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Auerlhal-IkltMA Tageblatt für -ie Stadt Aae «ad Erscheint täglich Nachmittags, außer an Sv >«> 11. Keiertagen. — Preis pro Monat frei ins Hau» 20 Psg., abgeholt 18 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegcl" Bei der Post abgeholt pro Lierteljahr 1 Ml. — Durch den Briefträger 1.40 Marl. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. verantwortlicher Redakteur: Ernst Al»nke, Aue fErzgebirge Redaktion u. Expedition: Aue, Marktstraße. Umgebung. Inserat» ne einspaltige Petitzeile 10 Pf«., an.tktche Inserate die CorpuS-Zeile 2b Psg., Reklamen pro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger AufwgtzW 2k»/, Rabatt. — Bei größeren Inserat« «. mehrmaliger Aufnahme wird entsprech end höherer Rabatt gewährt. Alle PostanstMtm und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. Nr. 88 v < V >« i s «h t « ». Deutschland. 8 Gößnitz (S.-A.), IS. April. Zu dein hier statt, findenden Textilarbeiter-Congrcß haben sich Delegirte auS allen Theilen des Reiches, mit Ausnahme von Elsaß-Lotyringen, welches sich eine eigene Organisation geschaffen hat, sehr zahlreich eingesunden. In Hannover fand am Sonntag der 5. deutsche HandlungSgehtlfentag statt, aus dem 1212 Städte, darunter 28 aus Deutsch-Oesterreich, vertreten waren. 8 Im Prozeß Sternberg ist am Donnerstag Abend daS Urtheil gefällt worden. Der Angeklagte Bankier August Sternberg wurde, die Frieda Woyda betreffend, wegen SittlichkeitSoerbrechens nach 8 176,3 des R.- Str.-G.-B. in drei Fällen zu zwei Jahren Gesängniß und drei Jahren Ehrverlust verurtheilt, bezüglich der Marie Ehrhardt und Marie Fornacon aber frei gesprochen. 8 Drei Kompanien des 80. Regiments in Hom burg sind, »eil dort die Genickstarre herrscht, nach Mainz verlegt worden. 8 Die Verlobung des Prinzen Rupprecht mit der Herzogin Gabriele in Bayern, wurde am Sonntag amtlich bekannt gemacht. 8 Die Generalversammlung des Verbandes deut scher Berg- und Hüttenleute ist am Sonnabend Vor mittag in Altenburg S. A. zusammengetreten. 8 Görlitz, 14. April. Die Leiche des seit dem I. Dezember vorigen Jahres vermißten Schulmädchens Lina Junge aus Ober-Bellmannsdorf scheint nun auf gefunden worden zu sein. Gestern Abend in der 7. Stunde wurde die säst nackende Leiche eines Mädchens ausgesunden, in der man die Lina Junge vermuthet. 8 Am 28. März d. I. wurde am TeufMsee bei Berlin die verstümmelte Leiche der Zuschneiderin Luise Bergner gesunden und als deren Mörder der Portier Jänicke verhaftet. Ausland. 8 Die Feier zur Eröffnung der Pariser Weltaus stellung vollzog sich am Sonnabend Mittag bei herr lichem Wetter. 8 Dover, 14. April. Die Fischerboote „Peace" und „Persey" sind infolge Sturmes gekentert. Die Ret tungsboote konnten von 22 Persomn nur 14 retten. 8 Paris, 16. April. In der vergangenen Nacht drangen mehrere Individuen in die Kirche vonAuver- Donnerstag, 19. April 1900 villierS, raubten die Kirchenkasse, die Meßgefäße und andere wertvolle Gegenstände und legten an verschie denen Stellen Feuer. Die Kirche ist fast vollständig zerstört. Bei den Löschungsarbeiten wurde ein Feuer wehl mann erheblich verletzt. 8 Earmeaux, 17. April. Der Ausstand der Berg arbeiter ist beendet. § Amsterdam, 14. April. Ein großer Brand zer störte gestern das katholische Gymnasium in Kalwyk bei Leiden. Menschen sind nicht umgekommen. 8 Haag, 15. April. Die Sondergesandtschaft der Burenrepubliken ist heute Vormittag in Begleitung des Gesandten Dr. Leyds hier eingetroffen. 8 Verurtheilte Hochstaplerinnen. Das Schwur gericht zu Zürich verurtheilte das internationale Hochstaplerpaar, nämlich die 70jährige Vera Matcha- lina geb. Gräfin Erlach und deren Tochter, ver- wittwete Baronin Blanchard de Murat, wegen raffi- nirter Betrügereien zu sechs Monaten, bezw. zwölf Monaten Arbeitshaus und zu fünfjähriger Landes verweisung. Die Auslieferung der Schwindl.