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Tageblatt für die Stadt Aire rrno V-fch«r«t täglich Nachmittags, außer anS > > n ir,iertagen. — Preis pro Mona! srei ins i au« '.'2 Psg-, abgehvll 17 Psg. - Mi' d-r Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" Bei der Post abgeyotl ,.o Vierteljahr l Mk. — Durch de» Brieströzer 1.40 Mark. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. «eraiirworllicher Redakteur: vr»st Aunkr, Aue iEezge r»e : Redaktion u. Expedition: Au«, Marktstraße. Nr. 137 Sonntag, 17. Juni 1900 Umgebung. Inserat« ne cinipaltige Petitzeile 1« Pf«., a»,tltchr Inserate die Cotpus-.steile 25 Psg., Reklamen vro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger Aufnahm, Rabatt. — Bei größeren Jnseratn ,. niehrmaliger Ausnahme wird entspreck ent höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbrieiträger nehmen Bestellungen an. 12. Jahrgang' V e P n» i f ctz t * » Deutschland. 8 Der Deutsche Arbeitgeberbnnd für das Bauge werbe hat sich mit einer begründeten Eingabe um Einführung der Streikklausel an alle Staats-, Pro vinzial- und Kommunalbehörden Deutschlands . e- wandl. Z Die Rheintorpedodivision ist bereits wieder aus dem Niederrhein angekommen. Nur noch wenige Tage und sie schwimmt wieder auf hohcr See. 8 Der sich rings um die Stadt Kaichau (Ungarn) »hinziehende große Wald brennt. Anscheinend liegt Brandstiftung vor. Das Czermelythal steht bereits in Flammen. Das Feuer greift schnell um sich. Feuer, wehr, Militär und Polizei arbeiten an der Lokalisirung drS Brandes. Die Bewohner der umliegenden Dörfer sind zur Hilfeleistung beordert. — Der Waldbrand bei Sprottau ist t as größte Unglück dieser Art, das Nieder schlesien seit längerer Zeil betroffen hat Nach vor läufiger Schätzung sind 5- bis 6000 Morgen Waldung vernichtet worden. Hieran ist die Stadt Sprottau mit 2500 Morgen beteiligt. Der übrige Schaden triff» Großgrundbesitzer. 8 Gestern Vormittag wurde in Gegenwart des Prinzreg'Men bei Schloß Berg ^am Starnberger See die Votivkapelle zum Andenken an König Ludwig den zweiten eingcweiht, welche der Prinzregenl gestiftet hatte. 8 In der Glasfabrik in Waldsassen (Oberpfalz) stürzte das Gerüst eines Neubaues ein. Vier Perwnen wurden schwer, vier andere leicht verletzt; ein Verletzter ist alsbald gestorben. 8 AuS Liebe zu ihrem Kinde ist die 45 Jahre alte Ehefrau des Arbeiters Kirst zu Hörde in Westfalen zu einer wahren Märtyrerin geworden. Ihr Sohn hatte sich vor längerer Zeit <mf dem Hörder Werke schwere Brandwunden zugezogen, die trotz aller Be mühungen des behandelnden Arztes nicht heilen woll ten und den jungen Menschen an den Rand des Grabes brachten. Der Arzt sah nui noch eine Rettung und zwar in der Einpflanzung großer Stücke frischer Menschenhaut auf die verletzten Stellen. Als die Mutier des unglücklichen Sohnes diesen Ausspruch des Arztes vernahm, erklärte sie sich, irotzdem große Flächen Haut notwendig waren, sofort bereit, ihrem Kinde zu helfen. Vor etwa 14 Tagen nahm dann der Arzt die Operationen vor und trennte der Frau aus beiden Oberarmen die nothwendigen Stücke ab, welche auf ! die Brandwunden des Sohnes verpflanzt wurden. Da die nötigen Hautstücke, nm die Gesundheit der Frau nicht zu gefährden, nicht mit einem Male der so opferwilligen Mutter entnommen werden konnten, so ließ die mutige Frau bald darauf dieselbe Operation an ihren Oberschenkeln vornehmen. Sie ertrug die Operation mit der größten Geduld ohne Narkose. Die aufgelegten Hautstücke beschleunigten bei dem jungen Manne thatsächlich den Heilpruzeß der Brandwunden, und die Mutter hatte die Genugthuung, daß ihr Sohn wieder genaß. 