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Der SächstscheLrzäßser ieser- nurumee 1L Ptzz.) Freitag, Len IS. April 1932 87. Jahrgang Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt, Heimatkundliche Beilage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag man Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokafse Bischofswerda Konto Nr. 64 Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der SLchfische Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt- mmhungen der Amtshauptmannschaft, de» Arbeitsgerichts und de» Haupt- zollamt» zu Bautzen, de» Amtsgerichts, de» Finanzamts, der Schulinspektion »och de» Stadtrat» zu Bischofswerda behördlicherseits besmnmte Blatt Tagesschau. Retchskanzler vr. Brüning Hal Domuralag abend nach De- «cktzptn» der ttabiueN»fitz«ng in veglettaa» von Mnfflerial- direttor Dr> Zrchllu und 0berregieruag»ra1 Planck dte geplante Rcks« nach Genf angelrelen. * Für den «essunwezirk »eelln lfi h«Ue «ch dle Hillerfugend oerbalea «wetze«. M« erwartet da» Verbot «ach ffir «etter- Be- * Per Laatzlagsabgeortzaete Löget hat de« söchfischen Innen- Minister ersucht, die sofortige Aasiösnag de« Reichsbanner, »nd der Elsern« Frontz« beantrage«. * In Langewiesen kn Lrei» Arnstadt führte der sozialdemo- kratlsche Bürgermeister dle Auslösung der S«.-Forwaklo» «« hilf« etaer bavafsueteu Reich»bauaeegruppe durch. Le drang t« dm Ttachtstuudm la «e Wohnungen »ad «ah« Hawsfnchnngm «ad Verhaftuugm vor. * Der Lelcheoat tzchantette am vmmaatag tzte Verlöugeruag tz« Schatz der dmlschm «aldmirkschast vor der sowjet- rufflsche« Schleutzeckeararr«^ * Ms elaee Affet de» Kaspischen Meere,, in der Röhe von Vak«, fft ein Vu«aa k» «lllglett getreten. Für dle Bewohnerschaft der 2«sel Wurden Rettnngemahnahni« getroffen. Fünf Person« stttd tzeaffk» mHzckoiinnen. - Pie Vulk-nauSbrach« l« dm Andm habm aufgehört. Die Lags lst setzt «ffetzer Mgroannm n,r«al. E, ist kelu Opfer an 2» Lotznnbn» Ku «S« -S»aa« vhlo ereignete stch ,« einem im van begrtfsmm großen staatllchm Bürogebäude eine Lxpto- floa» durch welche eine wand heraurgedrücki wurde . Unter den Trümmern liegen etwa 30 Mensch« begrabe«. Bi, jetzt sind S Lote geborgen. 1 Ausführlich« an anderer Stelle. kett der höchsten Stellen des Reiches auf die Organisation, die Absichten und das Treiben der Eisernen Front und des Reichsbanners zu lenken. In einer besonderen Beilage wird zu diesem Zwecke umfangreiches Material im Auszug unterbreitet, da nach Ansicht des Blattes die Behauptung erhärtet, dgß viele Sätze der Derbotsbegründung der Reichsregierung gegen die SA.- und SS.-Abteilungen haarscharf auf ein Verbot desReichsbanners passen würden. Hitlerjugend verboten. Berlin, 14. April. (Eig. Meldg.) wie wir erfahre«, ist heule auch die Hitlerjugend verbal« ward«. Da» Verbot erstreckt fich vorläufig nur auf dm Gesamlbezirk Berlin. Ls ist jedoch anzunehmen, daß auch in anderen Lest« Preußen» das Verbot für das weikerbestehen der Hitlerjugend ausge sprochen wird. M em« Wen SW MiereMeVMMW. Vertin, 14. April. Der Reichsrat hielt am Donnerstag feine erste Sitzung nach Ostern ab. Eine längere Aussprache entspann sich über die Verlängerung des Neutralitätrver- trages und des Schlichtungsabkommens mit der Sowjet- uni o n. Die Verträge sollen srühestens am 30. Juni 1S33 wieder kündbar sein. Der bayerische Gesandte Dr. v. Pre- ger lehnte namens der bayerischen Regierung die Berlän- geruna ab, so lange nickt ausreichende Sicherun gen für die deutsche Holz- und Waldwirt schaft geschaffen seien. Der wiirttembergische Gesandte Dosier gab gleichfalls eine ablehnende Erklärung ab, in der es heißt, daß die wiirttembergische Holz» und Die fSchstschen Nationalsozialisten fordern Einberufung dss Kandtags. Dresdm, 14. April. Im Hinblick auf die durch das Verbot der SA.