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Billigste Tageszeitung , im Erzgebirge s'I-f ' . >1? " ! Freitag, be« Ü1. Juli 1899 Nr. 109 Verantwortlicher Redakteur: «r»-gw«re, Aue sLrzgebirge.s Redaktion u. Expedition: «l»o, Marktstraße. Erscheint t-glich Nachmittag», außer an Gönn» u. Feiertagen. — Preis pro Monat frei in» Han» SO Pfg., auSwürt» 25 Pfg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegcl" k Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt Pro Vierteljahr 1 Ml. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Air» srUer- HPett. * Kaiser Wilhelm wird auch den Kopenhagener Hof besuchen. — In Schonen solle auch eine Zu sammenkunft mit dem König von Schweden in Aussicht sein. * Der Reichstagsabgeordnete für die Stadt Leip zigProfessor Dr. Hasse, hat dort kürzlich einen öffentlichen Vortrag über eine dem Deutschtum im eigenen Hause an einer Stelle drohende neue Ge fahr gehalten, wo diese bislang der Allgemeinheit noch nicht bekannt war. Es handelt sich um das Ueberhandnehmen des polnischen Arbeiterelementes einerseits in der Provinz Sachsen, andererseits in Rheinland-Westfalen, welche neue Gefahr für unser Volkstum bisher noch lange nicht genügend bekannt gewesen oder gewürdigt worden ist. — Im Jahre 1895 gab es in der Provinz Sachsen 22 000, in Westfalen sogar 27 000, in Rheinland 6000, ferner in Berlin 14 000, in Pommern 11000 polnische Bewohner, was eine Vermehrung des polnischen Bttfösksrungselementes in den genannten Landes- feilen während des Jahrzehnts 1885—1895 durch- Hhnittlich um das Zwanzigfache bedeutet. * Das geplante Zusammengehen der süddeut schen Msestbahnverwaltungen in der Frage der Her absetzung der Personentarife har alle Aussicht aus Bernsirflichung. Neuerdings hat sich der Finanz ausschuß der württembergischen Zweiten Kammer im wirtschaftlichen wie sozialen Interesse dafür aus- ,gxsprpchen. Er erblickt in diesem Ziele einen wei- teren Schritt zur Herbeiführung eines einheitlichen PexsoyentarifS für ganz Deutschland. Ministerprä- lident Freiherr v. Mittnacht erklärte in dem Aus schuß, es sei eine wesentliche Ermäßigung des SchnpllzuAszuschlags sowie im Nahverkehr ein Zwei- jpfinnigsatz fjir das Kilometer in Aussicht genommen. * Das Einigungsamt des Berliner Gewerbege- richt- tritt in Sachen der Lohnbewegung derBau- ltkchMer bereits in den allernächsten Tagen zu sammen. — Auch die Differenzen mit den Zim- »MZrn.Md Putzern sollen, .wie nunmehr feststeht, dü?ch das Einigungsamt des Gewerbegerichtes bei- gelegt werden. Neue Lohnbewegungen im Bauge werbe weiden von den Bautischlern, Zementierern und Töpfern vorbereitet. * In einer gemeinsamen Erklärung haben sich -je„DekE der medizinischen Fakultäten an den nichtpreußischen deutschen Universitäten gegen die Uststflmung der preußischen Kreisarztvorlage ge- wendet, flach welcher Bedingung für die Anstellung als Kreisarzt der an einer preußischen Universität .Lpnwxbene medizinische Doktorinel sein soll, während hie Anrechnung eines außerpreußischen medizinischen DflHyrtitelS dem Ermessen des Ministers vorbehal- ,tPt fstfl soll. — In Preußen wird immer gewaltig tzder den süddeutschen PartikulartsmuS geschimpft. Hat die bemängelte Bestimmung keinen partikula- ristischen Charakter? * Der von der hessischen Regierung gemaßregelte Moftsspr Dr Schiller teilt mit, daß er den StaatS- rntytster Rothe von den meisten seiner Artikel über s»ie Gchul-ustände vorher in Kenntnis gesetzt habe, Haß er ihm auch andere schwere Thatsachen unter- tzreitet habe, die er „im Interesse des Dienste-'', ,p>efl, qjtmlich die Beteiligten noch im Amte sind, . HW veröffentlicht habe. Hierbei sei sestgestellt wor- ,chen, .daß der Hlaat-minister von keiner einzigen dies«. D^ötsgchen je Kenntnis erhalten hatte. Wei- § Berlin, 19. Juli. Bei einer nächtlichen Pio- nierübung auf dem Müggelsee sind leider drei Span dauer Pioniere verunglückt. Ein betrunkener Kut scher fuhr in die Marschkolonne hinein, wobei ein Mann schwer am Kopse, zwei andere im Gesicht und an den Armen verletzt wurden. 