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Aumyal -Zeitung. Tageblatt für die Stadt Aue und Umgebung. Erscheint täglich Nachmittags, außer an Sonn« u. Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins HauS rO Psg., auswärts 25 Pfg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" k Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Bierteljahr I Ml — Durch den Briefträger 1.40 Marl. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Be«u>tw»Mlcher Pedafteur: Ernst Kn«k», Aue sErzgebirge.s Redaktion u. Expedition: istue, Marktstraße. die einfpaltige Petitzeilr 1« Pfß«, »mtlnhe Inserate die TorpuS Zeile SS Psg., Reklamen pro Zeile 20 Pfg. Bei 4 maliger Aufnahme 25«/, Rabatt. — Bei größeren Jtlferatev «. mehrmaliger Aufnahme wird Mfprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten »nd Landbriefträger nehmen Bestellungenan. Nr. 144 Auerthat« Zeitung erscheint jetzt täglich, kostet mix SO Pfennige. Ar»» «Eerr Lvett. * Dem Programm für die am 7. September aus -dem großen Exerzierplätze bei Stuttgart stattftndende "Katserparade ist zu entnehmen, daß der Kaiser um 10 Uhr vormittags auf dem Paradefeld eintressen wird. Die Liste der zur Kaiserparade kommenden Küxstlichketten und sonstigen hohen Gäste liegt jetzt vöflstKndtg vor. Der Kaiser von Oesterreich, der als Ches eineS^ württembergischrn Regimentes auch ein« geladen war, hat abgesagt. Kaiser Wilhelm trifft mit tler Kaiserin am 6. September, nachmittags ein üstd bezieht im Residenzschlosse die sogenannten Oldenburger Zimmer. Der König von Lachsen kömmt äül 6. September, abends halb 10 Uhr in Stuttgart an; für ihn sinMtm Schlosse die König Wilyelm-Gentächer reserviert. Prinz Ludwig von Bayern trifft schon halb 1 Uhr am 6. ein, ihm folgt abends Prinz Leopold von Bayern. Die beiden bayerischen Prinzen werden die russischen Kaiser» -itncker iin Schlosse bewohnen. ' 'i* Die Verfügungen, durch die die politischen amten, die gegen di? Kanalvorlage stimmten, zux DtSpdsition gestellt werden, sollen, wie die „Ratio« nalzeitung" hört, bereits erfolgt sein, aber erst nach Schluß der Landragssesston publiziert werden. * Neuer Schulskandal in Baden. Kaum ist der in Baden-Baden gerichtlich erledigt, so wird schon wieder ein neuer auSHeidelverg gemeldet. Der Direktor de- dortigen Gymnasiums, Hosrat Prof. Dr. Uhlig, wird der Anwendung einer „unqualifizierbaren pädagogischen Methode" geziehen. Die Heidelberger Blätter äußern sich inberracht der allerdings recht delikaten Angelegenheit und des hohen Ansehens, dessen sich Direktor Uhlig allenthalben erfreute, noch sehr zurückhaltend ; trotzdem dürfte aber nicht daran zu zn eifeln sein, daß der Oberschulrat in seinen bisher angestellten Untersuchungen sortsahren urd auch alle Konsequenzen daraus ziehen wird. * Die Konfiskation der Mittwochsbeilage des „Vorwärts" ist in der Thal wegen des Artikels mit der Ueberschrist: „Der größte Schuft im ganzen Land . . ." erfolgt. * Berlin, 27. August. Zu der Maßregelung des konservativen Abgeordn. Jrmer, die um so mehr allgemeiner Mißbilligung begegnet, als Jrmer kein politischer Beamter ist, schreibt die „Kreuzzeitung", daß ihr von einem gutunterrichteten Mitglied« der konservativen Partei bestätigt werde, daß die Ab stimmung Jrmers gegen die Kanalvorlage den ein« ztgen Grund seiner Entlassung aus seiner Stellung als Hilfsarbeiter des Kultusministeriums bilde. * In Oesterreich vergeht fast kein Tag ohne Kundgebung gegen die Politik des Grasen Thun in dieser oder jener deutschen Stadt, in der die sich immer steigernde Erbitterung der deutschen Bevöl kerung zum Ausdruck kommt. Es war bereits die Verhängung des Belagerungszustandes über eine Anzahl Orte Deutschböhmens von der Prager Statt« hastetet beantragt worden. In Wien hatte das Ministerium aber doch noch so viel Einsicht, diesq Maßregel einstweilen nicht anzuwenden, denn die Gemüter der Deutschen sind nicht nur