- und SS.-Formationen geschaffene Lage hat die nationalsozialistische Landtagssraktion telegraphisch die sofortige Einberufung des sächsischen Landtages gefor dert. Im Rahmen der Polizeiaktion wurde heute eine Haus suchung bei der Deutschen Buchhandlung auf der Landhaus^ straße ourchgeführt. In den Nachmittags- und Abendstun den bildeten sich in den Hauptstraßen der Stadt Ansamm lungen, ohne daß es irgendwo zu Zwischenfällen gekommen wäre. Ser EjOrmk des SA-Verbotes. Mit welch« Maßstäben der Entschluß der Reichsregie- ruug, die „Braune Armee" aufzuläfen, gemessen werdep muß, zeigt die Aufmerksamkeit, welche die ganze Welt die sem Ereignis widmet. Im allgemein« anerkennt die ge samte ausländische Preffe d« Mut der Reichsreaierung. Aber überall klingt doch ein leiser Zweifel durch, ob dieser Mut nicht doch eine Dummheit gewesen ist. Und zwar be zieht sich Illeser Zweifel auf die Wahl des Zeitpunkte». War es richtig, zwischen Mei Wcchlen ein« Staatsakt von solcher Tragweite vorzunehmen? Das wird erst die Zukunft, das wird vor allem der 24. April, der große Wahltag, lehren. In der gemäßigten deutschen Rechtspresse kommt vor allem der Gedanke zum Ausdruck, daß die Unterzeichnung Lieser Notverordnung durch den soeben wiedergewählten Reichspräsidenten von Hindenburg äußerst bedauerlich sei. Zahlreiche Zeitungen fügen hinzu, daß diejenigen Wähler Ler gemäßigten Rechten, die Hindenburg diesmal nicht wie- Lergewählt haben, weil sie in seiner Wahl eine Befesti gung de» schwarz-roten ^Systems erblickten, in ihrer Auffas sung schon jetzt durch die Ereignisse gerechtfertigt seien. Ins besondere wird di« Tatsache kritisiert, daß die Reicksregie- rung sich zwar die Arbeit einer außerordentlich umfangrei ch« Begründung dieser Berbotsmaßmchme gemacht hat, Laß aber sachliche Gründe keineswegs beigebracht worden seien. Ueberrascht hat vor allem di« Tatsache, daß die Reichs regierung sich in der Begründung mit keinem Worte auf die Ergebnisse der Haussuchungen des preußischen Innen ministers Seoering bezieht. Auch ist nicht die Rede davon, daß das Verbot etwa wegen der angeblichen unmittelbaren Ruhestörungen durch di« Ml. und SS. «folgt sei. Diejeni gen Argumente also, mit denen die Linke arbeitete, hat sich die Reichsregierung nicht zu eigen gemacht. Was sie an positiven „Gründen" vorgebracht hat, be weist entweder gar nichts oder trifft zumindest zu gleichen Teil« auf die Vürgerkriegsorganisativn der Linken, die „Eiserne Front» und das Reichsbanner, zu. In der Preffe namentlich der Mittelpartei« kommt deutlich zum Aasdruck, daß di« amtlich« Politik diesmal klar für die Linke optiert habe. Wenn di« Reichsreaierung in der Begründung besonder» beton« zu müssen glaubt, daß dies« Maßnahme einer völlig überparteilichen Haltung ent springe, so wird sie mit solcher Beweisfübrung im deutsch« Volk« auf keine Gegenliebe stoßen. Besonders bedauerlich aber ist es, daß von nun an nicht mehr nur in d« amtlich« Schriftstück« der sozialdemokratisch geführt« Preußen- mationen. Er nahm, wie vom thüringischen Innenministe rium bestätig^ wird, da» Reichsbanner zurHilse und bewäff- - -L— " - - - — -> Hyx