigung der Gesellschaft abwarten, «he man hie Gefahr bringenden Individuen erfaßt? Gerade je melhk die alte Bergeltungstheorie zurücktritt, hinter dem Gedanken des sozialen Schutzes, mag sie neben diesem auch imimer noch in Geltung bleiben. Um so logischer ist es, dauernde Gefahrquellen nicht freiwillig stets Wieder zu öffnen. Nichts anderes aber heißt es, wenn man Individuen auf die Gesellschaft losläßt, von denen man im voraus sagen kann, daß sie bald wieder neue Untaten gegen sie verrichten werden. Es ist gerckdezu ein Hohn aus den tieferen Zweck alles Rechtes, wenn der Richter mit solchem Bewußtsein eine Strafe abgrenzen muß, wenn er jenseits der Strafe das neue Verbrechen schon Wieder mit unfehlbarer Sicherheit auftauchen sieht, nur daß er noch nicht die Richtung bestimmen kann, in wel cher es sich entladen wird. Sicher wären wir auch schon weiter im Schutz der Gesellschaft gegen die Unverbesser lichen, wenn nur dieser Begriff selbst nicht so schwer zu definieren Wäre. Denn woran soll ma.i den Unver besserlichen wirklich sicher erkennen? Gibt es doch immerhin Fälle, wo ein Mensch nach zahlreichen Straf- ist sie uns fremd geworden, ihr fehlt der süße Dust, der ihr eigentlich erst Leben verleiht; und auch die wirtlich glutrote Rose, deren Bedeutung Träger schildert in dem Gsdichtchem, das beginnt: Rotglühende Rose genährt von Len Gluten der Sonn«, hebest du lächelnd dein Haupt und atmest be rauschenden Dust au», in jungen Herzen weckt er Sehnsucht nrch einem kaum geahnten Glück, sie ist nur ein »Kind der Sonn«, in Sommersonne erglüh; und erblüht, getaugt sie zur höchsten Vollendung. Ihre anderen Schwellern, woyi ebenso schön, vielleicht gar noch schöner an Form und Farbe, begleiten uns auch in den Winter und täuschen uns den Sommer vor; und doch stehen sie uns als fremde Geschöpfe gegenüber, weil Men das fehlt, was die Seele der Rose ist, ihr herrlicher Dpft. Und doch können wir der Gärtnerkunst nicht dankbar genug sein, daß sie un» den fast unentbehrlichen Schmuck unsere» Leben» in so weitgehendem Maße auch im Minter, -,» beschaffen vermag. Nicht allein Vas engere Heimatland, auch Ausland und Tropen vermag sie un» her zuzaubern, und mit ihren Kunstwerken können wir uns schmücken, wann und zu welcher Gelegenheit es auch imme? sein mag. Ich erinnere nur an die wunderbaren Ehrisan- themen, di« Lieblingsblume unserer Kaiserin, In wenigen Jahren, Jahrzehnte wäre zu viel gesagt, hat dies« Blum« eigentlich da» winterliche Herrscherrecht im Blumenreich an sich gerissen. Weiß und rosig, dunkelrotbraun mit goldenen Säumen, -roh. doch sie al» Solitärblumen schon eine Vase zu stillen vermögen, und winzig klein, so dcch ein ganzer Strauß zum Zimmerschmuck «forderlich wird, hat diese» Kind au» dem Land» d« Geisha» auch von unseren Herzen Besitz ergriffen. Denken wir weiter an die herrlichen Orchi- deen, di« mit unendlicher Mühe in ihren ersten Exemplaren au» den tropischen Urwäldern zu un» gelangten und die jetzt schon so verbreitet sind, daß inan sich die Toilette «in« ele ganten Frau kaum noch ohne Orchideenarrangement vor stellen kann. Wir kennen dt» Orchideen in fast allen Schat tierungen, in den wunderlichsten Farmen, die an Bizarrerie nichts zu wünschen übrig lassen. Als schlanke Rispen, al» wunderbar« vlütingebild«, märchenhaften Insekten ähnlich, zaudern sie un« »in Stück ihrer sonnendurchglühtrn Heimat taten endlich doch noch «inen geordneten Lebenswandel beginnt. Es kommt das gar nicht so selten vor. Ma« mutz nur eben da» Finden betonen, und nicht an ei gene» Schaffen denken. Wo der mehrfach Bestraft« di« eigene Kraft nicht metzle besitzt, sich hum vernünftigen Menschen zu bilden, da ist «s doch immer noch nicht ausgeschlossen, daß er mit feinen geschwächten morali. scheu Kräften durch fremde Hilfe einen Acker findet, ren er bebauen kann, dem sein« Kräfte noch gewachst« find. Sv liegt di« Gefahr von juristischen Ungerechtig keiten immerhin vor. Die Einführung des Begriff» der Unverbesserlichen in das Strafgesetzbuch könnte dazu führen, daß mancher zeitlebens wie «in wilde» Tier «ingesperrt Wird, der bei richtiger Anleitung «in ziem lich normales Dasein neben seinen Mitmenschen in