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Laaeblatt für die Stadt Aue und Umgedun,). BMigste Tageszeitung im Erzgebirge 12. Jahrgang Dienstag, 29. Mai 1900 Nr. 121 «erannvsrttlchrr Redakteur! «v«p Fuuk«, Aue lErzgrd-rm Redaktion u. Expedition: Au«, Marktstraße. «rscheiut täglich Nachmittag«, außer an So»« » Feiertagen. — Pr«t» pro Monat frei in« Hau« ro Pfg., abgeholt 15 Pfg. — Mil der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" Bei der Post abgeholt i o Bierteljahr 1 Ml. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. ne einspaltige Petitzeile 10 Pf«,, amtliche Inserate die Eorpu« Zeile 25 Pfg., Reklamen pro Zeile 20 Pfg. Bei 4 maliger «ufnahm. 2k»/, Rabatt. — Bei größeren Inserat« mehrmaliger Aufnahme wird entspreä ent höher« Rabatt gewährt. Alle Postanstallen und Landbriekträger nehmen Bestellungen an. Oeffentliche Impflingen in Aue. o., hier woh- im der der Die öffentlichen unentgeltlichen Impfungen hiesigen Stadtbezirke werden in diesem Jahre in nachverzetchneten Reihenfolge in der Turnhalle Bürgerschule am Ernst Gcßner-Platz vorgenommen. E» werden geimpft: Mittwoch, den 6. Juni d. Js. die Kinder, deren Familienname mit dem Buchstaben A, B, E, D oder E anfängt, Sonnabend, den 9. Juni d IS. die Kinder, deren Familienname mir dem Buchstaben F oder G anfängt, Mittwoch, den 13. Juni d. Js. die Kinder, deren Familienname mit dem Buchstaben H, I, J oder K ansängt, Sonnabend, den 16. Juni d. IS. die Kinder, deren Famlienname mit dem Buchstaben L oder M anfängt, Mittwoch, den 20. Juni d. Js. die Kinder, deren Familienname mit dem Buchstaben N, O, P. Q oder R anfängt, Sonnal end, den 23. Juni d. Js. die Kinder, deren Familienname init dem Buchstaben S anfäogt, Mittwoch, den 27. Juni d. Js. die Kinder, deren Familienname mit dem Buchstaben T, U, V, W, X, U oder Z anfängt, Die Impfung beginnt an sedcm der genannten Tage Nachmittags halb 3 Uhr. Alle geimpften Kinder sind eine Woche nach der Impfung dem Arzre im Jmpfraum zur Nachschau vor zustellen. Demnach sind vorzustellen:. b., die natürltchenBlattern überstanden haben oder ohne Gefahr für ihr Leben oder ihr« Gesund heit nicht geimpft werden können od« bereits im Geburtsjahre mit Erfolg gnmpst wnrden sind. Die Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder, die ihre impfpflichttgen Kinder zu den öffentliäen Impftermi nen nicht bringen, haben für den Grund des Aus bleibens ihrer Kinder ein ärztliches Zeugnis oder den Impfschein bis spätestens den 31. Dezember d. IS. in unserer Polizei-Registratur vorzulegen. Aus Häusern, in denen ansteckende Krankheiten vor- Händen sind oder in der letzten Zeit verhanden waren, dü.fen keine Kinder zu den öffentlichen Impf terminen gebracht werden. Alle zur Impfung zu bringende Kinder müssen mit reingewaschenem Körper und mit reinen Kleidern vor gestellt werden. Die Eltern, Pflgeeltern oder Vormünder der impf pflichtigen Kinder werden hierdurch zur genauesten Beachtung dieser Vorschriften aufgefordert. Zuwider- Handlungen hiergegen werden mit Geldstcase^bt» zu 50 M. oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft. Jmpfarzt ist Herr Dr. med. Hofmann. Jmpfpflichtig sind in diesem Jahre alle nenden Kinder, die 1., im Jahre 1899 geboren sind oder 2., im Jahre 1899 wegen Krankheit zurückgestelli oder ohne Erfolg gei opst worden sind oder 3., im Jahre 1899 oder früher aus irgend einem anderen Grunde von der erstmaligen Impfung zurückgehalten worden sind. v"" der diesjährigen Impfung sind die Kinder, die die Impflinge vom 6. Juni am 13. Juni Nachm. 4 Uhr » s. , i» 16. 4 ., 13. . 20. »e 4 , 16. „ 23. «e 4 kl , 20. „ 27. * 4 „ 23. „ 30. 4 »k * 27. 4. Juli 4 Aue, den 25. Mai 1900. Der Rath der Stadt. Rudolph, Rarsassessor. Ficker Verdingung von Straßenbau- Arbeiten Die Herstellung von ca Lllv« Meter lau fende Stratzen einfchlietzlich Fußweg soll an Unternehmer vergeben werden. Blanketts hierzu werden in unserem Stadtbauamt, Zimmer Nr. 8 gegen Erlegung von 50 Pfg. Schreib gebühr, abgegeben. Die ausgefüllten Blanketts sind verschlossen mit der Aufschrift „Straßenueubauten" bis zum so. - ritt-. hier in Zimmer Nr. 8 wieder einzureichen. Aue, am 22 Mai 1900. Der Rat der Stadt Dr. Kretzschinar, Bürgermstr. Enders. Va*itrr-etzt»S Deutschland. 