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Wagevlait für -ie Stadt Aue und Umgehung. «rsch.tnt täglich NachmiilagS, außer an Sonn- u. Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins Hau» 20 Psg., auswärts 25 Pfg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegcl" k Pfg. mehr. — Bei der Post abgcholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger l.40 Mark. Nr. 139 Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Funke, Aue (Erzgebirge.) Redaktion U. Expedition: Ane, Marktstraßc. Freitag, den 25. August 1899. 12. Jahrgang. jetzt fast unvermeidlich geworden zu sein, wenigsten« was den größeren Teil der Präsidentschaft Bombay Inserat« die einspaltige Petitzeile sv Pfg., amtliche Inserate die Corpus Zeile 25 Psg., Reklamen pro Zeile 20 Pfg. Bei 4 maliger Ausnahme 2k«/o Rabatt. - Bei gröberen Inseraten >. mehrmaliger Ausnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbricsträger nehmen Bestellungen an. Auevthnt-Zeitung erscheint jetzt täglich, k o st e t Zttsiritt nur 20 Pfennige. Att* «ritt* Wett. * Berlin, 23. Aug. Hestern Nachmittag tras der, Kaiser aus oer «Station Wildpark eur und wurde aus dem Bahnhoje von der Kaiserin und den tät lichen Kindern empsangen. hierauf degao er sich nach dem neuen Patats. 7 Uhr Abends traf, von Berlin kommend, «taalssekretär v. Bütow ein, um dym Kaiser Bortrag zu halten. Er war bis 10 Uhr im Neuen Patais. Lote verlautet, wird der Kaiser heute nicht nach Berlin kommen, sondern einen Kronrat in Potsdam avyatten, zu welchem daS gesamte Ministerium eintcessen wird. * Berlin, 23. Aug. Wie die „Berl. N. N.* wis» sen wollen, hat sich die innere Lage augenblicklich so gestaltet, daß von einer Mimirerkrists nicht mehr die Rede sein kann und die Auflösung des Abge ordnetenhauses mehr in den Bordergrund tritt. * Berlin, 22. Aug. Wahrend der Anwesenheit deS Kaisers in den NeichSlanoen war die polizei liche Ueberwachung des Monarchen eine noch strengere als jrüher, angeblich weil kurz vorher die Nachricht eingclausen war, es werde ein Anschlag gegen ihn geplant. * Die innere politische Lage in Preußen ist noch ebenso verworren wie vorher. Auch in den obersten Regierungökreisen scheint man in völliger Ungewiß heit über den Hang der nächsten Entwickelung der Dinge zu sein. Uever die Ansichten und Absichten Les Kaisers verlautet nichts. Hs ist in Lieser Hinsicht bezeichnend, daß, während man sich svnst in poli tisch erregten Zelten vor den umlaufenden massen- hasten, teilweise einander widersprechenden Gerüchten nicht zu retten vermag, diesmal auffallend wenige Gerüchte austrelen. Hs wird auch kaum hier und da Ler Name eines Generals, eines- taalsmannes oder eines Parlamentiers als der „kommende Mann" genannt. * Der Verband der Studierenden der deutschen technischen Hochschulen hat einen Antrag angenom men, nach welchem die Negierungen ersucht werden, den technischen Hochschulen das 'Recht zu gewähren, Latz sie aus Grund einer besonderen Prüfung den Doktortitel verleihen dürfen. * Die Bergaroeiterbewegung fängt jetzt wieder an zu rumoren u. hohe Wellen zu schlagen. Augen blicklich arbeiten die Führer des svzialdemvkraltfchen Verbandes wieder mit Hochdruck. Zn den Berg- gewerbegerichten saßen wie oem „Lelpz. Tgbl." aus Berlin geschrieben wird, meistens ruhige Knappen, ernste Männer, die von den sozialdemokratischen wer- bandsleitern nichts wissen wollten und mit den Werks besitzern im allgemeinen recht gut standen, diese wenigstens nicht als ihre Feinde ansahen. Das soll nun anders werden; bas sozialdemokratische Organ Ler Berg« und Hüttenarbeiter bläst zum Sturm: »Di« Bergleute werden bei Der nächsten Wahl zu LenBerggewervegerichtenvorsichtigauswäylen müssen nnd keine Hohlköpse und Werksdiener wählen. * In erne allgemeine Lohnbewegung wollen die Glaser Berlins und