8 Dem Staatssekretär des Reichs-Marineamts, Vizeadmiral Tirpitz, ist der erbliche Adelsstand ver liehen worden. 8 Vor dem Einigungsainte in Berlin stimmten die Arbeitgeber des Bäckergcwerbes dem Einigungsvor schlage zu, sodaß ein Ausstand vermieden wurde. 8 Das Würzburger Militärgericht verurteilte dsn flüchtigen Trainsergeanten Schlosser, der im Septem ber vorigen Jahres auc dem Bureau der 2. Artillerie brigade mittels Einbruchs 104 Mark und militärische Geheimbücher entwendete, zu zwei Jahren Zucht haus. 8 An der schottischen Universität Aberdeen sand am Tage nach dem Entsätze von Mafeking ein thätlicher Angriff auf den deutschen Dozenten Hein statt. 8 Frhr. v. Crailsheim erklärte, Bayern denke eben so wenig wie Preußen an eine Eisenbahngemein schaft. 8 Oldenburg i. Gr., 13. Juni. Der l^roßherzog Peter ist heute Mittag 12 Uhr gestorben. _ 8 Osnabrück, 14. Juni. Ein großer Tbeil des Regierungsbezirks Osnabrück und benachbarte Thecke der Provinzen Hannover und Westfalen sind gestern von einem furchtbaren Unwetter Heimgesuch' worden, welches auf den Feldern großen Schaben angerich- ter hat. 8 Essen, 14. Juni. Der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" zufolge betrug nach dem in der gestrigen Zechenbesitzerversammlung des Kohlensyndilate erstatte ten Geschäftsbericht die Förderung täglich an Koh len, Ko s und Briketts im April 15 247 Toppe.wa gen, im Mai 15 633 Doppelwagen. 8 Am Sonnabend blieb ein von Lutterbach (El saß) nach -en «beim abgelassener Güterzug im Walde an mehreren Stellen hängen, denn die Bahnlinie war dick mit Raupen bedeckt, sodaß einige-Plätze für den Zug fast unpassierbar waren Der Zug kam mit ei ner Stunde Verspätung an. ! 8 Ein Eifersuchtsdrama unter merkwürdigen ym ständen spielte sich in der Ortschaft Löh bei Plptt^iyg in Bayern ab. Eine Dienstmagd de- Ortes wurde von zwei jungen Leuten aus Nachbargemeinden,, hpn TagelöhnerSsohn Otto Schmerbeck von Rettenbachund dem Dienstknecht G. Kainz von Stephansposching, um worben, ohne daß sie etn.m von beiden einen beson deren Vorzug eingeräumt Hütte. Beide Verehrer glaub ten sich daher berechtigt, bei ihrer Schönen„fensterly" u gehen. Jnfvlge eines unglücklichen Zufalle-trafen oie Rivalen in oecselben Nacht bei dem Kammerfenster ihrer Angebeteten zusammen, worauf es zwischen ihnen, da keiner dem Anderen den Platz räumen wollte, zu einem heftigen Wortwechsel kam, dem bald ein Kampf mit dem Messer folgte. Schmerbeck erhielt von s«nem Gegner einen lebensgefährlichen Stich in die Lüifge, während Kainz fünf Messerstiche davontrug, beide wur den schwer verletzt und sanken schließlich, durch den Blutveilust entkräftet, zu Boden. Am nächsten Mor gen mußten sie von Ortsinsassen nach dem Kranfen hause in Plattling gebracht werden. 8 In dem Bismartschacht der KönigSgrube (Stilles.) wurden durch einen Sprengschuß ein Arbeiter ge tötet, einer lebensgefährlich und einer leicht ver letzt. 8 Berlin, 15. Juni. Der „Lokalanzeiger" meldet aus Kassel: Ein Trupp junger Mädchen, weiche vom Gewitter üb.rrascht wurden und sich in die hinter dem fürstlichen Residenzschlosse zu Arolsen gelegene Linden allee flüchteten, wurde dort unter den Bäumen vom Blitz getroffen. Eines der Mädchen war sofort t»i, zwei wurden gelähmt 8 Der Mädchenmörder Pläging ist we,en dec Er mordung seiner Schwägerin Fuhrmann am Jungfern kopf vom Kasseler Schwurgericht zuin Tode ver urteilt worden. 