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DerSSGscheLrzHler Mschofswrrdaer TagevkM Äl^bbb^LVb^^b^ der Amtshauptmannschast,der Schul- inspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, sowie des Amtsgerichts und des Stadtrats zu Bischofswerda und der Gemeindeämter des Bezirks. Ältestes Blatt im Bezirk. - - - Erscheint seit 1846. stir Bischofswerda, Neukirch, ÄNAeigeöl-lltt Stolpen und Umgegend, so- wie für die angrenzenden Bezirke. — — Wöchentlich« Beilagen: Der Sächsische Landwirt und Sonntags« Unterhaltungsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Grschäftrstelle: Bischofswerda, Altmarkt 15. Erscheint irden Werktag abend, für den folgenden Tag. Der Be zugspreis ist einschließlich der wöchentlichen Beilagen bet Abholung dr der Geschäftsstelle monatlich Mk. 1.10, bei Zustellung in, Haus monatlich Mk. 120; durch die Post bezogen vierteljährlich Mk. 3.30 ohne Zustellungsgebühr. Postscheck-Konto: Amt Leipzig Nr. 21 543. — Gemeinde« . . - - Konto Az,, gi Anzeigenpreis: Dir ^gespaltene Grundzrile (Ilm. Masse 25) »der deren Raum 35 Pfg., örtliche Anzeigen 25 Pfg. Im Text- ... '.ggrfpaltene Zeil«. Bei Wieder* , . . den Sätzen. — Amtliche Anzeige» die 3gespaltene Zeil« 60 Pfg. — Für bestimmte Tage oder Plätze wird keine Gewähr geleistet. — Erfüllungsort Bischofswerda. verband»girokafle Bischofswerda Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher teil (Zlim Mosse 1?) 75 Pfg. die Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrich- Holungen Nachlaß nach feststehend tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder ----- — - Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Nr. 120. Sonntag, den 25. Mai 1919. 73. Jahrgang. Die Besprechungen in Span. Spaa, 23. Mai. (W. T. B.) heute sand in Spaa im Hotel der waffenslillstandskommiffion die Besprechung zwi schen den entsandten Sabiaettsmttgkiedera unter Führung de, MtuisterprSsldenten und der deutschen Abordnung aus Versailles statt. In voller Übereinstimmung wurde der Vortlaut dar deutschen Gegenvorschläge sestgefievt. Morgen Sonnabend werden die Versailler Fi- nanzdeteglerten Mit dem Relchsfinauzminister dle Einzelher. te» der finanziellen Vorschläge zum endgültigen Abschluß bringe«. Die Überreichung der Gegenvorschläge, die unge fähr einen Umfang von achtzig Schreibmaschinenstiten haben werden, soll in Bälde orsoAn. Die Minister und die Dele gation find heute abend nach Berlin und Versailles zurück- gerÄst. Vertin, 23. Mai. (W. T. B.) Über die Zusammenkunft der deutschen Delegation der Friedenskonferenz mit den Vertretern der Reichsregierung wird noch berichtet: Die Berliner Herren verliehen Spaa gestern abend um ZHS Uhr mit einem Sonderzug. Der Versailler Zug führte die deutschen Delegierten um -^10 Uhr zurück. Reichsminister Lernburg bliä» mit den Sachverständigen für finanzielle Fragen zu weiterem Beratungen in Spaa zurück. Au sol chen werden^heute noch verschiedene Herren dort erwartet, so Bankier Warburg und der Direktor Urbier. Dernburg soll in Anbetracht der Wichtigkeit der finanziellen Fragen laut .Lokalanzeiger" die deutsche Erwiderung endgültig zusammenftellen. Die deutsche Antwort soll in etwa drei Tagen erfolgen. Die peinlichen Gegenvorschläge. Aus Versailles wird der „Post" berichtet: Clemenceau fürchtet unseren kommenden Gegenvorschlag und nicht nur er allein, sondern alle Alliierten und assoziierten Regierun gen. Der Beweis für diese Behauptung liegt darin, daß die ser unser Gegenvorschlag, der noch nicht vollständig zusam mengestellt