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Auerthal-Zeitung. Mittwoch, den 14. September 1898. 11. Jahrgang. Allgemeiner Anzeiger für die Stadt Aue u. Umgebung «»mm«»*, «,»«ea«», 8 AamilienAtätter«: Arshstun, Knie Heister, Aeitspiegek. »j, einspau^Petthrile«»Pf«. «»»»»»»««tOPret» amtliche Inserate die Lorpu«-Zeile 2Ü Pf. t«N.d«Lw^°lln,»^lagmvierttljihrlich «nantwortltcher Redakteur: «mtl He,e».tft.r,«u- fErzgebirge., «-flamen pro Zeile 20 «L ' Redaktion u. Expedition?«»»., Marktstrabe. «2. Postanstaltenund LandbriestrSg-r durch di« Poft 1 »U. ° nehme« Bestellungen a«. Nr. 109 , Ab Tar-felv 7 Uhr 20 Minuten Nachmittag, in «ttzschhan-7 , so , „ I Zur Mitfahrt berechtigen die gewöhnlichen Fahrkarten. 1 Dresden, am l. September 1898. ; Königl. Generaldirektton der Sächs. Staatseisenbahnen. te»O«r folgender Sonderzug verkehren: t V. V. Planitz. Dee Lod deeKaiseein Elisabeth von Oesteeeeich. Matserin Elisabeth von Oesterreich war die älteste Doch, ter de« Herzogs Maximilian Josef vonBayern und der Her« zogin Ludovika und wurde am 24. Dezember 1837 geboren. Am 24. April 1854 vermählte sie stch mit Kaiser Franz Jo seph I. von Orkretch, dem sie drei Kinder gebar, darunter den Kronprinz Rudol», besten tragischer Tod im Jahre 1889 da» kaiserlich« Paar mit unauslöschlichem Äuinm r belastete. War die Kaiserin bi» dahin eine eifrige Sporllirbhaberin, rin« Verehrerin aller schönen Künste gewesen, so wurde sie durch d«n schwrrrn Schicksalsschlag lebensmüde und weltfremd. Sie zog sich au» Wien zurück und reiste ruhelos umh r, die Seile mit schwermütigen Gedanken, den Körper »»st Kure»» quälend, di« van krankhaften Vorstellungen eingegrben, sie kränker und kränker »nachten. Pa» entsetzlich« Ende ihrer Schwester, der Herzog'» von Atengl^i, die beim Pariser Bazärbrande umkam, machte bas Mäh ihrer seelischen Leiden Übervoll. Vor kurzem suchte sie inDautzeiin Heilung von schweren» Herzleiden. Seit mehre- «n Paa« Oar st« zur Nachkur in Genf, und hier ereilte ßi tzMPechängniS, da» mit dunklem Fittich seit dem Sude d«S WnaMksiche» Maximilian, der 1867 bei Querctaro U»Wr d«rMrgrtn der Mexikaner fiel, über dem öftreiä isch. bäPestchm Sftr-enheulse schweb», diese» grausame Verhängnis, dätz dÄi König Ludwig ii» die Fluten des Starnberger Ser» lrteh. dem Kronprinzen Rudolf den Revolver ü» die Hand ^drückte, den weltflüchtigeu Erzherzog Johann in unbekannt«»» Meeren ertrinken ließ und das Jubeljahr de» unglücklichen Franz Joseph mit graüfigem Hohn zu besonder« schwere»»» Schlage auSrrsah. Gens,^1O. Sept. Da» Attentat gegen die Kaiserin von Oesterreich wurde in der Nähe des Denkmals des Herzogs von Braunschweig, auf dem Wege zwischen dem Hotel Beaurivage und der Landungsstelle am Quai Montblanc, begangen. Ein Jndtoidium, gefolgt von einem Greise mit langem Barte, welches der Kaiserin entgegenkam, stürzte sich aus di« Kaiserin, ihr einen heftigen Stoß ver setzend» wodurch die Kaiserin niederfiel. Jedermann glaubte, «» Handl« sich um einen Faustschlag. Die Kaiserin erhob Dch bald Wieder mit Hilfe einer Dame ihres Gefolgesund einiger Spaziergänger und konnte den Landungssteg er reicht* und das Schiff besteigen. Inzwischen hatte man dtp Angreifer verhaftet. Kaum an Bord angekommen, wurde di« Kaiserin ohnmächtig, der Kapitän zögerte des- halb, den Befehl zur Abfahrt zu geben. Einige Zeit da- rauf