dort, sondern, auch in Steiermark, Kärnten und selbst in Nordtyrol so erregt, daß eine Spannung nur zu neuem Blut- vergießen führen wird. * In GraSlitz ist die Erregung der Bevölkerung Donnerstag, den 31. August 1899. —. . . > - > » infolge der neuen Verhaftungen bis zum äußersten gewachsen- Der BezirkShauptman lehnte die Frei» lafsung der Verhafteten für die sich eine Abordnung des Gemeinderats verwendete, rundweg ab. Der Bezirkskommissar Roth, der Urheber des Blutbades in GraSlitz, der sich bis dahin im Bezirksgericht verborgen hielt, ist am Freitag Abend in einem geschlossenen Wagen über die sächsische Grenze ge flohen. Militärpatrouillen begingen am Sonn abend die Straßen nach Klingenthal zu. Kaum war die Flucht Roths in GraSlitz bekannt gewor den, so setzten sich einige Radfahrer auf das Rad, um den Entflohenen die letzten Grüße aus GraSlitz zu bringen. Er hatte jedoch einen zu großen Vor sprung, sodaß die Radfahrer seine Spur verloren. * Wien, 27. August. Der ehemalige k. k. Mili tärattaches in Paris, Oberst Schneider, ist gestern hier angekommen. * Gegen die Einschleppung der Pest aus Por tugal sind die europäischen Regierungen, uoran die spanische als die nächstbetroffene, scharf aus der Wacht. * Prozeß Dreyfuß vom Montag. Javals, der das System Bertillon als völlig unrichtig bezeichnet, macht auf die Mitglieder des Kriegsgerichts sichtbaren Eindruck. - Auch Zeuge Grubeningenieur Bernard unterzieht da» System Bertillon einer scharfen Kritik. Er kommt ebenfalls zu dem Schluffe, daß die Schrift des Bordereaus eine natürliche sei. — Der Schrift- kundige von 1894 Teyssonieres bekundet, daß er den Bericht von 1894 in seiner Gesamtheit auf recht erhalten müsse. Die Schrift des Bordereaus sei von derselben Hand wie diejenige der bei Dreyfus beschlag nahmten Vergleichsstücke. Weiter erklärt Zeuge, daß er niemals das Schriftstück, welches Dreyfus nach Diktat geschrieben, gesehen habe. (Große Sensation.)Nunmehr wirdTeyssonieresdas Dokument gezeigt, mit der Aufforderung, es mit dem Original« bordereau zu vergleichen. Zeuge ist hierzu bereit, sagt aber, daß er wenigstens 3 Tage dazu brauche. Ze tge wird einem Kreuzverhör unterzogen, welches ihn so ins Gedränge bringt, daß ihm der Angstschweiß auSbricht. — Der Selbstschriftenhändlec Charavay sagt aus, er habe 1894 zwischen dem Begleitschreiben und der Schrift Dreyfus' Ähnlichkeiten und Ver schiedenheiten gefunden. Erstere seien zahlreicher gewesen als letztere, und er habe sein Gutachten dahin abgegeben, daß das Begleitschreiben wohl von Dreyfus sein könne. Im Jahre 1897 habe er zum ersten Mal die Schrift Esterhazys gesehen. Eine Vergleichung habe ihn unzweifelhaft erkennen lassen, daß Esterhazy das Begleitschreiben geschrieben habe und nicht Dreyfus. Uebrigens habe ja Esterhazy dies gestanden. Er, Zeuge, sei froh, daß er hier seinen Irrtum eingestehen könne. — Der nächste Zeuge ist der Schriftkundige Pelletier, der schon 1894 er klärthatte, Dreyfus sei nicht der Autor des Bordereaus. Heute erklärt er wiederum, das Bordereau sei in normaler, natürlicher Schrift geschrieben, und diese L christ sei nicht diejenige DreysuS'. Wohl aber finde er mit der Esterhazy'schen Schrift eine starke Ähn lichkeit. — Es folgt die Vernehmung der drei Gut achten des Esterhazyprozesses. Der erste ist ein Herr Couard, der dabei bleibt, daß das Bordereau nicht von Esterhazy sei. — Lchriftkundiger Varinard bleibt gleichfalls dabei, daß Esterhazy das Begleit schreiben nicht geschiieben haben könne. Aus die Frage des Präsidenten, ob er etwas zu bemerken habe, konstatiert Dreyfus, daß alle Experten, von denen Zeuge Couard gesprochen, erklärt haben, das Bordereau sei nicht von ihm. Regierungskommissar Carrier« beantragt, da die versprochene schriftliche Aussage du PatyS bisher nicht eingetroffen sei, sie kommissarisch abfordern zu lassen. Der Prozeß wird alsdann vertagt. — In der Pause erschien Kapitän Freystätter im Hofe des Lyceum und bat, Picquart vorgestellt zu .werden. Beide schüttelten sich die Hände. Freystätter sagte zu den Umstehenden: „Ich bin sehr glücklich, daß ich diesem Manne habe die Hand schütteln dürfen." * Part», 29. August. ES verlautet hier mit Be- stimmthrit, daß Mercier» Verhaftung bevorstehe. 