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DerSSGscheLrMer MMoltzwerüaer «Ul7crge6ccrtt-» Einzige Tageszeitung im Amtsgertchtsbezirk Unabhängige Fettung für alle Stände In Stadt und Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Land.DIchtesteVerbreitungtnallenBolksschicht«! Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Ami-Haupt- Beilagen: Bilderwoche, Jugend u. Deutschtum, Mod» vom Tage, Fr« Mannschaft, der Schulinspektion und de« Hauptzollamt» -u Bautzen. und Heim, Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Friedrich May G. m.b.H. in Bischofswerda. FernsprecherRr. 444 und 44ö Erscheinung—»^s« Irden Werktag abend» für den folgend. Tag. Be,ug»vr«1» lür die Zeit eine» halben Monat»: Frei in» Haus halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abholen ln der Vrichättsstelle wöchentlich SO Psg. Einzelnummer 10 Psg. 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Semei«»- Anzet^ »erdandsgieokafs, Bischofswerda Konto Str. 64. - Falle höher« Gewalt — Krieg oder leb— d« Zeitung odn der Beförderungsetnrich Nr. 20S Mittwoch, den 7. September 1S27. 82. Jahrgang Tagesschau. * Nach Meldungen aus Genf macht Polen den Vor schlag eines Ostlocaruopakkes. Aus Armenien werden neue Erdstöße berichtet, durch die wieder Häuser zerstört wurden. Auf dem Flughafen Bremen wurde am Montag «in neuer Flugzeugtyp eingeflogen, der eine vollständige Neu heit auf dem Gebiet des Mugbaues darstellt. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- führliches an anderer Stelle. Hintergründe. England und die neue Lage im Osten. — Engere deutsch polnische Zusammenarbeit? — Ein europäischer Wirtschafts block. Die englischen Bemühungen, Deutschland in das briti sche Fahrwasser zu bringen, sind in der letzten Zeit weniger offenkundig, deshalb aber nicht weniger intensiv gewesen. Die vor einigen Monaten bekannt gewordene Absicht Cham berlains, seine Absichten durch einen persönlichen Besuch in Berlin zu fördern, ist aufgegeben worden, allem Anscheine nach auf französischen Druck. Diese Rücksichtnahme auf Paris war für Chamberlain schon dadurch geboten, daß die Konzessionen, mit denen man Deutschland gewinnen will, größtenteils auf französische Rechnung gehen müssen. Das Ziel der englischen Bemühungen ist das gleiche wie vor der letzten Genfer Tagung: Deutschland der Sowjetunion zu ent- fremden und in das Lager des von England angestrebten Antisowjetblockes zu ziehen. Auf der gegenwärtigen Dölker- bundstagung werden die Bemühungen in gleicher Richtung mit erneuter Energie fortgesetzt werden, wenngleich man sich in englischen politischen Kreisen darüber klar ist, daß die Aussichten nicht allzu günstig stehen. Man ist in London all- mählich doch zu der Ueberzeugung gekommen, daß das deut sche Auswärtige Amt auf der Aufrechterhaltung guter Be ziehungen zu Moskau besteht und daß daran auch die Ver suchsballons, die einige deutsche Politiker in der letzten Zeit haben aufsteigen lassen, nichts geändert haben. Man hat in London insbesondere eingesehen, daß auch die Vertreter einer Westorientierung in Deutschland nicht bereit sein dürf ten, ohne sehr reale Zugeständnisse in der Aufrüstungsfrage und der Frage der Ostgrenzen den englischen Werbungen Gehör zu leihen. (Sehr starke Aufmerksamkeit haben in eng lischen politischen Kreisen die jede deutsche Teilnahme an einer aktiven Antisowjetpolitik ablehnenden Aeußerungen Prof. Schückings auf der Interparlamentarischen Konferenz gefunden.) Zu irgendwie wesentlichen