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Jahrgang Tagesschau. * In Greifswald kam es an den beiden Osterfeiertagen bei einer Zusammenkunft des Roten Frontkämpferbundes mehrfach zu Zusammenstößen und Prügeleien. Rote Front kämpfer fielen über Passanten her, die Abzeichen, nament lich das Stahlhelmabzeichen trugen. Aus Moskau wird gemeldet, daß die Gerüchte über den Beitritt der Sowjetunion zum Völkerbund nicht den Tatsachen entsprachen. * Tschangkaischek hat den Vertretern der Mächte offi ziell mitgeteilt, daß er eine eigene gemäßigte chinesische Na- tionalregierung in Nanking gebildet habe. In Marseille hat sich ein neuer italienisch-französischer Zwischenfall ereignet. Ein von der italienischen Polizei ent sandter Spitzel wurde von den Franzosen verhaftet. Au den mtt * bezeichnet« Meldungen finden die Leser Au«, iührliches an anderer Stelle. Oie englische Warnung. Die britische Diplomatie hat außer der Behandlung der chinesischen Frage, die ja bereits reichliche Nervosität in London ausgolöst^hat, zur Zeit bei der Ordnung der Dinge rings um das Mittelmeer Angelegenheiten der großen Politik zu behandeln, welche die Gabe eines besonderen Fingerspitzengefühls zur Voraussetzung haben. Im Rahmen des britischen Weltreiches bildet ja das Mittelmeerbecken eines der wesentlichsten Kettenglieder zwischen dem eng lischen MutteAand und den Besitzungen im nahen und fer nen Osten. Jede sich hier ergebende ernstere Konfliktsmög lichkeit begegnet daher im Foreingh Office einer besonders sorgfältigen Behandlung. Bisher war Italiens albanische Aktion durch Herrn Chamberlain zum mindesten wohlwol lend geduldet, vielleicht auch im Hinblick auf die Aussprache unter vier Augen, wie sie sich im Vorjahre im Hafen von Livorno zwischen dem britischen Außenminister und Musso lini abspielte, leicht begünstigt worden. Als aber dann bei der ersten Verschärfung der südslawisch-italienischen Be ziehungen es ersichtlich wurde, daß im Falle eines Abbruches der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern oder gar einer bewaffneten Auseinandersetzung der euro päische Frieden plötzlich eine erhebliche Einbuße erleiden könnte, war die englische Diplomatie angeblich bemüht ge wesen, auf einen Ausgleich der divergierenden Interessen hinzuwirken. Hierbei ist es nun so gekommen, wie es von informierten Kreisen bereits voraussagt war, daß Italien an seinem schroff ablehnenden Standpunkt festhalten und, um seines Prestiges willen, als Großmacht südslawische Vor stellungen einfach aä aeta, legen würde. Man hat in Eng land zu erkennen gegeben, welch schwere Enttäuschung Ita liens neuerdings stark betonte Weigerung, zu verhandeln, hervorgerufen hat. In diesem Zeitpunkt versucht nun die britische Regie rung Italien vor Ueberspannung seiner Forderungen zu warnen. Man will die bisherige unbeugsame Stellungnahme der Regierung Mussolinis möglichst abschwächen und alles daransetzen, in letzter Stunde noch eine Zusicherung seitens der Consulta zu erwirken. Man verhehlt sich keinesfalls, daß Italien es schließlich auf das Aeuherste ankommen lassen will, ohne vorher von den doch gewiß „wohlgemeinten" Ratschlägen der englischen Regierung Gebrauch zu machen. Dabei müßte es ja dann letzten Endes dazu kommen, daß Chamberlain Herrn Mussolini zu verstehen gibt, daß bei einem offenen Konflikt mit Südslawien Italien als der schul dige Teil angesehen und England nicht auf seiner Seite, sondern sich gegenüber im Einvernehmen mit Frankreich befinden würde. Cs ist so ost gesagt worden, daß die eng lische Flotte im Mittelmeer, im Rücken gedeckt durch die militärischen Stützpunkte Gibraltar und Malta, die italie nische Küste fast unverteidigt und offen finden würde, daß also Italien in Uebereinsttmmung mtt England alles waget, im Gegensatz aber zur englischen Politik keine eigentliche Handlungsfreiheit apfzuweisen hat.Tngland besitzt in dem mit Mussolini bisher eingeleiteten diplomatischen Hand-in-Hand- orbeiten fast alle Trümpfe. Ts ist daher durchaus als wahr- fcheinlich anzusehen, daß Mussolini zmn miiGesten ein Rach geben als der Vorsicht bessern Teil in Rechnung ziehen wird. Selbstredend ist damit di« Angelegeicheit noch nicht zu Ende geführt, sondern nur in eine ruhigere Entwicklungsphase getreten, die eben