8 Im Dorfe Schladitz bei Rackwitz (Prov. Sachsen) hat ein 9'^jähr. Knabe seinem Leben durch Erhängen ein Ende gemacht. Als Grund hierfür giebt man an, daß der Junge aus Aerger darüber, daß es ih n nicht gestattet wurde, mit anderen Kindern die Arbeit de- Rübenhackcns zu verrichten und sich dadurch einige Groschen zu verdienen, die That begangen hat. 8 Stockholm, 15. Juni. Nachdem in ver Angelegen, heit der Aussperrung der Arbeiter im Baugewerbe nuninebr die Arbeitgeber und die Arbeiter erklärt hat ten, si:> der '' ntsänndung des Schiedsgerichts unter werfen zu un ltt n, soll die Wiederaufnahme dir Arbeit am Montag ettolgen N-lshnt-r Gdetnmt Kriminalroman von William Michelson. > (Nachdruck nicht gestattet.) In der am Sonnabend, den 28. Juli 18S . erschiene- nen Nummer de» „ArguS" fand sich folgender Bericht: „Man sagt, die Wirklichkeit ist seltsamer und phantastischer al- e- die kühnsten Gebilde der Dichtung sind, und gewiß Ist der Mord, der in der Nacht zum Donnerstag in Mel bourne unter so ungewöhnlichen Umständen staltfand, eine Bestätigung diese» Ausspruchs Ein Verbrechen wurde von einem unbekannten Mörder in geringer Entfernung von den Hauptstraßen dieser großen Stadl begangen, und ist von einem undurchdringlichen Geheimnis umgeben. Au» der Natur de» Verbrechen» selbst, dem Ort, wo e» began gen wurde und der Thatsache daß der Mörder entkam, ohne «ine Spur zurückzulaffen, könnte e» scheinen daß der Fall einem der Romane Gaboriau» entlehnt ist. und «» nur seinem berühmten Detektive Lecog möglich sein könnte, da» Dunkel zu lichten. Die Dhatsachen diese» Falles sind einfach dies«: Am stebenundzwanztgsten Juli,zwanzig Mi mten vor zwei Uh« morgen», fuhr eine Droschke vor dem Polizeibureau in der Grau-Etraße, St. Kilda vor und der Kutscher meldete, daß sich in seinem Wagen die Leiche eine» Manne» befinde, den er alle Ursache hätte, al» da» Opfer eine» Morde» zu betrachten. Bor den Polizeiinspektor geführt, erzählte der Kut scher, der sich Dom Right nannte, folgende seltsame Ge schichte : Um ein Uhr morgen» fuhr er die TolltnS-Straße hinunter, al» er, an dem Burke- und Wtll'it-Denkmal vor- überkommend, von einem Herrn angerufen wurde, der in der Nähe der schottischen Kirche stand. Er suhr sogleich vor, und sah, daß der Herr, der ihn herangerufen hatte, einen Menschen stützte, der schwer betrunken zu sein schien. Beide trugen Gesellschaft-anzüge, aber der Verstorbene hatte keinen Ueberzieher an, während der andere einen' Hellen Ueberzieher trug. Der Herr im Ueberzieher sagte: »Sehen St« her, Kutschrrchen, dieser Mensch kann sich nicht mehr auf den Beinen halten. Sie thäten ein gute» Werk, ihn nach Hause zu fahren!" Right fragte ihn, ob der Betrunkene sein Freund sei, aber der Fremde erklärte, daß er ihn eben vom Pflaster aufgehoben habe und durchaus nicht wisse, wer er sei. In diesem Augenblick wendete der Verstorbene sein Gesicht dem Licht der Straßenlaterne zu, unter der sie beide stan den, und der andere schien ihn zu erkennen, denn er wich wie erschrocken zurück und ließ den Betrunkenen zur Erde gleiten. „Sie finde»?" rief er, kehrte sich um und lief rasch die Rusielstraße hinunter, in