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Montag, S. Dezember 1»«N vm mr 38V0 rrlilMi Itamt«! «r.»83. vierter Jahrgang. und Anzeiger tür das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Diese Nummer mnfatzt 6 Seiten Gegen di« Angriff« der Minister v. Rüger und Srdf vitzthmn» auf das liberale Bürgertum gelegenttich der Etats- deibatte im sächsischen Landtag wandte sich am Sonntag ein« libe rale Bürgerversammlung in Ehemnitz, die vom nationallibe ralen Verein einberufen war. Der große Versammlungssaal der Linde war trotz der ungünstigen Zeit von Wöhlern aller Par teien überfüllt. Wiederholt von lebhafter Zustimmung unter brochen, wies Landtagsabgeordneter Langhammer die un gehörige und durch nichts begründete Brüskierung der liberalen Mer vem König von Italien mit der Kabinettsbildung - biauftragte Sonino hat die Mitwirkung tno früheren Marineministers Bettolo nachgesucht. Gtolttti »iS seinen Anhängern den Eintritt in das neue Kabinett nichtverwchrrn. W«,*«spe,t,i vurch unstr, »otm frei in» San» monatlich so HP pst. und wSchentüch lo pst. — Vet der poft beftevt «d Die Tribuna meldet aus Petersburg, die Zarin sei in Liw dia ernstlich erkrankt, ihr Zu st and sei hoff nungslos. Der Zar sei sehrniedergeschlagen. Sprechftuud» der Redaktion mit Anenahm« der Sonntag» nachmittag» von «—» vhe, — Letegrannn-Adresse! Tageblatt Aa«. — Fernsprecher Nr Für «wertan-t eingesandt» Mannskript» kann SewShr nicht steiftet werden. Druck and Verlag »NN- u vnlsse-TeeeittchaL m. b. st. in Au« i. Lrzged. 10 pst. — Deutscher Postzeitung». Au»«ahia« von Sonn- und Feiertagen. Verentwörtlicher Ardakteur i Mt, MNtdSlS. FS, di« Inserat« verantwortlich: »etter Preu». Beide in Au« t. Lr^«b. Auch waren künstlicher« Puppen nicht ganz unbekannt. Die Marionetten und die Drähte, die deren Bewegung leiten, reichen bis in das Zeitalter des Aristoteles hinauf, und die Spuren der kleinen, mit Quecksilber geladenen Automaten, deren Bewegungen den Witterungswechsel Vorhersagen, kann man, wie einzelne Gelehrte behaupten, bis in die mythische Zeit Les Dä- dalus verfolgen. Von der Arche Noahs hat man natürlicher weise außerhalb der kleinen Nation an der Küste Syriens nichts gehört; allein da» trojanische Pferd und die Mass« der darin verborgenen Körper war ein bewundernswerter Ersatz dafür, und obgleich die Geduldspiele noch nicht erfunden waren, gab es doch bereits mehrere treffliche Elfenbeinarbetten zur Erlernung von Alphabeten (geometrische Holzfiguren ustv.) p auch war es, infolge der Vollkommenheit, zu der man es in der Kunst der Mosaik gebracht, leicht, einen Kursus der Naturgeschichte durch die Konstruktion abwechselnder Figuren zu veranstalten und die Anfangsgründe der Arithmetik durch all« Arten von unterhalten den Verbindungen in Stein und Metall zu lehren. Di« Mehrzahl der Knabenspielzeuge war ohne allen, sei's religiösen oder belehrenden Zweck. Als im Verlauf der Jahre die Schultüren sich öffneten, wurden di« kindischen Scherze der Ammenstube mit edleren Spielen vertauscht. LicLlingsvögel und zahm« Hihschen ersetzten die Puppe in der Neigung der Mädchen, und an die Stelle der Schetnheiraten und Leichenfeier- lichkeiten, in denen die Docken eine Hauptrolle gespielt, traten Glücks- und Geschickltchkeitsspiele Has Astraga.lt, Schrift oder Waffen oder selbst die wissenschaftlicheren Wettstreit« des Trtk- trak- und Brettspiel». Da» Ballspiel in allen seinen Formen war vielleicht da» beliebteste Mer Spiel« und wurd« von frtHe- ster Jugend bis zum reifften Alter getrieben. Der aus dem Gebrauch des Racketti» entstehende Nutzen scheint noch nicht er kannt gewesen zu sein, aber von einer Art Golf, mit gekrümm ten Stöcken gespielt, wird hin und wieder