Zugeständnissen in den angedeuteten Richtungen ist man in England weder be reit noch in der Lage. In den an die Sowjetunion grenzenden Staaten ist nämlich in der Zwischenzeit ein nicht unwesentlicher Wand«! in außenpolitischer Hinsicht eingetreten: Einmal ist in Ru mänien unter der neuen Aera Bratianu eine unverhüllte Zuneigung zu Frankreich zu konstatieren. Und wenn man dem Außenminister Titulescu auch starke Sympathien zu England nachsagt, so hat doch der englische Einfluß gegen- über der Zeit der italienfreundlichen Politik Averescus stark nachgelassen. Auf jeden Fall will Rumänien von einer Kriegspolitik an seiner Ostgrenze nichts wissen. Auch in Polen hat sich die Situation gegen das Frühjahr verändert. Polen hat in der letzten Zeit ein« wesentliche Annäherung an die Sowjetunion vollzogen. Wohl sind die Verhandlun gen Pateks in Moskau noch keineswegs abgeschlossen. Aber die bloße Tatsache, daß derartige auf einen Nichtangriffs pakt abzielende Verhandlungen zwischen Warschau und Moskau so kurze Zeit nach der Ermordung Woskows und der daraus resultierenden Gereiztheit zwischen beiden Staa ten überhaupt zustande kommen konnten, ist sympathisch für die neue Lage im Osten. England hat sicherem Vernehmen zufolge den polnischen Bemühungen um einen Ostbund, der nach der ursprünglichen polnischen Konzeption Polen, di« Randstaaten und die Sowjetunion umfasten sollte, wohl oder übel seine Zustimmung geben müssen, um nicht Gefahr zu laufen, den Anschluß an Warschau gänzlich zu verlieren. Zugeständnisse an Deutschland in der Ostgrenzenfrage müß- tcn in diesem Zusammenhang natürlich den englischen Ein fluß in Polen tödlich treffen. Mittlerweile hat die polni sche Politik aber eine neue Wendung genommen. Der Plan, einen Baltenbund unter polnischer Führung zustande zu bringen, ist an dem Widerstande Lettlands gescheitert, da» seinerseits an der engeren Verknüpfung Deutschland» mit der Sowjetunion auf dem Dege über die Baltischen Staaten interessiert ist. (Gewisse Voraussetzungen für eine solche Entwicklung sind durch den lettisch-russischen Handelsvertrag der Lettland ein bestimmtes Einsuhrkontingent einräumt — ein Ziel, das für Deutschland gleichfalls erstrebenswert wäre — gegeben.) Die polnische Außenpolitik steht im Be griffe, einen Gegenzug zu tun und wird versuchen, eine engere Zusammenarbeit auf per Linie ^öerlin—Warschau— Moskau herbeizufllhren. Sicheren Nachrichten gemäß soll die polnische Delegation nach dieser Richtung hin im Ver laufe der Genfer Besprechungen bei dem deutschen Außen minister sondieren. Die englische Außenpolitik in Osteuropa hat also keine Veranlassung, mit der Gestaltung der Lage im gegenwärti gen Stadium zufrieden zu sein. Dies umso weniger, als auch Frankreichs Stellungnahme gegenüber der Sowjetunion aufrecht zu erhalten, schon um eine Verstärkung des deut schen Einflusses im Osten abbremsen, ja, bei gegebener Ge legenheit einen antideutschen Block im Osten Herstellen zu können. Wenn England trotz alledem seine Bemühungen um Deutschland fortsetzt, so spricht dabei zum mindesten die Nebenabsicht mit, durch eine scheinbare Intimität zwischen London und Berlin in Moskau Mißtrauen gegen die deut- sche Aufrichtigkeit zu säen und so möglicherweise einen Teil erfolg zu erzielen, ohne selbst irgendwelche Opfer bringen zu müssen. Daneben kommt aber den englischen Bemühun gen eine über die Ostfrage hinausragende Bedeutung zu. Angesichts der Verschlechterung der Beziehungen Enlands zu den