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Ileukinh un- Zlrngegend Unabhängige ZeUung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt / Heimatkundliche Beilage / Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 WM M MsWlWkN II« SWlM. Madrid, 12. Mai. Die Stadt hat heute ihr normaler Aussehen. Die Arbeit ist überall wieder ausgenommen worden. An den strategischen Punkten steht noch Militär in Bereitschaft; es ist aber bisher alle» ruhig geblieben, wie Ll Sol meldet, haben -le Madrider Ereignisse in mehreren Provinzhauptstädten Widerhall gefunden. In Allcaute sind da» Jesuitenhaus, mehrere Klöster und die Redakttonen der katholischen Blätter iuVrand gesteckt worden. In Sevilla hatte da» Hau« der Jesuiten da» gleiche Schicksal. In Saragossa versuchte die Menge, am erzbischöflichen Palast Feuer anzulegen. Der da- durch verursachte Schaden ist ziemlich groß. Zn Malaga wurden der bischöfliche Palast, da» Jesuikenhaus. ein Non nenkloster und das Augustinus-Solegium durch Brandstif tung zerstört. In Eadi; hat die Menge versucht, da» Kar meliterkloster in Brand zu stecken und andere Ausschreitun gen begangen. Dort wurde das Standrecht verhängt. Auch in den Provinzen Malaga, Alicanko und Sevilla ist der Kriegszustand erklärt worden. In Saragossa hat die Polizei die Ordnung wiederhergeslellt, ohne das, der Kriegszustand erklärt worden ist. Tumulte in Sevilla. Sevilla, 12. Mai. In Sevilla kam e» heute früh zu Un ruhen ähnlich denen in Madrid. Bereit» in den frühen Morgenstunden bildeten sich zahlreiche Gruppen von Hun derten von Personen, die die Klöster zu stürmen versuchten. Al» erste» wurde da» Jesuilenkolleg ein Raub der Flam men, dann wurden zwei Klöster im Arbeiterviertel Triana in Brand gesteckt; sodann überfiel die Menge die St.-Io- sephs-Sapelle im Zentrum der Stadt, eines der hervor ragendsten Baudenkmäler de» IS. Jahrhundert», da» sei nerzeit als Nattonalmonument erklärt worden war. Die St.-2osephs-kapelle ging vollkommen in Flammen auf. Ebenso wurde da» Kloster Vuen Sugeso ein Raub der Flammen. Die Menge warf Heiligenbilder und Gegen stände religiöser Verehrung in die Flammen. Um 10 Uhr vormittags wurde der Belagerungszustand erklärt. Mön che und Nonnen haben die Klöster verlassen und Zuflucht la der Stadt gesucht. Die Tumulte haben die Bevölkerung außerordentlich erregt. Moskau beglückrvünfcht die spanischen Kommunisten. - Moskau (über Kowno), 12. Mai. Die Vertretung der spanischen Sektion der Komintern hat an das Zentralkomi tee der spanischen Kommunistischen Partei ein Telegramm gesandt, in dem den spanischen Kommunisten die Glückwün sche zum ersten Erfolg ausgesprochen werden. Das Tele gramm sagt, daß die Arbeiter mit der Waffe in der Hand sich den Sieg erringen müßten. Die Armee Spaniens müßte in die Hand der Arbeiter gebracht werden. Ein Vertreter der spanischen Kommunistischen Partei wird im Rundfunk der Gewerkschaften eine Rede in spani- Mklkl« SM ZkllUltt. Die „Rotschild-Bant- in Wien ist zusammengebrochen. Das heißt: das Haus Rotschild ist beileibe nicht pleite, es witt> nur 3V Millionen Schilling heraeben. um di« Bank, die zuletzt das größte Finanzinstitut Oesterreichs war, zu sanieren. 