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«- US It. lt. !k- d. *> US h« -es - -er >s- im en sie 1. ur -u- U ge m- ;e- ' -ß- und Anzeiger Mr das Erzgebirge verantwortlicher Redakteur- rntz Rtiinia. Für die Inserate verantwortlich: Walter stran,. Beide in Aue i. Lrzgrb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Sprechstunde der RedaV»*. mit Ausnahme der Sonntag« nachmittag» von «—s Uhr. — Telegramm-Adreff«: Tageblatt Au«. — Fernsprecher Für unverlangt eingesandt« Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag: Rier vni» >. veN«eg«ktl'lch»lt m. b. ff. in Aue i. Erzgeb. Ik on »1l te, )ie Vezugsprei»: Durch unsere Bot« frei in« ffau, monatlich so Pfg. 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Der Bund DeutscherGa st wirte mit dem Sitze inLeip- zig trat gestern in Stuttgart zu seinem 18. Bundes tage zusammen. Den spanischen Flüchtlingen in den französischen Grenzdistrikten wurde von den Behörden die Rück kehr nach Spaniengestattet. * Der Aus stand der Angestellten der englischen Nordost bahn nimmt einen großen Umfang an. IE- Mutmaßliche Witterung am 22. Juli: Rordwestwind, bedeckt, kälter, Niederschlag. "WH Phantafie-GevUde. >6? Die Romanen erfreuten -sich von je infolge ihrer ganzen Lharakteranlage einer üppigen Phantasie. Namentlich in der Presse tritt diese in einer Weise zu Tage, daß der nüchterner den kende Deutsche den Ernst beim Lesen zu wahren nicht im Stande wäre. Wenn ein deutsches Blatt auch nur den zehnten Teil « dess-n znfammenfabeln würde, wa,s die meisten französischen Blät ter aus dein Gewissen halben, so würde es seine Leser sehr schnell verlieren, und es handelt sich da keineswegs um Klatsch- oder Sensationsblättcr, vielmehr begegnet man dieser Unsitte auch in den angesehensten Organen. Es ist manchmal unglaublich, welche Bären da aufgebunden werden. So brachte dieser Tage das Paris Journal einen Auszug aus einem angeblich geheimen Be richt des Berliner französischen Militärattaches, der so aufgetra gen ist, daß man eine Un echth eit auf den ersten Blick erkennen müßte. Dieser Bericht enthält so schiefe Urteile über die Situ ation in Deutschland, daß, wenn er wirklich wahr sein sollte, Frankreich einen veritablen Dummkopf mit der unbedingt wich tigen Mission eines Marineattaches betraut hätte. Der gute Mann sieht natürlich alles grau in grau und bringt e» fertig, die Entlassung des Fürsten Bülow als Revanche für die Tweed- mouth-Affäre hinzustellen. Auch sonst enthält der Bericht, so weit er die politischen Fragen streift, die unglaublichste Auffas sung, sodaß es um die französische Diplomatie schlimm bestellt sein müßte, wenn sie derartige scharfsinnige Mitarbeiter in ihren Reihen zählt. Den breitesten Raum nimmt natürlich die Schilderung der Zustände in der Marine ein, und man darf sich nach den vor angegangenen Leistungen nicht weiter wundern, wenn da mehr als dick aufgetragen wird. Nur insofern dürfte der Schreiber Recht haben, ass er sagte, daß der Kaiser nicht daran denke, eine Aenderung des Flottenprogramms gutzuheißen. Daß der gute Alaun auch die englischen Abrüstungsvorschläge mit einflechtet, ist ganz selbstverständlich. Was er aber über die Zustände der Marine sagt, ist völlige Unwahrheit, insbesondere seine Mitteilungen über die Disziplin, die nach seinem Berichte ungemein viel zu wünschen übrig lasse. Das Gegenteil ist richtig, wenn sich auch selbstverständlich Vergehen gegen die Disziplin zuweilen er eignen mögen. Und gerade im Auslande steht der deutsche Kriegsmatrose in dem Rufe, der