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Tageblatt für die Stabt Arre und Umgebung. la< — . . . . . . .^, ,r7n2n^-Pr^^o Billigste Tageszeitung im ErzgevltUt,. Mk., __ m-r» (I o 1FO n« s-ileS0 Dia. Rei L malraer Ausnakm. Sonntag, den 18. März 1900 dir. 63 die Polizei seit längerer Zeit zur Verhaftung sucht Dieser hatte einem Dienstmädchen in der Ohlauer Straße ein Portemonnaie mit 83 Mark Inhalt ent- BerannvvrNlcher Redakteur: «ruft Aunk«, Aue Erzgebirge - Redaktion u. Expedition: Au», Marktstraße. siauS :0 Pfg., abgcholt 15 Pjg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" Bei der Post abgeholt »ro Vierteljahr 1 Ml. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. IS. Jahrgang. pro Zeile SV Pfg. Bei 4 maliger Aufnahm. Nii'/z Rabatt. — Bei größeren Inserat« >. mehrmaliger Ausnahme wird entsprecl ent höherer Rabatt gewährt. Alle Postänftälten mld Landbrieftriger nehinen Bestellungen an. De«tsetze* Relehrtirs. 168. Sitzung vom 15 März Tagesordnung: 3. Lesung der lex Heinze. Die Beratung wird fortgesetzt beim 8 l84, Feilhalten, Ver teilen, Verkaufen, Vvirätighalten, Ausstellen nsw. un züchtiger S iriften, Darstellungen usw. Auch die 88 184a, der eigentliche Kunstparagraph (Schriften usw., welche, ohne unzüchtig zu sein, das Schamgefühl grob' lich verletzen), und 184b, der sog. Theaterparagraph, werden gleich mit zur Beratung gestellt. — Um 6 Uhr abends wird von links Vertagung beantragt, jedoch vom Zentrum und von den Konservativen aügelehnt. — Abg. Singer (Soz.) beantragt erneut Vertagung und zugleich namentliche Abstimmung hierüber Diese ergiebt Ablehnung der Vertagung mit 182 gegen 21 Stimmen. (Stürmische Bravorufe rechts und im Zen trum.) Um halb 8 Uhr verlagt sich das Haus. Morgen Fortsetzung ter Debatte über die lex Heinze und Ge werbenovelle. rttt» -er H-slitifetzeir wett. Deutschland. * Die Flottenoorlage kommt in der nächsten Woche in der Kommission zur Beratung. Doch soll vor Ostern nur eine Generaldebatte stattftnden. * Das preußlsche Staatsminifterium beschloß be züglich des Fleischschaugesetzee, einem Kompromiß aus der Grundlage zuzustimmen, daß gesetzliche Einfuhr, verböte auf Würste und Konserven eingesührt, dagegen Pökelfleisch nach wie vor unter Kontrolle zugelassen werden soll. Auch die in zweiter Lesung vom Reichs, tage beschlossenen weiteren Einfuhrverbote, die nachdem 31. Dezember 1903 in Kraft treten sollen, sanden nicht die Billigung des Staatsminisleriums * Die preußische Kanalvorlage, die in den letzten Wochen ins Hintertreffen gekommen ist, wird demnächst wieder das allgemeine Interesse auf sich lenken. Die neue Vorlage, deren Gejamlkostenvoranschlag sich aus 420 Millionen M. beziffert, wird heute Sonnabend dem Abgeordnetenhaus« zugehen. * Auf den Samoainseln ist seit dem 1. März die deutsche Herrschaft sörmlich eingerichtet. * In ganz Deutschland mehrt.n sich in den letzten Tagen die Protestkundgebungen gegen die lex Heinze und das Fleischeinfuhrverbot. Ausl « ii d. * Die Spannung zwischen Frankreich und England nimmt bedenklich zu. Zur Verschärfung der Lage trägt wesentlich del Uevermut der Engländer bei, welche nach den Erfolgen Lord Roberts ganz ungeniert ver künden, Frankreich werde für seine Burensympathieu zur Rechenschaft gezogen werden. * Der Prinz von Wales wird der Eröffnung der Pariser Weltausstellung am 14. April bei wohnen. * Washington, 15. März. Infolge von Angriffen, die gegen die amerikanische Mission in Schantung von der geheimen Gesellschaft der Boxer genchtei worden sind, ist ein amerikanische» Kriegsschiff im Begriff, Manila zu verlassen, um sich nach einem Hafen zu begebtn, cer sich in der nächsten Nähe des Schauplatzes der Unruhen befindet. * London, 16. März. Die „Times meldet aus Buenos Aires von gestern: Eine revolutionäre Be wegung ist in der Provinz Entre iüos ausgebrochen. Die Aufständischen besetzten 3 größere Städte. De* HL*re- iir * Ueber die eine Zett lang im Gange befindlich