Volltext Seite (XML)
Tagesschau. RelchskemM v. Pap« spricht heute Freitag von 20 Uhr bl, rv,15 Uhr im deutschen «uudfauk übe, alle Sender zur Lage. - Im Berliner Verkehrsstreik wurde Donnerstag abend ein Schiedsspruch gestillt, der vom Schlichter für verblndlich «klärt worden ist. Trotzdem mW die Streikleitung den Streik sorlset- zra. Vie Po«,et Hal gestern 105 Streikposten festgenommen. « Vie Berliner verkehrogesellschaft Hal den Schiedsspruch durch Sävlenauschlag bekannkgegebea und den Arbeitern «in« Frist bi» 2 Uhr nachmittag, znm Erscheinen auf der Arbeitsstätte ge geben. * Die Berlin« Lezirk^eltung der Zudustriegruppe, Gemeinde und Verkehr wurde Vouuerstag abend festgenommeu, weil fle einen Sympathiestreik der Gar-, Wasser- und Elekkrhtlätswerke aozettela wollte. * Bel einem Zusammenstoß streikender verkehrsarbeik« vor einem vetriekmbahnhof in V«lln-Schöneb«g mit d« PoNzei wurde elu« Verso» getötet «in« weit«« schw« «rieht. 2» dea nächsten Lagen wird rin« neue Verordnung de» Reich» Präsidenten übe« Aendervngen in d« Wohlfahrtserwerbslosenfür- sorge erscheinen. * Dl« Veschluhfassung üb« di« Festsetzung autonom« Sou- llngenle ist vom Reichskablaett nochmal, vertag» worden. Es soll erst ein« eingehende Prüfung der gesamte« Materie vorgenommen »erden. * Die gestrige Verhandlung vor dem Marinekriegsgerichl we ist d« Untergang» de, Schulschiff» ^Mobe" endet« mit dem Frei- Mch des Sommauvaaleu d« «Riobe-, Sapttänleulnant Ruhfuß. wie Beut« miltellt, wird die eagllfche Regierung nunmehr nach Beendigung der Vttawa-Sonferenz mit Deutschland, den drei skandinavischen Staaten «nd mit Argentinien in Verhandlungen eintreten, um neue Grundlagen für dea Handel zn beraten. * Di« IhwrasSagerla Gerlrud Llnderuageh die vor kurzem von ihrem Maaue. dem Bankier Hlntze. nach eia« Aufführung in der Städtischen 0p« in V«lln durch einen Revolverschuh schw« verletzt worden war, ist Donner»kagnachmlklag an Embolle gestorben. * Eia nationalsozialistisch« w«beflugzeug wurde auf dem Rückfluge von Friedrichshafen nach München von einem heftigen Schaeesturm an einen Fabrlkschornstein geschleudert und stürzte ab. Vie beiden Insassen wurden schw« verletzt. *) Ausführliche» an anderer Stelle. Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der SLchfilche Erzähler ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machung« der Amt»hauptmannschaft, de» Arbeitsgerichts und desHaupt- .ollamt» zu Bautzen, de» Amtsgerichts, de» Finanzamts der Schulinspektion gad de» Stadtrats zu Bischofswerda behördlichnsen» besmnmte Blatt der Belegschaft der Berliner Verkehrsmittel beteiligt sind.I eilends angeschlossen. Ohne Zweifel handelt es sich hier um gewisse politische Zwangsläufigkeiten, die für den Zustand der sozialen Entwicklung außerordentlich bezeich nend sind, wie er jetzt in Deutschland besteht. Diese Kennzeichen verdienen die ernsthafteste De- achtung. Dor allem ist festzustellen, daß dieser groß« Streik in einer Zeit möglich war, wo mehr als 6 Millionen Menschen erwerbslos sind. Die soziale Kampfkraft der Massen ist also unzweifelhaft im Wachsen. Vor drei, vier Monat« hätte noch niemand geglaubt, daß eine Streikpa role so zündend wirken könne. Die Probe auf das Cxempel ist jetzt gemacht. Und diese» Exempel lautet: General- streik. Die Folge des groß« Berliner Derkehrsstreikes wird sein, daß das Vertrau« zu der großen Ltzaffe soziali stischer Politk, dem Generalstreik, den man als unmöglich erachtete, wieder zurückkehrt. Die politischen Folgen einer solchen Entwicklung sind, wenn man die Dinge weiter so lauf« läßt wie bisher, gar nicht abzusehen. Ferner ist kenn