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Auerthal -Zeitung. Allgemeiner Anzeiger für -ie Stadt Aue u. Umgehung. Verantwortlicher Redakteur: «Mil -«genettfter, Aue lErzgebirge.! Redaktion u. Expedition: Aue, Marktstraße. Mittwochs, Areit<^t u. Sonntags, A^it 3 IltUlttisNötältekk ^eohsttttt, Attis Asjfftk, Aslt^piegst. die einspaltige Petitzeile 10 Pfg. Adonuementsprei« amtliche Inserate die Eorpus-Zeile SS Pf. inI'.derSwerthvoll-nBeilag-nviert-ljährlich ««antworllicherRedakteur: «Mil H.-emeift^,Au- (Erzgebirge., nut Brmgerlohnl Mk. Redaktion u. Expedition: «ne, Marktstraße dlile P°sta^taltenund L-nd^ durch dre Post 1 Mt. ' nehmen rveflellungm an. Nr. 118. Mittwoch, den 5. Oktober 1898, 11. Jahrgang. Die Biersteuer für das 3. Vierteljahr 18S8 ist bi- spätestens den iS. Oktober dieses Jahres an unsere Stadtkasse abzuführen. Versäumniß dieser Frist zieht die im Biersteuer-Regulativ angedrohten Stra fen nach sich. Piese Strafe« treffe« auch Privatpersonen, di- Mer vo« auswärts, wen« auch ««r in kleine« Menge«, beziehen ««d solches nicht innerhalb 3 Fagen nach dem Kmpfange versteuern Aue, den 30. September 1898. Dtk Rttth dev Ttllht. vr. Kretzschmar. Egl. Das für das einzelne Vierteljahr im Voraus zahlbare Schulgeld für die Schüler der Realschule, der höheren und mittleren Bür» gerschule ist für das 3. Vierteljahr des Schuljahres 1898/99 bis zum 15 Oktober dieses Jahres an unsere Stadtkasse abzuführen. Nach Ablaus dieser Frist erfolgt Mahnung bezw. Zwangsvollstreckung auf Kosten der Säumigen. . «ne, den 30. September 1898. Dev der Stadt. Vr. Kreßschmar. Egl- l Aus letzter Woche. Königin Louise von Dänemark, die .Schwiegermutter Europas", ist am Donnerstag früh gestorben. Man hat ihr zu ihren Lebzeiten oft genug nachgesagt, daß sie sich allzu- lebhaft in die Politik eingemischt habe und zwar zu Gun sten ihrer Familie. Wenn dieser Vorwurf begründet sein sollte — und selbst Bismarck soll ihn oftmals privatim er hoben haben — so hatte die nun Verstorbene ihre gute Ent schuldigung für ihr Verhalten. Denn eigentlich war sie und nicht ihr Gatte zur Thronfolge in Dänemark berufen; sie hat nur zu Gunsten ihres Gatten verzichtet. Dannaber auch war sie in ihrer Familienbeziehung nicht allzuglücklich. Ihre älteste Tochter, die Prinzessin von Wales, harmoniert nicht recht mit ihrem Gemahl und ihre vor etwa 2 Monaten er folgte Abreise von England nach Kopenhagen zu ihrer be tagten und erkrankten Mutter erfolgte so fluchtähnlich schnell, daß sich die radikale Presse Englands sehr eingehend damit beschäftigte. Ihre andere Tochter ist nach verhältnismäßig kurzer Ehe mit dem Zaren Alexander II. Witwe geworden und die Herzogin Thhra von Cumberland ist stark nervös. Der griechische Königsthron, den der zweite Sohn des däni schen Königspaares schon seit 3 b Jahren inne hat, erwies sich dauerhafter, als man hätte voraussetzen sollen und hat auch den letzten griechisch-türkischen Krieg überstanden. Allerdings lag während desselben eine Dampfjacht bereit, um die kö nigliche Familie auszunehmcn. Daß sich Königin Luise leb haft und mit Erfolg beiin Zaren verwendet hat, um ihrem Enkel, dem Prinzen Georg, den Gouverneurposten von Kre ta zu sichern, ist glaubhaft und wahrscheinlich. Nun findet die emsig sorgende Mutter und Großmutter endlich die Ru he, der wir alle entgegengehen', ohne daß sich allzuviele da nach sehnen. — In