gewesenen Vermittelung»- und FriedenSoorschläge ist eS ganz stille geworden. Die in der Antwortdepesche Lord Salisburys aufgestellten FriedeuSbedingungen haben in Pretoria allgemeine Entrüstung Hervorgei rufen. In einer Volksversammlung wurde der Kamps bis auf äußerste, sowie die bisher noch unterlassene Anwendung jeglicher Mittel und Wege zum Wider stand beschlossen. Die Buren treffen bereit» Anstal ¬ ten, nötigenfalls dem Vordringen der Engländer nach Pretoria durch Verwüstungen Hindernisse entgegen zustellen. * Ja sogar die Zerstörung Johannesburgs scheint ins Auge gefaßt zu sein. * Ueber die Einzelheiten bei der Ucbergabe Vloem sonreins wird noch folgendes gemeldet: General French, den Roberts mit der Kavallerie, vorgeschickt hatte, begegnete anfänglich unerwartet starkem Wi derstande, konnte jedoch bis auf fünf Meilen an die Stadt herandringen. Montag Abend schickte er einen Parlamentär mit der Aufforderung, zu kapitulieren, widrigenfalls am nächsten Morgen mit der Beschieß ung begonnen werden würde. Dienstag in aller Frühe wurde die weiße Flagge aus dem Präsident- schastsgebäude sichtbar. Gegen zehn Uhr morgens war Lord Roberts mit der Hauptmacht herangerückl, und es erschien eine städtische Deputation mit dem Bürgermeister Kellner an der Spitze, um ihm am Fuße des Spitzkop die förmliche Uebergabe der Stadt anzuzeigen. * London, 15. März. Oberst Schiel machte einen vergeblichen Fluchtversuch. * London, 16. März. Unterhaus. In 3. Lesung wurde die Kriegsanleihebill mit 172 gegen 23 Stimmen angenommen. * Paris, 16. März. Dem „Echo de Paris" zufolge befinden sich unter den von den Engländern mit Cron^e gefangen genommenenOffizieren auch mehrere französische Offiziere. Das Blatt verlangt, daß die französische Regierung zu Gunsten dieser Offiziere einichreite. * London, 16. März. Lord Roberts telegraphiert aus Bloemfontein vom 15. März abends: General Gatacre überschritt den Oranje-Fluß und besetzte Bethulie. General Polacrew ist mit 2000 Mann Garde und einer kleinen Abteilung berittener Infanterie heute früh von hier in 3 Zügen abgegangen, um mit Gatacre und Clements zusuinmenzustoßen. Nachm. halb 5 Uhr hatte er Bethany ohne Widerstand besetzt. D e * »» i f etz t e r Deutschland. 8 Slolp i. P., 15. März. Der frühere Oberpiä- sident von Pommern, Staat Minister v. Putlkamer, ist heute in Karzin gestorben. 8 Die Entmündigung eines Trinkers, der seine Familie ohne Unterhalt ließ und der A-menverwaltung auch selbst anheim zu fallen drohte, ist dieser Tage in Frankfurt a. M. erstmals vorgenommen, und zwar auf An rag des Armenamtes, das sich auf 6 des Bürgerlichen Gesetzbuches stützte. Die Fälle werden sich wohl bald häufen, da derartige Trinker allent halben vorkommen. 8 Der Elberfelder Militärbefreiungsprozeß hat gestern Vormittag vor der ersten Strafkammer des dortigen Landgerichts unter starkem Andrang des Pub likums begonnen. 8 Am Mittwoch sind zwei Lokomotiven eines Gü- terzug es bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof War burg entgleist und zur Seite gestürzt. Menschenvcr- lust ist nicht zu beklagen, aber eine empfindliche Störung des gesamten Eisenbahnverkehr» ist die Folge. tz Eine Diebesbande von Schulkindern. Einer jugendlichen Diebesbande ist die Polizei in Breslau aus die Spur gekommen. Vor einigen Tagen wurde ein Schulmädchen in einem Wurstwarengeschäft in der Gartenstraße beobachtet, wie es einem Dienstmädchen ein Portemonnaie mit 11 Mark entwendete. Als sich die «Diebin ertappt sah und festgenommrn werden sollte, ergriff sie die Flucht und warf da» gestohlene Porte- monnaie unterwegs von sich. Dennoch wurde das Mädchen etngeholt, so daß seine Personalien festgestellt werden konnten. Es war die iS Jahre alte Tochter eines Schuhmachermeisters. Weitere Nachforschungen ergaben, daß die Diebin mit anderen Knaben und Mädchen in gleichem und etwa» höherem Alter ge meinschaftlich darauf ausging, Taschendtebstähle zü oollführen. ES tonnte