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ittwoch, 15 Dezember 18V 8 Veli Mr LS00 udinv ÜMuitn! Rr. 281. vierter Jahrgang fluer Tageblatt und Anzeige» für das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. > Dies« Nummer umfuhr S Leiten. > - Sprechstonö« der Reöakttao nrtt Ausnahme der Sonntag« nachmittag» von 4—» Ahr. — Lrlegramm-Adreffr: Lagedlatt An«. — Fernsprech« «L Für mweriaugt «tngrstmdt« Manuskrtpi« kann Gewähr nicht geleistet werden. sie haben unzweideutig entschieden. Ihr Votum lautete: Dis ziplin ist die höchste Tugend eines Parteimitgliedes; Anders gläubige werden nicht geduldet, mit der Annäherung an die Linke ist aus — der Ruck nach rechts ist das einzig Wahre! Es mag sonderbar erscheinen, daß das erste Auftreten des neuen Reichskanzlers, der doch ein Gegner eines schroffen Dualis mus zu sein versicherte, den Konservativen sich als eine Luft verbesserung darstellte. Aber es ist so. Sie treten wieder mit einem Selchtbewußtsein auf, daß naiv anmuten müßte, wenn es nicht den starben Arm der Regierung als Rückenstütze fühlte. Die Liberalen dürfen mitmachen, wenn sie tun, was die Konserva tiven für richtig halten. Eine ausschlaggebende Stellung von Liberalen ist unerträglich, eine solche der Konservativen selbst verständlich anzustreben. In diesen Sätzen — die von der Ver sammlung laut bejubelt wurden, während leise Einschränkungen auf kein Verständnis stießen — ist die herrschende Stimmung der parteigetreuen Konservativen ausgedrückt. Und als ein Redner die Hertlingsche Mahnung zur Konzentration nach rechts auf nahm und steigerte zur Forderung: Ruck nach rechts, da kannte der Beifall keine Grenzen. Also das Bündnis mit dem Zen trum, das di« Parteileitung bisher so leidenschaftlich ableug nete, wird vom Parteitag gefordert. Selbst die Aufforde rung, in Zukunft nicht unbedingt die freifinnigen Kandidaten gegen die sozialdemokratischen zu unterstützen, wurde lcbhaft gebilligt. Ein Spiel mit dem Feuer, das man wohl den Herren noch öfters Vorhalten wird. Alles in allem: die Intransigenz hat glänzend gesiegt; für irgendwie freiere, selbständigere Gei ster ist in der konservativen Partei kein Raum! Herr v. Heydebrand, der einzige staatsmännische Kopf der Partei, empfand es peinlich, daß dieser unbeirrbar reaktio näre Zug der Partei so offen in die Erscheinung trat. Daher die Sätze vom Lernen und Tolerieren, die zu dem Verlauf der Tagung patzten, wie die Faust aufs Auge. Und die auch mit den anderen Worten des Redners selbst im Widerspruch standen. Wir haben nichts zu verheimlichen, nichts zu entschuldigen, nichts zu bereuen, so rief er aus und wiederholte, auf den tosenden Beifall hin, mit einem hübschen rhetorischen Kunstgriff noch ein mal rückwärts: nichts zu bereuen, nichts zu entschuldigen, nichts zu verheimlichen. Dann aber bestehen unüberbrückbare Gegen sätze in den beiden Teilen der Heydebrandschen Rede. Dieselben Gegensätze, die nach dem Willen der Leitung die Delegierten versammlung vereinigen sollte und nicht konnte. Denn das war offenbar die Generalidee des Manövers: die Opposition sollte erschlagen, die Opponenten aber bei der Fahne festgehalten wer den. Gelungen ist nur die eine Aufgabe, die erste. Wir bezwei feln, daß der Doktor v. Heydebrand und der Lase, der tiefer sieht als die anderen, mit dem Heilerfolg der Berliner Kur ganz ic Zweite sächsische Kammer überwies am Dienstag ven Antrag B r 0 d a u f (Frs.) über Verkürzung der stillen Zetten und den Antrag Günther (Fis.) über Verbesserungen des Feld- und ForststrafgesetzeS an die Gesr-gebungsdeputation. Auch Goethe war ein Feind des Rauchens und Schnupfens. Sa große Feinde dem Tabak entstanden, so mächtige Freunde hatte er andererseits wieder aufzuwetsen, darunter