8 Bet einem Brande in Mülheim a. d. R., der in der DienStag-Nacht in einem Geschäftshaus- in der Mitte der Stadt ausbrach, sind drei Personen umgekommen. ß Von den infolge Grubenunglücks im Flötz Sonnenschein bet Herne vermißten vier Bergleuten wurden noch zwei tot aufgesunden. 8 Ein schwerer VootSunfall wird aus Kiel ge- meldet. Uflwett der Kanalmündung kenterte ein Segelboot mit sieben Insassen; vier wurden gerettet, drei ertranken. Mehrere von den Verunglückten waren stark angetrunken. 8 München, 19. Juli. Ja der Delegirtenversamm- lung deS Deutschen Radfahrerbundes wurde ein stimmig Magdeburg als Festort für den nächstjäh. rtgen Bundestag gewählt. 8 Torgau, 19. Juli. Der vom Schwurgericht -um Tode verurteilte Lakdwtrt Georg Gumlich ist zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt worden 8 Göttingen, 19. Juli. An einem Neubau stürzte das/Gerüst aus dem dritten Stockwercke herab. Gin MaUr^r wurde getötet, drei schwer und einer leicht perletzt. 8 Kopenhagen, 19. Juli. Abend» 11 Uhr brach Großfeuer in der elektrischen Werkstatt des Zentral- dahnhose» au». Da» Gebäude ist mit zahlreichen ter heißt es : „,Dsr Herr Staat-Minister hat mir nicht nur die Veröffentlichung der Artikel nicht widerraten oder untersagt, sondern er sagte, wenn ich die Wahrheit aufdecken wolle, werde er mich unterstützen- * D« Verzicht der Königin-Regentin Christine auf eine Million .Pesetas aus ihrer Zivilltste hat nur wenig befriedigt. Die Republikaner und Kar- listen, auch ein großer Teil der Liberalen verlang ten die dauernde gesetzmäßige Herabsetzung der Zt- villiste, da deren Festsetzung auf der Grundlage des alten spanischen Kolonialreiches erfolgte, das ja heute nicht mehr vorhanden sei. Die Liste beläuft sich auf über zwanzig Millionen Pesetas (zu 0,80 Mark.) * Wenn sich eine Nachricht der „Neuen freien Presse'' au» Belgrad als begründet erweist, dann handelt es sich bei dem Attentat gegen Milan über- Haupt nicht um einen politischen Akt, sonderu um eine Handlung privater Rache, * Die Page der Amerikaner auf den Philippinen wird immer bedenklicher; sie erlitten neuerdings eine schwere Schlappe. * Ein Stockholmer Blatt will wissen, König Os- kar habe einen von Leiden Kammern angenommenen „Arbeiterschutzgesetz", das schon den Versuch, jemand zur Teilnahme an einer Arbeitseinstellung zu zwin gen oder an der Rückkehr zur Arbeit zu hindern, ahnde, die Genehmigung erteilt. * Auf. den NtöuchLorden in Spanien lastet un bestritten ein großer Teil der Schuld an dem Nie dergang des Landes auf allen Gebieten. In den weitesten Schichten der Bevölkerung, di« ihnen sonst blindlings ergeben war, stoßen sie nunmehr vielfach auf Haß und Verachtung, so tief ist die lieber- zeugung von ihrem unheilvollen Einfluß bereits in das Volk-bewußtsein gedrungen. * Der Dreysus-Prozeß beginnt in der Zeit vom 31. Juli bis 3. August. Am Montag erhielt der Angeklagte amtlich diese Mitteilung. * Neber die Geschichte des Bordereaus, des ge fälschten Papiers, das in dem DreyfuSprozesse eine so entscheidende Roll»spielt, hat Exmajor Esterhazy dem Londoner Berichterstatter des Pariser „Malin" neuerdings Mitteilungen gemacht. Die Glaubwür digkeit der Angaben des berüchtigten Fälschers wird in manchen Punkten entschiedenem Zweifel begeg nen, zumal was die auch diesmal wiederholte Be hauptung von der Spionage Dreysus' für Deutsch land betrifft; ist doch von deutscher Seite mehr mals auf das bündigste versichert worden, daß Dreysus niemals in Beziehungen zu Deutschland gestanden.hat. * Paris, 19. Juli. Bestimmt tritt