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6MrgeSccrtt^> Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung in allen Volksschichier/ Beilagen: Bilderwoche, Jugend u. Deutschtum, Mode vom Tage. Frau und Heim, Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May G. m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444 und 445 MrsEofswerdasr Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- mannschast, der Schulinspektion und de« Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. ,, . Gemeinde» v«da«d»gtr»kafie Bischofswerda Ko»«» Nr. «4. ' " — .Krieg oder sonstiger irgend welcher betrieb« der Zeitung oder der Beförderungseinrich- «»zeigenprei» (in Reichsmark): Die 43 mm breite einwaltlar Drundschristzeiie 25 Psg., örtliche Anzeigen 20 Psg., die !I0 mm breite Reklamezette (im Textteii) 70 Psg. Wr da. Erscheine» von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestiiinnlen ^"°"tt nach Tarif. — Für Sanimrl- - - - - — Ersiillungrort BIschofsmerdo Erscheinungsweise: Jeden Werktag abend» für den folgend. Tag. Postscheck»«,«»»: Amt Dresden Nr. 1821. Bezugspreis tür die Zeit eines halben Monats: Frei in, «erbandsgtrokass» Bischofswerda Konto Haus halbmonatlich Ntk. 1.20, beim Adholen in. der Geschäftsstelle Im Fall« höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger wöchentlich 50 Pfg. Einzelnummer 10 Psg. (Sonnabend- und Störung d« Betriebes der Zeitung oder der Beför », u Loimtagsnummer 15 Pfg.) — Alle Postanstalt«, sowie unsere ckngm — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Plätzen lÄir Gewähr. — Rabatt nach Tarif. Zeitungsausträger u. die Geschäftsstelle nehmen Bestellung« «tgegea Rachliesrnmg der Zeitung oder aus Rückzahlung de» Bezugspreises, anzeigen tarifmäßigen Aufschlag. — Ersüllung Freitag, den 11. November 1927. Nr. 263 82. Jahrgang das bei ! Abendkleid n. Schwarz id in diesem die Pastell, u, seegrün, 'engelb sind hauchdünne n glatt, der )er Schulter i Rock sind Stilkleider, t weich zu- x ssrz. ü aus aqua- mcm Chiffon. :tct ist zu Bio- > der Rack zu hcn abgenäht. Tagesschau. Das inkernaklonale Aeberelnkommen über die Abschaf fung der Lin- und Ausfuhrverbote und Beschränkungen wurde Mittwoch nachmittag von 18 Ländern unterzeichnet, darunter Deutschland, Oesterreich, Belgien, Großbritannien, Dänemark, Frankreich, Italien, Japan, Holland, Schweiz, Tschecho-Slowakei und Ungarn. * In amerikanischen Ftnanzkreisen rechnet man mit der Möglichkeit eines neuen Gutachtens des Reparalions- agenten an den Reichsfinanzminister. * Die passive Resistenz der tschechischen Eisenbahner ist am Mittwoch beendet worden, nachdem der Ministerpräsi- dent die Gleichstellung mit den übrigen Staatsangestellten zugesichert hatte. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden di« Leser Aus- sührliches an anderer Stelle. Gin neues Gutachten Gilberts? Berlin, 9. Nov. In amerikanischen Finanzkreisen er wartet man mit Interesse den Fortgang der mündlichen Be ratungen zwischen Parker Gilbert und dem deutschen Reichs- flnanzminisler. Da die deutsche Antwort nickst voll befriedigt hak, rechnet man mit der Möglichkeit, daß der Reparations agent, falls in den neuen Besprechungen keine Einigung er- zielt wird, seine Auffassung über die strittigen Vunkle in präziser Form in einem neuen Memorandum an Köhler nlederlegt. Senator Korah gegen Gilberts Auffassung. Rew Dort, 9. Nov. Senator Lorah erklärte, daß Deutschland wie jede andere euroväische Ration nicht mehr Anteilen aufnehme, als es erschwingen könne. Varker Gil bert scheine sich, als er sein Memorandum der Oesseatllchkeit übergeben habe, nicht klar darüber gewesen zu sein, wohin seine Kritik