Umgegend eintreten. * Die vorgestrige Verhandlung begann mit der Vernehmung Greniers. Der Zeuge, ein Sovn des Generals Grrnier, unter dem Hsteryazh in Afrika gedient hat, sagt bezüglich Esterhazys aus: Dieser habe wenig Vertrauen verdient, aber ex, Zeuge, halte ihn des Verrats für unfähig. Esterhazy habe mehrere Erbschaften infolge von Liebschaften und übermäßigem Aufwandes durchgebracht. Zeuge schließt, es scheine ihm, positiv behaupten könne er es jedoch nicht, daß Esterhazy ihm einmal gesagt habe, er halte Dreyfus für unschuldig. — Auf Demanges Verlangen werden sämtliche Dirnstnoten Dreyfus' verlesen, die bis 1803 glänzend sind und erst im 2. Halbjahre 1893 eine abfällige Bemerkung des Obersten Fabre über seine Selbstgefälligkeit ha ben, die ihn zum Generalstabsdienste ungeeignet mache. — Der Zeuge Colonel Gendron. Er habe gehört, daß Dreyfus bri einer Madame Fery verkehrt habe. Diese Dame sti weder eine Kokette, noch eine anständige Frau gewesen. — Zeuge Kapitän Besse sagt aus, er haoe Dreyfus die Pa piere über die Ostbahnen gegeben. Dreyfus be streitet das. Zeuge Kommandant Boullenger sagt über Indiskretionen Dreyfus' aus. Dreyfus ant wortet ausführlich in sachlicher Weise. Leutnant- Colonel Jeannel bekundet, daß sich Dreyfus von ihm die Schießvorschrist geliehen habe. Die Ver- leidiger unterwerfen die Zeugen einem scharfen Kreuzverhör. Dreyfus bringt nach dem Verhör jedes einzelnen Zeugen lange Widerlegungen vor. Zeuge Kommandant Maislre sagt aus, Dreyfus habe große Kennrnisse über die Mobilisation gezeigt. — Die Verhandlung wird vertagt. Dreyfus verab schiedet sich herzlich von Demange und Labori. * Ueber die tägliche Lebensweise des Hauptmanns Dreyfus im Militärgesängnis in Nennes: „Drei sus steht um halb süns oder fünf Uhr morgens auf und nachdem er sich «»gekleidet hat, trinkt er ein Glas Milch und geht in seinem Zimmer eine kurze Zeit lang aus und ab, um sich Bewegung zu machen. Er wird dann unter starker Bedeckung hinüber nach dem Lyceum geführt, ivo er in Ge sellschaft des Kapitäns der Gendarmerie, der ihn stets begleitet, in einem kleinen Zimmer neben dem Gerichtssaale wartet, bis er vor seinen Richtern zu erscheinen hat. Unverzüglich nach der Vertagung wird Dreyfus, ivenn das Lyceum vom Publikum geräumt ist, nach dem Gefängnis zurückgevracht, wo er, nach einem zweiten Glase Milch, eine Zeit lang rastet, um sich von den Strapazen des Mor gens zu erholen. Um 1 Uhr genießt er ein weich gekochtes Et und mehr Milch. Zwei oder drer Eier mit Milch btlden ziemlich beständig feine einzige tägliche Kost. Jeden Nachmittag Punkt 2 Uhr er scheint seine Gattin und bringt zwei Stunden bei ihm zu, woraus einem anderen Mitgliede seiner Famitie gestattet wird, ein halbes Stündchen bei ihm zu weilen. Maitre Demange erscheint regel mäßig um halb süns und bringt einen stenogra- phischen Bericht der Verhandlungen des Tages, den er und sein Klient zusammen sorgfältig studieren. Der Advokat verläßt den Hauptmann gewöhnlich gegen sieben Uhr. Dreyfus ist trotz der fürchter lichen Anspannung wirklich merkwürdig wohl und fein täglicher Verkehr mit seinen Freunden und Teueren thut ihm nach der schrecklichen Einsamkeit oer Teuselsinser wohl. * In Graslitz ist die Ruhe vollständig wieder hergestellt. (?) Dle Wiener Presse beschäftigt sich ein gehend mit den dortigen Vorkommnissen. Die re gierungsfreundlichen Blätter suchen die radikale Agitation verantwortlich zu machen, die deutschen Blätter stellen eine hochgradige andauernde Erregung im ganzen nördlichen Böhmen fest. Stach der „Arbeiterztg." sind sämtliche Tote und Verwundete Arbeiter, darunter ein elfjähriger Knabe und eine Frau. Die Demonstranten waren hauptsächlich Sozialdemokraten. Der Kommissar Rot, welcher Befehl zum Schießen gab, ist von dem Statthalter sofort abverusen