Volltext Seite (XML)
und Anzeiger für das Erzgebirge verantwortlicher Redaktenr Fritz Arntzold. Für die Inserate verantwortlich: Arthur Rupfer. beide iu Aue. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonnlagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Lonntage nachmittags von *-L Uhr. — Lelegramm-Adreff«: Tageblatt Aue. — Fernsprecher ror Für unverlangt eingesandtc Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Vruck und vertag Gebrüder Lenthner (Inh.: panl Beuthner, in Aue. Bezugspreis: Durch unsere Roten frei ins Haus monatlich so pftz. Bei der Geschäftsstelle abgehol« monatlich ,0 psg. und wSchentlich ,o Pfg. — Bei der poft bestellt und selbst abgrholt vierteljährlich 4.so Mk — Durch den Briesträger frei ins Haus vierteljährlich INk rkinzelne Nummer 10 Pfg — Deutscher postzeitnngs- katalog — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen Annahme von Anzeigen bis spätesten» ,>/, Uhr vormittag». Für Ausnahme von grSkeren Anzeigen an bestimmte» stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tage vorher bei uns eingehen. ^nlertion-preis: Die stebengcsxaltene Rorpuszeile oder deren Raum >0 pfg., Reklanien 2S pfg Bei grdtzeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Vies« 8 Seiten Das Wichtigste vom Tage. Der diesjährige Parteitag des Zentrums findet am 4 und 5. März in Würzburg stall. Nach einer 0 ssiziösen Darstellung soll die bisherige O stma rken p ol i tk der Negierung von Erfolg gewesen sein.'' In Montenegro ist, mit Ausnahme von H 0 chvel- r a l 0 f ä l l e n die D 0 d c s st rase abgeschasst worden. * * Durch eine K e s s c l e x v l 0 s i 0 n sind auf einem fran zösischen Torpedoboot neun Manu getötet worden. * *) Näheres siebe unten. Der neue Reichstag und Deutschlands Weltstellnng. SS Es ist nur natürlich, daß sich das Ausland für den Ausfall der deutschen Neichstagswahlen interessierte, und mit dem gleichen Interesse vernehmen wir, was das Ausland zu diesem WahlauSfall zu sagen ba.. Nun liegen die englischen wie die französischen Preßäußerungcn vor. Sie und au sich so das Ver kehrteste, das man sich denken kann, und inan iiehi ans ihnen we nigstens das Eine zur Evidenz, daß man im Auslande von der inneren Politik des deutschen Reiches nicht einmal eine blähe Ahnung hat. Mau weih iu Paris und in London nicht einmal den politischen Eharaller der einzelnen Parteien richtig, oder auch nur annähe.nd richtig zu taxieren, und nur soviel haben wenigstens die den Negierungen nahestehenden Blätter herausgcbracht, daß sich für den neuen Reichstag eine nationale ReichstagSmehrheit zusammeugcsunden Hal, eine Mehrheit für das Heeres-, Flotten-, und Kolonialprogramn, der Negierung. Diese an sich nicht einmal zweifellos richtige Tatsache wird nun zum Ausgangspunkt tiessinniger Erörterungen gemacht, und in Paris wie in Loudon scheint man sich bei dem Gedanken an eine nationale ReichstagSmehrheit im deutschen Reich nicht ganz wohl zu befinden. Jedenfalls zeigt sich in den beiderseitigen Preß- äuherungen ein gewisses verschärftes Misstrauen der deutschen Po litik gegenüber, und man trägt sich anscheinend mit der Befürch- tuug, das deutsche Reich möchte etiva in Zukunft noch intensiver sich iu der Wellpolitik betätigen, als es bisher schon zum grossen Verger unserer lieben Freunde geschehen ist. Das ist natürlich eine böse Verkennung der wirklichen Sachlage. Wir glauben keineswegs, dah die Regierung des Fürsten Bülow auch nur ent fernt daran denkt, sich ein neues weltpolitisches Programm zu bilden, weil sie jetzt gerade einmal eine Majorität im Reichstag dafür finden könnte. Dazu ist unser Kanzler cm viet zu vor sichtiger Manu, und wenn auch in gewihen Kreisen eine Art von Draufgängertum sich bemerkbar gemacht hat, so darf inan das nicht zu tragisch nehmen. Wir glauben, das Ausland hat üch et was an der Rede erschreckt, die der