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Tageblatt fkr die Stabt Aue rmb Umgebung. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Erscheint täglich Nachmittags, außer an Sonn- u." Frieriagen — Pr«i- pro Monat frei in« HauS 20 Pfg., auswärts 28 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" 6 Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt rro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Nr. 125 Auerthat- Zeituug erscheint jetzt täglich, kostet PPS rUsir«»t nur SO Pfennige. Airs «rllsv Welt. d Zum Kaiserbesuch im Elsaß zwecks Theilnahme an der EnthMungsfeier des Denkmals für die Gefallenen des 1. 'und 3 Garde-Regiments z. F. aus dem Schlachtfelds bei St. Privat wird gemeldet, daß der Monarch, von Straßburg kommend, am 18. d. M. um 6 Uhr früh in Metz eintrifst. * Nun hat auch Baden seinen Schulskandal l Vor zwei Jahren verlautete in Baden-Baden, daß die Prüfung zur Erlangung der Einjahrig-Freiwilligem Berechtigung an der dortigen Oberrealschule vom Reichskanzleramt für ungiltig erklärt worden sei wegen der „allzu milden Behandlung eines Schülers". Kurz daraus wurde weiter bekannt, daß die Reichs schulcommission die Verleihung der Berechtigung Allen, die damals das Examen bestanden hatten, verweigert habe, „weil bet der Schulbehörde die Anschauung vorherrschte, daß nicht nur ein Schüler zu milde behandelt, sondern daß möglicherweise auch bezüglich der übrigen Schüler ein zu milder Maßstab angelegt worden sei". * Als Symptom für die nach den jüngsten Landtagswahlen in Bayern herrschende Richtung wird aus München gemeldet, daß die bayerische Regierung den Behörden an der österreichischen Grenze den Auftrag erteilt habe, ein Uebergreisen der „Los von Rom-Bewegung" nach Bayern mit aller Macht zu verhindern. * Gestern begann vor dem Kriegsgericht in Rennes der neue Prozeß Dreysus, der den letzten Akt des furchtbaren Justizdramas bilden wird, das die französische Republik in einen so heftigen Kampf der Parteileidenschasten gestürzt hat. Den letzten Akt? Vielleicht, ja wahrscheinlich nicht in dem Sinne, daß damit endgiltig der Vorhang über dem ganzen Dreysus-Skandal fallen wird, denn es wer den gewisse Abrechnungen nicht zu vermeiden sein, die noch sür geraume Zeit die innere Politik Frank reichs beherrschen werden, aber den letzten Akt doch sicherlich insofern, als das Kriegsgericht in Rennes das schwere Unrecht gut machen wird, das im De- zember 1894 von dem Pariser Kriegsgericht an dem unglücklichen Hauptmann Dreysus begangen wor den ist. * Rennes, 7. August. Oberst Picquart ist hier eingetroffen. Etwa hundert Menschen umdrängten den Waggon, aus dem er ausstieg. Labori begrüßte Picquart mit herzlichem Händedruck. * RenneS, 7. August. Es wird ziemlich allge mein erwartet, dos der Dreyfus-Prozeß mit einem glatten Freispruch enden wird. * Budapest, 7. August. Inder Stadt Lzenites im Neutraer Komitat sind zwei choleraverdächtige Erkrankungen vorgekommen. * Der Verband der Arbeitgeber in Dänemark beschloß am Sonnabend die Aushebung der Aus- sperrung, falls bis spätesteus den 12. August vom Arbeiter-Fachverbande der von den Arbeitgebern vorgeschlagene Vergleich endgiltig und unverändert angenommen werde, andernfalls behält der Arbeit- geberveretn sich seine volle Freiheit vor. * Eine fette Ente hat der sattsam bekannte Pa- riser Ttmes-Korrespondent Oppert aus Blowitz in die Welt gesetzt: Er will aus guter Quelle ersah- ren haben, der Zar beabsichtigte infolge verschiedener ernster Enttäuschungen, abzudanken. * DaS Kabinett De Smet de Nayer ist endlich zustande, gekommen. Verantwortlicher Redakteur, «ruft Funk», Aue j Erzgebirge.) Redaktion u. ExpeditionAu», Marktstrabe. Mittwoch, den 9. August 1899. * Die englischen Seemanöver, die nunmehr be endet sind, dienten ganz besonders dazu, wichtige Vetsuche