3V Millionen Schil ling werden auch noch von anderer Sette ausgebracht, und di« österreichische Regierung gibt 100 Millionen Schatzwechsel au», um die ISO Millionen, di« zu? Sanierung nötig sind, auMbringen. Aber mit der Ausgabe von Schatzwechseln ist es «ine eigenartige Sache. Es ist mit einer solchen Aktion nämlich nicht getan, und es muß Leut« geben, di« dies« Wechsel aufnehmen, für sie bare» Gel geben. Herr Quesnay von der Bank für international«» Zah lungsausgleich in Basel, ist ,^u fällig" in Wien und ver handelt mit der Regierung darüber, wie inan dies« 100 Millionen unterbringen könnte, dl« in Oesterreich nun einmal nicht unterge- bracht werden können. Außerdem war Oesterreich drauf und dran, die zweite Tranche seiner Investitionsanleihe auszugeben. Jetzt kömmt der Krach der Rotschild-Bank dazwischen. Di« Situation ist äußerst schwer, ist äußerst gefährlich. Ist mindestens ebenso gefahr voll wie vor Jahren bciin Zusammenbruch der Wiener Postspar kasse und der Bodcnkreditanstalt. Oestcrreichische Kreditinstitut« Tagesschau. / Da» Luftschiff »Graf Zeppelin" startete Dienstag abend 11,15 Ahp zu einet LaUdung»fahrt nach Berlin, wo es Mittwoch früh qejsttz ö llhr elntraf. Nqch einer Schleifenfahrk über die Relchs- hayptfladt erfolgt« «m 7 Uhr die Landung im Luftschifshafen in Skäafen. / Der amerikanische Rekordslieger Frank M. hamt», der vien,- v-i. mittag Nm ir llhr in London startete, ist nachmittag» um 2,55 1t». asto «ach noch nicht drei Stunden auf dem Tempelhofer Flug huhn glü-*llch gelandet. Hanck» hat damit eine beispiellose Leistung vollbracht, indem er die rund 1000 Kilometer lauge Luftflrecke mit SM Kilometer Slundengeschwindigkeik zurücklegte. * Am Mittwoch kam « auch in den spanischen Provinzstädten zu'fchweren Au»schreiluugeN. Eine Reihe von Klöstern und btschöf- lichen Palästen ist niedergebrauut worden. Auch in den Provin zen Malaga, Allcanto und Sevilla ist der Kriegszustand verhängt worden. Auf der Station Merity ln der Nähe von Rio de Janeiro stle- ßeu zwei ExpreßzHge znsammen. Soweit bl»h«r festfleht, wurden 1- Personen gelötet und S5 verletz«. ^ Ausführliche» a« anderer Stell«. nung übergehen könnte. Entweder handelt es sich hier um eine unverzichtbare national- und wirtschaftspolitische Not wendigkeit, — dann ckbt es kein Zurück, oder aber man hätte die Finger davbn lassen sollen, da die Widerstände Frank- reich» und seiner Verbündeten ja schließlich für keinen poli- tisch Denkenden eine Ueberraschung bedeuten. Cs ist merkwürdig, wie sich im Laufe von wenigen Mo naten die politischen» Kulissen verschieben. Noch im Januar beherrschte in Genf die deutsche Minderheitenbeschwerde ge gen Polen völlig das Feld. Der Rat hat damals seine Be schlußfassung vertagt, weil er der polnischen Regierung Ge legenheit zur Erstattung eines Berichtes geben wollte. Polen sollte bis zum Mai den Nachweis liefern, daß die auch vom Völkervundsrat gegeißelten Mißstände behoben seien und daß eine Gewähr für die.gerechte Behandlung der Minderheiten in Zukunft gegeben werde. Der Lärm, der um die deutsch-österreichische Zollunion veranstaltet wurde und der nicht zuletzt von Polen verstärkt worden lsh hat un serem östlichen Sfaqchar die Gelegenheit gegeben, sich etwas von dem Interesse der Weltöffentlichkeit abzusetzen. Die Polen werden tn Genf diesmal in der Rolle der Biedermänner auf treten, die so tun, als sei eigentlich gar nichts gewesen. Unsere kurzlebige Zeit kommt ja bekanntlich sehr leicht auch über schwerwiegende Fragen hinweg, und die von den Po- len bis aufs Blut gequiilten Ukrainer haben noch nicht ein mal durchsetzen können, daß ihre Beschwerden im Rat über haupt zur Behandlung gelangen, obgleich seit der Borde- reitungszeit für di« polnischen Wahlen jetzt schon fast ein Jtchr-«rgangen ist. Es trifft sich glücklich, daß diesmal Reichsaußenminister Dr. Curtius in Genf präsidiert. An ihm wird öS sein zu verhindern, daß die Beschwerden gegen die polnische Gewaltpolitik stillschweigend in der Versenkung verschwinden. , Die Tagung des Völkerbundsrates verdient diesmal ein besonderes politisches Interesse, weil wir uns allmählich dem Zeitpunkt nähern, der über Sein