führen könne. Er sei der Ueberzeugung, daß di« Eigentumsrückgabe Deutschland außerordentlich helfen würde, das gerade jetzt mit starkem finanziellen Druck be lastet fei. Er hoffe, daß in der nächsten Kongreßsession die Eigentumsrückgabe beschlossen werden würde. Bayern und das Gilbert- Memorandum. München, 8. Nov. Im Bayerischen Landtag kam heute der Beratung des Etats des Finanzministeriums die Sprache auch auf das Memorandum des Reparationsagen ¬ ten. Der Redner der Bayerischen Volkspartei, Abg. Dr. Probst, übte an dem Memorandum scharfe Kritik und er klärte, die Alliierten würden sich einer Täuschung hingeben, wenn sie glaubten, daß ein Einheitsstaat die Reparationslast leichter tragen würde, als der Staat in der jetzigen Form. Auf die Dauer werde Deutschland die furchtbaren Kriegs lasten überhaupt nicht oufbringen können. Für die sozial demokratische Fraktion erklärte Abg. Dr. Ackermann, es sei zuzugeben, daß der Reparationsagent die Grenzen, die durch seine Aufgabe gezogen seien und die ein besonders takt volles Vorgehen verlangen, wenn es sich um die Behand lung innerdeutscher Angelegenheiten handle, nicht streng ein gehalt en habe. In der Antwort der Reichsregie rung vermisse man vollständig, daß der Reparationsagent in seine Schranken zurllckgcwiesen worden wäre. Im übri gen könne aus dem Schritt Gilberts nicht ein Vorwurf gegen din Unitaristen abgeleitet werden. Finanzminister Dr. Schmelzte äußerte zu dem Me morandum: eine Folge der vom Reparationsagenten unter nommenen Aktion sei schon eingetreten, nämlich, daß Bayern seinen Anleihebedarf während der nächsten zwei Jahre nicht werde decken können. Die Derembertagung des Völker bundes. Für die am 5. Dezember beginnende neu« Tagung des Völkerbundsrates wird nun das Arbeitsprogramm be kanntgegeben. Es umfaßt wieder eine große Anzahl von Punkten und man rechnet in Völkerbundskreisen mit einer Dauer der Tagung von über einer Woche. Unmittelbar Deutschland angehende Fragen dürften diesmal nicht so tm Vordergrund stehen, wie das bei den letzten Tagungen der Fall war. Offiziell sind lediglich die Erledigung der zwi schen Deutschland und Griechenland schwebenden Streitfrage über die Salamis und die der Westernplatte-Frage ange setzt, wodurch deutsche Interessen unmittelbar berührt wer den. Man erwartet jedoch das Eintreffen einer Abord nung aus dem Saargebiet, die die Ratstagung zum Anlaß nehmen dürfte, Wünsche des Saargebictes in bezug auf die Ersatzwahl für das belgische Mitglied der Regierungstom- Oie Reichsschulden. Don Geh. Reg.-Rat Dr. Qua atz, M. d. R. Die Schuldenfrage entwickelt sich zu einem Zentralpro blem unserer Finanzpolitik. Sie hängt mit der Außenpolitik ebenso wie mit der Zukunft unserer Wirtschaft aufs engste zusammen. Der Dawesplan gcht von der Auffassung aus, das Deutsche Reich habe sich durch die Inflation entschuldet. Die Auffassung ist irrig. Für Juli 1927 gibt das Statistische Reichsamt als Gesamtschuldsumme des Deutschen Reiches die Summe von 4)L Milliarden Mark an. In dieser Summe ist aber nicht enthalten die Dawesanleihe, die wir zur Bezahlung der Kriegstribute ausgenommen haben im Betrage von 800 Millionen Mark. Weshalb dieser so wich tige Posten nicht aufgeführt ist, bedarf der Aufklärung. Die Gesamtsumme ist also über 5,1 Milliarden Mark. Vor dem Kriege betrug die Schuldsumme des Deutschen Reiches noch nicht 5 Milliarden Mark; mit anderen Wor ten: Der Schulden st and vor dem Kriege ist be- reits überschritten. Will man aber die tatsächliche Belastung ermessen, die in der Schuldsumme für das deutsche Volk liegt, so muh man auch die Zinslast berücksichtigen. Die Zinsen sind aber heute weit höher als