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Auerthal-Mtung. Allgemeiner Anzeiger für die Stadt Aue n. Umgebung. Berankwortlicher Redakteur: Emil Hrg«»«ister, A 11 e fErzgebirge.f Redaltion u. Expedition: Uur, Marltstratze. »-W"u s-nn.ag», Mit 3 AamiN-uötätt-rn: Iroystnn, Kute Geister, Aeitspieget. «»»nnementSpreiS ink>. derS werthvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Nit. durch die Post 1 Mk. Nr. 75. Mittwoch, den 29. Juni 1898. Jmsmtckts die einspaltige Petitzeile 1v sfßfG» amtliche Inserat« die EorpuS-Zeile SS Pf. Reklamen pro Zeile SO Psa. All« Postanstalten und Landbriefträger nehmen Bestellung«» a«. u. Jahrgang. «M Es ipird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der Communica- » tionsweg nach der Weißen Erdenzeche, der sogenannte alte „BergmannS- weg", Parzelle Nr. 425 des Flurbuchs für Aue von Parzelle Nr. 71/72 ab, nachdem Einwendungen während der gesetzten Frist nicht erhoben worden sind, nunmehr für den öffentlichen Verkehr eingezogen ist. Aue, am 22. Juni 1898. Der Rath der Stadt. vr Kretzfchmar. ... Es ist in letzter Zeit wiederholt über das Wegwerfen von Papier und die dadurch entstandene Verunreinigung der Straßen geklagt worden. Wenn auch solche Verunreinigungen an den Thätern strengstens geahndet werden, so gelingt es doch selten der Polizeimannschaft, die Thäter zu erlangen, weil diese unbekannt bleiben. Da nun nach 8 22 der Straßenordnung für Aue die Hausbesitzer verpflichtet sind, bei eingetretener Verunreinigung der Straße diese bis zur Hälfte auf die Länge ihres Grundstockes zu reinigen, so ergeht an sie die Aufforderung, alle Zuwiderhandlungen von Sträßenverunreinigungen durch Wegwcrfen von Papier mit Nennung des Na mens des Thäters den Polizeibeamten mitzuteilen, zumal sie selbst Gefahr laufen, wegen Nichtreiniguntz der halben Straßenbreite mit Strafe belegt zu werden. Aue, den 21. Juni 1898. ' Der Rath der Stadt. RathSaffeffor Laube. Hierdurch wird ß 13 der Gottesackerordnung, wonach die auf den Denkmä lern anzubringenden Inschriften und Bilder zuvor dem Pfarrer zur Genehmigung und nötigenfalls zur Berichtigung vorzulegen sind, erneut in Erinnerung gebracht. Der Kirchenvorstand zu St. Nicolai Thoma», Pf., Vors. Okffentlilhk ÄMvklMetkllßtzuug zu Auk, Donnerstag den 30. Juni 1898, Nachm. 5 Uhr. Billige und schone Bauplätze empfiehlt die Stadt Schlettau im Erzgebirge, zu* E**i<tztrrrrs serve^vlietze* AirlsrKeir srller Not. > Vorzügliches Baumaterial und sehr gute Hochdruckwasserleitung zur Spei- , sung von Dampfanlagen vorhanden. j Die Errichtung von Fabrikanlagen wird besonders gefördert werden. Bahnhof zu den Linien Annaberg-Werdau, Schlettau-Crottendorf und Echlet- tau-Zwönitz in bester Ortslage. Auskunft ertheilt gern I Bürgermeister Zeidler. Aus Letzter Woche. ' Kalendergemäß hat der Sominer begonnen und wir nä hern un- dem gefürchteten Sieriienbildc der sauren Gurke. ES pflegt um diese Zeit sonst zu geschehen, daß in der Po litik nichts geschieht und daß der arme Zeitungsredakteur zu den verzweisettstenMüteln greift, um die gähnend leeren Spal ten fernes Blattes nur einigermaßen anständig zu füllen. Der alte llöjührige Irländer, der dieser Tage nach einer Mel dung auS Dublin endlich gestorben, nachdem er vor bereue 100 Jahren Trommeljunge eines schottischen