VerfÜ- ««»fnchuugeu -Paffen be- sönllch und hatte fich, wie er auf Anfrage bestätigte, zu Off ner Sicherheit mit einem Revolver bewaffnet, lieber diese» Vorgeh« de» Bürgermeister» herrscht im Orte große Er regung. Der Bürgermeister hat sich sogar an die Spitze einer mm ihm mit Gewehren bewaffnet« Gruppe mm Reichsbanner angehörigen gesetzt «nd drang bei einer Anzahl von Natio nalsozialisten, auch hei Jugendlichen, in den Nachtstun de« ein und nahm mit vorgehaltener Pistol« Haussuchungen und Verhaftung« vor. Auf Beschwerde« von Einwohne« griff -er zuständige Landrat des Kreise» Arnstadt ein und stellte die Ordnung in Langewiesen wieder her. Da» thüringische Innenministerium wird gogea den sozialdemokratischen Bürgermeister disziplinarisch voryeh«. Im Innenministerium fanden heute nachmittag Ver handlungen über den Fall Worch (Langewiesen) statt. Die bürgerliche Fraktion des Stadtrates in Langewiesen hatte beim Innenministerium Beschwerde erhoben, wÄl Worch Reichsbanner als Hilfspolizei bei der Aktion gegen die SA. eingesetzt hatte. Der Landrat von Arnstadt, Pabst, «ar nach Weimar gekommen, um Bericht zu erstatten. LanLrat Pabst wird sich heute abend in Begleitung eines Vertreters des Innenministeriums nach Langewiesen begeben, um dort die Untersuchung zu leiten, von deren Ergebnissen die wetteren Beschlüsse des Innenministeriums abhängig werden. Protest an Groener. Der Führer der nationalsozialistischen thüringischen Landtagsfraktion, Sauckel, hat ein Protesttelegramm an Groener gerichtet, in dem es heißt: Das Reichsbanner habe in Thüringen schon zahlreiche Ucberfälle verschuldet. „Nicht die NSDAP., nicht die SA., nicht die SS. sind staatsgefähr lich, sondern das Reichsbanner, das jede legale Entwicklung im Bürgerkrieg ersticken will. Es ist mit Gewehren ver sehen, wie durch den Fall Langewiesen unter Beweis gestellt ist. Im Namen der Mehrzahl des thüringischen Volkes protestiere ich gegen die vollkommene Rcchtlosmachung der nationalen Mehrheit." Antrag auf sofortige Auflösung der Eisernen Front. Dresden, 14. April. Der Landtagsabgeordnete Tögel (deutschnat.) hat am Donnerstag beim sächsischen Innen minister Richter Vorgesprächen. Er ersuchte den Minister, daß Vie sächsische Regierung die sofortig« Auflösung de» Reichsbanner» und der Eisernen Front bei der Reichrregierung beantrage. Die Efferne Front habe wiederholt Büraerkriegsdro- Hungen ausgesprochen und sei im übrig« genauso durch organisiert wie die Wehrorganisationen der NSDAP., unterstehe auch einem obersten Befehlshaber. In gleicher Lage muffe all« gegenüber gleich verfahren werden. Der Innenminister erwiderte darauf, daß die Frage nur durch das Kabinett entschied« werd« könne. Bakin, 14. April. Im Anschluß an da» vollzogene Ver bot Ler SA.- und SS.-Formationen wirft „Der Taa" un ter der Ueberschrift „Im Geiste der Gerechtigkeit" die Frage auf, was mit dem Reichsbanner und der Cisemen Front geschehen solle. Da» Blatt zitiert aus der Kundge bung, dle Reichspräsident v. Hindenburg anläßlich sei ner Wiederwahl am 11. April erlassen hat, die Versicherung, daß der Reichspräsident getreu seinem Eid sein Amt im Gei sts da Ueberparteilichkett und der Gerech tigkeit weiterführen werde, und nimmt die Begründung, die die Reichsregieruna dem Verbot der SS.» und SA.