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Tageblatt für die Stadt Aue and Umgebung. Nr. IVO «erscheint ' l täglich Nachmittags, außer an Sonn- u. Feiertagen. — Preis pro Monat srei ins hau« 20 Psg-, auSwLrt« 25 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" 5 Psg. mehr. — Bei der Post abgcholt pro Vierteljahr 1 Ml. — Durch den Briesträger 1.40 Mark. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Funke,Mue s Erzgebirge.) Redaktion u. Expedition: Aue, Marktstraßc. Inserate die einspaltige Petitzeile W Pfg., amtliche Inserate die Corpus-Zeile 25 Psg-, Reklamen pro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger Aufnahme 25o/o Rabatt. — Bei größeren Inseraten u. mehrmaliger Ausnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. Dienstag, den 11. Juli 1899. IS. Jahrgang. Hrrirdeftettev Arre. Gemäß Punkt 4,5 des Ortsgesetzes über die in der Stadt Aue zu ent richtend« Hundesteuer werden hiermit alle Personen hiesigen Stadtbezirks aufge- fordert, die »an Ihnen am 1v. dieses Monats gehattenen Kunde in unserer Ktndtßaffe unter gleichzeitiger Erlegung der halbjährlichen Steuer i« Köhe non 4 Mk. für einen und 6 Mk. für jeden weiteren Kund vis spätestens zum 31. diese» Monats anzumelden, Hinterlassung dieser Anzeige zieht die Bestrafung wegen Knndesteuer- hinterziehung mit dem dreifachen Betrage des einfache« Steuersatzes »ach ßch Aue, am 3. Juli 1899 Der Rath der Stadt. vr. Kretzschinar. Ro Arrerthat« Zeitung erscheint jetzt täglich, kostet pPs rrr-nat nur SO Pfennige. Air» «rUsP Ivett. * Der Besuch des Deutschen Kaisers an Bord des französischen Schulschiffes „Iphigenie" vor Ber gen darf als Ereignis ersten Ranges bezeichnet wer den. Wer hätte vor einigen Jahren eine solche ^ene für möglich gehalten, wie sie sich am Don nerstag in den nordischen Gewässern abspielen konn te? Der Deutsche Kaiser auf einem französischen Staatsschiffe! Französische Seekadetten vor dem König von Preußen manövrierend! Und aus Pa ris ertönt bisher kein Ton der Mißbilligung. Seit mehr als einem Bierteljahrhundert ist kein gleich merkwürdiger und gleich erfreulicher Tag in dem Verkehr zwischen Deutschen und Franzosen zu ver zeichnen gewesen. * Für die Selbständigkeit des würtembergischen Eisenbahnwesens hat sich Ministerpräsident v. Mitt nacht sehr entschieden in der würtembergischen Kam mer der Standesherren ausgesprochen. Gegen eine Vereinigung des gesamten deutschen Bahnwesens sei er nicht, wohl aber gegen den vielfach empfoh lenen Eintritt Würtembergs in die preußisch-hes sische Gemeinschaft. * Auch die Fliesenleger sind in Berlin in die Lohnbewegung eingetreten. — In Halle a. S. streiken 600 Maurer und 200 Erdarbeiter. * Im Grubenrevier Herne herrscht andauernd Ruhe. Ein Teil des Militärs ist bereits mittels Sonderzuges wieder nach der Garnison Wesel zu rückgekehrt. Der Rest dürste bald Nachfolgen. * Aus einem Diner zu Ehren deutscher Gäste erklärte Präsident Mac Kinley: Er freue sich mit den Bürgern der Vereinigten Staaten und des Deut schen Reichs über die zwischen beiden Ländern be stehende feste Freundschaft, die, wie er glaube, nicht nur sortdauern, sondern beständig zunehmen und gestärkt werde. * Von den in Glogau garnisonirenden Abtei lungen des Feldartillerie-Regiments v. Podbielski werden zur Zeit hochinteressante, bisher noch nie mals veranstaltete Hebungen im Ueberschreiten der Oder mit schwimmbar gemachten Geschützen ausge- führt, denen außer den militärischen Autoritäten regelmäßig auch ein.zahlreiches Publikum beiwohnt. * Berlin, 8. Juli. 2000 Plätterinnen Md hier wegen höheren Löhnen ausständig geworden. * Gegen den bekannten Hirtenbrief -es Bischofs von Innsbruck sand dort am Donnerstag Abend eine große Protestkundgebung statt., Der Hirten, brief wurde vor einem Kloster feierlich verbrannt. * Die Arbeiterdemonstration in.