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Auetthal -Zeitung. Tageblatt für -le Stabt Aue und Umgebung. «rsch.int täglich Nachmittags, außer an Sonn- u. Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins Hau» 20 Pfg-, auswärts 25 Pfg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" 5 Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Ml. — Durch den Briesträgerl.40 Mark. Nn98 Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Kunke. Aue sErzgebirges Redaktion u. Expedition: Aue, Marktstraße. Sonnabend, den 8. Juli 1899. 12. Jahrgang. Inserat« die einspaltige P-titzeile 10 Pfa., amtliche Inserate die Corpus.Zeile Sb Pfg., Reklamen pro Zeile 20 Pfg. Bei 4 maliger Aufnahme 2ko/o Rabatt. — Bei größeren Inseraten u. mehrmaliger Ausnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbriefträger nehmen Bestellungen an. Bekanntmachung. Die Mersteuer für das 2. Vierteljahr 1899 ist bis spätestens den 1V. Irrtt -lese» IsrhAe» an unsere Stadtkasse abzuführen. Versänmniß dieser Frist zieht die im Biersteuer-Regulativ angedrohten Strafen nach sich. Diese Strafen treffen auch diejenigen Privatpersonen, die Bier von auswärts, wenn auch in kleinen Mengen beziehen und solches nicht innerhalb 3 Tagen nach dem Empfange versteuern. Aue, den 3. Juli 1899. Der Rath der Stadt. vr. Kretzschmar. Sch. < Schulgeld Aue. Das für das einzelne Vierteljahr im Voraus zahlbare Schulgeld für die Schüler der Realschule, sowie der I. Aürgerschule ist für das 2. Vierteljahr des Schuljahres 1899/lSOO bis zum 10. I«N 1899 an unsere Stadtkasse abzusühren. Nach Ablauf dieser Frist erfolgt Mahnung bez. Zwangsvollstreckung auf Kosten der Säumigen. Aue, den 3. Juli 1899. AN RUth VN StM. vr. Kretzschmar. Sch A«e*th«rl- Zeitung erscheint jetzt täglich, kostet Msirart nur SO Pfennige. Airs Welt. * Die Gerüchte über unmittelbar bevorstehende Personalveränderungen im preußischen Ministerium und in den obersten Reichsämtern sind zwar ver stummt, um so eifriger aber sind die Verbreiter dieser Gerüchte an der Arbeit, die angeblichen Grün de zu enthüllen, aus denen die angckündigten Ver änderungen ausgeblieben sind. * Bei ruhiger Fahrt ist die „Hohenzollern" gestern Nachmittag bei Skudesnäs in den Bereich der norwegischen Inseln gelangt. Die Ankunft in Bergen wurde abends erwartet. * Daß Kaiser Wilhelm ll. als Prinz Paris, und zwar wiederholt besucht, ist öfters behauptet worden; ein Bries Kaiser Friedrichs als Kronprinzen an den König Karl von Rumänien stellt das für das Jahr 1878 urkundlich fest. Der Pariser Polizei ist dies wohl auch nicht entgangen, doch hat man Prinz Wilhelm mit mehr Takt ruhig sich die Weltstadt ansehen lassen, als es Friedrich dem Großen bei seinem Besuch in Straßburg vergönnt war. * Die Hallenser Polizeiverwaltung, die den Stu denten ein öffentliches Hoch aus den Kaiser und eine Rede aus den Fürsten Bismarck untersagte, hat einen scharfen Rüffel erhalten. * In der hessischen Zweiten Kammer wurde das Gesetz über die Feuerbestattung angenommen. Die Junggesellensteuer-Vorlage hat keine Aussicht auf Annahme, da die Regierung widerspricht und die Erste Kammer gleiches thun dürfte. * Die .Ostdeutsche Rundschau" meldet aus Ho- henelbe, daß der dortige Bezirkshauptmann einem retchsdeutschen evangelischen Geistlichen, der Som- meraufenthalt genommen hatte, wegen