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Freitag, 14. Juli 1911 Uidit 4000 udliitt Biimiri Nr. 161. Sechster Jahrgang. 5luer Lageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge ' °»rnk°^ mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. „ . ,Nr !»e Inserate verantwort,ich: lloee veacli-wyteleg»^«»rN»<»«tt M»It»r klr»u» Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittag» von 4—» Uhr. — Telegramm-Adresse! Tageblatt Aueerzgebirge. — Ferntztrecher »r. Nu« t. Lrzgeb. Beide in Uue i. Er,geb. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins Hans monatlich so Pfg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich 40 pfg. nnd wöchentlich 10 pfz.— Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich j.so lNk., monatlich SO Pfg.— Durch den Briefträger ftci ins Haus vierteljährlich t-gr Mk., monatlich s-> pfg. - Einzelne Nummer <0 pfg. — Deutsch« postzcitungskatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. 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Dir Nachricht, das, dem nächsten Reichstag der Ent- wnrs eines Peiroleummonopol» vo,gelegt werden ftü, wr' dem ent tert. kd D»r Bei band thüringischer Metallindustrien«! bejchlo», sämtliche organisierten Arbeiter der ihm ang. düngen Betriebe auszusperren. » Der N a t i 0 n a le D e u t s ch> a me r i ka n is ch eLehr crbu nd dischiosl, im Juli des nächsten Jahres Deutsch land zu besuchen. * DicMecklenburgerRiterschaftskonvention sprach sich für den Ausschluß allgemeiner Volkswah len btt der Zusammensetzung des Mecklenburger Land tages uUS. Wie von informierter Seite mitgeteilt wird, wird Kaiser Franz Josef im Herbst Kön t g Peter vonSer- bien empfangen. Mutmaß iche Witterung am IS. Juli: Nordwestwind, veränderliche Bewölkung, Abkühlung, örtliche Störungen. -ML Kühle Besouuenheit. Die Besprechung des Zwischenfalls von Agadir ist nunmehr in der französischen Kammer erfolgt oder, wenn man lieber will, nicht erfolgt. Wie zu erwarten, beschränkte man sich aus eine Erklärung des Herrn Le Selves, «ine Diskussion fand aber nicht statt, indem Vertagung mit der enormen Mehr heit von 400 Stimmen angenommen wurde. So ganz ohne ein bischen Phrasenschwall ist es dabei, wie das in romanischen Län dern nun einmal üblich ist, nicht ^gegangen, in einer so heiklen Angelegenheit konnte es nicht fehlen, daß der französischen Mgen- liebe etwas geschmeichelt wurde; in Wahrheit ist aber das, Das der fronzösislix Minister des Aeußeren in der Kammer zum besten gab, so gut wie nichts. Der Ton der Erklärung war durch die ganze Situation gegeben, und man wird einräumen Düsten, daß er keineswegs schroff gehalten ist, sondern ein gewisses Ent gegenkommen gegenüber den deutschen Wünschen durchbltcken läßt. Französische Art war es auch, dah Herr de Sellve» nicht verfehlte zu versichern, dah man in einer Weise vorgeh«, welche der Würde des Landes entspreche, auf der anderen Seit« aber fügte er sofort an, daß die Verhandlungen von der Lendens ge leitet seien, die Beziehungen von gutem Einvernehmen und voll kommener Loyalität gegenüber Deutschland aufrechtzuerhalten. Gleichwohl fehlt es gegenüber dieser gemessenen und beson nenen Leitung nicht an Stimmen, di« immer wieder den Ver- such machen, der ganzen Angelegenheit «ine möglichst freund- liche Wendung zu geben. So ist es lediglich Stimmungsmache, wenn behauptet wurde, dah auch die Vereinigten Staaten von Nordamerika «ingegriffen hätten mit dem Bewerben, «in» deut sche Flottenbasis in Agadir bedeute ein« Bedrohung der Inter esten Amerikas am Atlantischen Ozean — man denke I — Die französischen Blättern entstammende Nachricht ist sofort