Kaiser in der denkwürdigen Wahlnacht gehalten hat, und in der er davon sprach, dah das deutsche Volk alles uiederreiten werde, was sich ihn, feindlich in den Weg stellt. Nun inuh ja zugegeben werden, dah dieses Kaiserwort etwas hart klingt, aber wir können nicht zugeben, dah in diesen, Worte eine Drohung sür das Ausland liegt. Was im Ucberschwang der Gesühlc gesprochen wurde, dem darf mau kritisch nicht zu sehr nachgeheu, und dah beim Kaiser gerade der begeisterten Ovation der Berliner gegenüber ein gcwiher Ueberjchwang vorhanden war, wird niemand unerklärlich finden. Wir meinen aber aus der ganzen Situation den sicheren Schlug ziehen zu dürfen, dah der Kaiser keineswegs an äuhere, sonoern lediglich an innere Feinde dachte, die eventuell uicdergeritten werden sollen. Vom Ausland konnte in dem gegebenen Falle gar keine Rede sein, wer kümmert sich denn auch nach den schweren Kämpfen um dein Ausland? Von der Wahl sprach der Kaiser, aber nicht von der Weltstellung Deutschlands, und dann» kann man aus keinen Fall annehmcn, dah seine Worte an die Adresse des Auslandes gerichtet waren. Wird sich nun durch diesen Wahlansfalt das Geringste gegen über dem Auslande ändern? Wir glauben es nicht. Zwar ist es uns durchaus nicht sonderlich angenehm, wenn das Ausland an der Meinung f.sthält, das die deutsche Negierung nun eine Mehrheit hinter sich Hal, die unter allen Umständen mit ihr durch Dick und Dünn geht; vielleicht verschafft uns diese Befürchtung iui Ausland mehr Ansehen, was wir sehr wohl brauchen könnten. Aber an sich kann mau wohl kaum von einer Regierungsmehrheit sprechen. Zumal nicht, wo cs sich rein um Fragen der auswär tigen Politik handelt. Gewih wird der neue Reichstag die kolo nialen Forderungen der Negierung etwas williger bewilligen, als der alte es getan, aber kommt cs denn daraus wirklich au? Bis her hat die deutsche Volksvertretung doch schliehlich bereits bewilligt, was überhaupt bewilligt werden konnte. Dah eS manchmal wohl n nger n e geschah, ändert an der Tatsache doch nichts. Mehr aber als das deutsche Volk leisten kann, wird auch der neue Reichstag nicht bewilligen können. Air standen bisher immer hart an der Grenze der Möglichkeiten — über diese Grenze hinaus kann der neue Reichstag nicht gehen, okne das denlschc Volk im Innern aufs schwerste zn schädigen, und das wird doch nic- mand im Ernst wollen. Außerdem ist aber doch auch zu be- rücksichtige», dah die sog. Regierungsmehrheit nur dann ganz einig ist, und alle Mann an Bord bringt. Wird das Zentrum hi oppositionelle Stellung gedrängt - aus der bisherigen Haltung der Neichöregierung wird ja kein Mensch klar! — dann müssen Konservative und Block schon sehr tüchtig und fest zu sammen halten, wenn sie gegen die Opposition anskomnien wollen. Und an diesem festen Zusammenhalten zweifeln wir ein wenig! Und wenn wir schon eine grohe nationalistische Partei im dentschen Volke Hütten, wie unsere sranzöjichen und unsere eng lischen Freunde anzunehmen scheinen, davor, dah das nationale Gefühl nicht in Chauvinismus anSartet, bewahrt uns die Ver nunft. Es gibt in unseren, deutschem Volke niemand, der da glaubte, das deutsche Reich habe die Mission, sich andere Völker untertan zu machen. Was wir wollen, das ist allein der Friede, der ein Aufblühen des NationalwohlstandeS ermöglicht. Wir wollen, dah unsere Wirtschaftspolitik uns friedlich die Welt er schliesst, dah wir mit und neben den anderen Völkern unsere Rechnung finden. Das ist alles! Und eine Regierung, die mehr wollte, würde hinweggcfegt werden, ob sie nnn eine Mehrheit im Reichstag hinter sich hätte oder nicht. Das Ausland kann ganz rnhig sein: der neue deutsche Reichstag kann und wird für ÄrmierungSzwecke auch nur das Allernötigstc bewilligen können, und davon, dah Deutschland nach diesem Wahlausfall eine aggressive Nolle in der Wellpolitik spielen wollte, kann glücklicher weise nicht die Rede sein, denn dazu schätzt die Negierung in ruhigen Stunden vermutlich ihren Erfolg selbst viel zu gering ein! Politische Tagesschau. Aue, !