als die berühmte sten wohl Friedrich den Großen und Napoleon. Der österreichi sche Minister Graf Kaunitz betrachtete es als die höchste ihm im Leben erfahrene Ehr«, daß der alte Fritz einmal aus seiner Dose schnupfte. So sehr leicht hat sich der Genuß des Rauchens und damit des Nikotins in Europa übrigens nicht eingebürgert. Der Staat sowohl wie die Kirche traten gegen das neue Eenußmittel auf und nannten den Rauch höllisch Trotzdem ging von der Mitte des 17. Jahrhunderts an die Einführung immer schneller vor wärts, doch galt «s zunächst noch für unanständig, öffentlich zu rauchen. Wie man heutzutage in China d«m Opiumgenusse nur heimlich frönt, so zog man sich auch in früheren Zeiten in be stimmte Lokale zurück, wenn man sich dem Tabakgenusse hingebe» wollte. Diese Lokale wurden in Frankreich Tabagies genannt, eine Bezeichnung, die sich lange erhalten hat. Daß da» Rauche» auf den öffentlichen Straßen in Preußen bis zum Jahre 1818 verboten war, ist bekannt, ebenso, daß es nicht -um mindesten eine der Ursachen der Revolution gewesen ist. Heutzutage ist di« Tabakindustrte in allen ihren Zweigen im Aufschwung begrif fen, und damit steigt natürlich auch die Menge de» Nikotin», das der Menschheit zugeführt wird. Je feiner eine Täbakssorte ist, desto weniger Nikotin enthält sie im allgemeinen. Di« Zi garren enthalten bedeutend mehr davon als der Pfeifentabak. Da» Nikotin selbst ist ein farbloses Oel, da» aber absolut keine» Tabakgeruch aufweist. E» zeichnet sich durch außerordentliche Giftigkeit aus und wirkt, in unverdünntem Zustand eingenom men, insbesondere lähmend auf die Tätigkeit de» Herzen» sowie auf die de» Nervensystems. Man kann sich jedoch, wie ja all« starken Raucher beweisen, allmählich daran gewöhnen. Di« Frage, ob es schädlich ist, hat bisher in vollständig erschöpfender Meise noch keine Beantwortung gefunden, und sie wird auch des halb wohl niemals endgültig zu beantworten sein, weil man ja nt« weiß und auch kein Mittel hat, um festzustellen» wie lang» as Ergebnis der GemeinberatSwahlen in Spanien fielt sich folgendermaßen: In L5O Gemeinden siegten die Liberalen, in I90dte Radikalen und Sozial demokraten, in 72 die Konservativen, in 34 dir Karli st en und in 18 di« Katholiken. ten. Gonzalo Hernandez de Oviedo y Valdes war es, der sie zuerst beschrieb. Wie damals alle merkwürdigen und überseeischen Pflanzen, so wurde auch sie alsbald in den Arzneischatz aufgenom- menmen, ja noch mehr, man hielt sie sogar für ein Wunderkraut, dem man die herrliche Eigenschaft zuschrieb, die verschieden artigsten Gebresten zu heilen. Der wirksame Bestandteil des Tabaks nun, jener Körper, der die physiologischen Eigenschaften hervorbringt, ist das Nikotin, das seinen Namen nach dem Arzt Jean Nikot, dem Gesandten des Königs Franz II. von Portu gal, trägt. Dieser untersuchte Las Kraut im Jahre 1560 und isolierte daraus durch Destillieren einen braunen Saft. Den Giftstoff selbst vermochte er freilich nicht in reinem Zustande dar zustellen, aber als dieser später erkannt wurde, glaubte man, den ersten, der sich mit der Untersuchung des Tabaks beschäftigte, dadurch ehren zu müßen, daß man das Alkaloid des Tabaks nach ihm benannte. Der Ausdruck Tabak hingegen rührt von der Insel Tobago her, von wo aus in früheren Jahrhunderten große Mengen dieses Krautes nach Europa gebracht wurden. Es ist eine der kleinen Antillen in Westindien, 26 Kilometer von Tri nidad entfernt. Infolge von Kriegen zwischen Spanien, Eng land und Frankreich hörte die Ausfuhr das Tabaks aus Tabago vom Jahre 1677 ab auf, und die Insel war seitdem lange Zeit verödet. Später wurden bei den Einwohnern Süd- und Mittel amerika» auch Pfeifen gefunden, aus denen der Tabak als ein Opfer, dargebracht