konstatierte man, daß die Kaiserin da» Bewußtsein nt<P wieder erlangte, und die um sie beschäftigten Damen fanden auf den unteren Kleidungsstücken eine kleine Blut- spur. Da» inzwischen abgegangene Schiff drehte alsbald um und legt« wieder am Quai an. Die Kaiserin wurde nun auf einer aus Rudern, Segeln und Tüchern gebilde ten Bahre ins Hotel geschafft. Sofort wurden die Aerzte vr. Golay und 0r. Mayer, sowie ein Priester herbeige rufen und alsdann an den Kaiser Fran- Fosef telegra phiert. E» wurde nicht» versäumt, um die Katsenn zu retten, aber alle» war umsonst. Sie verschied gegen 3 Uhr. Nach dem Ergebnis der ärztlichen Untersuchung muß sich der Mörder einer dreikantigen spitzen Dolchklinge, eine» sog. TterSpoint, bedienthaben. Nachdem der Mörder den Stoß geführt hatte, floh er durch die Alpenstraß« und wollte weiter über den Alpenplatz, wo er sich lckcht verbergen konnte, wurde aber voü zwei Kutschern, welche am Kat hielten ünd da» Attentat be merkt hatten, festgehalten. Sie übergaben den Gefang enen einem gährmatm und einem Gendarm» welche ihn auf die Polizei^ brächten. Der Mörder folgte willig, ja er sang sogar und sagte unter andern», er hab« sie gut ge troffen, sie.müsse tot sein. Auf dem Polizeiposten erklärte er» er sei Anarchist und ohne Brot, er habe nichts gegen di« Arbeiter, aber gegen die Reichen. Später wurde der Mörder nach dem Justizpalast gebracht und daselbst vom Untersuchungsrichter Lechet im Beisein dreier Mitglieder der Kantonsregierung, de» KantonSanwaltS, de» Sekre- tär» de» Polizetdepartrment», sowie de» Polizetkömmissar» verhött. Der Mordbube gab vor, er könne nicht franzö- fisch, »«weigerte überhaupt jede Antwort. Er nennt,siä virig« Luccheni, ist Italiener und am 21, April 1878 in Paä» geboren. Genf, 10. September. Der Mörder Luccheni erklärte dem Untersuchungsrichter, er sei nach Genf gekommen zu dem Zwecke, eine hochgestellte Persönlichkeit zu ermorden. Zuerst habe er den Herzog von Orleans töten wollen, !riese Absicht aber aus gewissen Gründen aufgegeben. Von der Anwesenheit der Kaiserin Elisabeth in der Schweiz >abe er in Genf zufällig gehört. Die Waffe des Mörder war eine dreieckige zugespitzte Feile. Die Theater und viele Läden sind geschlossen. Die schweizerische Presse ver engt strenge Gerechtigkeit. Der einzige, aber schwache Trost liegt darin, daß der Thäter landfremd und Anar chist ist. Wien, 11. September. Die Nachricht von dem schreck lichen Genfer Ereignisse verbreitete sich in Wien zwischen ö und v Uhr nachmittags mit der Schnelligkeit eine» Lauffeuer» und ries allgemeines Entsetzen, höchste Bestür zung und Trauer hervor. Es herrscht eine furchtbare Indignation über diese ungeheuerliche That. Die Stra ßen füllten sich sofort mit ungezählten Tausenden, sodaß ein Teil der Straßen und Plätze für Wagen unpassier bar war. Alle Zeitungen veranstalteten Extraausgaben. Eine Extraausgabe der halbamtlichen .Wiener Abendpost bestätigte alsbald die Schreckensbotschaft. Die Blätter feiern die edlen Geistes- und Herzenseigenschaften der Ver- ewigten. Die Vorstellungen in den Hoftheatern und in der Jubiläumsausstellung wurden sofort untersagt; es herrscht überall unbeschreibliche Trauer. Wien, 11. September. Dein Kaiser wurde in Schön brunn die niederschmetternde Kunde von der Ermordung der Kaiserin durch den Ministerpräsidenten mitgeteilt. Bern, 