gesprochen, und das Fussballspiel war damals ebenso volkstümlich wie im Mittel alter und in neueren Zetten. Di« Spielneigungen der Knaben aussicht nach auch nicht wiederkommen. Die Rede, die der sächsisch« Minister des Innern am Mittwoch gehalten hat, paßte vielleicht ln eine Situation hinein, wie sie die sächsische Zweite Kammer von 10 Jahren gezeigt hat. Heute, nach dem Wahlergebnis, wie e« das Pluralwahlrecht zuwege gebracht hat, war diese Rede gänz- lich deplaziert. Hierin liegt eine gewisse Gefahr für Sachsen. Es kann nicht gut tun, wenn von der Mtnisterbank aus einer Partei, die bei den Wahlen von allen bürgerlichen Parteien die meisten Stimme« er halten hat, die in der Kammer in die ausschlaggebende Stelle eingerückt ist, und aus deren Reihen der erste Präsident genommen worden ist, die Eigenschaft abgesprochen wird, die sie zur Auf nahme von den Beamten in ihre Reihen befähigen könnte.. E« klingt merkwürdig, dieser Partei den. rechten Sinn für die Staats- autorität, für das Konkrete abzusprechen, zugunsten für die Kon servativen. Denn im Deutschen Reichstage haben die National liberalen den nationalen Block de» Fürsten Bülow nach Kräften gehalten, haben dessen Reichsfinanzreform bis zum l.tzten Ende verteidigt, und die Konservativen haben in völliger Veikennung dcr konkretln nationalen Notwendigkeiten und unter Mißachtung der Slaatsauioritäl tun nationalen Block und die Reichsfinanz» reform gestürzt und den Fü-sten Bülow aus dem Amte gejagt. Zweifellos. Sie passeN nicht zueinander, die jetzige Zweite sächsische Kammer und der Minister des Innern Graf Vitzthum von Eckstädt. Die sächsische Regierung kann die Zweite Kammer auflösen, wenn sie will. Sie wird es aber nicht tun. Denn eine M hrheit, wie sie zur Rede des Ministers paffen würde, bekommt sie niemals wieder. Es b'eibt also nur der andere Aus weg. Der Minister Graf Vitzthum von Eckstädt muß etwas umlernen. Er muß sich der gegenwärtigen Situation an bequemen, will er nicht die Verantwortung dafür ausstehen, daß die Mehrheit der Zweiten Kammer zur Regierung in einen Widerspruch treten müßte, der der gedeihlichen Abwicklung Lev parlamentarischen Geschäfte verderblich werden könnte. Oder er muß gehen, der Herr Minister Graf Vitzthum von Eckstädt. Ein drittes gibt es nicht. Wir meinen alber, er wird es fürderhin mit der zweiten Möglichkeit versuchen. und Laune di« Schwächen der gegnerische« Ausführungen auszulegen wußte. Durch die Reden der Konservativen klang es wie eine verhaltene Klage um die verlorene Herrschaft. Der Abg. Opitz, ein Herr mit viel feiner Bosheit, ließ die Nationalliberalrn die desto, possiäeitt« den Wahlausfall mit einer Fülle von malitiösen Wendungen entgelten. Robuster als die Nationalltberalen traten die Freisinnigen auf. Teilweise etwa« ungebärdig führten sich dir Sozialdemokraten ein. Immer- hin zeuaten auch deren Reden, vielfach von Arbeitslust und intimer Beschäftigung mit dem Budget. Alles in allem machte di« Debatte, sofern die einzelnen Parteien des Hauses in Frage kamen, einen angemessen Eindruck. Wenn gleichwohl der Abschluß der Debatte nicht ganz befriedigend war, so lag die Schuld dafür auf seilen der Regierung. Dort saßen die Störenfriede. Der Minister des Innern Graf Vitzthum von Eckstädt hielt es für opportun, dem Hause eine kl. ine Vorlesung darüber zu halten, daß es sich für die Beamten empfehle, lieber konservativ zu sein als liberal, denn, so deduzierte d.'r Minister, die Liberalen wollten in der Theorie zwar auch die Staatsautorilät gewahrt wissen, aber die Konser vativen zeigten darin größere Entschiedenheit. Ueberhaupt unter scheide sich konservative und liberale Denkungsart darin, daß die Konservativen mehr konkret, die Liberalen mehr