dem großen Geist, geraucht wurde. Al» der Tabak sich in Europa einführte, wurde er zuerst mehr geschnupft al» geraucht, und besonders von Spanien aus verbreitete sich diese Sitte über Frankreich, wo der Hof Ludwigs XIII. mit gutem Beispiel voranging, über ganz Europa. Der für den Schnupftabak vielgebrauchte Name Spaniol deutet noch auf den spanischen Ursprung des Tabakschnupfens hin. In demselben Maße, wie sich der Tabak sowohl zum Rauchen wie zum Schnup fen immer m«hr Freunde erwarb, traten auch seine Feind« auf, darunter bedeutende Männer, wie -. B. Papst Urban VNl., der die Raucher und Schnupfer mit dem Bannfluch «bedrohte, und der Philosoph Kant, d«r 17V8 gegen den TMakgenrch schrieb. Nachtragsetat und JnterpeLatiorr. (Aus der Reichstagssitzung vom 14. Dezember.) D» Die Reichstagsarbeiten neigen sich ihrem Ende zu. Gestern ist man zu früher Vormittagsstunde zusammengekommen und leichtbeschwingte Optimisten hatten daraus bereits die Ver mutung geschöpft: man würde hinterher endgültig auseinander gehen können. Indes erkannte man bald au» dem Gang de« Debatte, daß dieser Blütentraum nicht reifen sollte. Schuld daran war, daß die schwarz-blaue Mchrheit Verlangen trug, bei der Gelegenheit an sich selber die Mohrenwäsche vorzunehmen. Man beriet den Nachtragsetat für 1909, in dem die Kommission die erste Rate für Unterstützungen an die durch die neue Steuer ordnung brotlos gewordenen Tabakarbeiter auf zweieinhalb Millionen zu erhöhen beschlossen hat. Der Abgeordnete Euer, tag das Dekret über dieF 0 rterhe IviO und vertagt« sich dann bis zufrieden ist. Die offene Mund« am Parteikörper ist zugeheilt; ob's aber nicht darunter schwärt? Die kommenden Kämpfe wer den es zeigen. Mr gehen ungern auf die Vergangenheit noch einmal ein, halten uns aber zu einigen Worten doch für ver, pflichtet. Die Kreuzzeitung schreibt in ihrer Sonntagsnumme« über den Parteitag: Die ganze Partei hat nun vor allen Gegnern und falsche» Freunden es als eine Tatsache konstatiert, daß es nur d«» Bemühungen der konservativen Fraktion de» Reichstage« zu danken ist, wenn die Beseitigung der Finanzkrisis und da mit die Gesundung des Reiches im Innern wie die Stärkung seines Ansehens im Ausland« herbetgeführt worden ist. Als Tatsache? Zur selben Stunde hat Herr Gröber in» Reichstag als Tatsache konstatiert, daß die Liberalen 400 Millio nen indirekter Steuern bewilligen wollten, die eine Mehrheit aber nur 130 Millionen bewilligt habe. Also dem Sinne nach das grasseste Gegenteil. Es ist auch auf dem konservativen Par teitag kein Beweis dafür geliefert worden — weil er eben nicht geliefert werden kann, daß die Konservativen die Finanzreform mit dem Liberalismus nicht machen konnten. Hat man wirk» l i ch nichts zu verheimlichen? Dann sollte man auch deutlich aussprechen, zu welchen weitgehenden Konzessionen sich die Frei sinnigen «bereits entschlossen hatten und daß selbst bei dev Branntweinsteuer die Einigung mit ihnen unmittelbar vor de« Tür stand. Haben die Konservativen wirklich nichts zu ent schuldigen? Dann sollten si« bei der Darstellung de» Miß« brauche», den der Liberalismus angeblich mit seiner ausschlage gebenden Stellung getrieben hat sich mehr an die Tatsachen hal ten. Man denkt sonst, sie wollten mit Erfundenem ihren klebe« gang zum Zentrum entschuldigen. Haben sie wirklich nicht zu be reuen? Das kann erst die Zukunft lehren. > vrock und v»,laz A«k «MG- »-V«« ml b. f. in Au« t. Srzg«t. Das Wichtigste vom Lage. i- Erste sächsische Kammer genehmigte«« Diens tag das Dekret über dieAorterhebuug der Steuern zum 7. Januar. L. Reichstag erledigte am Dienstag iu zweiter Lesung die beiden NachtragSetatS für l90S und beschäftigte sich dann mit den Interpellationen des Zentrums