von Wa. shington au« dementiert worden mit der kurzen -md bün digen Erklärung, dah die Meldung Unsinn sei und Amerika über. Haupt kein Interest« an den marokkanischen Dingen habe, von dem gleichen Bemühen dürften auch Berichte mancher Blätter über den Verlauf der Berliner Besprechung erfüllt sein; obwohl diese doch nur unter vier Augen stattgefunden haben, weih namentlich der Matin in verdächtiger Weise allerlei zu erzählen, und er bringt es auch fertig, zu behaupten, dah Tam- bon dem Staatssekretär von Kiderlen-Wächter gegenüber sein Bedauern über di« deutsche Demonstration nicht verschwiegen habe. Desgleichen wird ein gewisser Teil der Pariser Blätter nicht müde, auf das merkwürdig« Zusammentreffen des schroffen Auftretens Spaniens gegenüber Frankreich mit der Entsendung des Kreuzers nach Agadir hin-uweisen. Das kann uns herzlich kalt lasten, und wenn auch tatsächlich die Beziehungen zwischen Frankreich und Spanien gelitten haben, so kann die» vielleicht auf der anderen Seite für die Entwicklung der Dinge in Marokko sehr von Nutzen sein, ha von einer Aufteilung Marokkos zwischen Frankreich und Spanien dann nicht mehr gut die Rede sein kann. Jedenfalls ist aber alles in allem genommen ein Grund zu Be sorgnisten wegen neuer Verwicklungen nicht am Platze. Der Eber und Panther. Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Wie wir erfahren, tritt das Schiff Panther nunmehr von Teneriffe aus seine Heim reise an. An seiner Stelle übernimmt der derzeitige Stationär von Deutsch-Südwestafrika Eber für den von Agadir liegenden Kreuzer Berlin den Post-undTelegraphendienst und löst Berlin zeitweilig ab, falls diese zur Einnahme von Kohlen vorübergehend einen anderen Hafen aufsuchen sollte. Das Kano nenboot Eber lief am 8. Juni 1903 vom Stapel, und zwar auf der Vulkanwerft Stettin. Bei einet Gröhe von 1000 Tonnen entwickelt es eine Höchstgeschwindigkeit von 14 Seemeilen. Be stückt ist es mit 2 Schnelladekanonen von 10,5 Zentimeter Ka liber, 6 Maschinenkanonen von S,7 Zentimeter Kaliber und 2 Maschinengewehren. Bei einer Länge von 82 Meter und einer Breite von S,ö Meter besitzt der Eber einen Tiefgang von drei Meter. Die Besatzung von 125 Mann setzt sich au» 6 Seeoffizie ren, 1 Marineingenieur, 1 Sanitätsoffizier, 1 Zahlmeister, 4 Deckofftzieren und 112 Unteroffizieren und Mannschaften zu sammen. weiter« spanisch« Trupp«« fvr Marokko. Das offiziöse Madrider Blatt Jmparctal meldet, dah am 20. dieses Monat» ein weiterer Truppentransport nach Marokko entsendet wird. Die Stärke de» neuen Truppen schubes werde ISO Mann nicht übersteigen. Der Truppenersatz dient zur wetteren Verstärkung der Garnison in Elksar. Ans dem Königreich Sachsen. Eine neu« Bahnverbindung zwischen Dresden und Böhmen? Mr den Neubau einer direkten Bahn von Dresden über da» Erz- gcbirge zur böhmischen Tiefebene wird neuerdings wieder leb hafte Stimmung gemacht, nachdem das Projekt schon seit Jahren die interessierten Kreis« beschäftigt. Die ganze Bahn würde «ine Länge von 79,2 Kilometer haben, und in «rster Linie dazu die nen, den Braunkohlenverkehr von Brüx nach Dresden zu beleben. Da diese Strecke gegenüber der Strecke Dresden- Bodenbach—Brüx eine Verkürzung des Weges um 40 Kilometer bedeutet, so würde auch eine nicht unerhebliche Frachtermäßigung die Folge sein. Aber auch für den Durchgangsverkehr bietet die neue Bahn gute Aussichten, denn die Strecke Berlin- Karlsbad ustv, erhielte eine Verkürzung um 40—SO Kilometer. Es würde damit voraussichtlich die Abhängigkeit gemildert wer den, in die der sächsische Eisenbahnverkehr in gewissen Beziehun gen zu seinem gröberen preußischen Nachbarn