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Mittwoch» 14. Januar 1914. Nr. 10. 9. Jahrgang. /luer Tageblatt -HW Mzeiger für -as erzgebirge UM DWWD mit -er wöchentlichen Unterhaltuns-beklaser Mer Sonntagsblatt. »»««'' f-»'» Eprechttun», -« n»»aktt»n mit stusnohm, »,e «oontag, nachmittag «-» Uh«. — L,i«gramm.^Sr«ss», kagedlatt ftu—rgedir-e. firnfpwch«, «. »»v?>' «r«'Ä"Äst"L°^L ..'M!' ra« un»«la°o« «ingisan-t» Manuskript, »an« e.w-hr nicht g.l.tst.t w.r»«u Diele Ru...m r umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Dem Förderer de» Bölkerschlachtdenkmav, Geh. Hof. rat Clemen» Thieme, der den roten Adl«- orden vierter Klass« zurückgewiesen hat, ist der rote Adlerorden dritter Klass« mit d«r Kron« verliehen Worden. * DerMeichStag und beide Kammern de» Säch sischen Landtages sind gestern nach den Weih, nachtsferten wieder zusammengetreten.*, Der Kaiser ließ sich über die Straßburger Ur teile durch den Krieg-Minister v Faik. nhr n und Generalstabschef v. Moltke Bericht er statten. » Die Sturmflut an der Ostsee hat nicht so ge Waltige Schäden verursacht, Wie er i befürch. r Wurde. Verluste an Menschenleben sind nirgends zu beklagen. Der Antiquitätenhändler Geri in Florenz, dem die Gioconda zum Kauf angeboten wurde, strengte ein« Schadenersatzklage gegen den französischen Staat an. »> SIckhrre« stehe an anderer Grell«. Der Deutsch-Amerikanische Wirtschaftsverbanci. *07 Als lvor einigen Tagen durch die Press« die Mel dung ging, daß ein Deutsch-Amerikanischer Wirtschafts, verband im Entstehen begriffen sei, wendete sich dem neuen Unternehmen allerseits große Aufmerksamkeit zu. Das erscheint durchaus begreiflich, wenn man sich daran erinnert, daß in letzter Zeit schwerwiegende Verände rungen in der Gestaltung unserer Wirtschaftsbeziehun gen zu der großen Republik jenseits des Ozeans einge- rreten sind, neue Momente, sdie zu einer neuen Stellung? nähme der an unserer Volkswirtschaft und ihrer erhöh ten Anteilnahme an der Weltwirtschaft Interessierten herausforderten. Da war es einmal der nordamerikanische Zolltarif, der unserem ohnehin starken Export nach der Union größere Wachstumsmöglichkeiten bot, dabei aber wegen seiner verdeckten Fußangeln manche Nach, teile mit sich brachte, deren Erörterung di« Oeffentlich- keit lange in Atem hielt. Dann folgten di« Verhand lungen über die Beteiligung Deutschland» an der 1915 in San Franko stattfindenden Weltausstellung, die infolge der ablehnenden Haltung der Regierung ohne Erfolg abgebrochen wurden. Und endlich di« neue Maßnahme der Nordamerikaner, auf da» unter d«m Schutze der deutschen Au»suhrprämt«n «»»geführte Getreide «inen besonder«» Einfuhrzoll zu legen, sodaß unser Getretdeexport nach Nordamerika schwer geschä digt war, «ine Tatsache, di« angesichts d«r überau» reich, ltchen Ernt« d«» letzten Jahre» und der damit steigen den notwendigen Erhöhung der Ausfuhr nicht und«, oingt günstig stimmen konnte. Inzwischen haben sich di« Kräfte, di« an «1n«r Organisation der wirtschaftlichen Interessen hüben und drüben interessiert sind, zu dem Wirtschaft-Verband zusammengeschlossen. In Betracht kommen dafür die führenden Firmen aller am Außen- handel Deutschland» teilnehmenden Geschäftszweige — also in erster Linie di« Schiffahrt, Montanindustrie, Textilindustrie, chemisch« Industrie — und di« an gu- ren deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen tnte- . ,te^ n Betriebe der Union. e r Vorsitz hat der i solchen Fragen mehrfach brrvorge.re.ene G:neraldirek .or der Hamburg-Amertka-Ltnte, Ballin, Übernom men. Am 5. Februar findet