uttd nicht einmal uns im vollen Umfang bekannt ist, bereits seht in den feindlichen Blättern verhöhnt und dis- kreditiert wird. Das Blatt Pichons geht in der Lächerlichkeit am weitesten, wenn es sagt, daß nach ernsthaften Mitteilun gen der deutsche Gegenvorschlag eine Lawine Msammen- -efaßter Proteste und Fereminaden sei, daß er einen Aus- tzlly der deutschen Friedensphilosophie darstelle. Der deutsche Gegenvorschlag wird allerdings so gehalten sein, daß er den Juristen der Entente, die die Väter des Cle- monceauschen Dokumentes waren, viel Kopfzerbrechen ma chen wird, denn trotz aller Macht- und Raubpolitik wird man versuchen müssen, den Schein zu wahren. Das brutale Ultimatum wird allerdings nicht lange auf sich warten las sen. Wilson will es so, denn er wird in den Vereinigten Maaten mit Schmerzen erwartet. Um auf alle Fälle vor bereitet zu sein, erzählt die Pariser Presse heute morgen, es könne soweit kommen, daß Brockdorff tatsächlich seine Kof fer packe, aber er werde sie schon wieder auspacken, sobald tzie Enteilte Marschall Foch das Wort erteile. Vielleicht «olle Brockdorff sogar, daß Foch einige Maßregeln ergreife und einige Kilometer vorrücke. Dann werde er unterzeich nen und könne ruhig vor das deutsche Volk hintreten mit der Behauptung, es sei ihm nichts.anderes übrig geblieben. Alles dies ist natürlich purer Schwindel. Er wird betrieben, um den Gegnern des Gewaltfriedens die Waffen aus der Hand zu schlagen. Weitere deutsche Note«. Berlin, 24. Mai. (W. T. B.) Von den am 22. Mai in Versailles überreichten drei neuen deutschen Noten verlangt diejenige, welche sich auf die Arbeitergesetzgebung bezieht, abermals die sofortige Hinzuziehung von Gewerkschaftsver- tretern aller Länder noch während der Friedensverhandlun- -en. Die Note über das Privateigentum wendet sich ge gen den einseitigen Plan der Entente, das deutsche Privat eigentum im Ausland zur Zahlung der Kriegskosten heran- zMchen. Gtue engttsche Pressestimme zur Lage. Rotterdam. 23. Mai. (W. T. B.) „Daily News" schreibt in einem Leitartikel über die Deutschland zugeschrie- bene Absicht, den Friedensvertrag nicht zu unterzeichnen: Wenn dieser Fall eintritt, bleiben den Alliierten zwei Mög lichkeiten offen. Die eine besteht darin^ den Vertrag zu revi dieren, di« andere darin, Deutschland zu besetzen. Der letztere Weg würde eine gewaltige Aufgabe bedeu ten, nicht, daß etwa Deutschland Widerstand leisten würde. Cs besteht sogar Grund zu der Annahme, daß einflußreiche Clemente in Deutschland einer solchen Lösung nicht abhold sind. Eine Besetzung würde jedoch eine unheilvoll« Unter nehmung für die Länder bedeuten, die sie aussührten. Sie würde eine unbeschränkte Ausdehnung der Dienstpflicht und die Anwendung großer Heere zur Eintreibung von Schulden bei einem widerspenstigen, verschlagenen und unwilligen Volk darstellen. Sie würde die Alliierten in Konflikte ver wickeln, die die Quelle zahlreicher Schwierigkeiten sein wür den. Sie würde aus Deutschland sicherlich nicht mehr her ausholen, als dieses Land imstande ist zu bezahlen. Sie würde auf unbeschränkte Zeit den Völkerbund zu einem ver gessenen Witz machen und den Weg für einen unvermeid lichen Krieg vorbereiten. Die andere Möglichkeit ist die, einen solchen Frieden mit Deutschland abzuschließen, den Deutschland annehmen kann mit der Hoffnung auf die Zukunft und mit dem Vertrauen auf die guten Absichten der Alliierten und mit dem Zwang nicht nur seine Schulden bezahlen zu müssen, sondern auch seinen Platz in der Gemeinschaft