Volltext Seite (XML)
«r.2S7. vierter JahraE Dies« Nummer umjotzr lO Setten. - englischen Regierungsvertreter über beschleunigte deutsche Flot tenrüstungen al» irrtümlich zu erweisen, so wäre es narurgemäh noch viel leichter, jetzt die Phantasien der konservativen Redner and Artikelschreiber ab absurdum zu führen. Aber wir glauben daß es richtiger ist und einer Verständigung zwischen den beiden Völkern am meisten dient, wenn wir von allen diesen Behauptun gen und Beschuldigungen überhaupt!« ineNotiz nehmen. Warum scllen wir z. B. die Daily Mall und ihre gläubigen Leser, zu denen sich auch der frühere Marinesekretär Lyttle- ton bekannt hat, dadurch kränken, daß wir den Schnack des an geblichen Sozialisten Blatchford mit dem richtigeren Namen nennen? Nach der Wahl werden ja die Engländer, wenigstens die etwas gebildeteren, selbst darüber lachen. Die Parteien drüben machen von Weihnachten bis Neujahr Gottesfrieden. Wir sollten ihn bis Ende Januar ausdehnen und bis dahin einen Altar für die deutsch-englische Freundschaft in Gestalt eines — Papierkorbes errichten. Dahinein werde alles geworfen, was in der Wahlzeit Wer englische Aeußerungen zu dieser Frage hierher geschrieben, telegraphiert oder telephoniert wird. , Daß die deutsche Regierung nnd das deutsche Volk absolut friedfertig gesonnen sind, darüber ist kein Deutscher im Zweifel. Es entspräche aber weder den Tatsachen noch unserer Würde, wenn man die Lage so darstellen wollte, als ob wir ein stärkeres Interesse an der Erhaltung des Friedens hät ten als die Engländer. An die Lebensader griffe ein Welt- krieg beiden Ländern; nur daß Großbritannien vielleicht augen blicklich in Indien und Irland noch empfindlichere schwache Stel len hat als Deutschland auf seinem verhältnismäßig geringen Kolonialbesitz und den ganz anders in der Hand gehaltenen Erenzstämmen. Der Handelsverkehr aber würde für beide Völker, die gegenseitig ihre besten Kunden find, in fast gleicher Weise einer Katastrophe nahegebracht werden. Darum scheint uns auch die Frage fast unerheblich zu sein, welche die beiden großen Pcrteien in England auf die Pflege der deutsch-englischen Beziehungen mehr Wert zu legen scheint. Wir glauben, es wird schließlich d<.ch immer die Partei sein müssen, die gerade an der Negierung ist und dieVerantwo rtung für Krieg oder Frieden zu tragen hat. Jedenfalls sehen wir keinerlei Anlaß für die Deutschen, sich irgendwie in den internen Streit der eng lischen Parteien cinzumischen oder auch nur mit ihrer Sym pathie sich auf eine bestimmte Seite zu stellen. In der äußeren Politik ist der Engländer zuerst und vor allem Engländer; erst in zweiter Linie und während der Wahlen konservativ oder libe ral. Das soll uns kein Stein des Anstoßes sein, sondern ein gutes Beispiel. der Träumende verläßt sein Bett, um aktiv in sein Traumbild zu treten. Der Nachtwandler hält die Augen meist geschloßen oder ein wenig geöffnet, sein Blick ist auffallend starr gerade aus gekehrt. Seine Aufmerksamkeit scheint nur auf die nächste Umgebung gerichtet zu sein, währeird alles Fernerstehende von ihm nicht beachtet wird. So tastet er sich durchs Zimmer, bleibt auch zuweilen frohen, und es hat dann oen Anschein, als Über lege er. Es kommt nun allerdings auch vor, daß der Nachtwand ler das Zimmer durch das Fenster verläßt, das er in diesem Falle offenbar für eine Tür hält, wie er überhaupt im Dämmer» zustande ein verfälschtes Bild seiner Umgebung zu haben scheint. Das Fenster wird zur Tür, die Dachrinne zu einem Wirg auf ebener Erde usw. Und damit halb« ich schon erwähnt, daß von Nachtwandlern tatsächlich Klettertouren unternommen wer den. Es liegen eine Reihe Fälle vor. in denen der Träumende gefährliche Stellen passierte. Hier setzt der Aberglaube des