seines Ver kehr- mit Deutschnationalen den Rat gegeben habe, möglichst rasch abzureisen um einer Ausweisung zu entgehen. * Das Rätsel der vielbesprochenen Fälschung de- stenograpischen Berichts über die Reichstags, sitzung vom 21. Juni ist immer noch nicht gelöst. * In Frankreich beschäftigt man sich immer noch mit der Fage, ob Kaiser Wilhelm die Pariser Ausstellung besuchen wird. Da er sich in Paris schon einmal „herrlich" amüsiert hat, so besitzt er jedenfalls keine unüberwindliche Abneigung gegen die Stadt. * Der Friede auf Samoa ist gesichert. * Eine Demonstration der Wiener Arbeiterschaft gegen die Bürgermeister Lueger und Strobach,welche die Arbiter „nichtsnutzige Buben" und „elendes DiebSgestndel" genannt hatten, ist für heute Abend geplant. * Der Fürstbischof von Brixen hat in einem ptzirtenwort an die Katholiken Innsbrucks" gegen die in Innsbruck abgehaltene deutsch-nationale Sonnenwendfeierlosgedonnertund das jungtirolische Witzblatt „Der Scherer" in Acht und Bann gethan. * Den Major Esterhazy kennt Dreyfus nicht, er erinnert sich auch nur schwach Henrys und Pic- quarts. * Frau Dreyfus dankte dem Fürsten von Mo naco für die Einladung, fügte jedoch hinzu, die Stunde sei noch nicht gekommen, eine so glückliche Perspektive ins Auge zu fassen. * Unter den gegenwärtigen Umständen empfin det man es in den breitesten Schichten der franzö sischen Bevölkerung als eine wahre Erlösung, daß man nun, nach Vertagung der Kammer, endlich vor parlamentarischen Zwischenfällen geschützt ist, und das Kabinett Waldeck-Rousseau nun einigeMo- nate ungestört wirken kann. * Paris, 6. Juli. Ein Telegramm aus Atlanta (im Staate Georgia) meldet, ein Fräulein Eichberg habe 2000 Dollars gesammelt, welche dazu dienen sollen, Dreyfus einen Ehrendegen anzubieten. * Paris, 6. Juli. Der Gemeiderat nahm eine Resolution an, durch welche der Polizeipräfekt aus gefordert wird, den Abteilungsches Garnier wegen der Rolle» die er als Sachverständiger im Dreyfus- Prozeß gespielt habe, abzusetzen. * Florenz, 6. Juli. Das Schwurgericht sprach den Deputierten Pescetti frei, der der Teilnahme an den Ruhestörungen imMai 1898 beschuldigt war. * Brüssel, 6. Juli. Wie verlautet, wird das Kabinett Vandenpeereboom sehr bald seine Entlas sung nehmen. * In den südafrikanischen Freistaaten herrscht gegenwärtig an den entscheidenden Stellen ein ge schäftiges Treiben. Nach Berichten aus Bloemfon- tein haben die neuen Vorschläge Krügers dort große Enttäuschung hervorgerufen, da man meint, die Zeit für einen gesunden Plan zur Besserung der Lage sei gekommen. * Pretoria, 6. Juli. Präsident Krüger hatte den Tag üher eine Beratung mit den Abgesandten aus Kapstadt und Bloemfontein. * Pretoria, 5. Juli. Der Volksraad des Orange- Freistaates ist geschlossen worden. * London, 6. Juli. Lord Hamilton hielt gestern in Chiswick eine Rede, in den er sagte, die Uitlan- ders in Transvaal seien in einem Zustande, wel cher an Knechtschaft grenze. Er hoffe, daß Trans vaal eine versönliche Politik annehmen werde und daß die Krisis auf friedlichem Wege dauernd bei gelegt werden könne. * New-Jork, 6. Juli. Wie verlautet, werden 10 Freiwilligen-Regimenter für den Dienst auf den Philippinen organisiert werden. * Houston (Texas), 6. Juli. Eine furchtbare Ueberschwemmung setzte das Thal Brachos aus eine Strecke von 600 englischen