der Völker einnehmen zu dürfen. Schweizer Diplomaten über die jetzige Lage. BafN, 23. Mai. (Eigene Drahtmeldung.) Nach In formationen politischer Kreise in der Schweiz hält man die politische Lage insofern etwas günstiger, als man damit rech net, daß der Friedensvertrag weiter wesentliche Milderun gen erfährt. Man rechnet damit, daß sich Wilson für eine Milderung einsetzen wird und zwar mit mehr Erfolg, als früher; außerdem würde er durch die arbeitenden Klassen aller Länder, sowie durch die Neutralen 'kräftig dabei unter stützt. Die „Liberte" schreibt bereits von bevorstehenden Konzessionen der Entente gegenüber Deutschland. Ein amerikanischer Friedens delegierter an Wilson. Wir brachten vor einigen Tagen schon die Meldung, daß die amerikanische Delegation entrüstet sei über die uns auMerlegenden Friedensbedingungen und ein großer Teil seinen Rücktritt erklärt habe. Diese Meldungen bestätigen sich. Der „Abend" verbreitet nach einem Funkfpruch aus Lyon ein Schreiben des Mitgliedes der amerikanischen Frie densdelegation Bullitts an Wilson, durch das dieser sei nen Rücktritt aus der Delegation begründet. Er sagt darin nach einer Wolff-Meldung u. a.: Ich bin einer der Millionen, die rückhaltlos Ihrer Führer schaft vertrauten und glaubten. Sie wollten nichts Geringe re-als eine« dauernden Frieden erreichen, und das auf der Basis einer selbstlosen Gerechtigkeit, aber die Regierung hat sich nunmehr dazu entschlossen, die leidenden Völker der weit neuen Unterdrückungen und Aerstückelungsangriffen auszusehen, ein neue» Jahrhundert des Kriege» zu eröffnen. Ungerechte Ent schluss s e, wie die von Schantung, Tirol, Ostpreußen, Dan zig, Saarbecken und die Preisgabe wichtiger Freihäfen füh ren unweigerlich zu neuen Konflikten. Meiner festen Überzeugung nach ist der durch den vorliegenden Ent wurf geschaffene Völkerbundsentwurf viel zu machtlos, um diese Kriege zu verhindern. Daher ist e- die Pflicht der Regierung der vereinigten Staaten, zum Besten ihre» Volks und dem der Menschheit die Unter- schrift und die Ratifikation des ungerechten Vertrages durch Richtbeitritt zu dem Völkerbund und damit ein engere» Zusammengehen mit Frankreich zu verwei gern. Es ist nur allzubekannt, daß Sie sich den meisten der ungerechten Abmachungen widersetzten und daß Äe ihnen nur unter dem schärfsten Druck beipfltchteten. Trotzdem ^ht meine Lbe^eugung da bin, daß, wem» Sie den Kampf, anstatt ihn hinter ver schlossenen Türen zu kämpfen, offen ausgefochten hätten, die öffentliche Meinung der wett auf Ihrer Seite gewesen wäre und ^ese Sie in die Lage verseht hätte, alten Ansinnen zu widerstehen, mit de nen Sie nicht einverstanden gewesen wären. Amerika gege« deu Friedeuovertrag. Haag, 23. Mai. (Eigene Drahtmeldung.) Aus New Port wird gemeldet: Die Erklärung des Senators Knock, daß d«r revidiert« Entwurf des NMerbmidvertrage« schlech ¬ ter sei, als der erste und daß es seitens der Vereinigten Staaten nationaler Selbstmord wäre zuzustimmen, hat in Washington wie eine Bombe eingeschlagen. Wie zuverläs sig verlautet, haben 55 Senatoren sich gegen den Völker bundvertrag und somit auch gegen den Friedensvertrag, der in den Völkerbundvertrag eingeschlossen ist, ausgesprochen. Keine Befreiung , unserer Kriegefangenen! Versailles, 23. Mai. (W. T. B.) Dem Grafen Brock- dorff-Rantzau ist am Donnerstag die Antwort Clemenceaus auf die Note vom 10. d. M. über Kriegsgefangene zugegan gen. Sie besagt, daß die Alliierten der Befreiung der Kriegs- und Zivilgefangenen, die sich Verbrechen