ÜLien hat durch das ungeschickte und rücksichtsloses Eingreifen der Polizei einen peinlichen Verlauf genommen. * General Zurlinden ist seines Postens als Ge neralgouverneur von Paris enthoben worden; er wird das Kommando dis 18. Armeekorps überneh- men. Zu seinem Nachfolger iit General Brugere ernannt worden. * Beaurepaire kann sich npch immer nicht be- Nttzitzen. Er erklärt in einen/ Blatte, seine Zeugen würden bekunden, daß Dreysus der Spion einer anderen Macht, als Deutschland, gewestn sei, und daß der frühere Präsident der Republik Faure die Beweise für das Verbrechen DreyfuS in den Hän- den gehabt habe. * Paris, 8. Juli. In republikanischen Kreisen wird der Besuch Kaiser Wilhelms an Bord des Schulschiffes „Iphigenie" sehr sympathisch als Aus druck offenbarer Freundschaft des Kaisers für Frank reich besprochen. Die revisionistischen Blätter wei sen daraus hin, daß der Kaiser dadurch offenbar zeigen will, daß er die ruhige Entwickelung des Dreyfusprozesses in keiner Weise beeinflussen will. * Aus Bulgarien liegen keine Meldungen vor, die den Ausbruch von gegen die Dynastie gerichte ten Unruhen bestätigen. * Wien, 8. Juli. Hier eingetroffene Nachrich ten aus Bulgarien bestätigen, daß es im ganzen Lande gährt. Die Bevölkerung sei gegen den Für sten äußerst erbittert. * Belgrad, 8. Juli. Der Führer der Radikalen Pacic wurde gestern früh in Pocarevac verhaftet und unter starker Bedeckung hierher gebracht. Jin Lause des gestrigen Tages wurden einige weitere Mitglieder der radikalen Partei verhaftet. * Thronsolgesorgen in Rußland. Die Geburt einer dritten Tochter scheint dem Zaren die Hoff nung, einen Erben zu erhalten, genommen zu ha ben, denn es verlautet, er beabsichtigte, in nächster Zeit die Regentschaft zu regeln. * Madrid, 8. Juli. Der oberste Rat für Krieg und Marine fällte das Urteil in dem Prozesse we gen des Verlustes des Geschwaders des Admirals Cervera. Letzterer, sowie alle Kommandanten wur den sreigesprochen. * In Barcelona dauern die Unruheszenen, wäh rend in den übrigen Städten wieder Ruhe einge kehrt ist, fort. Die Regierung will den Belage rungszustand über die Stadt verhängen. * Die englischen Kriegsvorbereitungen nehmen trotz der erheblichen Besserung der Lage in Süd afrika ihren Fortgang. * London, 8. Juli. Gestern hier eingetroffenen Nachrichten zufolge ist aus Mauritius die Beulen pest ausgebrochen. * London, 7. Juli. Die „Times" meldet aus Johannesburg, die Uitlander seien entschlossen, keine Bedingungen änzunehmen, die sie zu einer unbedeutenden Minderheit machen würden, die macht los wäre, die Burenregierung zu beeinflussen. * Wien, 8. Juli. In der Freitagssitzung des Gemetnderats wurden drei Interpellationen einge bracht betr. die Straßenvorgänge am Mittwoch abend bezw. betr. die Blättermeldung, nach welcher Dr. Lueger die sozialistischen Arbeiter eine „ehrlose Bande" genannt habe. Lueger erklärte hieraus, diese Interpellationen gehörten nicht zur Kompetenz des Gemeinderates. Die erwähnte Aeußerung habe sich nur auf jene Arbeiter bezogen, welche auf der Straße lärmten und ihm eine Katzenmusik veranstalteten. Er werde sich durch keinerlei Terrorismus einschüchtern lassen. Uebrigens werde er die Interpellationen der Polizeidirektion zur weiteren Erledigung vorlegen. VsPnrrfehts K 8 Aus Unvorsichtigkeit erschossen wurde am Mitt woch Nachmittag in Hof ein fünfzehnjähriger Bäcker, leyrling von seinem älteren Kameraden, als beide sich das Vergnügen machten, Ratten zu schießen. tz Breslau, 8. Juni. ,Ein Wolkenbruch hat im Etnitzlhale (Riesengebtrge) viel Schaden angerichtet. 