-Or- ganisattonen an-efügt hat, zum Anlaß, um die Aufmerksam ¬ regierung mit jener verhängnisvollen Gleichsetzung zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten, zwischen Rotem . Frontkämpserbund und SA. gearbeitet wird, die von einer . völligen Verständnislosigkeit gegenüber den treibenden ! Kräften des nationalen Deutschland zeugt. Bisher war es Loch so, daß vor einigen Jahren kein Mensch es wag« durfte, in bestimmte Bezirke aller deut schen Großstädte zu gehen, um dort Worte auszusprechen, wie Vaterland, Deutschland, Nation. Die Nationalsoziali stische Partei wurde ja geradezu gezwungen, sich eine be waffnete Hausmacht zu schaffen, weil die organisierte Linke als solche oder der Pöbel der Straße unter dem indirekten Einfluß der Linksparolen die gesetzlich garantierte Freiheit der Meinungsäußerung für Leute von recht» zerstörte. Die SA. ist — da» muß auch der Nicht-Nationalsozialist aner kennen — nicht au» irgendeinem freien oder gar hochver- räterisch« Entschluß ihrer Führer entstanden, sondern aus der Wichten Notwendigkeit, Versammlungen zu schützen, die ohne solch« eigenen Schutz stets längst in alle Winde ver- l jagt waren, wenn die Polizei auf irgendeine Nachricht hin eintraf. Wenn dem so ist, dann Lars sich heute derselbe Staat nicht darüber beklagen, daß aus diesem Saalschutz eine „Privatarmee" geworden ist. Eine Privatarmee mit all den Bor- u. Nachten«, die eine solche Organisation haben muß. i Eine Priyatarmee, die man nicht einfach „verbieten" kann. ! Line halbe Million Menschen sind eben nicht zu „verbiet«". > Nimmt man ihnen ihren bisherigen Zusammenhall, der ihnen poch dazu vielleicht ost genug Len Lebensunterhalt , garantierte, dann öffnet man allen Umgehungsversuchen dieser Verbote Tür und Tot. Immer deuüichrr tritt M Tage, daß dieser Schritt nicht seiner Bedeutung entsprechend vorbereitet und erwogen wurde. Es bestätigt sich, daß nicht nur Preußen, sondern in der Tat der Reichswehrminister Groener durch sein Gewicht das Verbot durchgesetzt hat. Roch am Montag hatte sich Ler Reichspräsident ablehnend verhalten. Ws aber Groener nach einigen Vorfällen im Reichswehrmini sterium, die zu erörtern jetzt nicht die Zeit ist, mit seinem RüÄritt als Reichsinnenminister drohte, wandelte sich die Lage zugunsten des Verbotes. Wir hab« Grund zu der Annahme, daß die vielbemerkte Einstimmigkeit des Kabi nettsbeschlusses zu den Bedingungen Groeners gehörte. Was aber auch geschehen sein mag, es kann unter keinen Umständen die Uebereilung, mit der das Verbot in die Tat umgesetzt wurde, noch das Verbot selbst, rechtfertig«. « » -enffpr-cher ««« vffchostwerda Nr. 444 und 44S. «n^igeaprei» (in Reichsmark): Die 44 mm breite einspaltige 3m Falle höherer GewaU — Krieg oder jonstiger irgendwelcher Millimeterzeiie 10 Pfg., örtliche Anzeigen 8 Pfg. Sm Textteil die Störung de» Betrieb« der Zeitung oder der «eförderungseinrich. so mm breite Millimeterzelle 30 Pfg. Für da» Erscheinen von h"! der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plötzen Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises.keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Unerhörter Uebergriff eines sozial demokratischen Bürgermeisters. SA.-Auslösung mit Hilfe des bewaffnet« Reichsbanners. Weimar, 14. April. Aus ungewöhnliche Art schritt der sozialdemokratische Bürgermeister worch in Langewiesen, Landkreis Arnstadt, zur Auflösung der SA.» «nd SS.-Sor- rinm bestätigt wird, da» Reichsbanner zur H ael« es, da ihm «ur ungenügende Polheikr gung gestanden haben soll«. Es wurden durchgeführt, Verhaftungen vörgeuomm« und Waffen be schlagnahmt. Bürgermeister worch leitete die Aktion per-