11. September. In der ganzen Schweiz rief die Nachricht von der Ermordung der Kaiserin von Oest reich schmerzliche Bewegung und tiefe Entrüstung hervor. Die Zeitungen drücken dieses Gefühl in Extrablättern aus. Der Mörder Luccheni, welcher in Paris geboren ist, dessen Familie aber aus Parma stammt, muß nach den Strafgesetzen des Kantons Gens abgeurteilt werden. Diese sehen aber für Mord nicht die Todesstrafe, sondern nur lebenslängliche Einkerkerung vor. Bern, 12. September. Die Nachricht von der Ermor- düng der Kaiserin von Oestreich wurde im Bundesrate mit großer Trauer ausgenommen. Der Bundespräsident und diejenigen seiner Kollegen, die z. Z. von Bern ab- wesend sind, wurden sofort telegraphisch zurückberusen, ebenso der Bundesanwalt Die Mitglieder des Bundes rats werden heute Abend hier vollzählig zusammen sein, um eine erste vorläufige Unterredung halten zu können Offiziell wird der BunteSrat aus Sonntag 10 Uhr einbe- rufen. Der österreichische Gesandte begab sich sofort nach dem Eintreffen der Todesnachricht in das BundeSratshauS und reiste dann in Begleitung des Sekretärs des Bun- desanwalts im Sonderzuge nach Genf ab. In Vertretung des Bundesanwalts wird der Sekretär heute Abend in Genf die vorläufige Untersuchung vornehmen und Mor gen früh nach Bern zurückkehren, um in» Bundesrate Be- richt zu erstatten. Bundesrat Müller, der den Manöver« beiwohnte, traf heute Abend hier ein. Der Bundesrat war wohl von der Absicht der Kaiserin, auf schweizerischem Boden zu verweilen, benachrichtigt worden und von die ser Thatsache war die Regierung deS Cantons Waadt in Kenntnis gesetzt worden, damit sie entsprechende Maßre- geln treffen könne. Im Polizeidepartement wußte man dagegen nichts von der Absicht der Kaiserin, sich nach Genf zu begeben. Sie befand sich dort also im strengsten Inkognito. Aus dem Auerthal und Umgebung. «tt»»«N«u»«»» »»« l-ealem Jntereff« stu» »er «.»actio« stet» »illtvmme«. Ein gemeinschaftliches Schauturnen unserer 4 Auer Turnvereine fand am vergangenen Sonntag aus der Wal- terwies« statt. Das Fest war vom schönsten Wetter be günstigt. Vor der Turnhalle versammelten sich die Ver eine, um in stattlichem Zuge nach dem Festplatze zu mar- schieren. Hier entwickelte sich bald ein lebhafte» turneri sche» Treiben. Freiübungen eröffneten da» Turnen, e» folgte Niegenturnen, Kürturnen, zum Schluß Wetturnen. Ein« groß« Menschenmenge wohnt« den interessanten He bungen bet, welch« im Publikum reiche Anerkennung fandest Abenbß fand im Schütz,nhau»saal« «in großer Commers statt, wobei den Siegern die Preise in Gestalt von Ei- chenkränzen, überreicht wurden. Der Commers verlief in solenner Weise, Erfreulich ist es, daß sich die 4 Turn- verein« zu einem gemeinschaftlichen Wetturnen eingefun den hatten, es war eine stattliche Zahl von ca. 200 Tur nern, die sicher unsere volkreiche Stadt mehr repräsentirte, als wenn ein einzelner Verein angetreten wäre. Ein „Gut Heil- dieser schönen Einigkeit unter den Vereinen. Am gestrigen Sonntag unternahm der „Liederkranz" eint Sängersahrt nach Zimmersacher, Eibenstock, wo im „Deutschen Haus- unter Theilnahme vieler anderer Ge- sangvereine ein großer Commers stattsand. Der „Natur- Heilverein" unternahm einen Ausflug nach Prtnzenhöhle Hartenstein. Beide Ausflüge erfreuten sich einer regen Theilnahme. Wir wollen nochmals aus da» Donnerstagskonzert