Vol kes ein. Man hört oder sieht womöglich mit eigenen Augen einen ehrsamen Bürger des Nachts aus einer Speicherluke stei gen und auf dem Dache einen Spaziergang unternehmen, den er tagsüber zum mindesten für zwecklos halten und infolgedessen nicht ausführen würde. Ich betonte zuvor schon, daß der Nacht wandler eine verfälschte Auffassung von seiner Um-; gebung hat; daher fehlt ihm jedes Angstgefühl, das ihn im Wachzustande abhalten würde, sich sinnlos einer Gefahr auszu setzen. Als eine Mehrleistung, die menschliches Können über stiege, dürfen wir diese waghalsigen Klettereien keineswegs auf fassen, da man bis jetzt bei keinem Nachtwandler eine unmög- liche Leitung, sondern lediglich zwecklose Leistungen beobz achten konnte. Ferner erzählt sich das Volk, daß man einen Nachtwandler bei seinem gefährlichen Treiben nicht stören dürfe, vor allem solle man ihn nie bei Namen rufen, sonst stier un- rettbar verloren und stürze von seinem schwindelnden Pfad in die Tiefe hinab. Dieser Erzählung mögen tatsächliche Vorkomm nisse zugrunde liegen. Ruft man einen Nachtwandler, der sich in einer gefährlichen Situation befindet, beim Namen, so ist die Möglichkeit gegeben, daß er au» feinem Traumzustande erwacht, das Sicherheitsgefühl, das ihn zuvor umgab, verliert und tat sächlich verunglü«tt. Druck and V»Ä«4 Nuer Wm» ». ver IN. b. f. in Au« i. Erzgeb. vermummt ich«« Redakteur: tzrite Hrudulü» Für die Inserat« umantwurtlich: «alter str»«. - Beide in An« i. Lrzgeb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Lonntagsblatt. Surechstaad» dm R«daNto» mit 2u»«^m« der Sonntag« nachmittag, um, 4-, Nhr. - Eelegramm-Adriss«! Eag«k!-tt Aue. - 4«rn<vrtch«r k» FS« unverlangt «tugesandt« Manuskript« kann Sewähr nicht grinstet werden. Das Wichtigste vom Lage. Mer Reichaanzeiger veröffentlicht «i« Verordnung, nach welcher der preußische Landtag auf den II. Januar ldt'O rinberufen wird. Unter de« Namen Badische Volks vartei werden sich demnLchst die demokratisch«, freisinnige und nattonalliberale Partei in Baden vereinigen. * Dir Pariser Akademie der Wissenschaften verlieh dem Grasen Zeppelin die goldene Medaille. * Zwischen den drei Prinzess innenLutle, Stephani und Clementine ist gestern Abend eine Versöhnung zu stande gekommen, die durch deren Tante, die Gräfin von Flandern herbeigeführt worden ist. Der g rt'e ch i s ch e str i e g s m in i ste r hat, um Blutvergießen zu vermeiden, sein EutlassungSgefuch eingcreicht und besteht auf dieses, trotz des Widerspruchs des Offterverbandes. Mir verlautet ist die Baronin Vaughan nickt auf Schloß Balincourt e t n g« t ro f s e n. Ihr Ausent- halt ist unbekannt. Deutschland und England. c^i-i Die englischen Wahlen drohen einen neuen Keil zwi schen Deutschland und England zu treiben. Wir mögen tun oder lasten, was wir wollen: die deutsche Gefahr ist nun einmal bei unfern Dreadnought-Vettern das beliebteste Mittel zur Erreich ung irgendwelcher politischen Ziele. Gestern brauchte es die Regierung, um die Bürgsr zum Steuerzahlen geneigter zu machen, heute forciert es die Opposition, um der Regierung Schwierigkeiten zu bereiten. Und wie wird es gelingen, festzu- fiellen, wie viel oder wie wenig der Einzelne davon glaubt, was er den in diesem Punkte anscheinend sehr naiven Wäh lern vorerzählt. Darum ist's auch so gut wie zwecklos, von deut scher Seite irgendetwas dagegen zu unternehmen. Gelang es seinerzeit schon mit leichter Mühe, die offiziellen Angaben der Die sächsische Regierungspresse «vv die Parteien * ^ach den vielbesprochenen Auseinandersetzungen in de, zweiten Kammer sollte man annehmen, daß sich die ächsische Re- gierungsprefle in der Kritik der nationalliberalen Partei einige Zurückhaltung auferlegen würde. Davon ist aber ^ni» AEken. Die