8 Der siebenjährige Sohn des.Landrichters Hilde brandt in Rixdorf wurde von einem elektrischen Straßenwagen todtgesahren. 8 Eine entsetzliche Familienkatastrophe ereignete sich in Charlottenburg. Die Gattin des Monteurs v. SulkowSki, der sich augenblicklich aus Reisen be findet, hat in ihrer Wohnungin der Orangenstraße 2a ihre drei Kinder, zwei Knaben und ein Mädchen, und dann sich selber dadurch getödtet, daß sie sich und den Kindern mit einem Rasirmesser den Hals durchschnitt. Es ist anzunehmen, daß die unglück liche Mutter im Wahnsinn gehandelt hat. — In der Klopstockstraße hat der 24jährige Gärtner Moli tor, welcher dort seiner Geliebten auflauerte, um sie zu erschießen und der deshalb verhaftet werden sollte, aus einem Revolver einen Schuß gegen den ihn verfolgenden Schutzmann abgegeben. Der Letz tere wurde verletzt. Der Attentäter wurde sestge- nommen. 8 Erschossen wurde in Hamburg aus offener Straße der Maurer Schmidt von dem Privatpcüy- ler Lpießhöfer, mit dem er in einer Wirtschaft in Streit geraten war. 8 Gegen den städtischen Lehrer und Armenoor steher Kohse zu Berlin ist von der städtischen Be hörde eine Untersuchung eingeleitet worden. Er trat bei einem Prozeß gegen die Arbeiterin Eutrich, welche des versuchten Mordes angeklagt war, jedoch freigesprochen wurde, als Zeuge auf, wobei er zu geben mußte, die Frau Eutrich aus den Weg der Schande gewiesen zu haben. 8 Innsbruck, 8. Juli. Gestern Mittag s/^i Uhr und nach 1 Uhr sanden hier wieder heftige Erd erschütterungen statt. Jede derselben dauerte an 5 Secunöen. ß Aus der Höhe von Miramare, im Adrtatischen Meere, fing ein Fischerboot einen Haifisch, der sich in die Netze verstrickt hatte. Der Hai wiegt 44/z Ztr. und mißt 3,7 Mtr. 8 In Lemberg erregt großes Aussehen der Selbst mord des Landesadvokaten Dr. Heinr. Szydlowski, der sich mit Arsenik vergiftete. Er stand in straf gerichtlicher Untersuchung wegen unlauterer Mani pulationen mit Wechseln über 100 000 Gulden des früheren Abgeordneten Czarkowski und des Grasen Potulicki. 8 Ein furchtbares Blutbad richtete am 27. Mai ein Chinese auf dem Dampfer „Pontianal" an. Der Mann, der keineswegs geisteskrank war, aber im Verdachte steht, einer der zahlreichen Piraten banden anzugehören, wartete, bis die Passagiere schlie fen u.begannganzgeräuschlos einsmnach dem anderen mit dem chinesischen Messer den Todesstoß zu ver setzen. Er hatte fünf Chinesen bereits gemordet und vierzehn andere zum Teil lebensgefährlich ver wundet, als das Geschrei und die Hilferufe den Kapitän herbeiriesen, der den Elenden mit seinem Revolver niederschoß. Ls scheint, daß der Plan dahin ging, erst die Passagiere und dann den Kapi tän zu ermorden, um darauf das Schiff auSzuplüw dern, und daß das für ihre Pläne noch zu früh zeitige Erscheinen des Kapitäns die fünf Komplizen des Mörders, die indessen längsseits des Schiffes in einem Boote herangekommen waren, verhindert hat, an Bord zu kommen, um das Massacre zu vollenden. 8 New-Jork, 7. Juli. Bei der Hochflut in Te xas gingen etwa 450 Menschenleben verloren. An Eigentum wurde ein Schaden von etwa 20 Milli onen Doll, angerichtet. 100 000 Menschen sind ob dachlos und stehen Hungerqualen aus. 8 Houston (Texas), den 8. Juli. Eine furchtbare Ueberschwemmung setzte das Thal BrazoS auf eine Strecke von 500 englischen Meilen Länge und 50 Meilen Brette unter Wasser. Hunderte von Häu sern sind überflutet, viel« wurden sortgefchwemmt