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8. Jahrgang Freitag, den 9. August 1895 No. 93. -Ms du Limbach, 2. August. Der Turnlehrer Otto Bruno Wer» ner hatte sich am Montag vor der Ferieastrafkammer des Kgl. Landgericht» wegen Majeftätsbeleidigung zv verantworten. Die Verhandlung sand in geheimrr Sitzung statt. W. wurde für schuldig befunden und zu einer Gesäugnißftrafe von drei Monaten verurthrilt. Oberwiesenthal, 3. August. In birst« Zahre ist gerade ein Virrteljahrhuudru vergangen, daß für die kleine vom Wald umschlossene Gemeind« TcllerhLuser -wischen hier und Ritter-grün da» Schulhaus sammt Glöckleln eingeweiht wurden. Gre iz, 2. August. Di« anhaltende Trockenheit hat wieder, wie vor drei Zähren, eia allgemeines Fischsterbeu zur Folge. Zn der Elster steht man Mengen von Fischen treiben, die wahrscheinlich durch Sumpfgase getödtet sind und sätmntlich aufgeschwvllene Leider zeigen. Freiberg, 3. August. Zum Selbstmord« de» Doppel mörder» Felder in seiner Zelle im UntersuchungSgesängniß de» hiesigen tönigl. Landgerichts wird noch bekannt, daß obwohl Felder gefesselt war, er doch vermocht hatte, «inen Bindfaden aus der Matratze zu ziehen oder au» den StrohsackstrLhnen rin« Schnur zu drehen und daraus eine Schlinge zu machen, in welcher er seinem elenden Leden ein End« bereiten konnte, Felber, ein erst i« 25. Lebensjahre stehender Mensch,»« «ach seiner Feststellung als Mörder de» Handelsmann» vlothe au» Halldach innerlich zusammengebrochen. Al» der Bewei» erbracht worden w--r, baß er vor 6 Jahren auch den Dieastknecht Berndt ermordet hatte, zeigt« er kaum noch da» Bestreben, die Unthat abzuleugnrn. Man jah'r», er hielt sich für ver loren, denn bald gestand er auch diesen Mord «in. Felber wird noch zwei weiterer Mordthatensaa deut An»zügler wi tzig in Leubsdorf und dem Ofensetzer Weber au» Frankenberg IM Walde bei Ehemnitz) beschuldigt. , L eip zig, 2. August. Der jüngst hier zur Schau gestellte Riefen-Orang-Ukang„Zumdo", welcher al- Eigenthum des Herrn Ernst Pinkert gegenwärtig im Zoologische Garten zu Berlin „gaftirte", ist vaseldst plötzlich gestorben. E» ist damit abermals oje Tatsache bestätigt, daß erwachsen« Anthropomorphen, noch dazu in sehr vorgerücktem Alter, immer in vrrhältniß- mäßig kurzer Zeit dein veroerblichen Einfluß de« heimischen Klima» unttlUegen. Die anderen jüngeren Orang-Utan», welche Herr Pinkert noch besitzt, haben sich dagegen ziemlich gnt acclimatiswt. G r i m m a, 2. August. Einen schändlichen Bubenstreich gedachte man einem Leipziger Radfahrerklub, welcher in der 11. Stunde von einer AbendauSsahrt au- Lindhardt noch Leipzig zurückkehrte, im Dorfe Köhra (an der Leipzig-Sri «maischen Chaussee) zu spielen, indem ruchlos« Hände «inen etwa 1b Cent«, starken Batken quer über die Ehaussee gelegt hatten. Nur dadurch ist ein größere» Unglück nicht erfolgt, daß die deiheiligteii 10 Radfahrer sehr sichere Fahrer waren. Mutzschen, 2. August. Eine der Mutzschener Hebam me , Frau Wvts, bedient sich schon seit sieben Zehren des Fahrravr», und es soll schon öfter vorgekommen sein, daß, al» der di« Hebamme benachrichtigende Bote wieder nach Hause kam, der junge Weldbürger bereit« das erst« Bad empfan gen hatte. Glauchau, 6. August. Am Sonntag früh gegen 4 Uhr wurde in einem hiesigen Restaurant in der Oberstadt ein TischlergeseUr au» Liegnitz, der andere Gäste beim Kartenspielen unaufhörlich belästigt und auf eine Zurechtweisung hin sich schimpflicher Redensarten gegen die Sachsen bedient hatte, von einem der anwesenden Gäste gehörig burchgebläut. Da» Gesicht des Ruhestörer» war dermaßen zugerichtet, daß ihm auf der Polizeiwache von eine« Arzte ein Verband angelegt »erden