Vereinigten Staaten legt man im englischen Außen amt Wert darauf, gegenüber Washington mit einer mög lichst geschloffenen Front der europäischen Großstaaten ope rieren zu können. Man will Amerika vor Augen führen, daß eine Selbstverteidigung der europäischen Wirtschaft un ter britischer Führung in den Bereich der Möglichkeit fällt. Diese neue Linie der englischen Außenpolitik kann unter dem Gesichtspunkt einer Neuaufrollung der Kriegslasten frage — und damit auch des Dawesplanes — durch Eng land in absehbarer Zeit von großer Bedeutung werden. Mas Polen in Genf Vorschlägen will. Genf, 5. September. Don maßgebender polnischer Seite wird heute zu den vielerörterten polnischen Vorschlägen zum Abschluß eines Nichtangriffspaktes folgende Mitteilung gemacht: „Die polnisch« Delegation wird in der Vollversammlung des Völkerbunde« den Antrag zu einer Entschließung einbriygen, nach der sämtliche Mitgliedsstaaten de» Bunde» die feierliche Verpflich tung auf sich nehmen, im Falle von Differenzen untereinander nicht zu kriegerischen Maßnahmen zu schreiten." In dieser Resolution soll jedoch keinerlei Bestimmung über Sanktionsmaßnahmen oder obligatorische Schiedsgerichtsregelung ausgenommen werden. Die Absichten der polnischen Regierung gehen darauf hinaus, einen angreifenden Staat außerhalb des Ge setzes zu stellen. Diese Resolution soll bei ihrer Annahme ad vafl» für den Abschluß weiterer internationaler Sicherheitsverlräge dienen. Zweifellos beabsichtigt die polnische Regierung hiermit ein künftiges Ostlocarno mit Deutschlands Einschluß vorzubereiten. Don deutscher Seite muß nochmals nachdrücklich darauf hingewiesen werden, daß deutscherseits eine Garantieverpflichtung der gegenwär tigen Westgrenze Polens unter keinen Umständen als Diskussions thema anerkannt werden kann. Don offiziöser englischer Seite wird zu den polnischen Vorschlägen von neuem erklärt, daß die englische Regierung Vor schlägen, ob sie einen neuen Sicherheitspakt oder lediglich auch nur eine Entschließung darstellen, nicht zustimmen könne, wenn in ihnen nicht in irgendeiner Form die Gedankengänge des Londoner Protokolls enthalten sind. Don baltischer Seite wird betont, daß die Randstaaten kei- nerlei Verpflichtungen eingehen würden, die von der Sowjetregie rung als eine Gefährdung der Beziehungen zwischen den Randstaa ten und der Sowjetunion aufgefaßt werden könnten. Das Bestre ben der Randstaaten gehe sogar dahin, mit der Sowjetunion Neu- tralitätsoerträge abzuschließen. Dieser Weg sei bereit» beschritten worden und die Randstaaten würden ihn auch werter oerfolgen. Verpflichtungen, die diese Politik hindern würden, müßten von feiten der Randstaaten von vornherein abgelehnt werden. Dte Aufnahme des polnische« Planes eines Ost-Locarno in Genf. London, 6. September. Perttnaux berichtet dem Daily Tele graph au» Genf: Chamberlain und Briand stimmten anscheinend darin überein, daß der Vorschlag für ein Ost-Loxanw nur mit Zu stimmung und selbst Unterstützung Dr. Stresemanns in Angriff ge nommen werden könnte. Aus diesem Grund« habe Briand, wie berichtet werde, Mißfallen über den Schritt der Warschau— Regie rung ausgedrückt, und sei sogar so weit gegangen, zu «klären, daß er einen solchen Plan fett langem im Sinne gehabt habe und j«tü erklären müsse, daß seine eigenen Pläne gefährdet würden. Perti- nax teilt mit, die polnische Regierung habe im Juni d. I. nach Pari» ein Memorandum geschickt, das anempfehle, daß die Rheinlands- frage benutzt werden solle, um den Abschluß «ine» „Welchs«. mat tes", der dem Rheinlands-Pakte in den Locarnoverträgen analog sei, herbeizuführen. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" schreibt: Großbritannien wird sich niemals zu einer Garanti« der unsicheren Grenzen Ost-Europas verpflichten. Zusammenkunft Chamberlain—Kriand. Gens, 6. September. Im Laufe des gestrigen Abend» hat «in« Zusammenkunft zwischen Chamberlain und Briand stattgefund«. Obgleich üb« diese Unterredung da« übliche Stillschweigen bewahrt wird, besteht doch Grund zu der Annahme, daß hierbei in erst« Kl» nie die zwischen Deutschland und Frankreich schwebenden Frag««, sowie die Aktion der polnischen Regierung zur Herbeiführung «tn«» Nichtangriffspaktes zur Sprache gelangt sind. Es verlautet fern«, daß in der Unterredung darauf hingewiesen worden ist, daß d« Vorschlag der polnischen Regierung lediglich als eine Anregung im Rahmen der gesamten Abrüstungsdebatte in der Vollversammlung zur Erörterung gelangen könnte. , Die Peranderungen in der fran-Sst- fchen Besatzungsarmee. Pari», 6. Sept. Wie Journal berichtet, wird auf Grund der Herabsetzung der französischen Effektiv-Bestände im Rheinland das Hauptquartier des 33. Korps, der Gene- ralstab der 17. Maschinengewehr-Halbbrigade und da» 10. und 12. Maschinengewehrbataillon am 25. Oktober auf gelöst werden. Gleichzeitig soll zurückgezogen werden das Hauptquartier der 41. Infanterie-Division und der Stab nach Besancon, sowie das 52. Pionierbataillon nach Toul verlegt werden. Clemeneeau im Sterben? Berlin, S. September. Nach einem Telegramm der Europa dienstes der „United Preß" liegt der frühere französische Minister präsident ClSmenceau, der am 28. September 86 Jahre alt sein würde, im Sterben. Er habe in der letzten Nacht einen schweren Anfall von Herzschwäche gehabt, so daß jetzt ständig mehrere Aerzte an seinem Krankenlager weilten. Gin neuer Flngreugtyp. Bremen, S. September. Auf dem Flughafen Bremen wurde heute abend von Direktor Wulf der Focke-Wulf-Flugzeugbau-L. G. ein neuer Flugzeugtyp eingeflogen, der eine vollständige Neuyeit auf dem Gebiete des Flugzeugbaues darstellt. Bei diesem Flug zeug, der Focke-Wulf-Ente, liegen nämlich die großen Tragflächen rückwärts, während Schwanzflossen und Steuer vorn angeordnet sind. Diese neuartige Konstruktion soll ein Ueberschlagen de« Flug zeuge» bei Start und Landung unmöglich machen und überhaupt bei Fehlern des Flugzeugführers die Gefahr von Abstürzen sehr erheblich vermindern. Der heutige Flug zeigt« die Stabilität de» neuen Flugzeugtvos in eindrucksvoll« Weis«. Sie militärische Ausbildung der englische« Zagend. Don Dr. Herbert Trember. Im Zeichen vermehrter Rüstungsanstrengungen so oie^ ler Staaten und der praktischen Ergebnislosigkeit der dies jährigen Drei-Mächte-Konferenz in Senf verlohnt e» PH, einen kurzen Ueberblick über das Wesyi und die Organisa tion militärischer Jugendausblldung ln England zu gewin nen, einem Lande, besten Bevölkerung au» ihr« aimmlli- taristischen Gesinnung bekanntlich vor dem Kriege kein Hehl zu machen pflegte. Noch in aller Erinnerung steht die be schleunigte Demobilmachung des englischen Volksheeres und die Wiedereinführung des Söldnersystems. Am 1. Avril 1VS0 waren alle auf Grund der allgemeinen Wehrpflicht Einberufenen entlasten. Alt-England begann nach erprob tem Muster sofort mit der Errichtung de» regulären Berufs heere», de» traditionellen „Expeditionskorps, sowie der sog. „Territorialarmee". Dem Expeditionskorps ist äv«r