geraten ist. Auch für die schnelleren Verbindungen nach Süddeutschland käme di« neue Bahn sehr in Betracht. Alles, was für den neuen Schienen weg spricht, ist in einer Denkschrift niedergelegt worden, die eine zum Zwecke der Verwirklichung der neuen Bahn begründete Aktiengesellschaft sächsischer Industriebahnen in Dresden soeben herausgegeben hat. Di« evangelisch-lutherisch« Landessynod« für da, Königreich Sachsen wird voraussichtlich am 2 0. September im Ständehaus in Dresden zusammentreten. Mr die Verhandlungen sind einige Wochen in Aussicht genommen. Physik, Chemie rnrv Pflanzenwelt. (Nachdnick »nbotn») Wenn an heißen Sommertagen schwere Wetter am trüben Himmel Heraufziehen, so entgeht einem aufmerksamen Beobachter nicht, daß alles — Menschen-, Tier, und Pflanzenwelt — unter dem Einfluß dieser Naturerscheinung steht. Treten dann nach einer halben Stunde nur noch vereinzelt schwache Blitze auf und ist das letzte Rollen des Donners verhallt, so empfinden nicht nur Menschen und Tiere die segensreiche Einwirkung der durch Ozon (reinem Sauerstoff) gereinigten Luft, sondern auch allen Pflan zen kommt dies zugute. Es ist eine Erfahrung, die jedes Kind kennt, daß da» Wachstum der Pflanzen durch Gewittererscheinun. gen in günstigster Weise beeinflußt wird. Dem Physiologen der Pflanzen bietet sich bei den verschiedensten Dorkommnisten Ge legenheit, zu beobachteten, wie durch Licht-, Wärme- und Elektri- zitätseinflüste, sowie besonder» durch di« verschiedene chemisch« Be- schaffenheit des Nährboden» und der umgebenen Luft der Bau der Pflanzenkörper mehr oder weniger verändert werden kann. Bleiben wir zunächst bei der Physik: Die Landwirtschaft und hochentwickelte Gärtnerei weiß, daß die Elektrizität in ver- schtedesister Weis« Anwendung findet, um dem Lebeniprozeß der Pflanzen anzuregen. E» gibt «ine ganze Reihe von Verfahren, die sich übersichtlich in drei bestimmt« Gruppen bringen lasten. Erstens: Die Samen bestimmter Pflanzen werden kurz vor der Aussaat in angefeuchtetem Zustand« einer längeren Elektrisierung unterworfen. Zweiten»: Die nach der Au»saat -i» zu einer Le» stimmten Größe entwickelten Pflanzen «erden der Einwirkung statischer Elektrizität auigesetzt. Und endlich drittem»; In be stimmten Zeiten der pflanzlichen Entwicklung wird da» Erdreich zeitweilig oder dauernd von elektrischen Strömen durchflossen. Sollen Samen elektrisiert werden, so bringt man sie in feuchte» Erdreich, läßt st, ttntge Zeit darin ltyen und sstzt zwei g'eichar.ig« Elektroden «in, wodurch di« Elektrisierung durch un terbrochene Gletchström« oder durch Wechselströme erfolgt. E» wird di« Keimsähtatett der Samenkörner dadurch gefSrdert. Aufgo- Eggen, dap Säen und Ernten, das Ausbinden, Zählen und Ein sammeln unserer Feld- und Gartenfrüchte vielfach mit mechani schen Maschinen vollbracht, di« durch Dampf, Gas, Wind» Master oder Elektrizität angetrieben werden. Der welteroberte Motor ist überall: im Master, auf der Erde und in der Luft zu finden. Der natürliche Pflanzenwuch» muß sich überall den physikalischen Gesetzen anpasten, die ihm eine mechanisch« Konstruktion vor. schreibt. Bei der großen Ausdehnung, die immer noch da» brach liegende Land selbst in hochentwickelten »Kulturstaaten einnimmt, liegt es nahe, daß man der Gewinnung dieser Oedländer für die Acker« und Eartenkultur da« größte Interesse entgegenbringt und durch geeignete Melioration die chemischen Mängel de» Lan de» aufzubestrrn sucht, indem man dem Erdboden di« den Pflan- zemvuch, schädigenden Eigenschaften nimmt und ihm dafür di« fehlenden Stoffe in der richtigen Menge zuführt, welche die Pflan zen zum Aufbau ihrer