zeichnend, daß es sich bei einem Streik von dies« Ausma ßen und dieser demonstrativ politischen Bedeutung um einen wilden Streik handelt. Es hat wohl in der Streikgeschichte der letzten Jahre noch nie einen so großen wilden Streik ge geben. Di« Gewerkschaften haben sich gegen den Streik aus gesprochen. Für sie bedeutet er eine schwere Niederlage. Denn Sieger ist die kommunistische Gewerkschaftsorganisa tion, die hier seit ihrem Bestehen den größten Erfolg zu bu chen bat. Anders ausgedrückt: Die Gewerkschaften werden als em Instrument, das dazu dient, die sozialen, Kämpfe in geordneten Dahnen zu halten, außerordentlich geschwächt. Sie verlieren für die Regelung und Beseitigung der sozia len Spannungen an Wert und damit geraten diese sozialen Spannung« aus einem — wie das kommunistische Fach- fiel Me VMMell ls Mi«. Eine bedenkliche politische Demonstration. In einer kommunistschen Versammlung in Paris rühmte sich kürzlich der Führer der deutschen Kommunisten, Thäl mann, seine Partei habe im Laufe des letzten Jahres nicht weniger als 400 kleinere Streiks mit Erfolg durchstanden. Jetzt ist ihnen mit der Lahmlegung des gesamten Berliner Verkehrs der große Schlag geglückt. Drei Tage vor der Reichstagswakll Eine bessere, größere und tiefer wirkend« Propaganda konnten sich die Kommunisten gar nicht wün schen, die schon seit längerer Zeit nicht ohne einen gewissen Neid auf den von den englischen Kommunisten inszenierten großen Hungermarsch nach London blickten. Wenn es den in diesen Tagen ans Licht gezogenen Umsturzplänen der Kommunisten nach den Wahlen, die in der Art des berühm ten „Boxheimer Dokumentes" Deutschland an kommunistische Sieger aufteilten, an Beweiskraft mangelte, so steht der über Nacht herelngebrochene Berliner Riesenstreik als eine klare und gewichtige Tatsache jetzt vor aller Augen. Es hat den Anschein, als ginge es vornehmlich um eine Lohnauseinandersetzung. Di« Berliner Verkehrs-Gesell schaft (B. V. G.) hatte vor längerer Zeit den Gewerkschaften eine Kürzung des Lohnes um 20 Proz. vorgeschlagen, weil sie sonst eine Menge Angestellter entlassen Müßte Die Ge werkschaften bekämpften diesen Vorschlag mit Erfolg und whrten schließlich über eine Deringerung de« Stundenlohns 2 Pfennig eine Urabstimmung herbei. Bon 21 692 Be soffen« beteiligten sich 18 S87 an der Abstimmung. 14 771 stimmten für den Streik. ISO Stimmen fehlten so für die sta tutengemäß notwendige Zweidrittelmehrheit. Die Gewerk schaften sind also formell im Recht, wenn sie den Streik nicht anerkennen. Im ganzen ging as aber wohl den«, die für °en Streik stimmten, weniger um die 2 Pfennige, die am «tundenlohn gekürzt werden sollen, al« um die immer noch "'cht ganz beseitigte Gefahr, daß in absehbarer Zeit die ur sprünglich beabsichtigte Kürzung der Löhnung um 20 Proz. kommen würde. Aber auch das ist nicht die aller- Ursache des Streiks. E» hat nur mitgewirkt, dm kam- AEsUschen Agitatoren ihre Arbeit zu erleichtern. Der eigentliche Streikbeschluß ist nämlich nach der Urabstimmung m ein« Versammlung der kommunistisch« Gewerkschaft-- end. Berlin, 3. November. Im Berlin« Verkehrsstrelk wurde beule abmd ein Schiedsspruch gefällt, nach dem d« Manteliarif bi» znm 31. März 1SS3 verlängert wird. Da» Lohnabkommen wird verlängert mit d« Maßgabe, daß ab 1. November bei den Lohn« sämtlicher Gruppen mit Ausnahme d« d« Aahrkarkenansgeberlnnen eine Kür zang von 2 Lie Stunde eintrltt. Das Lohnabkom men ist mit monatlich« Frist kündbar. Die Vertreter d« Gewerkschaften lehnten den Schieds spruch ab, «ährend die VVG.