nach britischer Ansicht geschaffen werden muß, um den Frieden auf dem Balkan, vielleicht sogar den europäischen Frieden, zu sichern. Die südslawsiche Regierung selbst h,t anscheinend nur da» ei» Bestreben, daß England und Frankreich eine neue Verhandlungsbasis Herstellen. Die englische Warnung könnte nun wieder einen Umschwung der Stimmung in Südslawien herbeiführen, vielleicht aber die Entscheidung dafür bieten, daß die Angelegenheit selbst dem Völkerbund oder einer neutralen Instanz zur Ueber- prüfung zugeht. Die Ziele der neuen südslawischen Regierung. Budapest, 20. April. Das „Acht-Crsi-Ujsag" veröffent licht einen Bericht seines Belgrader Korrespondenten, dem in dortigen Regierungskreisen erklärt wurde, die Auffas sung, daß es sich bei dem neuen Kabinett um eine Diktatur handele, sei irrig. Die neue Regierung sei ein reines Ar beitskabinett. Der neue Außenminister sei für die Anwen dung der Monroe-Doktrin auf dem Balkan. Zu der For derung von italienischer Seite, die Verträge mit Südsla wien zu kündigen, wurde dem Korrespondenten erklärt: Un sere Regierung wartet ab, was Mussolini auf die diesbe zügliche Interpellation des italienischen Abgeordneten Du- dan antwortet und danach werden wir uns richten. Das bedeutet nicht, daß man in Belgrad über jene Grenzen der Nachgiebigkeit hinausgehen werde, die mit den Interessen des Landes vereinbar seien. Rom beharrt noch auf seinem ZttandprrnK. Paris. 19. April. Die Telegraphen-Union erfährt von gut unterrichteter italienischer Seite über den Standpunkt der italienischen Regierung zu den Verhandlungen mtt Süd slawien, daß Italien seine Auffassung keineswegs geändert hat. Die italienische Regierung habe, als sie direkt« Ver handlungen über die strittigen Punkte mit Belgrad zu stimmte, in diese Fragen niemals eine Diskussion des italienisch-albanischen Vertrages mit einbezogen. Die italienische Regierung habe stet» den Standpunkt vertreten, daß der Vertrag von Tirana di« südslawische Regierung nichts angehe. Sie habe daher auch niemals einer Revision des Vertrages zugestimmt. Es liege für sie kein Anlaß vor, diesen Standpunkt zu än dern und sie werde daher auch unter keinen Umstanden zu lassen, daß der Vertrag von Tirana zum Gegenstand einer Diskussion in den Verhandlungen mit Südslawien gemacht werde. Die Pariser Presse sekundiert Südslawien scharf in der Auffassung, daß der Pakt die Interessen Südslawiens be rühre, und so entsteht der Anschein, daß es sich nicht mehr in erster Linie um einen italienisch-südslawischen Konflikt handelt, sondern bereits um einen Konflikt Italien-Frank reich. England wird also seine Warnung noch etwa» deutlicher gestalten müssen. Fremde Befehlsgewatt am Rhein. Immer näher rückt der Augenblick, in dem Deutschland seinen aus dem Artikel 431 des Versailler Vertrages sich ergebenden Rechtsanspruch auf eine vorzeitige Räumung des Rheinlandes formell geltend machen dürfte. Welchem Widerstand dabei die deutsche Politik in Frankreich zu be gegnen haben wird, geht mit aller Deutlichkeit aus den Er- klärungen hervor, welche die offiziöse Pariser Presse zu den in einer Kölner Zeitung gemachten Ausführungen Dr. Stresemanns abgegeben hat. Frankreich verlangt in gleich bleibender Hartnäckigkeit und in unveränderter Argumen tierung neue deutsche Gegenleistungen, erwartet weit gehendste Garantievorschläge. Daß dazwischen ein Lo carno-Abkommen geschlossen worden ist, scheint man in Frankreich völlig vergessen zu haben. Man kann nur an nehmen, daß Poincarö, dessen Einfluß sich anscheinend stän dig verstärkt, der Hauptführer dieser Presse-Agitation ge wesen ist und auch Hauptträger der Initiative von der Gegenseite sein wird, wenn die offizielle Einleitung des deutschen Schrittes erfolgt. Die französische Generalität im besetzten Gebiet hat nach wie vor nur das eine Interesse, die Aufrechterhaltung der Besatzung mit allen Mitteln sicherzustellen. Man fühlt sich dort mit den erhöhten Zu lagen und der unbeschränkten militärischen Machtvollkom menheit so wohl, daß ein Abzug nach Frankreich als das schwärzeste Los, gewissermaßen als ein Sturz von der Höhe empfunden wird. Selbstredend haben auch die englischen Besatzungsoffiziere ein größeres Verständnis für die be sonderen Vorzüge der ihnen eingeräumten Stellung und sehnen