mußte. Am Nachmittag wurde der Verletzte in hiesiger Stadt bei« Betteln betroffen unb »n Gewahrsam gebracht. Meerane, 5. August. Die unter Beiwohnung de» kgl. Staatsanwaltes am Freitag in Gösau vorgenommen« Unter suchung in Sachen des daselbst erfolgten Kindermorde« ergab, daß der inhastirt« Oekonom Hupfer von dort in Gemein- jchast mit seiner im 2b. Zahre stehenden Dienstmagd Zda Thurm au» Ponitz da» von dieser vor circa S Wochen heim lich geborene Kind erdrosselt und vergraben hatte. Außerdem wurde in einem Kohlenbehältniß noch da« Gerippt eine» früher geborenen und wahrscheinlich ebenfalls ermordeten Kinde» aufgefunben. Am Sonnabend früh hat nun in Gegenwart der Mutter de« umgevrachtrn Kinde» de» in der dortigen Tobten- Halle durch den kgl. Bezirksarzt und in Anwesenheit de« kgl. Staatsanwalt« die Secirung de» Leichnam» stattgrfunden. Die Erdrvssellung de» zuletzt ermordeten Kinde» »ar mittel» Schürzenbande» erfolgt und e« hatte der Oe-ouoa» H. daffelb« in einem Eimer nach dem von ihm selbst der Behörde bezeich- arten Orte, wo der Leichnam vergraben aufgefunben wurde, gebracht. Leipzig, b. August. Zn der Wohnung seiner Geliebten in der Sternwarteastraße hat sich heute Vormittag «in aus Prag gebürtiger 19 jähriger Handelscommi» au» unbekannten Gründen erschossen. «Vb der Zeitung-Preisliste) für August und September 1895 werdrn in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern de« Blattes, sowie den Landbriefträgern jederzeit gern angenommen. Expedition der „Auertyat-Aeitung.'' Aus dem Auerlhal und Umgebung. »o« >, r»t»m Interest» nee» v»r dteduttiou stet» mtttt»«»«». (Theater.) Vor leirer nur schwach besetztem Hause ging gestern der heitere Schwank des beliebten Bühnenschrift- steürrs Gustav o. Moser „Mil Vergnügen" ober: Zn der Kalt- »asserheilanstalt, in Scene. E» ist die» eine jener lustigen Comödien, die den Zuhörer in fortgesetzter Spannung «hatten, sprudelnd von Wttz und Humor, rin Stück voll komischer Ver wechselungen und interessanter Mißverständnisse. Es »urde Pott gespielt u.«rrangen die Künstler sür ihre gediegenen Leistun- gen vielfachen Beifall. Heute Abend kommt da» sensationell,» Lust spiel der bekannten Firma Franz von Schünthan u. Kadelburg „Der Herr Senator," morgen Freitag da» romantische Schau spiel „Der Trompeter von Säkkingen," unter Mitwirkung de» Stadtorchester», zur Aufführung. Gewiß wird diese» groß« Gesang»- und Costümstück seine Anziehungskraft auf da» theater liebend« Publikum nicht verfehlen. Bekanntlich ist in der Naqt vom Sonntag zum Montag dir vor 5 Zähren neverbautr, dem Lohgerbermftr. Mehthor» hier gehörige oberhalb de» Sanatorium« stehende Scheune bi» aus den Grund abgebrannt. Dasselbe Schicksal hatte die Scheune schon vor 5 Zähren, gleichfalls in einer Sonntags nacht. E» liegt deshalb dringender Verdacht vor, daß ein« wohlüberlegt« Brandstiftung vorliegt und scheint e« rin t'nd derselbe Thäler gewesen zu sein, der vor 5 Zähren u. dir»- «al da» Feuer anlegte,leider ist«» noch nicht gelungen, den selben zu sassrn. Den Brandkalamttosen erwächst dadurch- daß di« Scheune mit großen Hruvorräthen angesüllt u. wie man hört, nicht versichert war, ein erheblicher Schaden. Da« königliche Amtsgericht Schneeberg macht bekannt: Das Erlöschen der Firma Max Haa» in Au« ist heute aus dem Fol. 25S de» Handelsregister» für Neustädte!, Aue und die Dorsschaften verlautbart worden. Ferner: Aus dem neuerrichtrten Folium 261 de» Handels register» für Nrustädtel, Au« und di« Dorsschaften ist heute die Firm»: ElektrizitätS-Gessllfchast Haas und Stahl in Aue verlautbart, und sind als deren Inhaber: Herr Maximilian Carl HaaS, Ingenieur in AG Herr Curt Wilhelm Stahl, Kaufmann in