Regiments ge wesen, ist rin ganz verdächtiger Mensch. Hal ihm Golt rrnrk- lrch em so langes Lebe» geschenkt, so müssen wir eS glau ben. Wäre er aber 14 Tage später als lot gemeldet wor den, so würde der Zweifel an der Echtheit seiner llö Jah re wohl begründet sein. Die Meldung wenn sie wirklich un- *wahr wäre, könnte immer nur ein vorzeitig ausgekrochener Redattionsmaikäser sein, denn — wenn nicht alle Anzeichen trügen — tritt im laufenden Jahre überhaupt leine „saure Gurkenzeit" an. Anden Ergebnissen derdulschen Reichstags wahlen haben unsere Zeitungen vier Wochen lang zu knab bern. Die Ministerkrtesen in Italien und in Frankreich, die -war bald behoben, aber wohl beide in ihren Folgen nut Xammrrauflösungen und Neuwahlen erkämpft sein werden, e bieten ebenfalls noch genügend Stoff. Der spanisch-amerika nische Krieg mit seiner jabelhaften Nachrichiendürre zwingt gleichfalls zur Aufmerksamkeit und zum Beucht über tue Din- ge, dir da „kommen sollen", „erwartet werden" und „unmit telbar bevorstehen". So steht man nach mehreren Falschmel dungen von der vollzogenen Thatsache die Einnahme Manila» durch die Ausständischen seit mindestens sechs Wochen „unmit telbar bevor". Das gleiche ist der Fall mit dein Angriff »er Amerikaner aus San Jago,Havana und Porlvrtcv, welch letzteres übrigens jetzt ganz aus dem amertkanijchen Programm gestrichen ist, angeblich weit d»e Jn>el keinen strategischen wert hat, d. i. weil die Trauben zu sauer sind. Wo der *Adchiral Samara aus Cadiz mit seiner Rrserveflvtte geblieben »st, kein Mensch. ES versteht sich,daß die spanische Re- gieruug vi« Sache Nicht oe» Zeitungsschreibern aus die Na,e binden wird, durch vre dann auch dteAmerikaner gleich Rach- «rtchr bekämen. Btelleichl soll Lamara den „großen Streich' äuSführen, den die Spanier vor mindestens acht Wvchm als „unmittelbar bevorstehend" au?pojaunl haben. Vielleicht aber haben auch diejenigen recht, welche dieRcserveflolie noch nicht süp seetüchtig und kampsberelt halten und meinen, die em- , zrlnrn" Schiffe derselben wären ganz einfach u» die verschie denen spanischen Häsen zurückgelehct. Sie wären z. Z. nur ausgelaufen, um der Vollsstnnmung ein Zugeständnis und die Amerikaner stutzig zu machen. Ungeheure Summen macht die Reporterphanlaste flüssig, wonach deut spanischen Herrn von Miquel ordentlich der Mund wässern muß. Nicht we- ' Niger als 5 Millarden soll Deutschland den Spaniern für d« Abtretung der Philippinen geboten haben? Ferner 20 ' Millionen, im Vergleich zu der obengenannte» Summe eine wahr« Lumperei l — sollen von Kiel nach Kiautschou abgr- gangen sein, obwohl dafür bekanntlich nur b Millionen ge fordert und bewilligt sind und selbst diese zu einem recht er- hebltchrn Teile bei uns im Lande bleiben.—Wenn die „saure Gurkrnzeit" diesmal spurlos an den ZeiiungSinenschen vorü ber gehen sollte, so wird er dies nicht in letzter Linie dem Wackern Fürsten Nikita zu danken haben. In voriger Woche §Wfoti wurde angedeutet, baß diesem seine italienische Schwie- und Has russische Geschenk der 80,000 Gewehre offenbar zu Kopfe gestiegen seien. Hatte er vor 14 Tagen mit der Türkei angebandelt, so hat er sich neuerdings gegen Oesterreich-Ungarn versucht. Allerdings wird der „Kampf" einstweilen nur mit „geistigen Waffen", aber mit solchen schweren