weiter ermittelt werden, daß jenes Mädchen Kner Dame am Ringe da» Portemon naie au» der Tasche gestohlen hatte. Ferner gehört» zu derselben Bande ein 14 jähriger Junge, welches wendet. : 8 Di« Schwester crschossen. Au» Unvorsichtigkeit hat der zwölfjährige Sohn des Handelsmannes An ders in Lauban leine zehnjährige Schwester erschaffen. Der Knabe sani in dem Schube eineSjSchrankeSetnen alten Revolver. Er nghm die Waffe herauf um sie genauer zu besehen. In dnnielben Augenblick kam die Schwester Gertrud hinzu. Die Waffe ging plötz lich los, und das bedauernswerte Mädchen stürzte, in die Schläfe getroffen, leblos zusammen. 8 Aus Tanger wird gemeldet: Der deutsche Ton- sularagent in Rabat wurde von Maurenknaben mit Steinen beworfen. Als der Gouverneur die Buben züchtigte, empörte sich das Volk und es entspann sich ein Kampf zwischen diesem und den RegiernngStrup- pen, wobei acht Leute aus dem Volk getödtet wurden. Ausland. 8 In nordwestböhmischen Streikgebiet hat sich die Lage sehr verschlimmert. Die Streikenden zeigen sich zu Unruhen geneigt. Gestern machte sich in Brüx seit den ersten Vormittagsstunden ein starker Zuzug von Arbeitern aus der Umgebung bemerkbar. Im Laufe des Vorwittags zogen g öße Massen von streikenden Bergleuten gegen die Stadt heran, wurden aber von der Polizei am Einzug gehindert. Infolge von Wider setzlichkeiten kam es zu Ausschreitungen, bei denen ein Gendarm durch einen Steinwurf verletzt wurde. Es wurde hierauf Militär requiriert, welches die Menge auseinandertrieb. Acht Verhaftungen wurden vorge nommen. Um Mittag war die Ruhe wiederhergestellt 8 In Mährisch-Ostrau fanden am Mittwoch 28 Versammlungen ausständiger Bergleute statt, dic ruhig verliefen. In einer Versammlung wurde erklärt, die Ai beiter würden lieber auSwand-rn, als ohne Erfül lung ihrer Forderungen die Arbeit wieder ausnehmrn. 8 Im Karwiner Gebiet ist die Stimmung viel er regter; dort wurden zwei Versammlungen ausgelöst. In einerderaufgelösten Versammlungen nahmen die Arbeiter eine drohende Haltung gegen den Regierungs kommissar an, und dem V irsitzenden gelang es nur mit Mühe, die ( emüter zu beruhigen. 8 Nizza, 16. März. Während eines Manövers der Alpentruppen stürzte ein Soldat in einen Abgrund. Ein Offizier, der ihn retten wollte, stürzt« gleichfalls hinab. Beide wurden als Leichen hcrauSgeschafft. 8 Kopenhagen, 16. März. Gestern brach in der Maschinenfabrik „Titan", welche in oer Vorstadt Noer- rtbro gelegen ist Fküeraus, welches dl« Hduptgebäude vernichtete; Der Gesamtschaden wird auf 1*/, Milli on«» Kronen geschätzt. 8 Der rumänische Prinz Nicolas de Gvntzo, ein Verwandter des Königs von Serbien, ist in Paris wegen Betrugs sestgenomme i und hinter Schloß und Riegel gebracht worden. 8 In der spanischen Ortschaft San Feliu de Gui- xols (Prov. Gerona) fand ein Zusammenstoß zwischen Ausständigen und Gendarmen statt. Zwei Ausstän dige wurden getötet, drei sowie ein Gendarm ver wundet. 8 Der Ausbruch der Beulenpest in Buenos Aires wird jetzt halbamtlich zugegeben. 8 Ein Ehestreit uiiv seine Folg n Ein blutiges Famrltendrama hat sich kür,lich in Parts abgespielt. Als der Mechaniker M. Froffard um Mitternacht seine in der sechsten Etage eines Hauses der Rue Thateau d'Eau belegene Wohnung betrat, machte ihm seine 19jährige Frau Borwürfe über sein späte» AüSbleiben. Die beiden jungen Leute geriethen sofort in heftigen Streit, der damit endete, daß der Mann sechs Revol verschüsse auf sein Weib abfcuerte, von denen -Met die Unglückliche in den Kopf trafen und ein dritter ihr in die Brust drang. Al» der Mörder etwa» zur Besinnung kam und erkannte, zu w lcher Unthat ihn sein Jähzorn getrieben hatte, wollte er seinem eigenen Leben ein Ende machen. Er richtete die Wäffe gegen seine link« Schläfe, die Kugel verfehlte jedoch ihr Ziel und brachte ihm nur ttne unbedeutende Wunde bei. Nun ergriff er sein Rastrmefser und versuchte, sich di« Kehl« zu durchfchnridrn. Nach dem ersten tiefnrn