in Berlin die erste Mitglie derversammlung der neuen Organisation statt, di« am 6. Februar sich konstituieren wird. Daß der Deutsch- Amerikanische Wirtschaftsverband mehr eine Vereinigung von GeschästSinteressenten ist, dürste dem Werr, den er für die deutsche Volkswirtschaft hat, wenig Abbruch tun^ Eino Fülle hvwFragen, die am besten luch ter rein geschäftlichen Prinzipien — dl« diplomatisch, politischen ergänzend, unter denen die politischen Bezieh ungen der beiden Staaten bchandelt werden — ihre Er ledigung finden, so die Vorbereitung «ine» in Frage kommenden Handelsvertrages zwischen Deutsch land und Amerika. E» ist von außerordentlicher Bedeu tung, vor Abschluß diese» Vertrages die gesamten han delspolitischen Grundlagen — es spielen hier herein nicht nur die Zollverhältnisse, sondern auch die Ent wickelung des Außenhandel», Wirtschaftsfragen usw. — zwischen Union und Deutschem Reich handelStechntsch Vorzubeveiten und so die Regierung mit dem einschlägi gen Material zu unterstützen, ehe noch ein« solche Vor lage an die Kammern gelangt. Einen wetten Raum dürsten nach den Erfahrungen der IHten Jahre auch die ZollverwaltungSbe- stimmungen und ihre Durchführung in Anspruch nehmen. Gerade hierin hat e» sich gezeigt, Wie Wenig man auf die rÄn politische Behandkurg der Frage durch die politisch Maßgebenden beider Länder rech nen kann. Die Gemeinsamkeit der Aktionen im Parla ment und Verwaltung bei uns und drüben, wie sie nur möglich ist, wenn die Unternehmer auf beiden Seiten sich über Nutzen und Schaden solcher Bestimmungen im Klaren sind, könnte durch den eben entstandenen ver band ^ehr gefördert Werden. Man erinnere sich, wie viel Gerede e» hier und dort kostet«, um die Frage des Vorzugstarif» für deutsche Waren bei der Einfuhr nach Amerika klarzustellen, wie ferner di« Art der Kostenbe rechnung der etngeführten Waren seinerzeit bet uns An stoß erregte und in Weiten Kreisen lebhaft« Bedenken auslöste. Solche Dinge können leicht umgangen Wer? den, Wenn ein« Jnteressentenorganisatton, wie di« neu gegründete, sich den nötigen Einfluß in Deutschland und Amerika verschafft. Der privaten vermittelungS- tättgkeit in handelspolitischen Dingen, dem engeren Zu sammenschluß der Volkswirtschaften Leid« Reich« ist damit vornchmltch gedient. Dazu kommen noch man cherlei Programmpunkt«, Wie di« Organisation der Aus künfte üb«r di« Marktlage in Amerika, di« — wen« man auch die Gefahren de» Interessent«neinfiusfr» nicht zu unterschätzen braucht — ebenfalls eingehend« Refor men verträgt. Alle» in allem — man kann der Wirk samkeit de» neuen Verbandes mit Interesse entgegen- sehen. Daß die Beziehungen politischer Natur durch die Wirtschaftlichen Bestrebungen durchkreuzt Wer den, ist kaum wahrscheinlich. Aber «» wäre ein Jrr- .um, anzunchmen, daß di« Förderung de» politischen Konnexe» der Union und Deutschland» durch die Reich»? regterung mit der Tätigkeit der Privaten in gewisser Weise überflüssig gemacht werde. DaS Gegenteil trifft zu. Die Politik, die Bande zwischen beiden Reichen im» ..rer enger zu knüpfen, muß weiter verfolgt Werden, nicht trotz der Selbsthilfe der Privaten, sondern gerade wegen derselben. gwei neue Aanzlerreäen. (Von unserem Berliner cS-Mitarbeiter.) E, ist gewiß keine Unterschätzung de» Reichstage» unst keine besondere Ehrung des preußischen Parlamente«, daß der Reichskanzler und preußische Ministerpräsident o. vech- mann-Hollweg das Schwergewicht seiner politischen Tätig keit in diesen kritischen Zeiten in Vie beiden preußisch« Kammern verlegt, vielmehr find es zwingend« Partei, taktische