Kalibers geführt. Warf doch das halbamtliche Wie ner .Fremdenblatr' dem fürstlichen Organ .Glas Cruagorca' „freche Insinuation" vor. Fürst Nikita gilt als der „russi sche Premierminister in den Balkanangelegenheiten' und er ließ als solcher Oesterrcich-Ungarn ziemlich unverblümt auf fordern, Bosnien und die Herzegona nun endlich wieder zu räumen. Fürst Nikita würde um diese beiden Länder sei» eigenes „Reich', das einen allerdings recht bescheidenen Um fang hat, vergrößern und würbe auch mit Rußlands Einwil- ligung geneigt sein, die Regierung Serbiens milzubesorgen, um solchergestalt die großserbischen Träume ihrer Erfüllung näherzubringen. Verbindliche Redensarten, mit denen ihn Lord Salisbury in London abgesprist hat, nimmt er für ba re Münze und meint, England würde seine Bestrebungen un terstützen. Daß solch ein montenegrinisches Äroßserbien der europäischen Türkenherrschaft gefährlich werden könnte, liegt auf der Hand. Die Abfuhr, die der Großmachtskitzel des Fürsten der Schwarze.: Berge in Wien erfahren hat, bringt den Ehrgeiz des Fürsten gewiß nicht zum Schweigen und so werden wir wahrfcheinlich von dieser Seite her noch ganz interessante Dinge erleben. ' Orvä. Aus dem Auerthal und Umgeduug. Mittoettaugen v»u loratem gutereff« sind »er ««»netto» ft«tS willkommen. Feucht ist das Auer Vogelschießen immer gewesen, so feucht wie das diesjährige aber selten, denn die Feuch tigkeit erstreckte sich über die Biertische hinaus und wurde nicht frisch vom Faß verzapft, sondern von den grauen Wolken, die am Sonntag von früh bis Abends den Him mel bedeckten, und von Zeit zu Zeit Sprühregen herab sandten. Unser wackeres Publikum ließ sich jedoch durch des Wetters Unbild nicht abhalten, nachm. mit Gepäck u. Kinderkutsche auszurücken, um das Vergnügen auf dem Feste mit vollen Zügen zu genießen. An Volk fehlte es nicht auf dem Festplatze, denn die Lust an Festlichkeiten scheint wasserdicht zu sein, ebenso wasserdicht, wie der Boden des schönen Schießhausgartens, der sich Danksei ner Sandauflage vorzüglich trocken erhält. Der Festplatz war wieder mit Buden reich besetzt, all die alten Bekann ten; deren menschenfreundlicher Beruf die Verschönerung von Volksfesten ist, waren da — Kuchen-, Kirschen- und Fischbuden, Schaukel- und Karoussels rc. Und dabei wa ren die verschiedenen Bierbuffets gern bereit, den Kamps mit dem Durste aufzunehmen, sobald nur erst die Sonne ihr Bundesgenosse werden wollte. Aber daran fehlte es gestern noch. Ließ sich die Himmeskönigtn auch von Zeit zu Zeit blicken, die Luit blieb kühl und das Barometer steht auch heute noch immer verdächtig tief. Die Königs würde auf dem riesigen Adler, der abgeschossen wurde, errang Hr. Kohlenhändler Rich. Müller, heute Dienstag Abend findet als Schluß des Festes der KöntgSball statt. Unser so schön gelegenes.SchützenhauS hat aber auch dies mal wieder eine große Anziehungskraft bewährt. Gestern hatten wir wieder einmal Siebenschläfertag und an diesem Tage fürchtet der Landmann nichts mehr al» den Regen, denn brr Aberglaube sagt, daß «» sieben Wochen fort- regnen soll» wenn der Siebenschläfer naß ist. Sticht» ist un sinniger als diese Wetterregel. 