abstrakt denken. Der Finanzminister Dr. von Rüger, der am ersten Tag« die Debatte mit einem zweieinhalbstündigen, durchaus sach lichen und gediegenen Finanzexpose etngeleitet hat, fühlte sich am dritten Tage gedrungen, Ausführungen de» Abg. Hettner als allgemeine Phrasen zu bezeichnen. Diese Herabsetzung des narionalliberalen Führers rief in der Kammer stürmische» Protest hervor, gegen den dann wieder der Minister an den Schutz des Präsidenten appellierte. Später entschuldigt« sich der Minister wegen seiner verletzenden Aeußerung. Der Abg Langhammrr verlas ain dritten Tage zu Be ginn seiner Neve eine Erk ärung der natioualliberale» Fraktion, in dir Vie Aeußerung des Ministers de» Innern mit Entschieden heit zurückgewiesen wurde. Es erinnert dieser sächsische Minister des Innern an seinen vormaligen preußischen Kollegen, den Frei herrn von der Recke. Aber dteser — e» sind etwa 12 Jahre her, daß er den Ministersessel einnahm — hatte menst stenS ein Haus vor sich, in d m er Rrffonanzboden sand. Die beiden konservativen Fraktionen des preußischen Abgeordnetenhauses verfügten zusammen fast über die Mehrheit, und wenn seine scharren Auslassungen über die Liberalen stellenweise recht wenig Durchschlagskraft besaßen, so war dock etwa die Hälfte der Abgeordneten wenigstens mit ihnen zufrieden. In Sachsen aber liegen die Verhältnisse zur Zeit un gleich anders. Eine konjervative Mehrheit gibt es in der sächsi schen Zweiten Kammer nicht mehr, und fi- wird menschlicher Vor- Regierung nud -lationallwerale in Sachsen. cW Aus Dresden schreibt man uns: Die sächsische zweite Kammer hat vom Die» »lag, den 30. November, bis zum Donm-iSiag, ldru 2- Lezemb.r, die erste EialSberatung erledigt. Di« Nalionat- siberalen waren in der Debatte recht gut vertreten. Der Abg. Hettner hielt eine Rede großi» Stils, die dir politische Situation in meisterhafter Weis« schilderte und im Anschluß daran maßvoll aber klar die Forderungen der uational- ttderairn Partei aufrolltc. Der Abg. Bauer erwies sich wieder als sicherer Kenner der Einzelheiten de» Etats, in die mir ein eiserner Fleiß hlnabzusteigen vermag. Die Regierung sebst mußte die Ausfüh>ung des Herrn Bauer als höchst beachtlich anerkennen. Langhammer bewährte sich von neuem als sicherer und wirksamer Polemiker, der mit Humor Sin Madrider Blatt bringt aus amtlicher Quelle eine Bestätigung der Nachricht über die Heimberufung der Reservisten aus Marokko und bemerkt dazu, daß sich der«« Zahl insgesamt auf 13000 belaufe, weren!. * DirVortrc ch e n Truppen überschritten die strittige p <r- ^üln-^Grenze und attaklterten die persische Grenz- Der Kriegsminister befahl den sofortigen Rück zug der Truppen. Das Wichtigste vo« Lage. Der Bund der Festbesoldeten veranstaltete gestern in Berlin ein« große öffentliche Versammlung in der die Bestrebungen de» Bunde» klargelegt wurden. Spielzeug unv Spiele im Altertum. Eine hochentwickelte besondere Industrie sorgt dafür, daß in keiner deutschen Familie, in der Kinder unter dem Tannenbaum stehen, zu Weihnachten das.liebste aller Geschenke, das Spiel zeugs fehlt. In Men Variationen finden wir es vertreten —. von der einfachsten Holzfigur bis zu den sinnreichsten Kunst werken aus kostbarem Metall. Für jede Altersstufe ist gesorgt und bei der Auswahl die peinlichste Rücksicht genommen auf die berechtigten Wünsche und Neigungen der Kinderwelt beiderlei Geschlechts. Schon im Altertum zeigt sich dieser Unterschied, diese bei Knaben und Mädchen durchaus verschiedene Vorliebe für dieses oder jenes Spielzeug und dieses oder jenes Spiel. Verwundert wird allerdings mancher Leser fragen: Hatten denn auch schon die Kinder des Altertums Spielzeuge? Ja, natürlich, die Kinder im Altertum