amtliche Leipziger Zeitung macht die national- Gegenstand ihrer besonderen Aufmerksam« reit und ubt sich alle paar Tag« in der Erteilung von Verbal-, tungsmaßregeln. Bald hier, bald dort meint sie in ihrem lln- terrlchtseifer vermeintliche Fehler im nationalliberalen Partei. A anstreichen zu müssen. So bringt sie in ihrer Numme, vom 20. Dezember wiederum eine Betrachtung Über die Taktil der nationalliberalen Partei, die nichts weniger als Vorurteils« i^i ist-, Zunächst warnt sie die Nationalliberalen vor den, Freisinn, der wie sie meint, seine freundschaftliche Gesinnung kaum praktisch betätigen werde, obwohl Herr Bassermann einen, taktischen Zusammengehen das Wort geredet habe. Es hat jetzt wenig Zweck, aus unliebsame Erfahrungen zurückzugreifen, nött. ger ist es, die von der Leipziger Zeitung von neuem vorfochten^l Behauptung zurückzuweisen, daß die Nationalliberalen und dick liberalen Parteien überhaupt durch eine freiwillige Ausschaltung die Konservativen an die Seite des Zentrums gezwungen hat« ten! Weiß die Redaktion der Leipziger Zeitung nicht mehr, waw sie selbst vor einem halben Jahre über die Haltung der konsers vativen Partei schrieb? Hat sie ihr im Guten und Bösen zu geredet, die Folgen der Sprengung des Blocks wohl zu über« legen? Wozu beteiligt sich jetzt die amtliche Leipziger Zeitung mit vollem Eifer an der Verbreitung der Legende von der Selbst, ausschaltung der liberalen Parteien. Mag sie dieses Bemühen» doch dem Organ der sächsischen Konservativen, dem Vaterland unU den konservativen Blättern überlasten, für die diese Legende un- entbehrlich geworden ist. Die Leipziger Zeitung sollte wissen,, daß selbst in konservativen Kreisen — siehe Erklärung der konf servativen Vereinigung — die Erkenntnis der Fehler nicht meh, unterdrückt werden kann. Um wieviel nutzloser ist es die Ratio- nalliberalen belehren zu wollen, daß die Wiederkehr des Zen, trums in seine ausschlaggebende Stellung das Ergebnis der liberalen Taktik sei! Uebrigens Hat die Leipziger Zeitung wie- verholt gemahnt, den unseligen Hader über Reichsfinanzreform und Block endlich aufzugeben. Glaubt sie, daß ihre lehrhaften Betrachtungen über die Taktik der Nationalliberalen Len LanH frieden fördern? Sie beweist damit nur, daß sie gehalten ist. O O Never das Nachtwandeln. (.Nachdruck verboten.) Die Mystiker haben von jeher die Erscheinung des Nacht wandelns für einen der hauptsächlichsten Beweise ihrer okkulten Mehren gehalten. Der Volksglaube hat sie dabet redlich unter stützt. Ist doch kein Ort im Land ,der nicht ein paar Fälle von Nachtwandeln aufzuweisen hätte. Wie das Volk Tatsachen, die «s miterlebte, entstellt, ist hinreichend bekannt, sie wachsen ins Ungeheuerliche, wenn sie von Mund zu Munde gehen, vor allem, wenn sie zeitlich ferner zurückliegen. Daß nun die seltsame Er scheinung des Nachtwandelns die Phantasie des Volkes ganz be sonders reizen mußte, ist nicht zu verwundern. Erzählt man sich da von Leuten, die mit übersinnlichen Fähigkeiten begabt, des Nachts bei Vollmond ihr Bett verlassen und sicheren Schrittes durch die Finsternis gehen, die schwierigsten Kletterpartien unter nehmen zu Kirchturmspitzen, an Wänden empor, die nirgends Halt bieten und im Machzustande unmöglich zu erklettern wären. Da hört man ferner, daß Nachtwandler des öfteren in fremden Sprachen redeten, die ihnen im Wachsein nicht geläufig seien, »der Arbeiten verrichteten, die ein gewöhnlicher Sterblicher nie-j mal» ausführen könne und dgl. mehr. Indes hat die moderne Wissenschaft dem Problem des Nachtwandelns seinen mystischen Nimbus genommen. Ev ist den sog: nannten Dqmmerzustän- de« zuzurechnen, die bei verschiedenen seelischen Erkrankungen beobachtet werden. Wenn der Mensch träumt, liegt er meist ruhig