gesitteste und disziplinierteste aller Nationen zu sein. Auch der Kieler Werftprozeß marschiert auf, um darzutun, wie faul es in der deutschen Marine verwaltung sei. Man könnte lächelnd über die ganze Publi kation hinweggehen, wenn ihr nicht ein ganz bestimmter Grund zu Grunde läge. Ersichtlich verfolgt der Verfasser, der die sen sationellere Form eines Geheimberichtes wählt, den Zweck, sei nen Landsleuten zu schmeicheln und ihnen zu zeigen, daß die deutsche Marine keineswegs besser sei als die französische. Einen derartigen Trost hat man allerdings in Frankreich nötig, nach dem sich alle Augenblicke die Unzulänglichkeit der französischen Kriegsschiffe und ihrer Bemannung gezeigt hat. Er will seine Landsleute scharf machen, und aus diesem Grunde kann er es sich auch nicht versagen, eine kleine Deutschcnhetze anzuknüpsen und Kriegsabsichten an die Wand zu malen. Der Verfasser meint, die Verhältnisse im Innern trieben zu einem Kriege nach außen, und zwar sei dies das Resultat der Ueber- bevölkerung Deutschlands mit der damit verbundenen Krisis. AAnn das Vaterland nicht mehr Platz genug für seine Bewohner habe, wenn das Geld in den Reichskassen fehle, wenn allein an diesen beiden Klippen dib Hegemonie der Welt scheitere, von welcher der kaiserliche Impresario der germanischen Vereinigung so oft gesprochen habe, so sei es nicht unmöglich, daß man auf der anderen Seite des Rheins von Kriegen und Siegen träumt, die den Raub fremder Länder und Milliarden gestatten. Die Idee eines deutschen Raubzuges ist das Absurdeste, was seit langem dagewesen, aber der Verfasser kennt seine Landsleute und weiß, daß da» Gespenst seine Wirkung nicht verfehlt. Unter diesem Ge sichtswinkel muß man die ganze Angelegenheit betrachten und sie als einen bedauerlichen Versuch auffassen, erneut den Samen des Mißtrauens und der Zwietracht auszuüben. Zelegvare Kriegsmotorluftschiffe. In Grefrath am Niederrhein hat sich unter dem Protektorat von Graf Moltke eine Rheinische Luftschiffbaugesellschaft mit ei nem Betriebskapital von zwei Millionen Mark gebiüwt, die die Erbauung neuer Kriegsmotorlustschiffe bezweckt, die zur Aufnahme von Sprengstoffen und zur Aufstellung von Wurfgeschossen einge richtet werden. Das preußische Kriegsministerium soll für die Er, bauung eines gänzlich neuartigen Ballontyps, nämlich drei gliedriger, starrer und rasch zerlegbarer Kriegsmotorluftschiffe, Sy st em Zorn, sein Interesse zugesagt haben. Der zerlegbare Motor-Holzballon stelle -sich, wie gemeldet wird, nach außen als ein starres Luftschiff dar, bestehe aber in Wirklichkeit, verdeckt durch die Außenhülle aus drei aneinandergekoppelten Einzel ballons. Der Militäüb-allon bleibe stets in wagrechter -Lage. Die momentane Trennungsmöglichkeit in der Lust in drei Einzel» motorlustschiffe gestattet eine dreimal sichere Ueberbringung der Photographien und Rettung der Mannschaft. Das Kommando: Klar zur Abtrennung des Vorderballons! kann in zwei Minuten «»»geführt sein. Der Vorderballon fährt sofort allein zum Heere zurück. Dasselbe kann mit dem Hinterschiff geschehen. Das Mit telschiff kann bleiben und durch Hinabschleudern von Munition Len Kampf mit feindlichen Truppen aufnehmen. Zu Hause ver einigen sich die drei Ballonkörper zu neuer Fahrt. Das Baumaterial des Gerippes besteht in der Haupt sache aus Kiefernholz, das Lei dem geplanten Herrichtungsver fahren ein spezifisches Gewicht von 0,46 nicht überschreiten kann. Das Mittelschiff besteht aus zehn Abteilungen, während da» Kopf- und Schwanzstück je vier Ballonabteilungen