56jährige Karlsruher Beo bachtungen zeigten, daß es in dieser langen Zett 36 Mal am Siebenschläfertag geregiie», aber dennoch nur 11 Mal darauf längeres Regenwetter folgte. Auch Dresdner Beobachtungen wiesen schlagend nach, daß auf 2b trockne Siebenschläfertage 24r«cht nässereicheRegcnlage folgten; in den letzten 2b Jahren folgten auf einen Siebenschläfertag in den nächsten sieben Wochen im Durchschnitte nur 23,1 Regentag auf einen tro ckenen Siebenschläfer aber sogar 25,2 Regen,tage. Also eher vas Gegenteil der Volksmcmung ist wahr.— Im letzte» halben Jahrhundert haben wie nach, einem verr egneten Siebenschlä fer nicht einmal den Fall gehabt, daß eS wochenlang alltäg lich geregnet hätte, und wenn man auch einige fallende Tro pfen vergebens einregistrieren wollte. Aber gegenMancheS kämpf enauch die Göller mit In dem Schneeberger Walde bei Auerhammer fand man heute Morgen einen 17jährigen Arbeiter von hier der sich an einem Baumast erhängt hatte. Was den jungen Menschen, der festlich gekleidet war, in den Tod getrieben ist unbekaunt, leider nehmen sich jetzt so viele jugendliche Personen um geringfügiger Ursachen willen leichtfertig das Leben. Lößnitz. Vorige Mittwoch Nachts in der 11. Stunde wurde auf der Auerstrabe der Agent Heidel von einem Radfahrer überfahren und dermaßen zu Boden geschleudert, daß er einen Lchädelbruch erlitt und für sein Leben zu besorgen ist. Inwieweit den Radfahrer hierbei ein Verschulde» trifft, muß die Untersuchung ergeben. Eibenstock. Dieser Tage Abends gegen 8 Uhr kam in der in der Hin teren Rehmerstraße gelegenen und zu demWohnhause de« Maschinensti ckers Ludwig Friedrich Unger hier gehörigen Scheune Feuer aus. Das selbe verbreitete sich so schnell, daß es nicht nur das obengenannte Wohn gebäude, sondern auch das daneben stehende Haus des Waldarbeiter« Gustav Hcrrmanu Punk einäschcrtc. In der Scheune befanden sich ca. 40 Zentner Heu. Der Raum zum Heulager war nicht verschlossen u. für Jedermann zugänglich. Unger war versichert, Punk dagegen nicht. Von den 188 nötigen Stichwahlen find bis jetzt 177 Stichwahlergebnisse bekannt. Gewählt sind 18 Kon servative. 10 Reichspartei, ^7, Zentrum, b Reformpartet, 38 Nationalliberale, 11 freisinnige Vereinigung, 29 frei sinnige Volkspartei, 8 deutsche Volkspartei, 3 Bund der Landwirte, 24 Sozialdemokraten, 1 Pole, 8 Welsen und 5 Parteilose. Die Zahl der Sozialdemokraten ist somit auf 56 gestiegen. 1893 wurden 44 gewählt. Durch die Stichwahlen, von denen 10 sam Sonn abend stattsanden und noch gestern 3 erfolgten,hat sich dt« Zusammensetzung des Reichstags nur unwesentlich ver- ändert, die gesammten Veränderungen werden sich auf etwa 20—25 Mandate beschränken, Einen Teil davon haben die Nationalltberalen eingebüßt, den Rest die Polen, Antisemiten, süddeutsche Volkspartei. Dt« konservativ« Partei ist im wesentlichen unverändert geblieben. Eine Anzahl der oben bezeichneten Mandate ist von den So cialdemokraten u. dem Zentrum gewonnen worden, fvcner ist eine besondere Gruppe des Bundes der Landwirte entstanden, die jedoch nur aus wenigen Köpfen desteht und sich voraussichtlich der konservativen Partei anschlte- ßen wird. Die beiden freisinnigen Fraktionen find fast unverändert geblieben. Unserer Zeitung liegt heute eine Extra-veUag« de- Bankhauses Carl Heinze, Gotha bet, dt« 1. StadtKmer Ktrchengeldlotterte betreffend, (Ziehung am 7. Juli 13-8) auf welche wir hiermit aufmerksam machen «ollen»