Rücksichten, die den Leitenden Staatsmann nöti gen, sich jetzt zunächst mit der in Preußen einflußreichst«» Partei, mit den Konservativen, auseinanderzulsetzen. Die ganz« erste Rede de» gestrigen Tage» war dieser Auseinan dersetzung ausschließlich gewidmet, während Teil« der zwei- :en Rede auch an die nationalliberale Partei gerichtet waren. Beide Mal« aber fiel der frische polemische Ton, di« ungewöhnliche Entschiedenheit auf, mit der gestern oer Reichskanzler sprach. Man zog daraus in Abgeordneten» kreisen die Folgerung, daß pon Herrn Dr. v. Bethmann Holl weg die Meinungsverschiedenheiten, die seit 1911 über die elsaß-lothringische Politik und seit 1913 über die Steuer politik der Neichsregierung bestehen, für unüberbrückbar ge halten werden-. Schon in der Linsührungsrede des preußi schen Etats hat Finanzminister Lentze einen größeren Ab schnitt seiner Darlegungen der Verteidigung der Wer- .rögenszuwachssteuer gewidmet. Wie nötig das ge nesen ist, ging deutlich aus der gestrigen Red« des konser vativen Sprechers Winckler hervor. Zn seiner sonst recht gemäßigten Darstellung der konservativen Sorgen und Wün sche fand er recht scharfe Wendungen über die Passivität der niler Ratigner ist es, der seine Methode zur Herstellung gegossene: Stoffe Levetts vor kurzem so p^it durchgeaHeitet hatte, daß er die Gründung einer Fabrik in di« Wege leiten konnte. Die Art und Meise, wie er dabei verfahrt, ist die folgende: Es gibt eine ganze Anzahl pon Stoffen, die sich ohne Mühe in di« Form eine» Dreie» bringen lassen. E» sei nur an den Papterbvei erinnert, au» dem man ja auch durch Gießen di« in früheren »Jahren so viel beliebten PaptermachSwaren herstellt. In ähnlicher Weise laßt sich auch da» Rohmaterial der künstlichem Seide in «inen Brei verwandeln. Treibt man diesem Brei unter einen Metall zylinder hindurch, auf Len ein Stoffmuster aufgraviert ist, so entsteht «ine Stoffbahn, die, wie jeder gewebte Stoff auch, au» Poren besteht, um di« herum di« eigentliche Stoffmass« liegt. Der Unterschied ist nur der, daß Leim grwebten Stofs jede Por« von vier Fäden umschlossen wird, di«, sich kreuzend, um st« herum verlausen. Gicht man hingegen den Stoff, so wird di« Pore künstlich durch «ime Erhöhung de» Metall- «linder» geschaffen. An di« Stelle der vier, Fäden tritt ein« Art von fest zusammenhängendem, au» Swffmassen be stehendem Rahmen. Dieser Rahmen fitzt sich nach allen Richtungen hin fort, er greift auf die benachbarten Poren über, und di» Wirkung «st eine ähnliche wie Lei der Weberei. Nachdem di« au, dem Brei hrrgestellt« Stoffbahn erhärtet ist, ist der Stoff selbst fertig. Freilich gelingt es nach diesem Verfahrrn moch nicht, alle Stoffarten zu gewinnen. Dazu zeigt ja jede einzeln« zu viel einer besonderen Eigenart. Die weiter, Ausbildung nach dies« Richtung hin muß viel- leicht einer späteren Zett Vorbehalten bleiben. Da», wa, Rationier aber bereit, jetzt yu «zeugen vr-rnwL ist sehr mannigfaltig. So stellt er por allem einen künstlichen i Stramin -er, der bekanntlich die Hauptunterlage für die sogenannte Kreuzstichstickerei bildet. Wann gewinnt er Stoffe, dt, dem Tüll ähnlich find, und wieder andere, di« der Gaze gleichen, ja sogar fihr schöne SpttzenMuster sind unter entsprechend veehewitvtten Mdltzen hWoopgegfuegwu Dao Gegossene unä heizbare Anzüge. Plauderei von Gr. Franz Kittle». In der Flucht der Erscheinungen, die im Laufe von Jahrhunderten über die Menschheit bahingegpmgen sind, ist die Kleidung ihrem Wesen nach vollkommen unverändert geblieben. Diese Behauptung mag unrichtig