einer Wochenplauderei kann nun einmal der Name Dreyfus nicht fehlen, obwohl der Verfasser fürch ten muß, daniit die Leser zu ermüden. Hängt aber doch mit diesem Namen das Schicksal einer großen Nation eng zusam men! Der Erzlump Esterhazy bringt durch seine Enthüllung die ganze Affäre in noch größere Verwirrung, wenn das noch möglich wäre. Daß er das Borderau geschrieben hat, das den Ausschlag für die Verurteilung Dreyfus' gab, hat auch ohne Esterhazys ausdrückliches Geständnis schon alle Welt fest geglaubt, abgesehen natürlich von der französischen Gene ralstabsclique und deren chauvinistischen Anhängern. Hatte Henry aus „Patriotismus" gehandelt, so handelt Esterhazy, wie er angiebt, „aus Befehl und militärischem Pflichtgefühl." Man kann in der Thal nicht mehr von einem Patrioten und Militär verlangen, als daß er im Dienste des Vaterlandes fälscht, andere Leute ins Zuchthaus bringt und schließlich, um nicht noch höher Stehende zu belasten, sich selber den Hals abschneidet. Von letzterem dramilschen Schlußeffekt würde natürlich bei dem Ehrenmann Esterhazy nie die Rede sein können, auch wenn man ihn nicht hätte entkommen lassen, son- dern im einer Zelle von Cherche-midi hätte und ihm diese Zelle nit den ausgesucht schärfsten Rasiermessern auSgestaf- fierte. Im übrigen bewerfen sich ,die Dreyfusard» und die Generalstäbler gegenseitig mit dickem Kot und suchen dadurch die unparteiische Grrechligkeitspflege zu beeinflussen. In den nächsten Tagen schon wirb dir Entscheidung des Kassations hofes erfolgen. — Bet Eotta in Stuttgart werden in weni gen Wochen die Memoiren Bismarcks erscheinen. Man ver steht daher, warum eS Büschchen so eilig hatte, seine eige nen „Jrinnerungen" an den Mann zu bringen. ,Die Hunder te von EndiSkretionen, die er erzählt, verlieren sofort an Wert, wenn der Tod selber spricht. — Des Kaiserpaares Palästina reise wird schon in wenigen Tagen beginnen. Konstantino pel und das heilig« Land haben davon enorme Vorteile. ES wird dort alle» sauber und ansehnlich gemacht, damit man einigermaßen mit Ehren bestehen kann. Wenn im Norden Palästina» ein ganzes Armeekorps fzusammengezogen wird, um vor dem Kaiser Parade abzuhalten, so ist der innere Grund wohl kaum das zu bietende militärische Schauspiel, al« vielmehr die Sicherheit der hohen Reisenden. In dieser Beziehung soll rS nämlich nicht zum besten bestellt sein, wie LthanaS bewiesen hat, und in Kleinasien ist'» mindesten» picht besser! vrnä. Aus dem Auerthal und Umgebung. Mittheitnn-en Ivon toealem Jutereffe ft«» »er Re»action stet» Willkomm««. Vorbei sind nun die fröhlichen Kirmestage, die Gäste zum großen Teil abgereist, nachdem sie unter den Kuchen- et. Bratenbeständen der Hausfrau tüchtig aufgeräumt. Das Leben geht wieder im alten Gleise, tüchtig arbeiten u. Geld verdienen, um zu geeigneter Zeit wieder frohe Feste feiern zu können. Unsere Kirmeß, die mit der von Zelle und Aueryammer zusammenfällt, war diesmal von schönem Wetter begünstigt und wurde wie üblich stark gefeiert, die Eisenbahnzüge brachten große Menschenmas sen nach Aue. Heute Abend findet noch ein Jnstrumental-Conzertun serer Stadtkapelle im „Blauen Engel" und ein solches der „Lößnitzer Stadtkapelle im „Muldenthal" statt, denen Ball folgen wird. Auf dem Steinigt waren zur Belusti gung der Kinderwelt außer den üblichen Kuchen- u Fisch buden, eine sogen, amerikanische