Volltext Seite (XML)
Dienstag, 17. Oktober 1S11. llitir chllllv ndlnii Ikmifin Ar. SLS. Lech-ter Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge v.,°n,w°-,„ch«^.»°"-u. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. _ _ v^°g <ür di. Ins«-.. °-ran,-°-tl>ch: klr»o» Lxrichstund« der Redaktion mit Aa-nahm» der Sonntag« nachmittag» von » llhr. — LUtgrannn-Ndnsirr Tagchlatt N»«qg«mrs. F«rntz>r»ch« »» i. Lrzgeb. Beide in Aue t. Lezg.d. Für unverlangt «tngesandt« Mmmskrtz^t» kann Gewähr nicht geleistet werden. Bezug,preis: Durch unsere Boten frei in» Bau» monatlich so Ofg. Lei der Geschäftsstelle aHebolt monatlichqopfg. und wächentlich io Osg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich i-LO Mk., monatlich do pfg. — Durch den Briefträger frei in, Hau» vierteljährlich r.gs Mk» monatlich e-t pfg. — Einzelne Nummer >0 pfg. — Deutsch« Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn» und Feiertagen. 2nsertton»pr«t»: Vie fiebengeh-altrne Aorpuszeile oder deren Raum für Inserate aus Au« und den «Ortschaften de, Anrtihasptmannschaft Schwarzenberg <o Pfg., sonst >s pfa. Reklamepetitzeile r» pfg. Bei größeren Abschlüssen »M- Hs rechender Rabatt. Annahme von Anzeigen bi, spätesten» ->/> Uhr vormittag». Für Aufnahme von größere« Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn st» am Tage vorher bei uns eingehen Diese N,„ek >»«» - keil« La» Wichtigste vom Lage Der Kaiser sandte an Küntg griedrich August «in Leie« gramm, tn dem er mittelst, daß er für da« Linienschiff Ersatz Aepti den Namen Köni Alberlgewäht hab. ch In Mexiko ist es zu ernsten Kämpfen zwischen Regie- rungStruppcnund Anhängirn de« B a n d «>>f ü h r ers Zapata gekommen. Nach italienischen Meldungen sollen bet Tripoli« 1Ü0 tür kische Offiziere kapituliert haben. Bei einem neuen b lutig en G e' ch er So niertm Rif wurde der befehligende eral Ordonez getötet. In Nordwestpersien ist dir durch die Anhänger de» Ex schahs g e st ö rte R uh e n och ntch t wiederhergestellt. Reichstag und Weltlage Am heutigen Dienstag tritt, Vie wir schon wiederholt be merkten, der Deutsche Reichstag wieder zusammen. Man hatte ihn einen sterbenden genannt; man hatte von ihm nur noch greisenhafte Lebensäutzerungen oder wildes Wahlgezänk erwar tet. Und nun sieht sich der Todeskandidat wider alle Erwartung, die man bei seinem letzten Auseinandergehen Haden konnte, zu schicksalsschwerer Stunde, in einer Zeit von politischen Erschütte- rungen und Neuschöpfungen noch einmal vor die Aufgabe gestellt, zu zeigen, ob die deutsche Volksvertretung ihrem Teil an der Verantwortung für die Geschicke der deutschen Nation gewachsen ist. Dieser Reichstag wird über die deutsch.französischen Abmachungen zu Erricht zu sitzen haben; ihm wird e» ob liegen, zu prüfen, ob sowohl bei der Sicherstellung unserer wirt schaftlichen Interessen in Marokko wie bet der Regelung der uns von Frankreich als Entgelt für unseren endgültigen Verzicht auf eine politische Stellung in dem Reich der untergehenden Sonne gebotenen Kompensationen mit Mut und weitem Blick entspre chend den Bedürfnissen eines großen Volke» verfahren wurde. Denn wenn der Mattn mit der bekannten rührenden Anspruch», losigkeit der Franzosen meint, die Rücksicht aus die Grande Nation müsse Deutschland zu einem fast unbegrenzten Entgegenkommen veranlassen, so möchten wir heute einmal in aller Freundlichkeit an di« Rücksicht auf da» groß« und starke deutsch- Volk erinnern, die in dem bisherigen Verlause der Marokkwechandlungen Lei den übrigen unmittelbar oder mittelbar beteiligten Ländern kein« allzu große Rolle gespielt hat. Wir hoffen, daß der Reich». tag an di«se Rücksicht vor allem denkt. Er wird aber vielleicht nicht nur di« Ergebnisse der monate