sich daher auch nur zum geringsten Teil nach einer anderen Verwendung. Wenn der seitherige Oberbefehls- Haber der englischen Rheinarmee, Sir 3. P. Du Cane, in dem Abschiedsbefebl an seine Truppen betont, daß die Ein wohner der englischen Zone in Sicherheit und Zufrieden heit leben und daß die» für die britische Rheinarmee die be- merkenswerteste Anerkennung bilde, so empfindet man auch hierin mehr das Paschatum der fremden Gewalthaber aus deutschem Boden, als irgend etwas anderes. Allerdings die Sicherheit der deutschen Einwohner der englischen Zone ist eine größere, als die unserer Mitbürger unter franzö sischer Obhut. Von einer .Zufriedenheit" aber, von der der englische General weiß, kann selbstredend nicht gespro chen werden. Eine solche Auffassung muß deutscherseits als unerhörte Anmaßung zurückgewiesen «erden, wie ja über haupt die weitere Aufrechterhaltung der Besatzung im Rheinland die gefährlichste Anmaßung unserer allen Geg ner und die schwerste Belastung de» Friedens darsstllt und bleiben wird. * In einem Artikel des Tenws zu dm Ausführungen des Reichsauhenminister» Dr. Strefemann in der „Köln. Zig." heißt « wörtlich: Wenn Strefemann erklärt, daß di« stier- lichen Erklärungen der Westmächte bett, di« Herabsetzung der Zahl der Desatzungstruppen nicht verwirklicht worden feien und dah die Aufrechterhaltung dieser Besatzung hei der gegenwärttgm Lage «o»pa» et» AnomM» beomt^ so vergißt er die geringste Anspielung auf die Garantien zu machen, die Deutschland geben könnte, um eine Regelung zu ermöglichen. Die Deutsche Allgem. Ztg. bemerkt dazu: Hier wird also von dem französischen Blatt behauptet, daß Deutschland nicht nur für das gänzliche Verschwinden der Besatzung, son dern sogar schon für eine Herabsetzung der Zahl der Be satzungstruppen irgendwelche Bürgschaften zu leisten habe. Das ist eine unglaubliche Verdrehung des Tatbestandes. In der Note der Botschafterkonferenz vom 14. 11. 1928 ist mit Unterschrift Briands in feierlichster Weise eine erheblich« Herabsetzung der Stärke der Besatzungstruppen versprochen worden. Dies Versprechen ist bis heute nicht erfüllt. Cs war an keinerlei Bedingung geknüpft, sondern seinerseits di« Vor aussetzung dafür, daß die Locarnoverträge im Dezember 1925 in London unterzeichnet wucken. Der französische Sozialistenkongreß für die Räumung. Paris, 19. April. Auf dem Bankett des Kongresses der Sozialistischen Partei in Lyon erklärte heute u. a. der Reichstagsabgeordnete Breitscheidt, die Räumung des Rhein'andes und des Saargebietes sei unbedingt notwen dig sür die endgültige Wiederherstellung des Friedens. Die Besetzung sei eine Anomalie und eine Gefahr für den Frieden. Die deutsche Sozialdemokratie unterstütze die Außenpolitik der deutschen Regierung, weil sie wisse, daß Strefemann den Frieden wolle und oaß er die Politik be treibe, für die die Sozialdemokraten einaetreten sind. Leon Blum erklärte in seiner Erwiderung: Was die Räumung des Saargebietes und des Rheinlandes anbetrifft, haben wir vollkommen die gleichen Ansichten wie die deutschen Sozialdemokraten, denn wir wissen, daß der Friede nicht hergestellt werden kann, ohne daß diese beiden schwerwiegenden Fragen geregelt sind. Ein frarrröstfches Kriegsgerichtsurteil. Mainz, 20, April. Da» französische Kriegsgericht verurteilte den Kaufmann Schmiedel zu 150 -tt Geldstrafe oder 30 Tcmm Ge- füngni», weil er in Höchst am Main zur Geldsammlung für «la« venkmalfond» zur Errichtung ein« Gefallmenden km al» de» Mala- zer Infanterie-Regiment» Ü7 aufgefordert hakte. Oie Lage i« Lhina. Tschangkaischek notifiziert die NegiermrgsnenkUdrmg den MSchten. Lerlta, 20. April. Nach einer Morgenblättermeldung au» Schanghai hat Tschangkaischek den dortigen Vertretern der Mächte gestern nachmittag notifiziert, daß er sich von der politischen Kantonregierung in Hankau losgesagt unh «in« eigen« gemäßigte chinesische Nationalregierung in Nanking eingesetzt habe. Die L..ge ist nunmehr so, daß wir außer der nottxhine- sischen Regierung Tschangtsolins, die bekanntlich ihren Sitz in Peking hat und großen Wert aus erträgliche Beziehungen zum Auslande legt, im Süden an Stell« der bisherigen Kan- tonregierung di« nationalistisch« Herrschaft Tschangkaischek« «n Nanking und daneben da» komnumiMkn Rentt» haben.