Schneeberg und Herr Friedrich Arthur Stahl, Kaufmann in Aue, eingetragen worden. Freitag, den 9. dies. Mon. Vormittag» 11 Uhr gelaugen in Au« 8 Drückbänk«, 1 Schraubenmafchine, 1 Drehbank, 1 Dyna momaschine (sämmtltch für Metallsabrikation), 1 Chronometer, 1 eiserner Grldschrank, 1 Schreibtisch, 1 Badeofen, 1 Bade wanne, 1 Kleidersecretür und 1 Cvulifsxntisch meistbietend ge- gen sofortige Baarzahlung öffenMch zur Versteigerung Bieter sammeln sich lm Gasthof zum blauen Engel daselbst. Da» königtich« AmlSgrrlcht Schwarzenberg macht bekannt: Auf Fol. 832 im hiesigen Handelsregister sind heute: die Firma Ficker und Hermann io Ovrrsachsenfeld und al» deren Zn- Hab» die Fabrikanten Ernst Emil Herrmann Ficker und Ernst Loui» Herrmann daselbst eingetragen werden. Di« anläßlich der Bahnhofserweiterung in Wilkau herzu- stellend« Znterimsbrücke über die Mulde wird Sonnabend, den 10. August diese» Zahre» de« Verkehr übergeben werden. Die Königlich« AmtShauptmannschast dringt die» mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß, daß von diesem Zahre an die stei nern« Muldenbrücke nicht mehr benutzt und dir Interim «drü cke nur Mit Fuhrwerken bi« zu LOOOLgs (160 Ctr.) Gesammt- last befahren «erden darf. schen Lusthause, »o der König mit seiner tllustren Gesellschaft speist«, ftattfand, eine angenehme Ueberraschung, für die er dadurch dankte, daß er der Innung gestattete, da» Landes- Wappen in ihrer Fahne zu führen, ihnen alljährlich für den- Schmaus beim Fischerstechrn au« den Merseburger Wal dungen einen Hirsch stiftet« und sie autoristrte, beim Umzug« durch das Schloß Plrißenburg zu marschiren. Seit dies» Zeit hat sich da» Fischerstechea, jetzt zum 181. Male, all- jährlich wiederholt. In neueren Zetten verbanden di« Fi scher mit ihrem Wasserkampfe auch e.ne in ihrem Kreise selbst entworfen« Waffe,panvmime. Bei dem diesjährigen Fischer stechen, welche» am 3. August im Bad „Rohrteich' stattfand, betitelte sich die Waflermimtk: „Za der Sommerfrische, oder Gigerl auf Reisen', mit der Einlage: „Bruder Heinerichl' uns war äußerst spaßig. vr e-d ea, 3. August. Bon der Albertluücke au» kann man jetzr fast alltäglich da» Schauspiel genießen, mitten im Strome unter der Brücke hinweg mehr»« Damen schwimmen zu sehen, welche sich von den nahen Marienkäfern auä bi» etwa zum Neuftä ter Dampfschifflandrplatz stromauf rudern lassen, um dann dort ihr« kräftigen Gestalten ra>ch den Wellen anzuverlrauen und stromab zu schwimmen. Es gewährt wirk lich Freude, diese Freischwimmerinnen in ihren koketten ro ten Badekostümen uns den bunten, «rithin schon Aufmerksam keit erregenden Badrhaudrn »it den Blicken zu verfolgen, wie sie mit gewandten Stößen unter dem Brückenbogen hin- durchschwimmen und auch im Wasser natürlich ihr Mündchen nicht halten können, sondern unter heiteren Scherzen und neckischem Geplauder bahingleiten und ihre Künste in allen Arte» de» Schwimmen» zeigen, ihrer Leistungen voll bewußt. Einig« sollen darunter sein, di« noch zu haben find, und wahrlich! so «in« kühne, gewandt« Wassernixe dürfte auch ein ganz gesunde» kräftiges Weibchen »dgrven, da» mit Ent- schkffychkit und Ausbauer »em Manne zur Seit« steht. — Am Donnerstag verstarb im Zwickauer KrewtraNten- stistr der FuhrwrrkSbrsttzer Eduard Leistner au» Bärenwald« bei Kirchberg an den Folgen eine» Schädelbruch», welchen er vor einigen Lagen sich dadurch zugezogen hatte, daß er Rachl in der Dunkelheit infolge eine« Fehltritte» die Treppe seines Wohnhause« yereinstürzte. Der Verunglückt« hinterläßt Frau und 7 unmündige Kinder. — Die Erträgnisse des sächsischen Erzbergbaues, der einst Sachsen» Stolz und ergiebige Einnahmequelle war, haben im Zahre 1894 «inen ganz