der Richtung der Bourkestraße. Right starrte ihm nach, höchlichst verwundert über da seltsame Benehmen de- Fremden, al» er durch die Stimme de» Betrunkenen, der wie ein Rohr hin und her schwankte, nachdem er sich mühsam wieder aufgerichtet und sich an den Laternenpfahl angelehnt batte, aufgeschreckt wurde. „Ich will nach Hause fahren, St. Kilda," stammelte er, und strengte sich an, in den Wagen zu gelangen, war aber zu betrunken, um seine Absicht zu erreichen und fiel wieder auf da» Pflaster zurück. Right hob ihn aus und half ihm in den Wagen, wa» nicht ohne große Schwierig keiten vor sich ging. Der Arme sank auf den Wagenjitz und schien sofort einzuschlafen. Right schloß die Wagen- thür und schickte sich an, wieder auf den Bock zu steigen, al» er den Herrn im Hellen Ueberzieher wieder dicht ne ben sich erblickte. „O, Eie sind wieder zurückgekommen?" sagte Right. „Ja," antwortete der Fremde, „ich habe meinen Ent- schluß geändert und will ihn nach Hause geleiten," und bet diesen Worten öffnete er die Wagenthür, setzte sich neben den Schlafenden und befahl Right, nach St. Kilda hin- unterznfahren. Right, der froh war, daß der Freund de» Trunkenen zurückgekehrt war, um nach ihm zu sehen, fuhr nach der Richtung, die man ihm angegeben hatte: aber in der Nähe de» Schulgebäude» an der Straße von St. Kilda, rief ihm der Herr im Ueberzieher zu, zu halten. Der Kutscher ge horchte, der Herr stieg au» und schlug die Wagenthür hin ter sich zu. „Er will nicht haben, daß ich ihn nach Hause begleite." sagte er, „ich werde deshalb von hier ans nach ster Stadl zurückkehren, und Sie können ihn nach St. Kilda fahren." „Nach welcher Straße?" fragte Right. ' „Nach der GrÄsi-Straße," erwiderte der .Herr, „mein Freund wird Ihnen schon sagen, wo Sie halten sollen." „Ist er dazu nicht zu sehr benebelt?" bemerkte Nighl in zweifelndem Tvn. „O nein, er wird recht gut im stände sein, Ihnen z>» sagen, wo er wohnt. ES ist entweder die Gran-Straße, oder die Acklandstraße, wo er hin muß. Genau weiß ich e» selbst nicht." 71,IS Er öffnete die Wagenthür noch einmal und blickte hinein. „Gute Nacht, alter Bursche!" rief er Der andere schien nicht zu antworten, denn der Herr im Hellen Mantel zuckte die Achseln, murmelte vor sich hin: „Dummkopf'und schloß di« Thür wieder, gab Right «in Trinkgeld, zündete sich eine Cigarette an, und schlug, nachdem er einige Bemerk ungen über die schöne Nacht gemacht hatte, die Richtung nach Melbourne ein. Right fuhr nach St. Kilda weilrr und al» er dort angekommeu war, stieg er.au-,, und. der empfangenen Anweisung gehorchend, fragte er seinen Fahr gast mehrere Male, wo er ihn absetzen solle. Al» er keine Antwort erhielt, glaubte er, der Mann wäre, zu betrun ken, um iHv zu verstehen, öffnete den Wageuschlag -und fand den Fremden ip die Ecke zurückgel<ih»t und den Msimb mit einem Tuch bedeckt. Er streckte die Hand ans, in der Absicht, ihn aufzuwecken, denn er glaubte lhn eingeichläfra, al»' er ihn aber berührte, fiel der vermeinttlche Schlier vornüber, und-zu seinem Entsetzen entdeckte der Kulschrt, daß er tot sei. Beunruhigt über das, wa» stlmgeinnden hatte, richtete sich sein Verdacht gegen den Herrn in d<m Hellen Ueberzieher. Er fuhr bei dem Pvlizeiöurean vcin St. Kilda vor, um dort übev da» Geschehend Bericht Hi erstatten. Die Leiche hob man aus dem Wagen, »rüg ist aus di» Polizeiwache uud schickte sofort nach einem Arzl.i-