-Vertreter die Verbindlichkeits erklärung de» Schiedsspruches beantragten. Daraufhin hat d« Schlicht« für den Bezirk Branden- bürg nach fast zweistündig« Sitzung den Schiedsspruch für verbindlich «klärt, weil die gesetzlichen Voraussetzun gen Vorlagen. Vie im Schiedsspruch vorgeschlagene Rege lung entspreche dah« bei gerecht« Abwägung der Interessen beider Verträgst«« d« Billigkeit. Der BVG. wird heute nacht noch alle Mittel in Bewe gung setzen, um im Laufe des morgigen Tages den Verkehr auf sämtlichen drei Verkehrsmitteln wiederaufnehmen zu können. Die Arbeitnehmer, die bis 14 Uhr sich auf ihren Dienststellen nicht eingefunden haben, sollen fristlos entlassen werden. Trotzdem Fortsetzung des Streiks. oud. Berlin, 4. November. (Drahtb.) Von ein« Stelle, die sich als z«trale Streikleitung d« Verkehrsarbelter be zeichnet, wurde geg« Mitternacht dm Redaktion« eine Er klärung zugeleitel, wonach sich an dm Beschlüssen d« Streik- leilung durch die Verbindlichkeitserklärung de« Schiedsspru ch« nichts ändere; der Streik werde fortgesetzt. Die Streikenden haben Frist bis 2 Uhr nachmittags. vtd. Berlin, 4. November. (Drahtb.) Da d« Schieds spruch und die verbindlichkeltsertlSruug dm Schlichters im Streik des Personal« der Berlin« Verkehresesellschasl beute früh «och nicht allgemein bekannt war, ist die Arbeiterschaft der BVG. noch nicht in dm Bahnhöfen «schienen. Die BVG. hat jedoch durch Säulmanschlag den Wortlaut des gestrigen Schiedsspruch« bekanntgegeben und dm Arbeit«« eine Frist bis 2 Uhr nachmittags znm Erscheinen ans der Arbeits stätte gefetzt. Fall» im Laufe des Vormittags durch d« Be- kauntwerden des Schiedsspruch« eine genügend« Anzahl BVG -Arbeit« nnd Angestellte im Betrieb erschien«, kann schon am Vormittag mit eia« teilweisen Wiederaufnahme des Verkehr» gerechnet werden. Vie BVG.-Leitung wartet die Wirkung ihr« Säulenaaschlag« ab. DerSSHWeLrMer Aleukirch und Almgegend UnabhängigeZeitung für alle Ständern Stadtund Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntaasblatt Heimatkundliche Beilage , Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1621. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 ovposition gefaßt worden. Diesem Beschluß haben sich dann« wort heißt — „vorrevolutionären" Stadium in ein revolu- die Ratio n a lsoz^i alt st en, die nicht gerade stark ans tionäres. Daraus ergibt sich zwangsläufig eine Konkurrenz der radikalen Parteien von links und rechts, welche haupt sächlich den Kanwf um die Seele des Arbeiters ausfechten. Man kann sich für die Regierenden in Deutschland im An- bruch dieses zweiten Notwinters keine ernsthaftere Warnung denken. Man glaube nur ja nicht, daß den Nationalsozia listen ihre bei der Entstehung des Streikes gezeigte „klassen kämpferische" Haltung bei den Wahlen viel Abbruch tun wird. Selbst wenn es so wäre, bleibt es für die Regierung außerordentlich bedenklich, daß di« bürgerlichen Masten durch diese chaotischen Zustände an die schrecklichen Zeiten der Re volution und der Inflation erinnert werden. Hinzu kommt, daß sich der Streik kaum wird mit einer leichten Handbewe- guna erledigen lass«, da nach der Ausschaltung der Ge werkschaften die Möglichkeiten für eine Beilegung außer ordentlich gering sind. Besonders aber wird das Ansehen der Regierung leiden, wenn es ihr nicht gelingt, sobald als möglich einen Notverkehr einzurichten. Sie muß nicht nur siegen, sie muß vor allem schnell siegen. Berlin, 4. Nov. In der gestrigen Abstimmung haben von den 21902 Beschäftigten 14 471 für den Streik und ge gen die Lohnkürzung gestimmt. Das ist keine Zwei- drittelmehrheit. Die kommunistische und national sozialistische Gruppe stellte sich aber