Luftschaukel, ein Caur- roussel und Patys berühmtes Panorama vertreten, wel che gute Geschäfte gemacht haben mögen, denn aus dem Platze war stets großes Gedränge. Aus dem die Firma Klodt u. Mildner in Aue betref fenden Folium 169 des Handelsregisters für Neustädte!, Aue und die Dorfschaften ist hier verlautbart worden, daß Herr Kaufmann Georg Max Eschenbach in Aue als Mitinhaber ausgeschieden ist. Vermischtes. Das Leben dichter die seltsamsten Geschichten, wie sie die Phantasie eines Dichters nie so seltsam ersinnen kann. Lor einigen Tagen kam zu einem Berliner be kannten Arzte ein Mann in arg verschossener und abge tragener Kleidung. Er entnahm der Rocktasche ein dik- kes Aktenstück und begann dann zu erzählen. Vor 15 Jahren berief ein reicher Mann einen Berliner Arzt te legraphisch an das Krankenbett seiner heißgeliebten Frau. Der Gelehrte kam und seiner Kunst und Aufopferung gelang es, das teure Leben zu retten. Der überglück liche Mann war nicht damit zufrieden, das Honorar zu bezahlen, sondern in seiner überströmenden Dankbarkeit bedachte er den Arzt mit einem Legat von 25 000 Mark in seinem Testament, das er damals ausstellte, weil er eine langwierige Geschäftsreise nach Argentinien unter nehmen wollte. Die Jahre verflogen — die argentini schen Geschäfte brachten den Millionär an den Bettelstab. Frau und Kind starben im Elend und der Mann selbst besitzt heute keinen Pfennig, um den Hunger zu stillen. Als einziges lleberbleibsel aus der guten Zeit ist ihm noch sein — Testament geblieben. Der Besucher breite te das Aktenstück vor dem erstaunten Arzr aus und deu tete mit dem Finger auf eine Stelle. „Hier ist Ihr Le gat vermerkt," meinte er dabei, „der Arzt sind nämlich Sie, der Testator bin — ich! Ich weiß, Sie kaufen Ku riositäten, kaufen Sie mir für eine Mark dies Schrift stück ab, dann kann ich heute wieder essen!" Der tief ergriffene Arzt kaufte die Akten zu einem bedeutend höhe ren Preise und hat dem vom Schicksal schwer betroffe nen Mann auch eine kleine Stellung verschafft. Kgl. Sächs. Gesetz betr. das Vereins- und Versamm lung-recht nebst Ausführungsverordnung. Unter Berück sichtigung der Motive und der einschlagenden Entschei dungen der Gerichts- und Verwaltungsbehörden erläu tert von Wilhelm Förstenberg, Polizeitnspektor in Leip- zig. Verlag von Albert Berger (Serig'sche Buchhand' lung), Leipzig. Preis 2 Mk. Das bereits vor kurzem angekündigte Buch ist nun mehr erschienen und wird bei der Bedeutung und dem aktuellen Interesse seines Gegenstandes sicherlich in wet- ten Kreisen willkommen geheißen werden. ES ist eine Neuausgabe de» Gesetzes betreffend da- Vereins- und Versammlungsrecht für da» Königreich Sachse» vom 22. Nov. 1850 mit den Abänderungen de- Gesetzes vom 21. Juni 18V8. Der Herausgeber ist der Leipziger Polizei. Inspektor Wilhelm Förstenberg, ein aus dem Gebiete de» öffentlichen Vereins, und Versammlungslebens durch langjährige Thätigkeit erfahrener Praktiker. Er hat das Gesetz und die neueste Novelle dazu mit erläuternden Erklärungen und Beispielen versehen, die er teils den vorliegenden wichtigeren Entscheidungen der Gerichts und Verwaltungsbehörden, teils — und das ist sehr wichtig — dem reichen Schatze seiner praktischen Erfah rungen entnimmt. Letztere lassen den Verfasser vor vie len andern berufen erscheinen, ein praktisches Handbuch unseres Vereinsrechtes aus den Markt