>. Februar 1907. Der Kamps in der Ostmark. Offiziös wird der Behauptung entgegengetreten, dah die preuhische Ostmarkenpolitik ein Fiasko erlitten habe. Der Ausfall der Reichstagswahlen widerspreche dieser Auffassung. Die Reichstagswahl weise eine Vermehrung der deutschen Stimmen auf, die die polnischen Stimmen um 160 Prozent Übersteigt. Seit der Volkszählung von 1900 übersteigt die Ver mehrungsgeschwindigkeit der deutschen die der polnischen um 0,89 Prozent, die mit dem Jahre 1867 begann und noch in den 90er Jahren anhielt. Die stetige zisfernmiihige Verschiebung des Nationalverhältnisses zu ungunsten des Deutschtums ist da mit endlich zum Stillstand gekommen und beginnt eine Wendung zum Besseren zu nehmen. Die Erfolge sind in erster Linie auf die ausgedehnte Vestedelungstätigkeit der Ansiedelungskommis sion zuriickzufilhren. Die Ansiedelungskommission hat bis jetzt bereits 32 Quadratmeilen Land neu besiedelt und darauf nicht weniger als 12 416 neue Bauernhöfe in 316 neuen Dörfern ge schaffen. Diese Dörfer enthalten einschließlich der aus den bäuer lichen Stellen und Anstedlungs-Dutsbezirken bcschäftigtenrund Der grötzte Erfinder der Gegenwart. Zum 60. Geburtstag Thomas Alfa Edisons 1847 - 10. Februar. — 1907. Von Dr. Erwin Haug. (Nachdruck verboten.) Das die Welt der Wunder bis aus den heutigen Tag nicht ausgcstorbeil ist, beweist am besten und deutlichsten das Leben und und Wirken desjenigen Mannes, der morgen - verehrt, bewundert und gefeiert von einer ganzen Welt — seinen 60. Geburtstag begeht: Thomas Alva Edison. Wohl aus allen fünf Erdteilen werden dem Jubilar zu seinem Ehrentage Glückwunschadressen über Glück- wunschadrcssen zugehen. Und auch wir wollen deshalb nicht ver säumen, dem verdienten Manne eine kleine Huldigung dadurch darzubringcn, das, wir unsere Leser mit dem Lebensgang und den hauptsächlichsten Verdiensten dieses amerikanischen Genies bekannt machen. Wie jeder Staubgeborcne ist auch Edison ein Kind seiner Zeit und seiner engeren amerikanischen Heimat. Das Jahrhundert der Erfindungen drückt auch seinem Wirken, wie dein anderer großer Männer auf technischem Gebiet, seinen Stempel auf. Und den Amerikaner, den selkmackeman, verleugnet der geniale Erfinder auch nirgends und niemals. Etwas Ursprüngliche« hastet der ganzen Art seiner Erfindungen an Es ist ein starkes Stück Raturburschentum an ihm und in ihm. Das macht sich überall bemerkbar, ost recht ausdringlich, ohne indes abstoßend zu wirken. Gerade dieser typische amerikanische Zug hat in der gute» alten Welt bei dem einem oder anderen ost Kopsschütteln verursacht. Aber man darf großen Menschen gegenüber am wenigsten kleinlich stin, denn Kleinlichkeit fällt leicht zurück . . . und das wirkt unangenehmI.. . . Thomas Alva Edison, der morgen seinen 60. Geburtstag feiert, wnrde zu Milan in Ohio (Vereinigte Staaten) geboren. An den Bahnzügen Michigans und Kanadas begann er als Zeitungsjunge seine Lausbahn. Arm, wir er war, mußte er aus irgend einer Art danach trachten, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Lockte ibn auch die Wissenschaft der Chemie, so konnte er sich mit den Lehrern derselben doch nur in seinen Mußestunden besaßen. Allein Edison war schon in seinen jungen Jahren erfinderisch. Er sah, daß der ZeitnngShandel nicht genügend einbrachte. Da verwirklichte er denn eine andere seiner LieblingSidecn. Er machte sich aus der Eisenbahn selbst eine kleine Zeitung auf, die aus ihren, Kopf den stolzen Namen Grand Trunk Herald trug Allein auch diese Tätigkeit füllte seinen rastlosen Geist nicht aus. Er nahm die Nächte zn Hilfe, um die Handhabung des TclegraphenapparatcS zn erlernen. Als er dieses konnte, gab er seine