12. Jahrgang. * Paris, 29. Aug. Mehrere Blätter werfen die Frage aus, wo der Herzog von Orleans seit zwei Wochen weile, und sie deuten die komische Möglich keit an, daß er sich mit Guerin im „Fort Chabrol" befinde. * Parts, 28. August. Vor der Festung Guerins nichts neues. Das Heraushängen der schwarzen Fahne stellt sich als ein neuer Ulk Guerins heraus. Er sagt, er habe damit andeuten wollen, daß Frank« reich in moralischer Trauer sei. Die Regierung soll nunmehr energisch gegen den Guerin vorgehen wollen ; Galliiet soll im letzten Ministerrat sogar befürwortet haben, das Haus durch Militär stürmen zu lassen, dem hätten sich aber die zwei sozialistischen Kabinetsmitglieder widersetzt. * Rennes, 29. Aug. Man versichert bestimmt, daß auch Major Galtet, Militärrichte: im Zähre 1894, entschlossen ist, die Aussagen FreystätterS zu bekräftigen. Heute erscheint Freycinet, der über das angebliche deutsch-englische Syndikat Mit 35 Millio nen Franks zur Rettung Dreyfus aussagen soll. * Wie aus New-Jork gemeldet wird, haben der deutsche Gesandte Mumm von Schwarzenstein und der Generalpostmeister Smith ein Abkommen betr. den Austausch von Postpacketen zwischen Deutsch land und den Vereinigten Staateu unterzeichnet. * London, 28. Aug. „Daily Mail" meldet aus New-Jork: Den letzten Nachrichten aus Kap Hay- tien zufolge hat der revolutionäre General Tacho an der Spitze von 400 Mann einen Sieg über die Regierungstruppen davongetragen. * London, 29. August In Beantwortung der letzten Depesche Chamberlains notifizierte die Regie rung von Transvaal dem britischen Agenten, daß sie sich an ihr letztes Anerbieten halte und keine weiteren Zugeständnisse machen wolle. * Washington, 28. August. Sämtliche diploma tischen Vertreter wurden angewiesen, gegen die etwaige Anerkennung der Philippinos als kriegführende Macht entschieden zu protestieren. * Die letzte Rede Chamberlains hat die Hoffnung, daß eine friedliche Lösung der Transvalfrage im Anzuge sei, gründlich getäuscht * Pretoria, 28. August. Chamberlains Rede hat hier keine sonderliche Aufregung hcrvorgerufen. * Brüssel, 28. August. Die liberale Presse droht, den Herzog von Orleans durch feindliche Kundge bungen aus der Stadt zu vertreiben, wenn er sich bei seiner demnächstigen Durchreise länger als 24 Stunden Hierselbst anshalten sollte. * Brüssel, 29. August. Der Antisemitenführer Max Regis hat Befehl erhalten, sown Belgien zu verlassen. Regis wurde von zwei Sicherheitsbeam ten nach der Grenze gebracht. * Ein auf dem Kontinent sich anhaltender eng. Uscher Diplomat teilte dem Gewährsmann der „Vrss. Zig." mit,die Veröffentlichung der Verträge mit Portugal wegen dessen ostafri" inischem Besitze stehe in den nächsten Tagen bevor. Der Norden des portugiesischen Ostasrika werde deutscher, die Delagoabai englischer Besitz, beides in Form einer 99jährigen Pachtung. Mozambique bleibe Port», giesisch. V e ir i» i s etz te ». 8 Berlin, 28. Aug. Ein Moltke-Denkmal hat aus Befehl des Kaisers Professor Joseph Uphues, der Schöpfer des Denkmals Friedrichs des Großen, in der Siegsallee entworfen. 8 Am Mittag des 28. d. Mts. entlud sich , über Kassel ein schweres Unwetter, verbunden nut Ha gelschlag, der über «ine Viertelstunde anhielt und unermeßlichen Schaden anrichtete. Hagelkörner fielen in der Größe von Taubeneiern, verwüsteten die Anlagen und entlaubten die Bäume, Hunderte von Fensterscheiben sind zerstört. Biele Händler, welche die jetzt hier stattftndende Messe besuchen, sind schwer heimgesucht worden. Auf den Feldern sind Hafer und Wetzen, die noch draußen stehen, vernichtet worden,