Zellen und zur Erzeugung gehaltvoller Frucht brauchen. Gin« der am häufigsten angewendeten physika lisch-chemischen Meliorattonimethoden ist die sogenannte Boden- Mischung. Diese wird überall angewendet, wo dem Boden ge- wisse Nährstoffe für den Pflanzenwuch» ganz oder teilweise fehlen. Durch Tiefpflügen mit einem eigen» dazu konstruierten Unter, grundpflug mischt man den Untergrund mit den oberen Schichten. Häufig wird auch guter Boden von anderen Orten -um Mischen herbetaeschafft, und ebenso in manchen Fällen Mergel und Kall. Da» wafs«r ist nicht nur selbst, besonder» infolge feine» Gehal- te» an verschiedenen Mineralien, di« «» in chemisch sein -erteilter Meng, «nthält, ein wertvoller Nährstoff für di, Pflanzenwelt, sondern auch «ine Hauptbedingung für di« Aufnahme aller übrt. gmr chemischen Nährstoff,, da diese nur in flüssigem Zustande auf. MomMn werden können. wenn unser, Leser dem Master, mit d«m st« ihr, Zimmer-, Topf- und valkonplanzen gießen, den jetzt überall käuflich«, künstlich«, Pflanzendünger (meist Guano odn Kaltphosphat) -erbring,n, so wenden sie Physik und Scheint, mit der Absicht praktisch an, d«n Pflan-enwuchs -u för- d«rn. Au trockmw Ländmettm, umd,n im -roß«, bwisiilt, d. h. durch vorhanden* oder herzurtchttnd« Wasserläufe überschwemmt, Li, groß«» Nichekftldme d,r Großstädte bmchen nur auf dem In- gangen« Pflänzchen setzt man unter einem Netz von Stacheldräh- ten vermittelst eine» von der Erde isolierten Spitzensystems der Elektrisierung au», nicht dauernd, sondern nur zu bestimmten Ta. geszeiten. Benutzt werden größere Influenzmaschinen der Te»la. Transformatoren. Will man das Erdreich elektrisieren, um den Pflanzenwuchs zu fördern, so stellt man durch Elektroden aus Kohl und Zink ein Erdelement her. Die Stromstärke ist dabei abhängig von Temperatur. Feuchtigkeit und Gehalt de» Bodens an löslichen Salzen. Vielfach werden auch Elektroden in den Boden versenkt und oben mit einer Gleichstrom liefernden Bat. teri« oder Dynamo» verbunden. In diesem Sommer werden wie der inter«stante Experiment« auf dem Versuchsfelde des Botani schen Garten» tu Dahlem unternommen. Um die Lufiekktrizt- tät dem Pflanzentum nützbar zu machen, wurde zunächst ein sechs Meter langer Ballon mit einem Durchmesser von 3^ Meter an- geftrtigt. Der Aerostat wird mit Wasterstoffga» gefüllt und an einem Drahtseil Hochgelasten. Er trägt einen Aufnähmeappa- rat, der die in der Luft befindliche Elektrizität sammeln und durch da» Drahtseil zur Grd« leiten soll. Hier befinden sich ring, um die PflanzenLeet« Kohlen- und Ztnkstäbe, die zur Weiterlei tung dienen. Der Ballon wird täglich von morgen» S Uhr bi» abend» 10 Uhr Hochgelass««. Ueber di« elektrisch behandelten Pslanzenkultursn berichtete vor kurzem «in Fachmann: Di« auf gut durchaegrabenem Boden angelegten Versuchsbeete wurden so angelegt, da« zu jedem mit Elektrizität kultivierten versuchibeet ein gleich große» Kontrollbe«t htnzukam, auf dem die Pflanzen unter gewöhnlichen Verhältnissen sich selbst überlasten blieben. Man hatte hterdurch «in augenscheinliche» Bild über den Unier- schied im Wachstum, der von Zett zu Zeit durch photographische Aufnahmen frstgehalten wurde. Außer den Jretb««t,n wurden auch Topfkulturm, verwendet. S» fand nicht nur «ine v«rm«hrung in der Blattbildung, sondern auch de» Wuvz«lansatzr» statt, wur- zrlfvücht» lieferten bi» -um sechsfachen Durch^chnittsertrag. Daß di, phystkalifch-mechantschenAcker- und Gar. tengerät« der Pflanzenwelt den Boden so zubereiten, daß der Gr- trag außerordentlich g«-obrn wird, dürft« jpdem Laien bekannt und einleuchtend sein, wird doch jetzt all«: da» Pflügen und