enthält. Der Antrieb erfolgt von den Mittelgondeln aus. Der Motor ist in Längrichtung des Flugkörpers angeordnet. Die Forderung der Zusammenlegbarkeitistin bester Weise gelöst. Auch bei dieser Bauart handelt es sich ja um ein durchaus starre» System, aber dennoch ist die Möglichkeit gegeben, das ganze Gerippe nach Lösung von etwa dreißig Stahldrahtseilen gewissermaßen zur Strecke zu bringen. Die ausgesprochene Vermutung leuchtet um so mehr ein, als sämtliche Ballonkörper mit Reißbahnen versehen sind. Der ganze Ballon würde also in der kurzen Zeit, in der -en nn zu sie, rer He ien ld, rn. M sich sch, ine -en kel er« -uv irr sie Ni- siN kä st, nt- :at ei. st« meint!) „hol' mir ein bissel Milch!" Ich gehorche mit sehr ge mischten Gefühlen und verfüge mich in die Kühenregionen hin unter, noch lange begleitet von Käthes lockenden Schmeichellauten. Als ich wiedergekommen, finde ich die Tür, die ich vorher geschlossen hatte, weit offen. „Käthe!" Keine Antwort. Auch ' in ihrem Zimmer ist sie nicht zu finden. Aber wo steckt sie denn um Gotteswillen! Etwa oben in meinem Arbeitszimmer? Das fehlte mir bloß noch! Käthe allein darin, war schon mehr als genug. Aber Käthe Larin auf der Katzenjagd — ich fliege dis Treppe hinauf! Tür und Fenster sperrangelweit offen. Der Luft zug treibt ein munteres Spiel mit losen Blättern und mühsam geordneten Notizen. Mit dem ersten Schritt trete ich meinen Füllfederhalter entzwei. Ueber die neupolierte Schreibtischplatte rinnt ein breiter Strom von roter Tinte, unverkennbare Zeichen, daß Käthe vor kurzem hier gewesen ist. Aber weder sie, noch die unselige Katze ist zu erblicken. Ich beuge mich zum Giejbel- fenster hinaus und spähe nicht ohne einen leisen Schauder nach beiden Seiten des Daches, das ein schmaler Sims gegen die grauenvolle Tiefe abfchließt. Wenn das greuliche kleine Unge heuer einmal da hinaus war, dann waren wir sie hoffentlich für alle Zeiten los. „Adieu, Mieze!" sagte ich und schließe das Fen ster mit einem Gefühl unendlicher Genugtuung, bringe mein zerstörtes Heiligtum notdürftig wieder in Ordnung und gehe ins Wohnzimmer hinunter, fest entschlossen, allen eventuellen Sühn versuchen Käthxs eisigen Widerstand entgegenzusetzen. Kaum sitze ich und habe mich in ein Buch vertieft, da klopft etwas von draußen gegen die herabgelassenen Jalousien, und gleichzeitig höre ich «in leises Pfeifen. Jemand versucht, die richtige Melodie: Komm herab, o Madonna Theresa! zu stn- den. War das möglich? Solche musikalische Siaatsverbrechen traue ich auf der Welt nur einem Menschen zu! Aber nein! Schon der Gedanke war ja strafbar! Ich ziehe die Jalousie hoch. Da pendelt im Dunkeln etwas hin und her und schlägt eben wieder gegen das Fenster. Ich reiße es auf, greife nach dem Hel len Etwa» und halte eine» von Käthe» Pantöffelchen in der Hand. „Mimi, Mimi!" ruft «ine schmeichelnde Stimme. Ich falle beinahe aus dem Fenster. Weit über den Dachstms hinaus beugt sich eine wohlbekannte, Helle Gestalt, mit der einen Hand regiert sie den Bindfaden, an dem das rote Pantöffelchen schau kelt, mit der anderen hält sie krampfhaft die jammervoll miauende Katze an sich gepreßt. Ich rase die Treppe hinauf, alle Rachege- danken im Stiche lassend. Hatte ich doch der Unglücklichen mit dem Schließen meines Fensters den Rückzug abgeschnitten! Ich reiße e» schleunigst wieder auf. Der Windstoß, der von neuem unter meinen kaum gesammelten Papieren tolle Verwüstungen anrichtet, scheint auch meine kleine Schwester mithereinzufegen, denn sie steht im Rahmen, ich