im Frieden. Haben wir doch für die Dawesanleihe 8 Prozent Zinsen zu zahlen gegen 414 bis 5 Prozent vor dem Kriege. Ein zweites erschwerendes Moment liegt darin, daß ein Teil dieser Reichsschulden Auslandsschulden sind, nämlich von 5,1 Milliarden 1700 Millionen Mark. Es bedarf keiner näheren Darlegung, wie gefahrvoll es für einen Staat ist, wenn er sich in fremder Währung ver schuldet. Diese Gefahr ist doppelt groß für ein Reich wie Deutschland, dessen Volkswirtschaft eine passive Zahlungs und Handels-Bilanz hat, also jährlich keinen Ueberschuß an fremden Devisen hereinnimmt, sondern jedes Jahr Devisen schuldig wird. So ist die Verschuldung des Reiches ans Ausland nur ein Teil unserer Auslandsschulden. Mit dem Reiche wett eifern in dieser Beziehung die Länder und Gemeinden; aber auch die Wirtschaft hat gewaltige Auslandskapitalien ausge nommen. Die gesamten Auslandsschulden Deutschlands sind auf mindestens 10 Mil liarden Mark zu beziffern. Selbstverständlich wäre es wichtig zu wissen, wie hoch neben den Reichsfchulden die Schulden der Länder, Gemein den und sonstigen öffentlichen Verbände insgesamt sind. Indessen ist es noch bis heute (Herbst 1927) nicht gelungen, eine brauchbare Statistik zu erhalten. Alle diese Schulden aber verschwinden gegenüber der ungeheuren Verschuldung des Reiches durch den Dawesplan. Bekanntlich haben wir in jedem Jahre 2^ Milliarden Nark zu zahlen. Bei Annahme einer öprozentigen Verzin sung (man kann mit sinkendem Zinsfuß rechnen) bedeutet das eine Kapitalverschuldung von mindestens 50 Milliarden Mark. Heute also ruht bereits auf dem deutschen Volke eine Eesamtauslandsschuld von mindestens 60 Milliarden Mark. Aber hiermit ist noch kein Ende der Gefahren gegeben. Die Gefahr liegt außer in der Höhe der Schulden in dem Fortschreiten der Verschuldung. Fast in jedem Jahre führen wir für Milliarden fremde Lebens- und Ge- swßmittel ein, für die wir eine Deckung nicht haben. Im Jahre 1924 blieben wir etwa 2,7 Milliarden schuldig, im Hahre 1925 etwa 4,3 Milliarden; in dem relativ günstigen sichre 1926 blieben mir etwa A Milliarden schuldig. Im rufenden Jahre 1927 wird die Schuldsumme bei etwa vier für diesen Zweck zu ernennen, niemals ernstlich in Frage gekommen seien. Der neue Ausschuß ist, wie auch amtlich betont wird, nach dem Muster des handelspolitischen Ausschusses gebildet. Es gehören ihm dieselben Kabinetts mitglieder an, nur ist in dem neuen Ausschuß nicht der Wirtschaftsminister, sondern der Finanzministsr federfüh rend. Es versteht sich von selbst, daß dieser Ausschuß nur bei wichtigen Fragen zusammentreten wird, während die laufenden Angelegenheiten im Verkehr mit dem Repa rationsagenten teils von den Staatssekretären oder von den dafür in Betracht kommenden Abteilungen des Finanz ministeriums allein geführt werden. Die Leitung dieser Arbeiten wird nach wie vor in den Händen des Ministerial direktors Dorn liegen. Die Meldungen, daß der Reparationsagent die Absicht habe, den Schriftwechsel mit dem Finanzminister f 0 rtzu setzen, dürften ihre Aufklärung wohl in der Richtung finden, daß der große Jahresbericht des Neparatiansagen- ten Ende November abgeschlossen wird. Man zwei felt nicht daran, daß Gilbert bei diesem Bericht die Antwort der deutschen Regierung auf sein Memorandum eingehend berücksichtigen wird. Außerdem gehen die mündlichen Ver handlungen mit dem Reparationsagenten weiter. Ein an deres neues Schriftstück außer dem Jahresbericht wird je doch von ihm nicht erwartet. Die Pressemeldungen über den angeblichen Plan, einen Beamten aus der Umgebung des Sparkommissars Saemisch zum Sparkommifsar für die deutschen Städte zu ernennen, haben sich