8 Berlin, 23. Mai. Bonden zahlreichen Personen, welche wegen Anteilnahme tei den Tumulten aus An laß des Streikes der Straßenbahn-Angestellten festge- nomme.t wurden, dürsten nur vier eine höhere Strafe zu erwarten haben. Der Paragraph über Landfrie densbruch soll nicht in Anwendung kommen. 8 Frankfurt a. M., 25. Mai. Tie „Frkf. Zig." berichtet aus New-Jork: Die Chicagoer Fleisch-In teressenten sind durchweg d r Ansicht, daß Deutschland mit der Fleischbeschaufrage sich selbst den schwersten Schlag versetzt habe, da die deutsche Production un zureichend sei und bleiben werde. Ein Theil der Presse verlangt Repressalien. 8 Frankfurt a. M., 25. Mai. Am Himmelfahrts tage Morgens wurde im Frankfurter Stadtwalde ein schweres Verbrechen verübt. Ein Herr und eine Dame wurden aus einem Spaziergange von einer Anzahl jungen RowdieS aus Niederrad überfallen undschwer mißhandelt Der Mann wurde mit Messerstichen und Stockhieben schwer zugerichtet, während an der Dame ein SittlichkeitSoerbrechen verübt wurde. Die Thäter wurden verhaftet. 8 Ein furchtbar er Waldbrand ist in der A all- mitzer saide bei Sprottau ausgebrochen, 2000 Mor gen waren bis Mittwoch Abend vernichtet. Eine Abteilung Artillerie ist aus -pcottau zur Hilfeleistung avgegangen. 8 Ein Massenmörder. Große Aufregung herrscht im Elsaß über ein angebliches Geständniß, welche-ver Ortseinnehmer Stauf in WingerSheim (Niederelsaß) aus dem Todenbelt abgelegt haben soll. Darnach habe er als Soldat in den siebziger Jahren Mainz einen Feldwebel oder Büchsenmacher in den zu Mqtn gestoßen, sodaß derselbe ertrank. Ferner soll er un längst eine alte irrsinnige Frau aus Mommenheim in die Zorn g°worfen Hal en. Auch sie kam um» Leben. Dann habe er, so heißt eS, im August 1898 Heälylet Roman von Max von Weißenthurm 1» Luch er hatte den Stoff zu einen» Roman erlebt, sollte er ihn al» Lebensskizze niederschreiben, sollte er ein Bild seiner an Abwechslung reichen Vergangenheit entwerfen und c» jenen» de» Freunde» gegenüber stellen? Sollte er der Meng« erzählen, wie er al» einziger Sohn «ine» ver mögenden Hause» in glänzender Umgebung ausgewachsen, durch die Halsstarrigkeit, den Despotismus seines Vater», den er nicht hatte ertragen können, dazu gekommen war, Journalist zu werden, sich auf eigene Füße zu stellen, von dem zu leben, was er sich verdiente, und sich dadurch seine Menschenwürde, sein eigenes Denken und Wollen zu wah ren? Wozu? L» giebt Wunden, die schwer zu heilen sind und welche zu berühren man sich hüten muß, denn sie bluten stet» von neuem. Und die Konflikte, welche Oskar von Hochfeld, dessen Mutter früh gestorben, mit dein Va ter entzweit hatten, gehörten in die Kategorie. Fern vom Elternhause, in verschiedenen Instituten voll kommen selbständig erzogen, war Hochfeld al» erwachse ner junger Mann erst in die Heimat zurückgekehrt, hatte er in da» Bankgeschäft de»Vater» treten sollen. Erbrachte dem Handelsgeoahren und allem, wa» darum und daran hing, nur sehr wenig Interesse entgegen, mühte sich aber trotzdem rechtschaffen, seine Stelle auSzufüllen and mehr zu thun, al» man von ihm begehrte. Da» Unglück wollte je doch, daß er «ine zu ideal und vornehin angelegte Statur war, um in den Jdeengang eines Geschäftsmann«» ganz und vollständig eingehen, denselben gut heißen zu kön nen. E» führte die» unaufhörlich Konflikte zwischen Vater und Sohn herbei und war der ursprüngliche Anlaß zu demvoll- stündigen Zerwürfnisse dieser beiden. Papa Hochfeld be griff nicht, daß zu jeden, Berns« mich eine gewiss« Lust ge- Gür», daß der Zahlenmensch, der Rechenmeister geboren warben muß, gerade so, wie der Musiker, der Poet, daß V»E«»t»h«nü nicht Etgenschaftennnzudrtllrn vermag, die die Natur nicht verliehen. Papa Hochfeld, der auf