lang«» beunruhigenden Verhandlungen untersuchen; vielleicht wird er noch wcttergehen und sich auch mit der Frage beschäfti gen, welchen Einfluß auf den Verlauf der Verhandlungen da» Dazwi'chentreten einer dritten Nation genommen hat. Man hört sogar, daß di« Frag« nicht unerörtert bleiben soll, ob da» deutsche Vorgehen tn jeder Richtung, besonders in der eben genannten, genügend vorbereitet g«o<«n ist. Nah« genug läge ohne Zweifel «ine solche Frag«, Wenn sich ein Londoner libera les Blatt aus Wi«n melden läßt, seit dem Frühjahr dies«, Jah res werde in aller Heimlichkeit aber mit allem Eifer an «iner deutsch-«nglischen Verständigung üb«r di« Flottenrüstungen beider Länder verhaickelt, so mag sich da» darauf beziehen, daß der Reichskanzler im Frühjahr im Reichstag — also nicht tn aller Heimlichkeit, sondern in voll«» Öffentlichkeit — mitgeteilt hat, daß zwischen Leiden Ländern rin Austausch von Informationen über den Stand d«r Flotten»» bauten geplant fei. Der Reichskanzler hat damals mit unge wöhnlich bestimmten Wdrten «»»gesprochen, daß «tn, Beschrän kung der Flottenrüstung«n von einem souverän«» Staat, nu, der Kontrolle der eigenen Regierung und der eigen«» Volksvertretung, niemals aber der Kontroll« ein«» fremden Staate» unterstehen kann. Da» ist selbstverständlich. Mr möch ten aber annehmen, daß die politischen Ereignisse, die fett jenen Erklärung«» des Herrn v. Bethmann Hollweg eingetreten sind, die deutsche Regierung und das deutsche Volk in diesem an sich selbstverständlichen Widerstreben gegen die Kontrolle deutscher Machtmittel durch einen fremden Staat nur bestärkt haben kön- nen. Man kann vielleicht sogar die Frage aufwevfen, ob di« allem leichtherzigen Optimismus zum Trotz aufs neu« und stär ker al» zuvor wirksam geworden« Konstellation der Mächte den Grundgedanken unseres bisherigen Flottenplan«», nämlich da» Risiko bei «in«m Angriff auf Deutschland, nicht verschoben, und zwar zu unseren Ungunsten verschoben hat. Der Reichstag wird sich nicht allein mit den von un» in letz ter Zett wiederholt aufgofiihrten laufenden gesetzgeberi- chen Fragen zu befassen haben, sondern auch mit der Frag« der Lebensmittelteusrung und vielleicht im Anschluß daran mit dem Stande der Rei chsftn anze n. Wird dem schwarz-blauen Black sein alter Herzenswunsch erfüllt, von der Regierung ein dienstwillige» Lob der letzten ReichSfinantzreform zu erhalten, so wird man gleichzeitig an die Frage denken müssen, in welchem Umfang di« Lebensbedürfnisse unserer Machtstellung in der s«tt d«r Retchefinanzreform von 190V verstrichen«» Zeit spanne erfüllt oder vernachlässigt worden find. Di, Antwort wird vi«lleicht etwa, and«» lauten, ah, den Vätern dieser Ad nanzresorm angenehm klingen dürfte Dann wird man an di« erheblichen Neuausgaben zu denken haben, di« di« Verständigung mit Frankreich ohn« weiter«» im Gefolge haben Mch. E» Han- delt sich hierbei sowohl um di« durch den geplanten kolonialen Neuerwerb notwendig werdenden Aufwendungen für die Verwal tung, Beschützung und Erschließung der Kompenfationege-ietch wie auch um die Geldsumme, di« an Spanien für di» geplant« Ueberlassung d«r Insel Fernanda Po und de» spanischen Munigebiet» zu.entrichten ist. Einerlei, ob diese Mittel tn einem Nachtragsetat noch von dem gegrnwärttgen Reichstag oder ob ste erst von dem künftigen Reichstag zu fordern find: Jeden falls wird da» jetzig« Parlament über den Umfang aller dteser Aufwendungen mindesten» einen lleberschlag haben wollen. War schon die au» dem letzten Tagungöabfchnitt de, Reichs tag, verbliebene Arbeitsmenge übergroß für di« kurze Schluß- tagung, so eröffnet sich jetzt die Aussicht, daß «in erheblicher Teil der zur Verfügung stehenden Zeit von der so gründlich veränder ten weltpolitischen