Meilen Länge und 60 Meilen Breite unter Wasser. Viele Häuser wur den überflutet und fortgeschwemmt. Die Verluste werden auf etwa 10 Millionen Dollar geschätzt. * Rio de Janeiro, 6. Juli. In dem Prozesse wegen der am 5. November 1897 erfolgten Ermor- düng des KriegSmtnisterS Biteneourt, welcher die Gerichte wiederholt beschäftigt hat, wurden heute .der Kapitän Deoclesiano Mattyr und Umbchino iPacheco zu je 80 Jahren Gefängnis verurteilt. * Wie vorgestern berichtet, versicherte die spanische Regierung, im ganzen Lande sei die Ruhe wieder« hergestellt. Was es mit dieser schünfärberischen Darstellung aus sich hat, geht aus folgender Ma drider Meldung hervor: Neue Tumulte werden aus Reus, Alicante, Barcelona und Villanubla ge meldet. * Madrid, 6. Juli. Außer in Barcelona, wy die Polizei einzelne Ansammlungen zerstreute, herrschte gestern in ganz Spanien Ruhe. 8 Berlin, 6. Juli. Gestern Abend sollte der wohnungslose Schmied Gottschalk mit dem Arre stantenwagen nach dem Polizeipräsidium gebracht werden. Er wehrte sich dagegen mit aller Macht, versetzte einem Schutzmanns einen Fußtritt gegen den Unterleib und einem zweiten einen Füßiritk" gegen den Kopf, sodaß dem Beamten nichts übrig blieb, als den Säbel zu ziehen, wobei Gottschalk einen Hieb mit der flachen Klinge über die Beine erhielt. Er versuchte, obwohl er inzwischen in den Wagen hineingeschoben worden war, dem Beamten den Säbel zu entreißen, und bei dem Ringen muß er sich wohl verletzt haben, denn als er während der Fahrt zu bluten anftng und deswegen nach der Klinik in der Ziegelstraße geschafft wurde: starb er dort nach kurzer Zeit. (?) 8 Halle a. S., 6. Juli. Der Polizeisergeant Roderwald wurde aus der Straße von einem Strolch, der ihn gröblich beleidigt hatte und festgenommen werden sollte, mit dem Messer verletzt. 8 Wien, 6. Juli. Der angebliche Ingenieur praktikant Ernst Kern aus München ermordete sei- ne Quartiergeberin, eine 63 jährige Wittwe. Man vermutet jedoch in dem Thäter den Deserteur des 25. Infanterieregiments Theodor Hekl. 8 Wien, 6. Juli. Bei einer Hochzeitsfeier in Molveno in den Trienter Alpen schoß der Berg führer Matteo Nicolussi den Bürgermeister Ramo- bonetti nieder. Der Bürgermeister ist lebensge fährlich verletzt. 8 Am vergangenen Sonnabend Morgen warf sich in New-Uork Otto Nägele, ein deutscher Matrose, über den mittleren Bogen der Brooklyner Brücke in den Fluß hinab und wurde sofort getötet. Wäh rend des 136 Fuß hohen Sturzes überschlug er sich dreimal und stieß mit dem Kopse auf das Wasser auf, und zwar mit einem Lärm wie ein Büchsen schuß. Der Körper Nägeles erschien einen Augen blick an der Oberfläche, verschwand aber sofort wieder in einer blutgeröteten Welle und wurde nicht wieder gesehen. Nägele war ein bedeutender Gchwimmkünstler, der hoffte, durch derartige Kunst stücke berühmt zu werden und viel Geld zu ver dienen. Aus Aue und Umgebung. Aue, den 7. Juli 1899. -- Unaufhörlich beschenkt uns der Himmel mit seinem nassen Element. Einmal gießt es, daß kaum der Schirm etwas nützr, da- andere Mal ist eS wieder Sprühregen, welche uns immer wieder neue Waffermassen bringen und dabei ist es den ganzen Tag finster, daß man bald Licht anzünden möchte. — Gewaltige Waffermassen führt unser. Mulde zu Thal, mit SchnellzugSgeschwtndtgkeit Wetzt daß Wasser dahin und wehe dem, der jetzt