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Tag,evlatt für die Stadt Aue und Umgeduug. «rfcheiml täglich Nachmittags, außer an Soun- ii-H Feiertagen. — PrriO pro Monat frei ins Hau« 20 Psg., auswärts 25 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeüspiegel" k Psg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Nr. 147 Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Knute, Aue sErzgebirge.f Redaktion u. Expedition : Aue, Marktstraße. Sonntag, den 3. September 1899. Inserate die einspaltige Petitzeile 10 Pfg-, amtliche Inserate die Corpus-Zeile 25 Psg., Reklamen pro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger Ausnahme Rabatt. — Bei größeren Inseraten «. mehrmaliger Ausnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. IS. Jahrgang. Airerthal'Zeitrrirg erscheint jetzt täglich, k o st e t prs AlSNtrt nur Pfennige. Am Sedantage. An den Heidenthaten der Geschichte hat die Va terlandsliebe ihre Nährquelle. An den großen Er eignissen der Vergangenheit entzündet sich immer wieder aufs neue die Liebe zum Vaterland. Die Freiheitskriege bleiben ein Gegenstand freudiger Er hebung; an dem Vinte und der Entschlossenheit, an der freudigen, selbstlosen Hingabe der Kämpfer und Sieger von 1813 wird sich die Vaterlandsliebe unse rer Jugend immer wieder entflammen lassen, die markigen Freiheitslieder eines Ernst Mont; Arndt und eitles Theodor Körner erwecken hellte noch das Kraftgefühl der deutschen Nation. Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, nm es zu besitzen. Das Jahr 1870 hat das Erbe der Streiter vou 1813 zum Besitz der deutschen Nation erhoben. Den mu tigen, tapferen Streitern der Freiheitskriege treten würdig zur Seite die Kämpfer oes großen Krieges, der in dem Tag von Sedan seinen Glanz- und Höhe punkt erreicht hat. Napoleon gefangen mit semem ganzen Heere — das war die alle überwältigende Kunde des Tages. Eine große Stunde der Welt geschichte hatte geschlagen, die am treffendsten des alten Kaisers Wort bezeichnet hat: Welch eilte Wen dung durch Gottes Fügung! Was des alten Kaisers Majestät damals empfunden, das haben ihm Tausende und Abertausende nachempfunden. Und wer die Zeit miterleben durfte, wer in jenen denkwürdigen Lagen mitten im Volksleben stand, der weiß »loch zu er zählen von der tiefgreifenden Begeisterung, die unser Volk erfaßt hatte, der weiß aber auch noch, wie die große Spannung, die damals auf unserem Volks leben lag, ihre befriedigende Lösung nur fand in der religiösen Erhebung Welch eine Wendung durch Gottes Fügung ! Wie die beispiellose Tapferkeit und Unerschrockenheit unseres Heeres sich erhob auf einer inneren religiösen Ergriffenheit, so war das Volk daheim überwältigt von dein Erlebten, innerlich ge trieben und gedräilgt zu dem Herrn der Heerschaaren. Vaterländische Begeisterung gepaart mit religiöser Ergriffenheit — das ist echter wahrer Patriotismus, der zu den größten Opfern befähigt und die herrlichsteil Thaten zeitigt. Fast will es scheinen, als ob diese Art von Patriotismus immer weniger würde. Jin Besitz der großen, in heißem Kampfe erstrittenen Güter sind die Nörgler und Kritiker am Werk, uns die Freude an jenen Errungenschaften zn verderben. Es liebt die Welt das strahlende zu schwärzen. Die Kritik am Werden des Deutschen Neiches hat nur das eine Ziel, dem nachwachsenden Geschlecht die Begei sterung für seine großen Lage unmöglich zu machen. Da istS denn unsere patriolßche Pflicht, die Pflicht aller Derer, die ihr Vaterland lieb haben, daß wir den Schleier zerreißen, den falsche Vaterlandsliebe um jene herrliche Zeil webt, daß ivir das Große und Herrliche jener Zell unermüdlich ins Licht rücken und an den Heldenthaten der tapferen Krieger die Vater landsliebe des nachwachsenden Geschlechts erwecken. Dem heutigen