nicht bestätigt. Den An laß zu diesen Gerüchten hat vielleicht die Tatsache gegeben, daß einer dieser höheren Beamten in letzter Zeit innerhalb seines Ressorts Studien über das kommunale Finanzwesen angestellt hat, weil von verschiedenen Ländern, so z. B. Hes sen und Thüringen, an den Sparkommissar die Bitte gerich tet wurde, das Finanzwesen dieser Länder nachzuprüfen. Auch in Kreisen der Berliner Stadtverwaltung sind anschei nend unverbindliche Erörterungen über diese Frage ange stellt worden. Weder imf Finanzministerium noch beim Sparkommissar ist jedoch von einem Plane der Neusrnen- nung eines Städtelommissars etwas bekannt. Zentralstelle für Ueparattorrsfragerr. Berlin, 9. Nov. Das Reickskabinett stlmmle in feiner heutigen Sitzung dem vom Reichsminister der Finanzen be reits vor längerer Zeit unterbreiteten Vorschlag auf Bil dung eines reparationspolitlschen Ausschusses der Reichs regierung zu. Durch den Kabinettsbeschluß auf Einsetzung eines repa- rationspolitischen Ausschusses des Reichskabinetts ist die Frage einer Zusammenfassung der an den Reparationsver handlungen beteiligten Restarts zum Abschluß gebracht worden. Es wird von amtlicher Seite nochmals betont, daß die angeblichen Pläne, einen besonderen Kommissar, zum Beispiel den früheren Staatssekretär Dr. Bergmann, Milliarden liegen. Unter dieser Annahme würde allein un sere Handelsverschuldung seit der Stabilisierung 11 bis 12 Milliarden Mark betragen. Diesen Verlustposten im Ver hältnis zum Ausland stehen keine oder nur höchst geringe Aktivposten gegenüber, weil wir nicht mehr die gewaltigen Einnahmen aus unserem Auslandsvermögen haben, ' uns durch das Versailler Diktat geraubt wurde. Die Norg^fchiü^ der Gilbert- Berlin. 9. Nov. Der dem amerikanischen Schatzsekretär Mellon häufig als Sprachrohr dienende Philadelphia Public Ledger schreibt über die Vorgeschichte des Gilbert-Memoran dums, daß im vergangenen Sommer Anzeichen für eine Schwächung des deutschen Kredits in Amerika bemerkbar wurden. In Deutschland sei man darüber besorgt gewesen und habe Gilbert nach den Ursachen gefragt. Dieser habe ge antwortet, die Ursachen feien inDeutschlandselbstzu suchen, wo sich Mangel an Sparsamkeit bemerkbar mache. Zu einem Zeitpunkte, da Deutschland sich darauf vorbereiten sollte, den hohen Anforderungen des nächsten Jahres gerecht zu werden, laste es sich zu verschwenderischen Ausgaben ver leiten, als ob alle Sorgen bereits überstanden wären. (!I) In diesem Zusammenhang meldet die Vossische Zeitung aus New Pork, daß di« amerikanischen Bankiers im allge meinen die kommende Ruhepause auf dem deut schen Anleihemärkte begrüßen, weil das Tempo der neuen Emissionen in den letzten Wochen reichlich heftig und der Markt mit neuem Material überfüllt worden fei. Die Bankiers verzeichnen aber demgegenüber auf der Passiv seite, daß das Memorandum Gilberts eine der wichtigsten Abflußmöglichkeiten des überflüssigen Kapitals in Amerika mehr oder weniger verstopft habe. Die amerikanischen Bankiers vertreten die Ansicht, daß die Anleihen einen Vor rang vor den Reparationsverpflichtungen haben, und man hofft, daß das Staatsdepartement sich zu der Ansicht der Bankiers bekehren werde. Nur auf diesem Wege sehe man in New Parker Bankkreisen die Möglichkeit, das ganze Re parationsproblem im Zusammenhang mit dem Schulden problem anzuschneiden und eine allgemeine Konfe renz, die ja einmal kommen müsse, dem Staatsdeparte ment schmackhafter zu machen. Innenpolitisch — amerika nisch gesprochen — bedeute die Aktion Parier Gilberts den einstweiligen Sieg der politischen Führung Washingtons, das die ganze Frage bis nach den Wahlen von 1928 vertagen wolle.