oder Nichtsein des Völkerbundes entscheiden muß. Bisher hat der Völkerbund seine Tradition, eine Organisation der Siegermächte zu sein, getreulich befolgt. Deutschland hat sich nur allzusehr in die Abhängigkeit dieser Staaten drängen lassen, immer in der stets betrogenen Hoffnung, daß es auf diesem Wege für die Wiedergewinnung seiner politischen und wirtschaftlichen Freiheit Nützliches erreichen könne. Der Völkerbund hat sowohl in den Wirtschaftsfragen, wie im Minderheitenschutz, wie auch beim Abrüstungsproblem völlig versagt. Die deutsch-österreichische Zollunion ist der erste Schritt der Selbsthilfe gegenüber dieser Politik der Konferenzen, deren äußerer Umfang stets im umgekehrten Verhältnis zu ihren sachlichen Ergebnissen gestanden hat. Die Minderheiten haben längst verlernt, in Genf den Hort ihrer Rechte zu sehm, und in der Abrüstungsfrage hat der Völkerbund bis her alles getan, um auch nur den geringsten Erfolg zu ver hindern. Wenn jetzt Deutschland und Oesterreich auf wirt schaftspolitischem Gebiet — immer im Rahmen des Völker bundes — eigene Wege gehen müssen, dann wird dasselbe der Fall sein, falls die vom Völkerbund einberufene Abrü stungskonferenz im nächsten Jahre so versagt, wie es alle übrigen Konferenzen auf diesem und anderen Gebieten bis her getan haben. Mit Briandscher Friedensrhetorik allein läßt sich der Völkerbund" auf die Dauer nicht Zusammenhalten. Wenn er aber einmal auseinanderbrechen solltd, dann geschieht dies, weil die Siegerstaaten des Wellkrieges ihn noch zwölf Jahre nach „Friedensschluß" immer nur zur Aufrechterhal tung ihrer Vorherrschaft mißbrauchen wollen. großen Ausmaße» scheinen heute di» Cxistenzberechttzung verloren zu haben, sind wohl nichts weiter als ein Spielball in den Händen d«r internationalen Hochfinanz. Der Zusammenbruch der Kreditanstalt kam überraschend. Man hätte sich ruhig vorstellen können, daß man diesen Zusammenbruch noch ein Wenig aufgeschoben hätte. Ist es wirtlich nur «in Zufall, daß Herr Quesnay in Wien ist, ist der Krach der Rotschild-Bank auch auf nichts weiter als auf einen „Zufall" zurückzuführen? Man hat vor kurzem erst beschlossen, jenen ominösen Kon- trollausschuß «inzuberufen, der seinerzeit eingesetzt worden ist, um die pünktliche Rückzahlung der Mlksrbundsanleihe für Oesterreich zu überwachen. Man hat diesen Ausschuß neuerlich einberufen, zunächst ohne triftigen Grund, nur, um Oesterreich Schwierigkeiten zu bereiten im Hinblick auf ein zollpolitisches Zu sammengehen mit dem Deutschen Reich. Jetzt hat man einen Grund gefunden: Die Auslegung der zweiten Tranche der Investitionsanleihe, sowie di« Sanierung der zusammengebroche nen Kreditanstalt. Jetzt hat man endlich die Gründe, die man brauchte. Ist das alles wirklich nur Zufall? Steckthier nicht irgendwie doch so etwas wie Konstruktion? Man hat den Pleitegeier mobil gemacht, um mit ihm gegen di« Zollunion zwi schen Deutschland und Oesterreich anzukämpfen. Die Gegenseite hat sich einen fabelhaften Trumpf geschaffen, um ihn gegen Oesterreich und Deutschland auszuspielen. Es fragt sich nur, ob Oesterreich und Deutschland willens sind, auf diesen Trumpf, auf diesen Trick, hereinzusallen. Dies« Kart« mit dem Pleitegeier ist in einem auch nur Halbwegs ehrlichen Diplomatenspiel abzulehnen. Das ist die Moral von der Geschlcht und gteichzettig die logische Konsequenz aus ihr. s Die Senser Maitagung. ' Berlin. 