Lag« beansprucht werden wird, D« türkisch- italienische Krieg und di» gewaltig« Erhebung, di« gegenwSrtta da» beoölkrrtst« Reich der Erd« erschüttern, wecken ohne Zweifel «Lensall» ihr« Wellen in di« Debatten der deutschen Volksver tretung werfen. In einer Z«it »oll schwerer Ereignisse, di» den Bestand der Dinge in der muselmanischen wie tn der mongoli schen Welt, in Asien, Afrika und Guropa bckrohen, Wick der G* danke an Tiefe und Schärf« gewinnen, daß,im deutschen Volk« «ine Politik keinen Erfolg haben kann, die auf der Nickerhaltung großer Bevölkerungstetl«, auf der Herrschaft eine» kleinen Krei ses aufgebaut ist. vielleicht sagt da» in «lfter Stund« der Reichs tag der Regierung noch einmal mit allem V^chdruck; und sagt es nicht der Reichstag der Regierung und nicht die jllegierung sich felbst/so sagt es der Regierung pnd dem Parlament bei den nächsten Wahlen da» deutsche voll. Aas »em Königreich Lachse«. Neunte ordentlich« evangellfch-lutheietsch« Vanderfynod«. In der gestrigen achtzehnten öffentlichen Sitzung trat di« Synode in die erste Beratung über den Antrag de» Verfassung» aueschusses L zum Erlaß Nr, 13 wegen derVersorgwngder Hinterlassenen der «oangelisch-lutherischen Geistlichen. Der Verfassungsaueschuß L beantragt«, den Entwurf mit einigen Aenderungen anzunehmen. Nach Ihm soll der Höchstsatz des Wit wengeldes des letzten Diensteinkommen» des Verstorbenen betragen. Ferner soll das Kirchenregiment ermächtigt wecken, etwaigen Aenderungen, die der Gesetzentwurf (einschließlich sei Fünfzig Jahre Telephon. Ein Gedeukblatt zum fünfzigjährigen Jubiläum der Erfindung des Fernsprecher». (»lachdru« o-rS-Im.» Die Geschichte dep Fernsprechers hat mit jener der Flug, maschine eine Aehnlichkett: ebenso wie es von alter» her die Sehn, sucht des Menschen gewesen tst, sich tn die LGte tzu erheben, fo las. sei, sich auch die Bestrebungen, dap gesprochen« Wort in wette Fer- nen hinauszusenden, lange -urückoerfolgen. Wohl schon in den allerfvühesten Zetten haben die um den Mund gelegten Leiden Hände einen primitiven Schalltrichter gebildet, der zur Ler- fügung des den Lippen entströmenden Laute» dient«, und au» die- s«r einfachsten aller Vorrichtungen ist später tatsächlich da» Sprachrohr hervorgegangen, dessen Erfindung zwar offiziell dem Engländer Morland — im Jahr« 1870 — gugsschrieben wird, obwohl es erwiesen tst, daß man «» schon früher anwendet«, und daß e» wohl schon den Norman«n Lei ihren Seefahrten gut« Dienst« geleistet hat. Di« Reichweite »ine» solchen Sprachrohre» tonnt« immer nur beschränkt bleiben, und so sucht« mau nach Mög lichkeiten, noch größer, Entfernungen zu überwinden, wer er- innert sich nicht au» seiner Jugend jene» Kinderfpietzeuge». d«» Telephon«, da» au, j, zwei an «tn«m End« überklebten Papp- deckelzylindern oder dmkeiwfen Blechbüchsen -«stand, di» durch,in«n in der Mitt« ihre» »öden» angKnüpften Ackden verLunden waren? Sprach man in den «inen dieser Zyltnd« hinein, fo ver mocht« man am andern da» geftn»ch«no Dort — allecktng, etwa» undmttlich — noch tn ziemlicher Entfernung zu verm-men. Vie- 1«, einfachst« all« Fernsprech« fft gletchfall» schm» einig« Jahn- hundert, alt. a,wuck» im Äh« iMZwnR^Hook« anw^Len. doch ist « swetsilhaft^ ob dies« wirklich der Erfind« ist, denn « steht fest, doch man schon vorher In Spanien di« gleich« Ein richtung verwendet«. Natürlich nicht in dem Sinn» sie heut« da« Telephon etwa im Ges fondnn .e» sollen 0«. — Dio ei« «am die >on, »HMnor wett« zu «erbef- MM an derselben St««», f«n> »nd -«eit» tm Sst nämlich tn der wystka nen, zunächst mit recht primitiven Hilfsmitteln; Allmählich aber wurden sein« Apparate immer besser, und am LS. Oktober IftSI trat er mit einer schon recht leistungsfähigen