erscheinen, wenn man an die so unendlich mannigfachen und nimm«" sich erschöpfenden Wandlungen der Mode denkt, die ja schon in jedem einzelnen Fahr« mehrere Mal« Neue» schüfst. Aber von Liesen Wandlungen der Mode soll ja nicht die Red« sein. Wir haben nur behauptet, daß die Kleidung ihrem Wesen nach sich Nicht geändert hat, d. h. die Stoffe, di« wir por- weben, und di« Art, wie wir sie am unserem Körper an bringen, ist seit undenklichen Zetten di« gleich«. Wir tragen Unterwäsche, di« au» feineren und dünneren Stoffen besteht, und darüber «ine dickere Gewandung, Wer di«, wenn es sehr kalt wird, noch einmal «ine ganz besonder» dick« kommt. So war es immer uiid so ist «» noch Heutigentag». Auch in bezug aus di« Herstellung diefir Bekleidung ist fast alle» beim alten geblieben. Man ist zwar bei der Anfer tigung von Letnenwaren rote von Luchen, bet der He» stellung von baumwollenem Stoffen, sowie von wollenen allmähNch von der Hau»- Und Handarbeit zum FabrtLLe- triebe übergegangen, aber tm Grunde macht auch die voll kommenste Maschine der Jetztzeit nicht» ander«, al» wa» 'm Mittelalter di« Burgfrau in ihreuKeMenate vollbracht«: sie spinnt und webt. Mr -üben aff» Wohl Recht, dfi auf den ersten «Mick so unwahrscheinlich, ja, Io unrichtig Sin gende Behauptung aufzustellen, daß sich unsere Kleidung tm Lauft der Zeiten ihrem Wttftn nach tn keiner weift geändert hat. Erst un,e «m Jahchund»»' »» as so rielen Gebieten durchgreifend« Reformen schuf, wird «» »erbe-alten bleiben, auch -ter amwätzevde veräüdeeuage» »» dringe», Efim hat schon seit einiger Zeit begonnen, alle möglichen Kunst- I stosse, wie Kunstseide und Kunstnoolle, antzüstrtigen, deren Existenz deshalb notwendig wurde, Weik die natürlichen Bor- rät« für den ununterbrochen gestiegenen Bedarf Nicht mehr ausreichten. Aber auch diese neuen Prdukte der Textil industrie 'haben das Wesentliche unserer Kleidung in keiner Weise.zu verändern vermocht. Wo Man früher natürliche Seide trug, da Nimmt man an ihrer Stelle jetzt sehr häufig Kunstseide; und wenn Man nicht Mehr, wie die» Groß vater tat, «in und denselben Anzug sein Leben lang be nutzen muß, so liegt die Ursache davon nicht -um geringsten Teil in der jetzt so massenhaft erfolgenden Verarbeitung von Kunstwolle. Diese und sonstige Kunststoffe scheiden also für unsere Betrachtung gleichfall» du» Dagegen ist es al» «in bedeutsamer Fortschritt für unser gesamtes Be kleidungewesen zu betrachten, wenn in Zukunft die Müh- seligen verfahr«» de» Spinnen» und weben» mit ihren so mannigfachen Umständlichkeiten und dem durch sie be- dingten Zeitverlust wetzfalldn. Eigentlich paffen sie ja fi- wieso schon nicht mehr recht in unser Zeitalter, -«t dem jede gewonnen« -Minute einen Gewinn an barem Geld« be deutet. wie lang« dauert e» doch auch jetzt noch, bi» filLst unter Verwendung der besten Maschinen «in lange» Seiden- band oder bi» eine Tuchbohn entsteht, die zu einem Lntzug hinreicht I Drängt unsere ganz« Entwicklung nicht dazu, an Stell« dieser alten Verfahren de» Spinnen» und Weben» ander« lneuer« und schneller« zu fitzen? Derartige Gedanken haben tatsächlich neuerdings viel fach die Erfinder beschäftigt. Unter allen Verfahren, die dazu dienen, einem Körper eine -«stimmte Form tzu geben, ist zweifellos der Guß daeienige, da» am vüschchen zum Ziele führt. Sind einmal die Vorbereitungen getroffen, so geht die Abführung schnell vor sich. Deshalb hat man auch versucht, da» Verfahren de» Gießen» auf di« Herstellung von Kftidungsstofftn ünguwerden, und diffe Bestrebungen hüben tatsächlich P» Güfitz» gchührd. Dw