unserer Stadtkapelle aufmerksam machen, da» eine beson dere Anziehungskraft durch Mitwirkung des schwarzen Stabtrompeter» Vallerio Brown erhält. Dem Künstler geht der beste Rus voraus. Vorzüglich sind auch die Re zensionen auswärtiger Blätter. So schreibt der humoris- tische „ Wau Wau" in Cassel: Der schwarze Virtuos. Im Satserhöf bläst ein Piston-Virtuos, Allabendlich ist der Beifall sehr groß, Selbst auf der Straße-da» Publikum harrt's, Der Bläser bläst gut und ist außerdem schwarz. Untenstehend bringen wir das vortrefflich gewählte Pro- gramm: 1. Friedrich-Marsch v. Gungl. 2. Ouvertüre z Op., „Der Edelknecht" v. Kreutzer. 3. Paraphrase über KoschatS Lied: „Verlassen bin i" v. Schwalm. 4. Das Leben ein Traum. Ouvertüre v. Eilenberg. 5. ») Fare well Marguerite 0. Boardmann, b) Xankee doodle air Varie v. Brown. (Solist: Herr Valerio Brown.) 6. Lion du Bal (Entfernt vom Ball) 0. Gillet. 7. Fantasie a. d. Op. „Der Freischütz" v. C. M. v. Weber. 8. ») La chanson de» peupltere v. Richarde, d) Browns sonian, Con- cert-Polka v. Brown. (Solist: Herr Valerio Brown). 9. Liederkranz-Potpourrt v. Neibig, Nach dem Concert Ball bis 2 Uhr. ' Die nächste öffentliche Sitzung des Kreisausschusses soll Mittwoch, den 14. September Vormittags '/,12 Uhr in dem SttzungSsaale der Königlichen Kreishauptmann schaft Zwickau abgehalten werden. Die Tagesordnung ist in der Hausflur des dasigen Regierungsgebäudes an geschlagen. — In der am 5. d. M. stattgefundenen Sitzung des AufsichtSratheS des Chemnitzer Bank-Verein wurde von der Direktion Bericht über das erste Halbjahr 1898 er- stattet. Nach demselben beträgt der Reingewinn des Halbjahre», ohne Berücksichtigung der Abschreibungen für Reservefonds rc., M. 184 464. —. . 8^ 0/0 pro »nun ge rechnet auf das erhöhte Aktienkapital von M. 4 200 000. —. gegen M. 124 616. —. - 8,2» 0/0 pro anno aus M. 8 000 000. —. Aktienkapital im vorigen Jahre. Die Um sätze sind wiederum erheblich gestiegen. Die Fiiale Aue »nit Zahlstelle Eibenstock, ebenso die Ende März d. I. ge gründete Faliale in OelSnitz i. V. entwickeln sich gut. Der Umbau des Bankgebäudes in Chemnitz ist im vo rigen Monat beendet und sind die Paterreräume dem Kasse- und Effektenverkehr übergeben worden. Drucksachen in Rollensorm, die bisher im deutschen Postoerkehr nur in Längen bi» zu 3ö cm befördert wur den, dürfen von jetzt an auch in einer LängenauSdehi nung bi» zu 75 cm als Brief verschickt werden; ihr Durchmesser ab« darf 10 cm nicht überschreiten. Et«e Weltreise für Ansichtskartensammler. Wir wollen nicht unterlassen die Liebhaber diese» interessanten Sporte» nochmals aufmerksam zu machen, daß die Welt reise der „Compagnie Comet" (Franz Thiemer u. Comp.) in DreSden-A, Am Poppitz, welche einzig in ihrer Art da steht, eiidgtlttg am 16. September a. c. stattfindet. Der Reisende (Herr Thiemer, der Gründer de» Unternehmens selbst) sendet auf einer Reise Um die Erde, welche 22 Staaten berührt, innerhalb 7—8 Monaten 200 Karten an Solch«, die, aus der Reise abonniert haben. Die Karten werden in- den betreffenden Orten aufgegeben und gelan- gen richtig adressiert, mit der Mark« des Landes frankiert und mit dem OrtS-Ktempel, sowie der Unterschrift des Reisenden versehen, an die Abonnenten dieser Weltreise. Prospekte und Probe-AnstchtSkart« erhält man gegen Ein- fWduntz von 20 Pfg. in Marken -ugestellt,