Erden eigentlich nichts liebte als den Mammon, hatte keinen Sinn für die sogenannte Phantasterei des SohneS; er glaubte an dem erwachsenen Mann auch noch Erziehungs versuche machen zu können und erklärte ihin eines schönen Morgen», nachdem er sich mit seiner Art und mit seinen Anschauungen nicht vertrant machen könne, solle er ans eigene Faust sein Glück in der Welt versuchen. Bei der Verachtung, welche der Sohn für Gelb und GeldeSwert besitze, werde e» ihn ja auch weiter nicht peinlich berüh ren, daß ihm von der verstorbenen Mutter kein Vermö gen avSzuzahlen sei, »veil dieselbe kein solches besessen, und daß er, der Vater, sich weigere, dein Sohne die nötigen Lebensmittel auszuwerfen, müsse man ihm ver zeihen, da er sein ganzes Vorgehen nur als heilsame Kur gegen die allzu ideale Lebensrichtung des Sohne» betrachte. Orkar von Hochfeld hätte allerdings solch krasser Un gerechtigkeit gegenüber Einwürfe erheben, bitten, polemi sieren und seinen Vater vielleicht überreden können, ihm da» zu seinen» Lebensunterhalt Nötige auSzuwerfen, aber einerseits widerstrebte dieSseinein vornehmen, edlen Sinne, andererseits wollte er dein Vater auch beweisen, daß er hinreichend« Fähigkeiten besitze, um nicht nur al» Sohn de» reichen Bankier» sich durch» Leben zu schlagen. Und damit begann der Kamps um die tägliche Existenz, der für den Alleinstehenden ja auch nicht reizlos ist und erst sei nen Zauber verliert, wenn man für die täglichen zahlrei chen Bedürfnisse «ine» Haushalte», für eine Familie «tn- zustehen hat. Jene Menschen, deren Hauptbeschäftigung im Ton- ponabschneiden besteht, di«, oftmals ganz ohne ihr eige ne» Zuthun ein sichere», geregelte» Einkommen besitzen, gefallen sich darft», den Schriftsteller, den Jvnrnalisten, den TageSarbetter al» ein minderwertige« Geschöpf zu bezeich nen, da» allzuhällfig nur deshalb sich den Stempel der Min derwertigkeit gefallen lassen muß, weil e» nicht zu jener gesegneten Gilde gehört, di« jahrau», jahrein auf ein ge sichertes, verbriefte» Einkommen zu rechnen vermög: der Begüterte vergißt nur zn oft, daß der Arbeiter mit dein Geiste, welcher für seine eigene tägliche Existenz, für da» Wohl und Wehe seiner Lieben zu schaffen hat, welcher Blatt um Blatt schreibt, um mit den Produkten seines Gei stes die Seinen -zu nähren, nnerineßlich höher steht als derjenige, welcher nur da» verausgabt, was ein günstige» Geschick ihn« in den Schöß geworfen. Al» Oskar von Hochfeld eine» schönen Morgen» sich den» pekuniären Nichts gegenüber sah, war sein Entschluß rasch gefaßt, und er beschloß, Schriftsteller zu werden, aller dings war e» weder »nit den» Wollen noch mit den» Kön nen allein abgethan, e» bedurfte des Glückes in diese» wie in allen anderen Dingen d,e» Lebens, und da» Glück ließ lange auf sich warten. Er schrieb Novellen, die er für er bärmlichen Prei» losschlagen mußte, nnr nm da» tägliche Dasein fristen zu können; er ließ sich al» Gerichttsaalre- porter, al» Nenigkeitssammler verwenden, nur um gegen denkbarst geringe Entlohnung die erforderliche Routine zu bekommen; er »nachte schwere Tage durch; die Ent- schloffenhett und der feste Wille, welche seinen Ehäraktxr kennzeichneten, waren aber viel zu groß, al» daß er mir» der Mühe und Last, von denk täglichen Kampf erschöpft, die Büchse in» Korn geworfen hätte; tapfer überwand er den sich von Tag zi» Tag steigernden Ekel vor den Men schen im allgemeinen, vor den Geldlenten insbesondre; die, welcher Lebensstellung auch immer sie angeboren moch ten, in seinen Augen doch eine unerträgliche Menschengatt-, ung waren; tapfer überwand er alle in seiner Brust auf-» und niederwoaenden Gefühle der Bitterkeit und de» Men schenhaffe» und schuf emsig weiter. Der Loh» blieb nicht au». ^Durch Snzeln« fenilletonistische Arbeiten^ di, er da und dort Gelegenheit fand, unterznbringe», ans ihn auf- merPam grmacht, .stellte der Leitereine» nmnhaften polt- ttschen Blatte« die Aufforderung an ihn, al» Feuilleton- Redakteur bei ihm einzutreten. 77,18*