13. Mai. (Eigner Dienst.) All stehen am Vorabend einer Genfer Tagung, deren politisch? Beoeutung über den Rahmen dessen hinausrekcht, WS» sonst im -Bölkerbundsrat verhandelt wird. Bevor der VLlkerbundsrat seine Arbeiten aufmmmt, tagt unter Briands Vorsitz (auch wenn dieser inzwischen zum Präsiden tin der französischen Republik aufgerückt sein sollte) der Curopaausschutz, bei dessen Einberufung es schon einige schwerwiegende Meinungsverschiedenheiten wegen der Ein ladung an Rußland und die Türkei gegeben hat. Wenn schon diese Tagung im Zeichen des Kampfes um die deutsch-öster reichische Zollunion stehen wird, so wird dies natürlich in noch stärkerem Maße bei der Tagung des Völkerbundsrates der Fall sein. Man weiß noch nicht recht, welche Taktik Frankreich in Genf Einschlägen wird. Direkte plumpe Drohungen gegen Deutschland und Oesterreich auszusprechen, liegt für Frank reich solange kein Anlaß war, als es die Hoffnung haben darf, mit den bekannten Mitteln der Völkerbundsdiplomatie, in erster Linie dem der Verschleppung, die Lage zu seinen Gunsten zu wenden. Der ettgliche Antrag, die Rechtsgültig- leit der deutsch-österreichischen Zollunion in Genf nachzuprü fen, indem untersucht wird, ob der geplante Vertrag mit dem Genfer Protokoll des Jahre» 1922 in Einklang zu bringen ist, bietet für Frankreich offenbar die Hoffnung, Len effekti ven Abschluß der Zollunion auf die lange Bank zu schieben. Denn wenn erst einmal erreicht ist, daß die internationale Juristerei sich dieser Angelegenheit mit ihrer bekannten GMNdllchkeit annimmt, dann besteht für Frankreich keine Gefahr mehr. Ist die Frage erst einmal dem Haager Schieds gericht überwiesen und hat man außerdem durchgesetzt, daß Deutschland und Oesterreich bis zu seinem Spruch keine end- gülfigen Tatsachen schaffen, dann haben die politischen Geg ner det Zollunion an der Seine und an der Moldau die Oberhand. > Glücklicherweise hat es Deutschland in der Hand, eine solche gefährliche Wendung zu verhindern. Denn die Ein wendungen, die EnOand erhoben hat, beziehen sich nicht auf Deutschland, sondern Mr auf Oesterreich. Infolgedessen wird Deutschland bei der Beschlußfassung dieser Beschwerde im Völkekbundsrat voll berechtigt Mitwirken. Eine Vergewalti gung des deutschen Standpunktes kann aber aus juristischen Gründen deshalb nicht erfolgen, weil Beschlüsse im Völker- bundsrat bekanntlich einstimmig gefaßt werden müssen. Wenn Deutschland sich also nicht durch den Druck der anderen Mächte dazu bewegen laßt, im Bölrerbundsrat die deutsch österreichische Zollunionsfrage auf das tote Gleis einer end- losen Untersuchung durch die internationalen Juristen schie ben zu lassen, dann kam von dieser Seite her keine Gefahr drohen. " Allerdings bGeht die Möglichkeit, daß es dieserhalb in Senf zu heftigen Konflikten kommt. Hier gibt es für Deutsch land aber nur «inen Äeg, nämlich den, das einmal ins Auge gefaßte Ziel unbeirrt weiterzuversolgen. Lin Nachgeben ge- genüber französisch-tschechischen Drchungen würde für die Regierung Brüning einen solchen Prestigeoerlust bedeuten, daß sie diesen Schlag kaum verwinden könnt«. Schließlich ist eine politische Aktion dieses Ausmaßes auch nicht eine An- gelegenheit, über die man nach wenigen Wochen, angesichts etwa auftretender Widerstände achselzuckend zur Tagesord DerMWeLrMer Tagekülü fiirMsthossweröa Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauvimannschast, de» Arbeitsgerichts und des Haupt- -vllantts zu Bautzen, de« Amtsgerichts, des Finanzamts, der Schulinspektion und des Stadtrdis zu Bischofswerda behördlicherseits bestimmte Blatt Erscheimmg»wtlse: Täglich Mit Ausnahme der Sonn- und Feier- tage. vq«g»pr«l, für die Zeit eine» halben Monat»: Frei in. Hau» halbmonatlich Mark ISO, b«im Abholen in der Geschäfts- .stelle wöchentlich 50 vfg. Einzelnummer 10 Pfg. (Sonnabend- - > nummer 15 Pfg.) Fernsprecher Amt Bischof,werda Nr. 444 und 445. 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