Geschlecht ist die Ausgabe zugewiesen : Halte was du hast, daß niemand deine Krone raube. Der Tag von Sedau rufl'S dir zu, o deutsches Volk! rlv* «Me* tvelt. * Berlin, 3l. August. Tie Kaiserin ist recht Unpäßlich. Der durch den Bruch des Wadenbeines leidend gewesene Fuß ist überanstrengt worden, und dazu kam eine Erkältung, die an und sür sich nicht als eine'.ernstliche Krankheit anzusehen ist, die aber Unbe hagen mit sich brachte. * Cronberg, 31. Aug. Die Kronprinzessin von Griechenland ist mit dem Prinzen Georg heute Vor mittag nach Berlin abgereist. * Die preußische Regierung will den Landräten und sonstigen politischen Regierungsbeamten, die durch ihre Abstimmung im Abgeordnetenhause die Kanalpläne durchkreuzen halfen, noch einmal ver zeihen, jedoch nicht ohne ihnen in einem scharf ge haltenen Erlaß an die Oberpräsidenten eine ernste Mahnung zu zukünftigem besseren Verhalten zu geben. * Neisse, 31. August. Der Katholikentag in Neisse ist geschlossen worden. Der Papst hat den Teilnehmern seinen Segen geschickt. * Mit dem nächsten sozialdemokratischen Partei- tage beichäftigte sich am Dienstag eine große Ber- liner Genossenversammlung; es wurde ein voll ständiger Schlachtenplan entworfen. Dabei kam man zu folgendem Ergebnis : Bernsteins Ausstoßung solle mit Rücksicht auf seine früheren Verdienste thunlichst vermieden werden. Man wollte sich nicht als Ketzergericht aufspielen; jede freie Meinungs äußerung müsse ged ckdet. werden, doch dürste sie sich, nicht anmatzen,-innerbalv der Partei bestimmend zu sein. Auch mit der Kanonen- und Kompensa tionspolitik der Schippet und Heine werde gründlich abgerechnet werden müssen. * Unter dem Titel: „Das Deutsche Reich und der Konflikt zwischen England und Transvaal bespricht die „Nat.-Ztg." die Stellungnahme der Großmächte zu dem zwischen England und dem Burenstaat bestehenden Konflikt. * Köln, 31. August. Aus Beirut meldet die „Kölnische Zlg.", daß die Gewaltthaten und Mord- ansalle seitens der Mohamedaner gegen die Christen zunehmen. * London, 31. August. Die „Morning Post meldet aus Pretoria den 29. d. M.: In amtlichen Burenkreisen hält man den Krieg wegen der letzten Rede Chamberlains sür unvermeidlich. * General Kitchener meldet, die Mahdisten hätten einen Ausstand versucht, der von dem Khalisen Mahomed Cherif, einem der vier seinerzeit vom Mahdi eingesetzten Khalisen, und von zwei Söhnen des Mahdi angezettelt worden sei. * Brüssel, 31. Aug. Die Repräsentantenkammer lehnte mit 59 gegen 31 Stimmen ab, eine Revision der Verfassung, welche die Vorlegung eines Gesetz entwurfes bezüglich des allgemeinen Stimmrechts zugelassen hätte, in Erwägung zu ziehen. * New-Uork, 31. August. Der Generalgouver neur von Kuba hat die Freilassung des Generals Jimenes ungeordnet. Dieser ist bereits in Sanchez aus Haiti eingetrofsen. * Das royalistische Komplott Derouledes und Genossen wird, da die Untersuchung schnelle Fortschritte macht,in kürzester Frist zur Aburteilung ge- langen. * Die vorgestrige Sitzung des Kriegsgerichts zu Rennes war 1>/z stunden lang ein geheime, mäh rend die auf die technische Diskussion des Borde reaus bezüglichen Dokumente geprüft wurden. >/,10 Uhr begann öffentlich die Vernehmung des Haupt manns Lebrun-Renaud. Er erzählt über die Ge- ständnisszene: Als er 1895 Dreysus vom Gefäng nis abholte, um ihn in die Militärschule zu bringen, wo die Degradation stattfinden sollte, habe Dreysus von seinem gestörten Glücke gesprochen und hinzu gefügt, er sei reich, er habe eine aussichtsvolle Karriere gehabt, was hätte ihn denn eigentlich zum Verrat treiben sollen? „Ich bin unschuldig", sagte weiter Dreysus, „in zwei oder drei Jahren wird man sehen, daß ich unschuldig bin " Zeuge sagt weiter, daß er dir Worte Dreysus' einer ganzen Anzahl Personen mtlgetetlt