oder Ver gehen haben zu Schulden kommen lassen, nicht zustimmen können. Es wird ein Sonderfall angeführt, nach dem ein deutscher Kriegsgefangener nachts einen Landwirt, bei dem er arbeitete, und dessen Ehefrau ermordet hat. Hinsichtlich dessen, was'sich aus die Milderung bezieht, die die deutsche Regierung in dem Schicksal der Kriegsgefangenen und Zi- vilinternierten zwischen dem Zeitpunkt der Unterzeichnung des Friedens und ihrer Heimbeförderung eintreten zu lassen vorschlug, wühlen dle Alliierten nicht, welche Milderung gewährt werden könnte, denn sie hätten sich bemüht, die Kriegsgesetze zu beobachten und den Forderungen der Menschlichkeit Genüge zu leisten. Die alliierten Mächte beabsichtigten, die Kriegsgefangenen in der fraglichen Zeitspanne mit voller Berücksichtigung ihres Gefühlslebens und ihres Bedürfnisses zu behandeln. Die Wiedererstattung des persönlichen Eigentums an die Kriegs gefangenen werde erfolgen. Bezüglich der Auskünfte über die Vermißten hätten sich die Alliierten ständig bemüht, der deutschen Regierung alle Informationen zugehen zu lassen, und würden gewiß damit fortfahren. Was die Erhaltung der Grabstätten und die Überführung der Leichen Gefallener anbetrifft, wird auf die betreffenden Artikel der Friedensbedingungen ver wiesen. Bezüglich der geforderten uneingeschränkten Ge genseitigkeit müßten die Alliierten erklären, daß sie es für erforderlich gehalten hätten, den Artikel 222 einzufügen we gen der Behandlung, die ihre eigenen in Deutschland wäh rend des Krieges internierten Staatsangehörigen zu erleiden gehabt hätten. Da keinerlei Vergleich zwischen der Behand lung der Kriegsgefangenen durch die deutsche Regierung einerseits und durch die alliierten und assoziierten Mächte andererseits möglich sei, so könne in dieser Hinsicht ' keine Gegenseitigkeit gefordert werden. Sie wären bereit, alles mögliche zu tun, um dis deutschen Kriegsgefangenen und Zivilinternierten gehörig verpflegt und angemessen behandelt nach Friedensschluß Heimzubefördern, sie bedauerten indessen, daß die zur Ver fügung stehenden Bekleidungsgegenständo unzureichend seien, um die deutschen Kriegsgefangenen neu auszustatten. Kommissionen, die sich mit der Heimbeförderung der Kriegs gefangenen zu befassen hätten, würden die Vertreter der alliierten und assoziierten Mächte einfetzen, sobald der Friede unterzeichnet sei. — In einer Anlage fügt Clemenceau als urkundlichen Beleg einen Bericht des Unterstaatssekretärs für militärische Gerichtsbarkeit inbetreff des Bekleidungszu standes der Kriegsgefangenen bei. * Zu dieser Antwortnote bemerkt die zuständige deutsche Stell«: Die alliierten und assoziierten Regierungen führen zur Begründung ihrer Ablehnung der Freilassung derjeni gen Kriegs- und Zivilgefangenen, die sich wegen anderer als disziplinärer Vergehen in Untersuchungs- oder Strafhaft befinden, «inen anscheinend besonders troffen Fall an, wo sich ein deutscher Kriegsgefangener noch der Gefangennahme eines Mordes gegen den Unternehmer, bei dem er arbeitete, und dessen Ehefrau schuldig gemocht hat. Die alliierten und assoziierten Regierungen werden wohl selbst nicht behaupten wollen, daß unter den früher in deutscher Hand befindlichen, ihnen angehörigen Kriegsgefangenen keine Fälle dieser Art sich ereignet hätten. Im Gegenteil, es sind nur allzuviel« FAle oorgekvmmen, wo Kriegsgefangene la Deutschland schm«« verbrechen begangen haben, namentlich Notzucht, Brandstiftung, Mord ustv. Das hat di« alliierten und assoziierten Regierungen seinerzeit