worden. Es ist derselbe Beamte, welcher sich bei einer Versammlung thätlich an dem Abgeordneten Wolf vergriff und deswegen in straf- gerichtlicher Untersuchung steht. * London, 22. August. In Bälde werden 160 Beweisstücke, aus denen die Unschuld Dreyfus' und die Schuld Henrys und Esterhazys hervorgehen soll, veröffentlicht werden. * Bombay, 18. August. Die Hungersnot scheint und der Zentralprovinzen betrifft. * Der Führer der Aufstandsbewegung in der Dominikanischen Republik, Jimenez ist entflo ien und auf dem Wege nach Cienfuegos auf Kuba, von wo er sich nach Nordamerika begeben wird. D e P i f etz t e ». 8 Magdeburg, 23. August. Der vierte ordent liche Delegiertentag des Verbandes deutscher Kauf leute ist Montag hier zusammengetreten. Anwesend waren 40 Delegierte. 8 Eine Feuersbrunst wütete Montag in dem hessischen Dorfe Niederheimbach. Es sind 24 Ge bäude einoeäschert. Ein Feuerwehrmann wurde durch eine einstürzende Mauer tötlich verletzt. tz Amtsgerichtsrat Meyer aus Berlin wurde am Sonntag zwischen Eggishorn und Brig tot am Wege aukgesunden. Vermutlich ist er einem Schlag anfall erlegen. 8 Bei der Besteigung der Risletenschlucht (Kanton Nidwalden) ist Frau Guckenbcrger, die Mutter von vier kleinen Kindern, abgestürzt. Ihr Gatte mußte den Absturz mit ansehen, ohne Helsen zu können. Schwer verwundet wurde die Verunglückte ausge hoben und starb bald darauf. 8 Wien, 22. August. Dieser Tage sand inLemberg ein Osfiziersouell mit tötlichem Ausgang statt. Getötet wurde Leuinant Spreng. Die Ursache mar ein Streit. Bei dein Bankett zu Ehren des Geburtstages des Kaisers ries bei einem Toast ein Nachbar Sprengs „Slaoa" anstatt wie üblich „Hoch'. Spreng gievt seinem Nachbar einen heimlichen Rippen stoß, welchen dieser mit einer Ohrfeige beantwortete. Es entstand ein Handgemenge, wobei beide Offiziere zu Boden fielen. Das Dnell wurde unter den schwersten Bedingungen vereinbart. Auch ein Geist licher war zugezogen worden, um dem Sterbenden die Sakramente zu erteilen. H Wien, 23. August. Wie aus Graslitz gemeldet wird, hat die Aufregung dort sich noch nicht gele t. Bei dem gestrigen Abzug dec Gendarmerie wurde dieselbe bis zum Bahnhofe mit Schmähreden und Steinwürfen verfolgt. Da bei dcr heutigen Leichen feier für die bei den Unruhen Getödteten neue Excesse befürchtet werden, sind vier Compagnien Militär eingerückt, die am Bahnhof Stellung genommen haben. 8 Eger, 23. August. Gestern Abend versuchten etwa 300 Personen Kundgebungen zu veranstalten und durchzogen die Straßen. Polizei zerstreute die Menge. Abends 10 Uhr herrschte völlige Ruhe. 8 Gens: Die Leiche des am Sonruäg Abend vom Dampfschiffe verunglückten Leutnants v. Ramm wurde etwa 200 Meter von dem Hafen von Evian aufgesunden. Die Leiche Bergmanns wird noch ge sucht. 8 Hammersest, 22. August. Der heute vvn Spitz bergen hieherzurückgekehrte Dampfer „König Harald* traf unterwegs die Z)acht des Fürsten von Monaco an, die auf Grund geraten war, aber mit Hilfe des „König Harald" wieder flott gemacht wurde. tz Christiania, 22. August. Lerner ist von der Bäreninsel auf seinem Dampfer in Hammerfest ein getroffen. Er Hal auch die schwedische Expedition mit dorthin gebracht und wird nach Tromsoe wei- terreiser. 8 Rennes, 22. August. In der heutigen Sitzung des Kriegsgerichts erschien Labori und wurde auf das wärmste begrüßt. Ul Thränen in den Augen schüttelte er.die Hände, die ihm allerseits entgegenge streckt wurden. 8 Rouen, 23. August. Da die hiesigen Hafen arbeiter im Ausstande sind, wurden von Havre aus Arbeiter hierher gesandt, die die Ausladung der Schiffe besorgen sollten. Die hiesigen Ausständigen veranstalteten aus diesem Anlaß feindselige Kund gebungen ; die Polizei mußte einschreiten. Zahlreiche Personen erlitten Verwundungen. Die Polizei nahm eine Anzahl von Verhaftungen vor.