kannten nicht nur Spiel zeuge, sondern hatten such eine ganze Reihe hübscher Spiel sachen, di« den unsrigen wie ein Ei dem andern gleichen. So brauchten die Kinder des Altertums, soweit sie dem zarten Ge schlecht angehörten, durchaus nicht auf das Spiel mit Puppen zn verzichten. Allerdings mich zugegeben werden, daß die klei nen Damen jener Zeit nicht wie unsere jungen Mädchen die heute ost so wunderbar schönen Toiletten der ziemlichen Puppen bewundern konnten, sondern sich lediglich an deren unverhüllter Schön leit erfreuen durften. Die Puppenstuben mit ihrer Z!nn- attung, di« Geldbüchsen mit ihrem kleinen Spalt zur Auf- e vereinzelter Drachmen und Sestertim, der Trinkbecher und sein« familiäre Inschrift, die Abbildung«» von Kühen, Pfer den und Schweinen, di« unfern eigenen Kindern so lieb sind, waren ihren klassischen Vorbildern «benfMs gut bekannt. Wir können überzeugt sein, daß es an solchen Geschenken nicht fehlte, wenn di« Gevatterinnen, wie es da» Herkommen erheischt«, sich versammelten, um den «einen Fremdling -« begrüßen und ihm Gaben zu bescheren, die der Gebrauch pst solch, Gelegenheften vortzchArt^en Latte. pst. ve« ««schUH«« abgHA nunEch Lmrahm« von r-nzeig? bt, spätester» ,>/, Uhr vormittag,. Für Aufnahme von rrSKirm Anzesten -v b^ttumtt« seibft-b-»h«tt otrrtchShrltch ,.»0 VN.— Durch Stellen kaim nur lxnm gebürgt werden, wenn fi« am Tag, vorher bei an, etiWnr. l« Nummer ,« pst. — Deutsch« Postzeitung». Jas«rtion,pret,: Vt« fiebengespalten» Rorpurzeile od«r deren Raum io pst, Lrklameo r, pst. Bei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. schen Ersatzmittel der Schusser. Der Schusser oder di« Marmor kugel ist von zweifelhaftem Altertum, obgleich sich, einer Stelle im Suetonius zufolge, mit einigem Grund annehmen läßt, daß selbst der weiße Augustus das Schusserspiel nicht verachtete. Die Unterhaltungen der Kinder zeigten überhaupt die größt« Aehn« . lichkeit mit unfern n eu eren Spielen, odn, genauer gespro chen, die nämlichen Spiele haben sich mit bloß örtlichen Ab weichungen dis jetzt erhalten. So da» Blindekuh-Spiel, KStzcheW im Winkel, di« Pfänderspiele und die Handschmisse. Dann, wenn das Wetter schön war, versammelten sich die Mädchen und Kna ben zum Kuß im Ring, indem der Empfänger des Grußes scher,, haft an die Ohren gerissen wurde, und der Frosch in der Mitt« (Midas war der Name im Altertum) erlitt die Strafen seiner Stellung. Nicht nur Männer reifen Alters waren an das Ball spiel gewöhnt, sondern selbst der Reif und die Schaukel wurde« . .nicht aufgegeben, als die Knaben die Schule verließen, vielmehr trieben di« älteren sie in den Gymnasien, d. h. den Anstalten fist gymnafiastische Hebungen, unausgesetzt fort, ja die Aerzte emp fahlen sie sogar, wie Hippokrates uns sagt, den an trägem Blut umlauf Leidenden. Es fehlte aber auch nicht an Spielen von tieferer Be deutung und romantischerem Ursprung. Ein solches war da» der Schildkröte, wenn di« jungen Mädchen im Kreis um ein« ihrer Gespielinnen herumtanzten, die in der Mitt« saß und sangen: Was tust du hier, arm« kleine Schildkröte? Die Ant wort darauf war: Ich kämme da» Mich und spinne den Faden von Mitttus. Und wo, fragte der Thor wieder, find deine Söhne, meine arme klein« Schildkröte? — Von dem Rücken ihrer weißen Träger find fi« in da» Meer gestürzt. — Denn die in den Kmt» eingesperrte Schildkröte «ar die Vertreterin der im Gyntsten« : etngeschlossenen Fra» Ionien», di« ihr« SSHn« beweinte, dt« Terxes mit sich in den Krieg geschleppt hatte und di« mtt ihren Schiffen (den schnellen Rennern der Tiest, in der Bildersprache» der Saga») tn den «ngqn Gewässern von Salamis und aas de, HH« de» Vorgebirge» von Artemistn« pstwstde gvmga» ««sth Nu er Tageblatt