und der »Sozialdemokraten über denArbettSnachweiSim Ruhr- ko h l e n g e b i e t. oiHhen der bulgarischen und serbischen Regierung finden gegenwärtig Verhandlungen statt wegen eines neuenBe suche« König Ferdinand« in Bel grad auf seiner Rückreise von Braunschweig. Annahme von Anzeigen bi» spätesten» llhr vormittag». Mr Aufnahm« von größeren Anzeigen an bestimmte» Stell m kann nur bann gebärgt werden, wenn sie am Lag» vorher bei un» »ingehrn. Insertionrprei»: Vie firbengespalten« Aorpurzeile oder deren Raum iv Pfg., Reklamen 2» pfg, Lei größeren Austrägrn entsprechender Rabatt. g»4»r»1»i Vorch nnser» Voten frei in» Hau, monatlich 00 pfg. Sei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich p-, «d wöchentlich ,0 pfg. - »ei der Post bestellt und selbst abgeholt viertttjähriich ,.iw RN. — Durch frei bl, Sau» vierteljährlich l.-r RN. — Gnzeln« Summer »o pfg. — Deutscher postzeitung»- — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, nut Au»nahm« von Sonn- und Feiertagen. Der Nack nach rechts. X Der konservative Parteitag, Liber den das Auer Tage- att schon referierte, hat die innerpolitische Situation in durch- w erwünschter Weise geklärt. Nicht darüber sind wir untcr- chtet worden, wie stark oder schwach noch der Mißmut unicr n konservativen Parteiangehörigen und Mitwählern grassiert, itz Ne vom Reichsboten monatelang zum Ausdruck gebrachte immung mit einem Schlage erloschen fei, wird kein Mensch -üben. Auch von der Bedeutung der Jungkonseroativen nnre der eine zugelaßene Vertreter nicht Zeugnis ablegen, »er das ist unerheblich. Denn über die Zulässigkeit abweichen- r Meinungen innerhalb der Partei sollten die Delegierten, die lein den kommandotreuen Teil vertraten, erst entscheiden. Und Das Gift -es täglichen Levens. <Nachdru<N»«iI ottn). Es gibt gewiße Leute, die behaupten, daß wir uns ständig »giften, und daß wir unbedingt viel älter werden müßten, mn wir den Entschluß faßen und energisch durchführen könn- l, gewisse Gifte zu vermeiden. Andere wieder behaupten, daß ! Sache gar nicht so gefährlich ist, denn schließlich gewöhnt sich : Mensch ja an alles, sogar an Gifte. Als Beweis hierfür rden in der Regel die Arsenikeßer angeführt, die bekanntlich s«Aik in großen Mengen zu sich zu nehmen vermögen. Sie sinnen mit kleinen Dosen und steigern sie allmählich im Lause Jahre so, daß sie zuletzt auf Quantitäten kommen, die für w anderen unbedingt tödlich sein müßten. Sei dem, wie ihm *-TWs, jedenfalls bieten gerade diejenigen Gifte, die wir mit ' ht al» die Gifte des täglichen Lebens bezeichnen dürfen, riel Interessanten dar. Als derartige Gifte kommen in der uptsache drei in Betracht: da» Nikotin, das Koffüin >d«rAlkohol, von denen das erstere im Tabak, das zweite Tee und Kaffee, der letztere aber in Men denjenigen Ge- nke» oorkommt, die wir als geistige zu bezeichnen pflegen, -sich nehmen wir das eine oder andere Lieser Erste zu uns, ist sogar alle drei, und doch, wie wenig ist Im Grunde genom- a außerhalb de» Kreise der Chemik r. Aerzre und Physiologen r sie brkenntl -! ?^e T'lu. r.tschest de» Nikotin» wurde uns «r't durch eie ldeck»»» Amerikas vermittelt. Als Columbus «m Jahre 2 dort eeiar.Let war, sah er zu seinem Erstaunen, daß die uvohner dicke, zylinderförmige Rollen von Tabakblättern im mde hatten, die an ihrem vorderen Ende glimmten, und an en sie nach hinten zu — und zwar scheinbar mit großem wß — den Rauch heraussaugten. Im Jahre 1511 kam dann Brbakpflanze nach Europa und bildete sogleich den Gegen- >d ungeteilten Interesses, nicht nur bet den ersten Rauchern sis Kontinente», sondern auch bei den verschiedensten Selehr- verentwortlich«» Redakltv,! MN NkUhSitl. , Ft» »t« Znferare verantwortlich: » «,W7 nnmr. Veld« in Ao« i. Erzgod.