mit dem drahtlosen Telegraphen zwischen den Schissen und dem Lande anzustellen. Es sind befriedigende Ergebnisse auf 55 und sogar 85 Mei len erzielt worden. * Ein Jndianerausstand ist in Mexiko ausge brochen. * Auf Samoa hat sich eine neue Regierung aus dem Munizipalpräsidenten Dr. Sols und den Kon- suln der drei betelligten Mächte gebildet. * Das Belgrader Standgericht hat nur Kneszevic und Oberst Nikolic wegen Morvanschlages angeklagt, die voraussichtlich zum Tode verurteilt werden. * Zu einer großen Kundgebung gegen die Steuererhöhungen und den § 14 kam es in der Nacht zum Sonnabend in Salzburg. Nach einer Protestoersammlung zog eine mehrere Tausend Köpfe zählende Menge durch die Straßen der Stadt. Als der Zug das Palais des Großherzogs von Toskana erreicht hatte, hieb die Wache aus die Menge ein, wobei es zahlreiche Verwundete gab. Aus die Wache war nämlich von zweifelhaften Elementen im Zuge, wie solche in größeren Städten bei derartigen Anlässen immer bereit sind, mit Steinen geworfen, auch ein Revolverschuß abgege ben worden. Um Mitternacht erschien Militär mit dem Befehle, die Zugänge zum Regierungsgebäude zu sperren, und rückte mit gefällten Bajonnet gegen die Menge an. Mit dem Eingreifen des Militärs trat Ruhe ein. * Aus den Philippinen soll die Truppenmacht der Amerikaner auf 40 000 Mann erhöht werden. * Der Sultan hat wieder allerhand Sorgen. Im Residenzschlosse des Sultans soll eine von ei nem Genera» geleitete Verschwörung entdeckt worden sein. * Belgrad, 7. August. Das Standgericht sprach 7 der Teilnahme an hochverräterischen Umtrieben beschuldigte Personen frei. DePinisetzte s. Z Berlin, 5. August. Die Berliner Omnibus- Actien-Gesellschaft hat die ,städtische Verkehrs-Depu tation in Kenntniß gesetzt, daß im Lause des Sep- tembers die probeweise Einführung des elektrischen Betriebes sür Straßen-Omnibusse beabsichtigt sei. 8 In Berlin stürzte sich am Freitag Abend eine Frau von 84 Jahren aus dem Fenster ihrer im Hochparterre belegenen Wohnung »n den Hof hinab. Mit schweren Verletzungen n urde die Lebensmüde nach dem Krankenhause gebracht. 8 Ein neuer Sptelerprozeß steht in Hannover in Aussicht. Gegen den Inhaber eines der größten dortigen Weinrestaurants ist eine Untersuchung ein geleitet wegen Duldung gewerbsmäßigen Glücksspiels und wegen Kuppelei. Die Anzeige wurde von einem entlassenen Bediensteten des Wirtes erstattet. 8 Bei einer Gefechtsübung im Lockstedter Lager (Holstein) stürzte ein Husaren-Unterofsizier mit dem Pferd und starb sofort. Zwei über ihn fallende Husaren wurden schwer verletzt. 8 Doppelselbstmord. Am Malerwinkel des Königs sees erschoß am Sonnabend Leutnant Pensch vcm 59. Infanterieregiment in Salzburg eine in seiner Begleitung befindliche junge Dame und dann sich selbst. 8 Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts zu Marienwerder sind die Besitzer solcher Hunde, welche Radfahrer ansallen und verletzen, haftbar und strafbar wegen fahrlässiger Körperverletzung. Dieses Urteil erging, nachdem das Reichsgericht eine Strafsache an das genannte Gericht zurückoerwiesen hatte. 8 Kurzen Prozeß mit den Radfahrern macht die PolizeiverMaltung der westfälischen Stadt Hattingen. Sie hat das Radfahren im Gebiet der Stadt einfach verboten. Nicht einmal die;durch die Stadt führenden Heerstraßen sind von dem Verbot ausgenommen, so daß also jeder fremde Radfahrer, der nach Hattingen kommt, vor der Stadt absitzen muß und erst hinter ihr sein Rad wieder besteigen darf. 8 Ein Eisenbahnunglück ereignete sich am Sonn« Juferute die einspaltige Petitzeile lv Pfg«, amtliche Inserate die Corpus-Zeile 85 Psg., Reklamen pro Zeile 20 Pfg. Bei 4 maliger Ausnahme SV«/«, Rabatt. — Bei größeren Inseraten «. mehrmaliger Ausnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten «nd Landbriesträger nehmen Bestellungen an. IS. Jahrgang. abend bei Lauban (Schlesien). Ein leerer Personen- zug fuhr auf einen Rangierzug. Drei Lokomotiven, vier Personenwagen und zwei Güterwagen sind zertrümmert worben. Der Zugführer war sofort tot, ein Lokomotivführer und zwei Heizer wurden verwundet. 