habe, darunter auch dem Oberit Guerin, den Generalen Gonse und Mercier und auch dem Präsidenten der Republik, Casimir-Perier. Dieser habe den Zeugen ge/rag ob er Verbindungen mit Journalisten habe. Es sei eine Indiskretion begangen worden: verschie dene Blätter hätten einen Bericht unter der Ueber- schrift „Geständnisse Dreysus" gebracht. Er, Zeuge, habe geantwortet: Vielleicht hätten die Journa listen gehört, wic er zu verschiedenen Personen davon gesprochen habe. Er selbst habe zu keinem Journalisten etwas gesagt. Es sei ihm dann be sohlen worden, zu niemand etwas zu sagen. — Präsident Jouaust fragt Dreysus, ob er etwas zu sagen habe. Dreysus erörtert anfangs ruhig, an welchem Orte das Gespräch stattfand. Die Worte, die Hauptmann Lebrun-Renaud gehört haben wolle, habe er, Dreysus, nicht gesagt. (Die letzten Worte spricht Dreysus mit lauter Stimme und in großer Erregung. Ein leises Bravo kommt aus dem Saal, aber es herrscht eine schwüle, angstvolle Stimmung). — Hauptmann Anthoine erzählt die Geständnis scene in derselben Weise, wie Lebrun-Renaud. Dreysus bleibt dabei, daß er diese Worte nicht gesprochen. Auch Zeuge Oberst Guerin bekundet, was Lebrun-Renaud ihm gesagt. Labori fragt, vb Dreysus nicht seine Unschuld beteuert habe, als er an Oberst Guerin vorbeischritt. Zeuge antwortet mit Ja. — Die folgenden Zeugen Majore de Mitry und Peyroües erzählen gleichfalls die ihnen geschilderte Geständnisszene. — Der ehemalige Gefängniskonrmandant Forzinetti erzählt, Lebrun- Renaud habe ihm auf seine Frage erklärt, Dreysus habe nie ein Geständnis abgelegt. Zeuge bemerkt noch, er sei Lebrun-Renaud, als dieser im Zolapro zesse als Zeuge austreten sollte, ans dem Korridor mit den Worten entgegengetrcten: „Wenn Sie behaupten, Dreysus habe Ihnen ein Geständnis abgelegt, sind Sie ein Lügner." Lebrun habe dazu geschwiegen. — General Boisdeffre bekundet, Forzinetti habe ausgesagt, daß er ihm, dem Gene ral, erklärt habe, er halte Dreysus sür unschuldig. Daran könne er, Zeuge, sich aber durchaus nicht erinnern. Dreysus bittet, den Zeugen Forzinetti zu fragen, ob er, Angeklagter, ihn nicht gebeten habe, Madame Dreysus in seinem Namen zu ersuchen, alles auszubieten, damit seine Unschuld an den Tag komme. Forzfnetti bestätigt dies, desgleichen, daß Dreysus nach seiner Verurteilung Selbstmord be gehen wollte. — Nunmehr werden Forzinetti und Lebrun-Renaud gegenübergestetlt. Lebrun er klärt, wenn er Forzinetti nichts gesagt habe, dann sei es geschehen, weil er den erhaltenen Befahlen gehorchen mußte. — Die Sitzung wird vertagt V e * 11» r - etz t « 8 Der Kaiser ha^ bei seiner letzten Anwesenheit in Metz den Leutnant Schlickmann, der den Mühlen- pächterssohn Fillement anfangs Januar im Duell erschoß, nach sechsmonatiger Festungshaft begnadigt. 8 Das Flotrenflaggschiff „Kaiser Wilhelm II." geht aus der Werft zu Wilhelmshaven seiner Vollen dung entgegen. 8 Hamburg, 31. August. Die 200 Teilnehmer an dem Alldeutschen Verbandstage begaben sich mittels Extrazuges nach Friedrichsruh. 8 Straßburg, 20. August. Unter den diesjäh- rigen Kaiserparaden verspricht die am 4. September stattftndende Parade des 15. Korps vom militärischen Standpunkte aus die glanzvollste zu werden. 8 WtlyelmShafen, 1. Sept. Durch Blitzschlag wurde die Arbeiterkolonie eingeüschert. In zwei Orten wurde je eine Person durch Blitzschlag getötet. 8 Jnowrazlaw, 1. Sept. Beim Abbruch einer ausgebrannten Scheune in Screlnv wurden zwei Arbeiter erschlagen. 8 Teplitz, 1. Sept. Auf dem Kronprinz Rudolf. Schachte wurden durch Einbruch einer glühenden Löschhalde zehn Arbeiter schwer verletzt. 8 Pari-, 31. August. Ueber Guerin wird be- richtet: Am Nachmittage beganns zu regnen. Guerin und Genossen erschienen mit Krügen und Eimern auf dem Dache, um Regenwasser auszufangen. Der