auf den Standpunkt, daß der Streik beschlossen sei, weil nur 18 537 Personen an der Abstimmung überhaupt teilgenommen hätten. Es wurde nunmehr der wilde Streik beschlossen, der von der Ge werkschaft nicht gebilligt wurde. Im Laufe des Vormittags haben bei der BVG. bereits Besprechungen des Aufsichtsrates mit den Gewerkschaften begonnen; einen Teilverkehr einzurichten. Zwei wichtige Straßenbahnlinien sind schließlich unter polizeilichem Schutz wieder in Verkehr gesetzt worden. Schiedsspruch und Verbiudlichkeitserklarung. Die Streikleitung will den Streik trotzdem fortfetzen. Auch die lebenswichtigsten Betriebe will man stMegen. Wasser, Gas und Elektrizität. vtd. Berlin, 4. November. 3m Zusammenhang mit dem wild« Streik bei d« BVG. nahm die Polizei am Don- nerstagabend die Berliner Bezirksleitung d« RGO. (Indu strie-Gruppe, Gemeinde und Verkehr) fest. Die Mitglieder dieser Gruppe befand« sich in einer Versammlung, die den Zweck halte, einen Sympathiestreik der Ga »-, Wasser- und Elektrizitätswerke anzuzekkeln. Insgesamt wurden 52 Funktionäre festgenommen. Aufruf der Nationalsozialisten. Berlin, 3. November. Die nationalsozialistische Betriebs zellenabteilung Gau Groß-Berlin hat folgenden Auf ruf erlassen: Arbeitnehmer der BVG.! Die am 2. Novem ber stattgefundene Urabstimmung des Personals der Berliner Verkehrsgesellschaft hat in einer überwältigenden Mehrheit den Streik gegen den neuen Lohnabbau beschlossen. Die Direktion der BVG. versucht, durch diesen Lohnraub für wenige Wochen ihre Geldsorgen loszuwerden. Sie will, wie schon sooft, die früheren Schulden und die Mißwirtschaft des ehemaligen sozialdemokratischen Aufsichtsratsvorsitzen- den Reuter und seines Parteifreundes Brolat aufKosten der Arbeitnehmer zu einem Teil wiedergutmachen. Darüber hinaus wird der Streik der BVG.-Bediensteten von nationalsozialistischen Betriebszellenorganisationen als wirt schaftlich berechtigt anerkannt. Es muß endlich einmal Schluß gemacht werden mit der ewigen Lohnkürzerei. Auch die öffentliche Meinung der Berliner Bevölkerung ist für die im Streik stehenden BBGer. Vies« verkehrrktre» tu Berlin dürste nicht der Schluß, sondern wahrscheinlich die Veranlassung zu größeren Streikaktionen sür die nächste Zeit sein. Der Streik der Arbeitnehmer der BVG. hat seine sitt liche und moralische Berechtigung. BDGer! Eine einheitlich geschlossene wirtschaftliche Front aller bei der BVG. Schaffenden muß gebildet werden. Hoch die Fahne de» deutschen Sozialismus für den freien Staat der deutschen Arbeiter! AustrmmenstSKe vor einem Strasten- bohrchof in Berlin. — Gin Taler. vud. Vertin, 4. November. (Drahtb.) vor einem Be triebsbahnhof in Berlin-Schöneberg kam « heute Morgen zu Zusammenrottung« streikend« BBG.-Arbett«, bi« oie Polizei auseiaanderzittrelben versuchte. Die Beamt« war ben tättich angegriffen uub derart bedroht, daß fle mm ihr« «schelmmgmwll« Täglich mit »«nähme der Sonn- uiw Fei«. W, USL.'LZ A LL WLSL SL stell« wöcheutllch 2 Pfg- Gtüzelnumm« 10 Pf» (Sonnabend- nummac 1ö Pfg.) « Rr. «44 und «4». ZN Sa»« HS^rer Gewatt - Krieg ob« sonstiger irgendwelcher Störung tu, Betrieb« der Zeitung oder der Besörderungseinrich. tuns en - hatder Bezieher keinen Anspruch auf Lieserung oder Nachlieferung »«Zeitung oder auf Rückzahlung d«, Bezugspreise». Anzeigenpreis (in Reichsmark): Di« 44 mm breit« «lnspattig« Millimeterzeiie 10 Psg-, örtliche Anzeigen 8 Pfg. Im Textteil di« S0 ww breit« Millimeterzeiie SO Psg. Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plötzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Nr. 2SS Freitag, den 4. November 1932 87. Jahrgang