weiß nicht wie und springt leicht wie eine Fee ins Zimmer. Das war aber auch das einzige Elfen haste an ihr! Ihr hübscher Frisiermantel war von oben Li» unten schwarz von Ruß, Gesicht und Hande mußten jeden Kamin kehrer beschämen. Und die Angora schrie aus Leibeskräften. „Es war gar nicht nett von dir, deine einzige Schwester in die Nacht hinauszusperren I" ließ sich die Fee vernehmen. „Erkanntest du übrigen» die Melodie, die ich pfiff?" ,M>mm herab, o Madonna Theresa?" ,Mer keine Spur. Es -war: Hoch vom Dachstein!" Paßte das nicht fein?" „Jedenfalls hast du mich gehörig er schreckt, wie du über den Dachstein herunterhtngst." „Aber meine Katze hab« ich doch. Und das ist die Hauptsache!" „Mas in aller W-elt hast du denn mit deinem Frisiermantel gemacht?" „Das ist gar nicht mein Frisiermantel das ist deiner!" verbessert sie freundlich. „Ich nahm in der Eile das erste Beste, -wa» ich er- wischen konnte, und sauste hinter ihr her!" „Mein Gott Käthe, wenn dich nun jemand von der Straße aus gesehen hat!" „Nie mand außer einem Polizisten und zwei Droschkenkutschern. Aber wir sind doch nicht um unser Abenteuer gekommen meine Miez« und ich! Also, hör' zu, oder nein, erst will ich mich doch lieber waschen, damit du siehst, daß ich -wirklich deine geliebte Schwe ster Lin. Hast du die Milch? Natürlich eiskalt. Arme» Tier!" Der Vorwurf traf mich nicht, aber was wollte ich tun, ich spielte wie gewöhnlich di« Zofe und holte heiße» Wasser für Käthe» Säuberung und zum W-Srmen der Milch für Mez. „Siehst du," begann ihre Herrin endlich mit feuerrot geriebenen Mangen und Meine Schwester Käthe. ; Skizze von R. Drskin. Nachdruck v.rboten. Ich kann es Tantchen absolut nicht verdenken, daß sie es mit Rücksicht auf ihre Nerven standhaft ablehnt, Käthes Erziehung zu übernehmen. Denn nachdem ich meine kleine Schwester ein hal bes Jahr erzogen habe, wünsche ich nichts sehnlicher, als daß Herr von Windorfs, der so begeistert für den Racker schwärmt, als ihr Gatte mein Amt übernehme. Aber ich fürchte, es geht ihm wie Tantchen, wenn er von der Katzengeschichte erfährt. Tante hatte uns erklärt, sie bekäme Zustände, wenn sie eins der un heimlichen Tiere in der Nähe wüßte; und ich hoffte, diese Droh ung würde Käthe genügen. Aber da hatte ich mein Schwester chen bedeutend unterschätzt. Gestern abend — e,s hatte bereits zehn geschlagen — kommt sie in mein Zimmer gestürmt, ein Deckelkörbchen unterm Arm. „Schnell, schnell eine Schere, aber rasch doch!" ruft sie, mir ihre Last vor die Füße setzend, „das liebe, süße Tier erstickt sonst noch." „Käthe! Es ist doch nicht eine—" „Aber natürlich ist es eine!" ruft sie triumphierend. „Ich hab' sie aus dem Zoo. Es ist eine blaue Angora acht Monate alt, stubenrein, kinderlieb und häuslich erzogen. Dreiundzwanzig Mark. Gar nicht teuer, hm?" „Hoffentlich ist sie tot," bemerkte ich herzlos! Du weißt doch daß Tante —" „Gin Ekel," ergänzt sie temperamentvoll. „Aber daraus mache ich mir nichts. Zsst sie nicht süß?" Sie hatte inzwischen den Korb geöffnet, aus dessen Ties« mich etwas Graues «»starrte, Pin im nächsten Augenblick wie der Blitz unter der Kommode zu verschwinden. Käthe stößt «inen kleinen Schreckensschret aus, und dann liegt sie wie ein betender Muselmanen auf dem Teppich, wobei sie sich vergeblich bemüht, ihren dunklen Wuschelkopf unter das fraglich« Möbel zu zwän gen, und mit Leihen Armen wilde Schwimmbewegungen macht. Miq, Miez, Miez, flötet -sie mit ihren süßesten Tönen. Miez reagiert nicht. „Geh', sei lieb, Mimi," (diesmal war ich ge-