zu bringen. Es wird sich für viele als ein unentbehrlicher Ratgeber Her ausstellen, und zwar nicht nur für Beamte, deren Be ruf sie aus die Beschäftigung mit unserem Vereinsleben verweist, sondern für jeden, den Interesse oder Nebenbe ruf auf das Vereins- und Versammlungsleben hinlen ken, und namentlich für jeden Politiker. Angefügt sind dem mit einem alphabetischen Sachregister versehenen Buche das Leipziger Regulativ über Mnsikaufführungen, Tanzvergnügen rc., sowie die Bestimmungen der für Ue- berwachung der Tanzlustbarkeiten in Dresden zu zahlen den Gebühren. Für unbemittelte Stotterer beginnen die diesjährigen Frei kurse der C. Denhardt'schen Sprachheilanstalt in Dresden. Loschwitz am 7. October d. I. Ausnahmen können noch bis zum 17. October täglich erfolgen. Anmeldungen nimmt die Anstalt entgegen. Um den vielfachen, fast täglich wiederkehrenden Irr- thümern bei der Adressierung von Briesen oder Packet- Sendungen vorzubeugen, hat die Verlagsbuchhandlung von Bruno Troitzsch in Chemnitz ein Verzeichnis sämmt- licher Ortschaften im Königreich Sachsen und Herzogthum Sachsen-Altenburg in ihrem Verlage erscheinen lassen. Dasselbe enthält streng alphabetisch geordnet die Namen sämmtlichersOrtschaften, sowie einzeln stehender Wohnplätze, Ortstheile, Häusergruppen, Schlösser, Rittergüter, Güter, Villen, Fabriken, Brauereien, Mühlen, Gasthöfe etc. mit Angabe des betreffenden Amtsgerichtsbezirkes und, was namentlich für die genaue Adressierung der Postsendung von Wert ist, mit Angabe der Postanstalt von welcher aus die Bestellung der Sendungen erfolgt. Cs giebt in Sachsen bekanntlich eine große Anzahl Orte, deren Namen in gleicher Schreibweise 4 bis 10 und noch mehrfach vor kommen, der Ort Naundorf ist z. B. 17 fach vertreten — und ist dann zur Vermeidung der Verzögerung in der Zustellung von Sendungen unbedingt nötig, daß aus der Adresse die genaue Lage des Bestimmungsortes ersichtlich ist. Mit Hilfe des genannten Ortsverzeichnisses wird dies in allen Fällen ermöglicht und machen wir deshalb Be hörden sowie Geschäftsleute ganz besonders auf dasselbe aufmerksam. Das Buch ist in allen Buchhandlungen zum Preise von Mk. 1 — käuflich. Zur Hebung der Hüntzlichkeit. Für die bevorstehenden längeren Feierabende unsere Leser auf einen ebenso harmlosen, wie herzerfreuenden Zeitvertreib aufmerksam zu machen, ist un» «ine angeneh me Pflicht. Der Zeitvertreib ist wohl so alt wie die Grün- düng bleibender Wohnstätten — er heißt: Hausmusik. Aber das Instrument, das wir dazu empfehlen möchten, ist noch jung: Die Accordzither. Zu billigem Preise er- hältlich, leicht zu handhaben, spielend zu erlernen, hat sich die Accordzither schon so eingebürgert, daß eine ganze Reihe von Fabriken wetteifert, den steigenden Be- darf zu decken und da- Instrument immer mehr zu ver vollkommnen. Für den Kenner bestehl indeß kein Zwei fel, daß die sogenannte Müller'sche Accordzither ihre Ri valinnen an Solidität de- Baues und Süßigkeit des To- ne- weit übertrifft. Sie ist in jeder besseren Musiktnstru- menten-Handlung erhältlich und ein reizendes „Accordzi- ther-Büchletn" versendet die Fabrik I. T. Müllerin Dres den-Striesen auf Verlangen an Jedermann gratis und franko. - IW" Unserer Zeitung liegt h«.e ein PreiS-Brr-eichniß der großen Handelsgärtnerei, Friedrich Huck, Er- furt bet, aus da« wir hierdurch ergrbenst ausmrrk- sam machen wollen.