Zeitung auf und wurde Tcle- graphcnbeamter, und zwar zuerst in Port Huron, dann in Stratford und schließlich in Adrian Seine erste Erfindung förderte der unermüdliche Mann in Indianapolis u Tage. Es war dles rin Translator, mit Hilfe dessen man ein Telegramm antomatisch von einer Leitung auf eine andere übertragen konnte. Das machte schon einiges Aussehen. Allein der Strom des Lebens ließ ihn vor der Hand noch nicht zur Ruhe konnnen. Wir begegnen dem jungen Erfinder nach einander in Cincinnati, Memphis, LouiSville, New Orleans und in noch etlichen anderen Städten. Run konnte man aber doch bald nicht mehr den Einundzwanzigjährigen so mir nichts, dir nichts übergeh ni. Man stellte ihn aus einen höheren Posten im Tclegraphenaml in Boston, woselbst er einen Gegensprecher (der 1870 in Rochester erfolgreich praktisch erprobt wurde) erfand. ES folgte nun eine ganze Anzahl von Reuet findungcn und Ver besserungen bereits bestehender Apparate auf telegraphischem Gebiet.' Als Geschäftsmann sührte er Hand in Hand mit diesen Erfindungen noch eine andere Idee ans: er errichtete in Newark eine Fabrik zuin Bau der von ihm erfundenen Apparate, die er erst aufgab, als er sich in der Lage sah (1876), in Meulo Park bei Neuyork ein Laboratorium aufzumachen. Hier, in abgeschiedener Stille kamen alle jene Wunderwerke ans Tageslicht, die die Mitwelt in Bewunderung und Erstaunen setzen sollten: der Phonograph, das Mikrophon, das Mikrotasimetcr, das Aerophon, das Megaphon, das Phonometer, der Ouadruplexapparat (zum gleichzeitigen Telegraphieren von vier Depeschen) usw. Ein ganz besonderes Verdienst aber erwarb sich Edison durch Verbesserungen an den Dynamomaschinen und durch seine Glühlampe. Hand in Hand hiermit gingen seine ganz hervor ragenden Einrichtnngen für die Fabrikation elektrischer Beleuchtungs körper. lind gerade hierin liegt eines seiner H a u p toerdlcnste. Denn der SicgcSzng der elektrischen Glühlampe ist wohl unstreitig dem groben amerikanischen Erfinder auf sein Konto zu setzen, der sich rühmen darf, gerade auf diesen, Gebiete, die Welt auf das frei gebigste beschenkt zu haben. Gesellschaften, die sich nach ihm benannten, und seine Erfindungen finanziell zu verwerten bestrebt waren, entstanden nun rasch in der neuen und alten Welt. Edisons Name wurde zur Zauberformel, und wenn man für irgend eine Erfindung den Emndcr nicht wußte, dann niußtc — bis die Sache geklärt war — sicherlich der Namen des amerikanischen Genies hcrhalte», eine Tatsache, die wohl bis auf den heutigen Tag noch nicht ganz aus der Welt verschwunden ist, und auch alsobald nicht verschwinden wird. Der Name Edison wirkte geradezu Wunder. Unbesehen nahni das Publikum hin, ivas ans dem Laboratorium des großes Manues kam. Wie stattlich die Zahl von EdisonS Erfindungen ist, beweist schon der Umstand, daß er mehr als l 0 0 0 Patente sein eigen nennt. Ein großer Teil dieser Patente wird von den Western Union Telegraph Conwany praktisch verwertet. Diese Gesellschaft, die mit echt amerikanischer Reklame arbeitet, hat dem genialen Erfinder seine Erfindungen gewissermaßen im voraus abgekaust und soll kein schlechtes Geschäft mit ihnen machen. Man kann derartige Mani- pnla ioncn von zwei Seiten ansehen. Direkt zu verwerfen werden sie aber sicherlich wohl aus keinen Fall sein. EdisonS große Erfindungen zeichnen sich in ihrer Gesamtheit und ihren Einzelheiten durch einen außerordentlich scharfen Blick für das Praktische aus. Sie setzen da helfend ein, wo es die Notwendigkeit des Alltags verlangt. Und selbst erst arg be spöttelte Erfindungen, wie es der Phonograph war, werden ge rade gegenwärtig von der Praxis stark in den Vordergrund des allgemeinen öffentlichen JntercffcS geschoben. Ein gesunder Ssnn, ein mitten im Leben stehender und wirkender Mensch, spricht uns aus allen diesen Erfindungen an, nimmt uns durch die Größe