8 In der Nähe von Neuhäusel b. Montabaur (Nassau) stürzte dieser Tage ein Radfahrer aus Kob lenz aus ebener Straße so unglücklich, daß er bald daraus starb. Darüber wird folgendes bekannt: Der Radfahrer, ein verheirateter Posamentier, Fami lienvater, blieb bewußtlos an der Unsallstelle liegen. Kurz darauf passierten zwei Fuhrwerke die Stelle. Der eine Fuhrmann aus Kadenbach kam mit Holz, um nach Hause zu fahren, der andere fuhr in den Wald. Die beiden „Menschenfreunde" berieten nun, was zu thun sei. Der eine „hatte keine Zeit, er kam sonst zu spät in den Wald" — der andere „hätte den Umweg über Neuhäusel machen müssen", und das wollte er nicht. Und so ließen sie den Unglücklichen, der am Verbluten war, in der bren- «enden Mittagshitze liegen und fuhren ihres Weges. Gegen 5 Uhr kam der Neuhäuseler Fuhrmann wie der vorbei und nun „erbarmte" er sich des Verun glückten, indem er ihn auf seinen Wagen lud und nach Neuhäusel fuhr. Der Wirt, vor dessen Thür dec Verunglückte gebracht wurde, weigerte kich, die sen auszunehmen, da man nicht wisse, wer er sei. Er ließ sich endlich erweichen und besorgte ein Bün del Stroh, aus das er den Bedauernswerten bettete. Später kam ein Radsahrer aus Montabaur, der endlich erreichte, daß der Sterbendeinein Bett gelegt wurde und sür einen Arzt,sorgte. 8 Ein merkwürdiges Pech mit seinen Kassierern hat der Verband der Hafenarbeiter Deutschlands zu Hamburg. Nachdem erst vor kurzer Zelt der Kassierer H. Steyn dem Verbände mit etwa 3000 Mk. nach Rotterdam durchbrannte — wo er dann ermittelt, verhaftet und nach Hamburg ausgeliesert wurde — ist jetzt der neue Kassierer des Verbandes Namens F. Möhrke mit einer beträchtlichen Sumnse flüchtig geworden. Der Defraudant wurde aber bereits von der Polizei in Hamburg ermittelt und sestgenommen. 8 Der „Köln. Ztg." zufolge wurden auf preußi- schein Gebiete, westlich von Laurensberg bei Aachen in einer Entfernung von zivei Kilometern von der holländischen Grenze bei einer Tiefe von 300 Mlrn. ! Steinkohlen in bauwüroiger Mächtigkeit erbohrt. 8 Zwei Bernhardinerhunde sind am Mittwoch den Rheinfall bei Schaffhausen hinunter getrieben worden und lebendig unten angekommen. Im „Syker Kreisblatt" findet sich folgendes Inserat: „Teile jedem hierdurch mit, daß ich mich von nun an bessern und einen jeden in Ruhe lassen will. HauSsohn Heinrich Menke, Melchiorshausen." 8 Am 2. August wurde am Brettriedl eine männliche Leiche ausgefunden, deren einzelne Teile, von Füchsen und Raben zernagt, zerstreut umher lagen. Die Lerche dürste jene des seit dem 14. Juni aus Berchtesgaden vermißten bayerischen Amtsge richtssekretärs Herchner sein. 8 Vom Zinalrothhorn bei Zermatt sind der Kauf- mann Baumann aus Zürich und zwei Führer ab- gestürzt und waren sofort tot. Beim Abstieg mach- ten sie eine Rutschpartie aus dem großen Schnee, selbe, dadurch entstand ein Lawinensturz, der alle herunterwars. — Ferner ist Dr. Herz aus Paris vom Tschentenberg und Jngen.eur Etienne aus Gens bei Gampeln in Wallis bei Vermessungsar beiten zur Lötschbcrgvahu abgestürrt. Beide waren sofort tot. 8 In Ungarn und in Kärnthen wurde am Sonn- abend früh ein heftiges, mehrere Sekunden währen- des Erdbeben verspürt. In Völkermarkt, dem Zentrum des Erdbebens in Kärnthen, weifen die Häusermauern vielfach Risse auf; von den Dächern fielen Ziegel herab. 8 In Liverpool wurde die 26-jährige Katharina Levens zum Tode durch den Strang verurteilt. Sie hatte wegen eines Zwistes den Tod einer Mitbe wohnerin dadurch herbeigeführt, daß sie das Bett in Brand setzte,