bedeutenden Rückgang erfahren. Eine beträchtliche Anzahl von Gruden haben bereit« den Be trieb al» verlustbringend eingestellt. Von 154 Grube» waren 59 im Betrieb. Nicht nur der Silberbergbau hat gegen das Vorjahr einen Rückgang de« ErtragSwerthrS für die Tonne gelieferten Erze» von 243 Mk. aus 169 Mk. zu verzeichnen, sondern auch Elsen, Zinn, Biei, Zlnk und Wißmuth sind im Preise zurückgrgangen. Angestchts der traurigen Ergeb nisse, die sich feit einer Reih« von Jahren ununterbrochen verschlechtern, wird e» wohl kaum möglich sein, aus die Dauer ein« Znbustrle fortzuführen, di« früher einem ansehnlichen Theile der Bevölkerung lohnende- Brod gab. — Die Einwohnerzahl der Stadt Crimmitschau betrug am 1. August 11.066 männl., 12,578 «eivl.. zus. 23.639 Ein«. — Zn der Strafsache gegen einen au« Gösau stammenden Gutzbesttzer und dessen Dienstmagd, welche beide seit mehreren Wochen wegen dringenden Verdacht» de« Kindermordes tnhaf- tirt sind, »schien der königl. Staatsanwalt aus Zwickau, um mit der Crlmm>tsch»uer Gerichtsbehörde die Ausgrabung des in Gösau angeblich vergrabenen ermordeten Kinde» vorzunehmen. — Chemnitz, 2. August. In geheimer Sitzung de» Landgericht» erhielt der am 17. März 1848 in Hartmanns dorf bei Kirchberg geborenr, wegen gleicher Straslhaten schon zweimal »it Zuchthaus vorbestrafte Gartrugut-brsitzer Karl August Ebert au» Oewnitz i. E. dle Strafe von zwei Jahren Zuchthaus und fünfjährigem Ehrenvertust zuerkannt, weil er sich an einem 11 jährigen Mädchen vergangen hatte. Trotz kräftigen ärztlichen Eingreifen» und aufopfernder Pflege ist die Schlofferehesrau, deren «naben starb«', infolge der Vergiftung durch Nahrungsmittel jetzt tbensal» nach schwe ren schmerzvollen Leiden verschieden. Das Befinden de« mit- «kranktrn Lehrling« soll sich wesentlich gebessert haben. — Ein in Zwickau wohnhafter geistesgestörter Mann hatte in einem Restaurant an der Zwickauer Straß« in Werdau in Abtvesinhett des Wirte» «in solennes Frühstück veranstaltet, zu dem er noch zwei Männer al» feine Gäste «ingeladen, dessen Kosten aber leider der Wirth zu tragen hatte. Es wurde gegessen und dazu 2 Flaschen Wein getrunken, so daß «in« Zeche von 6 Mark herauskam. Als der Gastgeber be- zahlen sollte, erklärte er, er hätte kein Geld unbentfernte sich. Der inzwischen hiuzugekommene Wirth benachrichtigte die Polt- zei, welch« nun den freigebigen Herrn vorläufig unterbracht« unb di« Wahrheit seiner Angaben stststellte. Uetz« den für ihn so ungünstigen Ausgang der Sach« war der Rann so aufge bracht, »aß er Alles, was nicht niet- u. mrgelfest war, demolirtt. Später wurde er nach Zwichn» »bgeholt. Aus Sachsen und Umgegend. (Leipziger Kischerstechen.) Al» König August der Starke im Zahre 1714 in Leipzig seinen 45. Geburtstag feiecte, kam der Statthalter Fürst Egon von Fürstenberg auf den Einfall, mit den Festlichkeiten «in Wafferturnier zu ver binden, wie es der König al» Prinz auf seiner Reise nach Italien in Venedig von den dortigen Gondolteren gesehen und sich dabei Kart amüsirt hatte, daß er in Hostreisen »st davon erzählt«. Man soll »««halb von Venedig einig« Gondoliere verschrieben haben, die den Leipziger Fischern Un terricht im Waffrrkämpsen «rthrUen mußten. De« König »ar da» Fischerstechrn, welches auf der Pleiße, vor de» Apest > Auerlhal-Zeitung. B-mrillkk AnMN str l>ie Ml Aue, Jelle. Allerljmmn mH die mliegeodell OrWftkll Inserate »ÄW. Mt , : Ar«,»'M, Alte K-M-r, MN. der 3 weribvo»«« Beilagen vieneMrll» . veranwmrillLer Stedakieur »nett m Nu« (Erzgebirge). ^e Postanstalten um> Landbrlestrsger mit Bringerlohn t Mk. »v »f. Redaktion u. Erptditivn: MX, Marktstraße. nehmen Bestellungen an. eurch di« 4»k t M. v,. '