Einrichtung vor di« Oeffentlichkeit. Dteser Tag, an dem «r seinen in langjähriger Arbeit geschaf. fenen Fernsprecher im physikalischen Verein zu Frankfurt a. Main vorführte, bedeutet daher den Ausgangspunkt der Entwicklung unsere» Telephonverkehr«. Durch einen glücklichen Zufall sind di« Apparate, die Philipp Rei» damals vorWrte, heute noch voll ständig erhalten; sie nehmen im^N eich »post museum zu B«. ltn «inen Ehreiwlatz «in. Und f» einfach ste auch tzufammenge- -aut waren, fo lassen fi« doch hie Konstruktion unsere« heutigen Telephon» in ihren Grundlagen -«rett» vollkommen erkennen, wenn un» auch manche, an ihnen fremdartig anmuten muß. D« Hörer zum Beispiel, den wir heut« in Form von ein« runden Dose an da» Ohr zu halten Pflegen, ist Leim Reisschen «rftenLel«- phon einer menschlichen Ohrmuschel nachgebildet. Dies« Ohr» putsche! hatte sich R«i« selbst geschnitzt und sie aus der Rückseite mit der elektrischen Einrichtung versehen, durch die di« im Innern der Ohrmuschel auftreffenden Echallschwingungen in elektrisch« Strom umg«setztMtrd«n, di« dann in der F«rn« Wied« «r Gehör- «bracht werden konnten. Aber auch di« Bezeichnung Telephi di« -eutzutag« ia durch da« »ess«, deutsch« Fernsprecher immer mehr ersetzt wird, rührt von Philipp Rot« her» er gebraucht, di» sen Auevruck zuerst Lei d« Vorführung seine» Apparat«» am Ai. Oktober 18S1. Freilich waren e, damal» noch kein« länaerenG* spräche, di, in sehr «eit« Fern«» Übertrag««! wurden. Rur iw« «tn« kurz« Streck« ging dl« U«t«traguno und «ich da waren « nu, «inzeln« Wort«, sowie vor allem musikalisch« Mn«, di« man — befand sich im Zimmer der Geliebten, während die andere Sprachmuschel an einem Faden -um Fenster heraushing. Hier konnte der verliebt« Hidalgo nun leis« die glühendsten Liebe», schwüre flüstern, ohne daß die Nachbarschaft e« arg vernahm, und nur da» Ohr der am anderen Foden«icke lauschenden Mercedes oder Lärmen konnte ste hören und ihr Mund in gleicher Weise aut, Worten ... Erst der Elektrizität indes blieb es, wie in so vielen Dingen so auch hier, vorbehalten, jene» Instrument zu schaffen, da» heut« ein unentbehrliche» Allgemeingut d«r gesamten Mensch heit geworden ist. Und der Erfinder unsere« modernen Fernspre cher» teilte leider da» Schicksal so vieler anderer Erfinder: auch ihm war e» nicht mehr vergönnt, den Ruhm und die Ehren zu ernten, di« ihm der Bedeutung sein« Erfindung -«folg« ge-ührt hätten, sondern er sank, verkannt und verbittert, in noch jugend lichem Alter in« Grab. Philipp R «i», wt« so viele ander« bedeutend, Pionier« der Wissenschaft Und Technik, «in Autodi dakt, der sich nur neben-« mit elektrischen versuchen beschäftigt«, wurde an» 7. Januar 1834 zu Geln-ausen in d« Näh« von Fulda ackoren, wo sein vat« da» ehrsam« G«w«b« «ine» Bäckermei- st«» ausllbt«. L« Sohn widm«t« sich der kaufmännischen Laiff- Lahn und wurde Lehrling in einem Farbwarenaeschäft. Da« Ab» wiegen und verkauf«» klein« Mengen von Farben und Gin» wickeln in Düten vermocht« ftdoch feinen lebhaften Seist nicht zu befriedigen; « Lenutzt« jede frei, Minute während d« Geschäft»» zeit, um mathematisch, und naturwissenschaftlich« Wch« zu lesen, und am Abend mck Li» tief in dl, Nacht faß « iw« den geliebt«» vüch«n und btldetefichso im still«» zu einem -e» vor ragenden Mathematik« und Physik« au». Nachdem « im Jahr ML in Kafftl sein« MtlitäWiM Genüge geleist« hatte, »nvylte « dies« Fächer aw Le-mÄenff. G, t«tt al« ü«h»«r der Physik in da» Garnieffche Erziehunaeinftitut zu Friedriche, bürg »ei Homburg v. d. H. «in, und hi« «ar «, wo « sein Telefon tn tahrckrng« «ckeit bi» zu einer schon ziemlich gr». ß«n Sttff« d« lvollkemmei-ett «wmw«t«. Sewit» im Iah,« IS« Hatte «r mit Vmfvchin ätee div Schalltw«i»Mna be»on.