der Freiheit führen könnt«. Und mit Recht verträgt da» menschliche -Gemüt den Gedanken an solch« Möglich keiten schlecht. Nur ist es leider einmal gerade im Ge biet des Rechtslebens so bestellt, daß Wir es mit fließen den Grenzen ost zu tun bekommen. Wie ist «S beispiels weise mit dem Begriffe des groben Unfugs, mit dem der Zurechnungsfäh igkeit und so vielen anderen? Liegt also einmal ein dringendes Bedürfnis vor, so wird auch die Schwierigkeit der Begriffsbestimmung sein« Befriedigung nicht einfach unmöglich machen dürfen. Dos größere und Ssitscheidendere Uebel bleibt es doch, Wenn unheilbare oder gar geisteskranke Verbrecher im mer wieder den arglosen Bürger gefährden dürfen. Deutscher Reichstag. X Don dem am Sonnabend gefaßten Beschlüsse, die Be ratung de» Etat» de» Innern in einen sozialpolitischen und einen wirtschaftspolitischen Teil zu trennen, kam der Reichs tag in seiner gestrigen Sitzung, di« kurz nach 2 Uhr eröffnet wurde, ab. Mit Rücksicht auf die darauf nicht eingerichteten Redner hob man auf Anregung des Abgeordneten Basser- mann jeden Beschluß wieder auf. Wäre das nicht geschehen, hätte zunächst die einseitige Debatte über Sozialpolitik fort« xesetzt werden müssen, so hatte der Zentrumssprecher Dr. Mayer aus Kaufbeuren 99/100 seine Rede nicht halten Hinnen, denn er verbreitete sich fast ausschließlich über wirt schaftliche Fragen. Der Redner schilderte die Verhältnisse auf Lein internationalen Geldmarkt. Sie liehen daraus schließen, Laß die E holung auf dem heimischen Geldmarkt«, oie seit kurzem rvahrzunehinen sei, nicht von Dauer sein werde. Uni so mehr müsse man alles zu vermeiden! suchen, was die Liquidität der deutschen Volkswirtschaft beeinträch tige. Bon allem müsse einmal der Sintflut der Kommunal« Anleihen ein Damm gesetzt werden. Weiter müsse der Fis- 'us der Preispolitik der Rohstoffverbände entgegenwirken. .)as Rohstoffsyndikat trage die Schuld, daß die Kohlenpreist vor und erwecken Sehnsucht in uns nach einer Sonne, di« eine andere zu sein scheint, als die, di« uns hier leuchtet. Man versteht Li« immer wieder erstehende Sehnsucht der Reisenden, die einmal die Blütenpracht der Tropen geschaut, zurückg^ockt werden nach jenem Zaubrciande, w°r der Schiffer zu dem Zauberbilde des versunkenen Vineta. Aber wir wollen zufrieden sein mit dem, was uns zu gänglich ist, und unser Heim mit den herrlichen Kindern Floras schmücken und beleben. Wie, wir dies tun, das läßt sich in wenigen Worten nicht sagen und hängt, so schön auch jede Blume an sich sein mag, doch von dem eigenen Geschmack und der kunstgewerblichen Keramik ab. Glauben Sie nur nicht, daß wir Vie Kunstwerke der Keramik entbehren können. Sie sind un» unbedingt notwendig, wenn wir den Blumen zu ihrer sollen Geltung verhelfen wollen. Wachen Sie doch einmal das Experiment und stellen Sie «inen kost baren Orchideenstrauß in ein Wasserglas möglichst gewöhn licher Pressung! Nein, wir müssen auch darin einen ge wissen Geschmack walten lassen, und so eigenartig e» auch klingen mag, di« Vas« ist und bleibt die Hauptsache, wenn es sich darum handelt, unser Heim mit Blumen wirklich zu schmücken. Die Blum« an und für sich ist schön, tadello» schön auch in der größten Einfachheit, aber ihren ganzen Reiz, ihren Zauber der eigenen Persönlichkeit übt st« doch erst aus, wenn man sie in einen angemessenen Behälter bringt. Tin Wiesenstirauh kann noch so einfach sein, «ine Vast nach der jetzt so beliebten «auerntöpfereimanier wirb für ihn genügen, um der Veranda, dem Wohnzimm« ein wirklicher Schmuck zu sein. Irgend jemand hat «inmgl ge sagt, daß eine wirklich schöne La France-Rost nur in einem schlanke-» Sektkelche zur richtigen Geltung «im«, und dieser Aesthet hat recht. Di« großen Sonnenblumen, di« wir im Spätherbst so viel erhalten können, wirken herrlich vor einer dunklen Tapete in einer Vase von dunstem Amphorapor- zellan, ohne jede Beigabe von Laub oder irgendwelchen anderen Blumen. Hohe, schlanke, schön« geschliffene Glas- oastn sind für groß« Chrysanthemen und andere Sokttit» bluimn d«, richtig« Standpunkt, und ei« altertümliche Vast, niwrig und vielleicht dreieckig »der von and«« eigenartig« , ' . . .... k . - - . ...