das Gerücht auf, der Regierungskommissar Major Carrisrewerde die Anklage gegen Dreysus einstellen, da Esterha zys Geständnis die Grundlage des Prozesses ver nichte. Esterhazys Anklagen gegen Boisdeffre ru fen großen Eindruck hervor. Esterhazy bezeichnet Boisdeffre als seinen Mitschuldigen. * Die Begeisterung Englands für FriedenS- schiedSgerichre soll von der holländischen Regierung auf eine praktische Probe gestellt wexden. Wie e» heißt, verhandelt sie mit den Kabinetten von Berlin, Parts und Petersburg, um diese zu veranlassen, im Falle einer Kriegserklärung Englands an Trans- vaal auf. England wegen der Annahme der Sin- setzung eines Schiedsgerichts zur Lösung der streiti gen Frage etnzuwirken. Eine Einigung -wischen den vier Staaten soll bereits dahin erzielt sein, die Anwendung der Dum-Dum-Geschosse seitens Englands gegen die Buren nicht zu dulden und so fort einen internationalen Kongreß einzuberusen, um die Verwendung ähnlicher Geschosse zu unter sagen. * Belgrad, 19. Juli. Der Redakteur des Blattes „Novidnevnis" ist infolge der Untersuchung des Stand gerichts in Haft genommen worden. Das Weiter erscheinen des Blattes ist eingestellt. - Belgrad, 19. Juli. Amtlich wird folgendes veröffentlicht: Die Blättermeldung, Bozo Petrovie j sei verhaftet und sodantt unter Entschuldigungen der Atterthal- Zeitung erscheint jetzt täglich, kostet pPs rir-irat nur SO Pfennige. Aimthlll-MtMA. Dagevlatt für die Stadt AKe ««dM«BMUg di, einspaltige M-ck... »Wkiche Inserat. d^^u^eiU ^M.,LWmen «.mchNnaligerAnfnahmeflueb. entsprechend hoher« Rabatt gewiihrt. Alle Postanftalten Nyo «qn-briefflöger yehmeflPrssillvngenan. serbischen Regierung wieder freigelassen worden, ist falsch/BozoPetxooic ist überhaupt nicht verhaftet worven. * Pretoria,. 18. Juli. Der Bolksraad nahm heute Nachmittag einen Beschlukanträg an, nach welchem allen . Manders, die sich , seit sieben Jahren in Trans vaal qusihalfen, das volle Wahlrecht zugebilligt wird. » Kapstadt, 18. Juli. Cecil Rhodes ist aus England hierher zurückgekehrt. * New-Bork, 18. Juli. Einer Meldung des „New-AofkHerold" aus Washington zufolge sollen Agflmaldo usid einige seiner ersten Führer dem Ge neral .Otis direkte Friedensanerbietungen gemacht haben, sodaß, falls die gemachten Versprechungen er füllt würden, die Freiwilligen, die gegenwärtig an geworben werden, nicht gebraucht werden würden. * London, 19. Juli. Drei Gardebatailloue haben Marschbefehl nach Südafrika erhalten. * Mhriy, 19..Kuli. Opposition mld.Regierung sind in der Fmanzfrage zu keinem Enwetstandms gelangt. Die Oppositionsparteien beharren darauf, daß das Ausgabsbudget vor dem Einnahmebudgct erörtert werde, weshalb für jetzt bloß die Schuldre gelung als vorläufiges Regierungsmittel bewilligt werden könne. Die Regierung war damit nicht zu frieden. Der Finanzminister erklärte, erwerbe eher abdanken als nachgeben. » * Madrid, 19. Juli. Im Senate interpellierte der Herzog von Albano bezüglich der auf den Philip pinen gefangen genommenen Spanier und gab eine lebhafte Schilderung von deren beklagenswerter Lage. * Die französische Regierung verlieh dem gegen wärtig in Nordamerika angesiedelten deutschen Reichs bürger Max Breuer, der 1891 als Schiffsarzt der „Russin" vom' Norddeutschen Lloyd auf hoher See mit Lebensgefahr an Bord der „Wildflower" ging, um dem französischen Matrosen Clement einen brandig .gewordenen .Vorderarm zu amputieren das Kreuz der Ehrenlegion. * .Die, Arbeiken der FritzdenSkonferenz nähern sich ihrem Abschlüsse. Leider sind die Schwierigkeiten, welche sich der Regelung der.SchtedSgertchtSfrage entgegenstellen,, eher in der Zunahme,,Henn in der Abnahme begriffen. — Nach einer Meldung der „Frankfurter Zeitung' . darf da» Ende der Konferenz mit ziemlicher Sicherheit gegen den 25. d. M. er wartet .werden.