und läßt die Bilder seines Traumes an seinem Auge vor- betziehen, auch wenn er aktiv an der Traumhandlung beteiligt tst; so sieht er unter Umständen sein eigenes Bild inmitten der traumhaften Geschehnisse, durcheilt Länder und Meere, während er in Wirklichkeit kein Glied rührt. Da gibt es dann sogen, schwere Träume, deren Leibhaftigkeit uns aufftöhnen läßt, wir werfen un» unruhig im Bett hin und her, machen auch kurze Bewegungen mit Armen und Beinen oder sprechen zuweilen im Schlaf. Bet manchen Menschen wirkt nun da» Traumereignis so lebendig, daß di« Hemmungen de» Schlafes überwunden werden; Was das Erwecken des Nachtwandlers anlangt, so genügt in Wahrheit oft bloßes Anrufen, doch habe ich persönlich einig« Fälle beobachtet, bei denen alles Rufen und Schreien nichts half, während die Betreffenden auf Anspritzen mit kaltem Master, eine Handlung, die unter Umständen allerdings eine Zeitlang wiederholt werden mußte, allmählich aus ihrem Dämmerzustand! erwachten. Gewöhnlich kehrt der Nachtwandler nach kurzem Um« herlaufen in sein Bett zurück, ohne zu erwachen, oder ain nächste«, Morgen eine Erinnerung an seine nächtliche Exkursion zu haben« Durch die Hypnose läßt sich die Erinnerung an völlig vergessene Dämmerzustände zurückrufen. Daß ein Nachtwandler, wie die» vielfach behauptet wird, in fremden Zungen rede, ist bislang in keinem einzigen Fall zur Beobachtung gekommen; ebenso schrumpfen alle andern abenteuerlichen Berichte bei kritischer Betrachtung in ein Nichts zusammen. Beschäftigt sich der Nacht« wandler, so handelt es sich zumeist um Dinge, die ihm vom Tag« her wohlbekannt find. So nimmt er Gegenstände und trägt fick an einen andern Platz. Wiederholt kamen in diesem ZustanU Brandstiftungen und Diebstähle vor. Der Volksglaube, daß d« Nachtwandeln nur bei Vollmond möglich sei, ist falsch« Daß in einigen Fällen das Mondlicht einen Reiz auf den Seh« nerv des Schlafenden bis zum tatsächlichen Nachtwandeln an»« üben kann, ist indes nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen« Die kurz dauernden Dämmerzustände des Nachtwaiweln» sind namentlich im Kindosalter sehr häufig. Sie tret«, unter Umständen nur einmal im Leben aus, lvahrend sie stch, falls sie im späteren Lebensalter Vorkommen, messt wiederholen« Aus meiner eigenen Beobachtung sei hier ein Fall angeMrtr Ein zwölfjähriger Junge erwachte nachts unter heftigen Schmer« zen; er fühlte in seiner linken Hüfte ein kaltes Essen, da» er seiner ängstlichen Erregung für -inen Dolch AK Ferner «A deckte der Zunge, daß «r nicht zu Bett lag, sondern auf «MW kalten Boden. Er erinnerte fich genau, daß er sich am «beW zu Bett gelegt hatte, er tastete sich suchend durch den unbekaun« ten dunkeln Raum. Dabei wähnte er in seiner erhitzten PH«N- tast«, daß er von Räubern verschleppt worden langem angstpollem Umhertasten «ntA«-, daß er W.ln^W ihm wohl bekannten Zimmer seiner elterlichen Wohnung best«, »preis: Durch unser« Voten frei in» Baus mm«atlich so Pf-. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich I Annahme . »nd »»chentlich ,o Pf». — Bei der Post besteckt und selbst abgeholt vierteljährlich « so Mk. — Durch j ieftrSg« si^i in» Bau, vierteljährlich ,.g2 lM. — Einzeln« Nummer >o Pf-. — Deutscher Postzeitung». katalog. — Erscheint täglich in de» Mittagsstunden, mit Ausnahme von Soin- und Feiertage«. späteste«» 4'/, M>r vormittag,. Für Aufnahme von größere« Anzeigen an bestimmt« - . -teUrn kann nur dann gebürgt werd««, wenn sie am Lag« vorher bei un» «tngehen. Insertion,preis: Vie siebengespalten« Aorpurzetl, oder deren Raum <o Pf-, Reklamen es pfa, Bei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Mittwoch, 2'2. Dezember 1 WS «el« Ml S»0v uklrate lkmrilnl 5luer ^agedla und Anzeige» lür Das Erzgebirge