-rinnen wird von Meran, Graz und Dresden wegen Hoch stapeleien, die sie dort verübt haben, verlangt. 8 DaS Zarenpaar ist am Sonnabend mit den Großsürstinnen-Töchtern in Moskau eingelroffen und feierlich empfangen worden. 8 Zum Attentat auf den Prinzen von Wales. Die Brüsseler Polizei verhaftete den Hutmacher Gaston Penchot, der zum Attentatsversuche hauptsächlich auf gestachelt habe. Nach längerem Verhör gab Penchor eS,zu». 8 Bei Frosinone wurden vier Männer verhaftet, die schwere Steine auf das Eisenbahngleis gewälzt hatten, kurz bevor der Eilzug, in welchem sich der Kronprin befand, die betreffende Stelle passierte. 8 Im oberen Bosporus kenterten zwei große Seg ler. 65 Personen sind dabei ertrunken. 8 Die Aufständischen an der Goldküste überfielen die Missionsstation Kumassi. Der Missionar Ram- seyer mit Frau, Jost nnt Frau, Herr Weller und Frau Haasts sind gefangen. riu» de» 1-slttrsehsir wett. Deutschland. * Danzig, 12. Avril. Hier sind Gerüchte in Um lauf von einer Begegnung Kaiser Wilhelms mit dem Zaren Ende Mai oder Anfangs Juni. Die Begegnung 12. Jahrgang — soll anläßlich der Taufe eines russischen Kreuzers auf der Danziger Schichau-Werft stattfinden. * Kaum ist der Besuch des Kaisers Fran» -Josef in Berlin angekündigt, so wird auch schon em. .Gegen besuch Kaiser Wilhelms in Wien in Aussicht gestellt. Wie das „Wiener Tageblatt" nämlich aus bett«Hof quelle erfahren haben will, werden zum 7O^Geburts- tag Kaiser Franz Josefs Kaiser Wilhelm, Söul»Albert von Sachsen, der Prinzregent von Bayern und die meisten deutschen Bundesfürsten in Wien «»»elend sein. Ausland. * Nizza, 16. April. Eine Frau erklärte, daß ein gewisser Lucciano von Marseille nach Paris gereist sei, um einen Anschlag aus Loubet auszuführen. ES scheint, daß die Aussagen der Frau, auf Fantasie beruhen. Dr* LLitttK iir * New-York, 14. April. Die Agitation zu-Gunsten der Boeren in den Vereinigten Staaten nimmt einen solchen Umfang an, daß die Geschäftsleute -ernstlich beunruhigt sind. Man glaubt, die Regierung ^wttde sich gezwungen sehen, ebenso, wie in der Cudafrage, zu interpelliren. * Der Sohn des Generals Cronje soll -nördlich von Maseking ein Freuvilligenkorps ausgerüstet haben, uni dit Niederlage seines Vaters zu rächen. * Cronje hat seit einigen Tagen bereits mit keinen Getreuen auf dem denkwürdigtn Felseneiland St. Helena unfreiwilligm Aufenthalt genommen. * „Das Transportschiff „Lake Erie" tst»,i»-S04» Gefangenen, darunter den in Boshos gefangenen Europäern, nach St. Helena abgegangen." * D>e Regierungen der beiden Burenrepubliken haben Portugal amtlich mitgeteilr, daß sie dir Zu lassung des Durchzuges britischer Truppen durch da portugiesische Gebiet von Betca aus als einem feind- seligen Akte gleichkomiyeno btzirächten. * Schiel und zwei andere Gefangene versuchten zu entfliehen, wurden aber verhaftet. » * Southampton, 14. April. General White traf heute, von Kapstadt kommend, hier ein. * London, 17. April. Wie dem „Standard ' auS Bleomsontein vom 16. April gemeldet wird, sind die Kommandos, welche Wepener einschloffen, in vollem Rückzüge begriffen. 6000 Buren sollen fich Brthulie -nähern. und die Treppe hinaus in ein ärmlich möbliertes Zimmer getragen. Gurta, mit dem Kinde in den Armen, das sich leise in den Schlaf gemeint hatte, folgte ihr. „Machen Sie es dem Mädchen so behaglich wie mög lich, während ich mich umkleiden gehe. Ich bin bis aus die Haut durchnäßt," flüsterte Spanner der Haushälterin zu. „Schon gut," erwiderte die Frau, ihn mit höhnischem Blick musternd. „Sie sehen in der That aus wie eine er trunkene Ratte." Spanner fand es nicht klug, diese Unverschämtheit sei ner Dienerin zu rügen, so lauge er ihrer noch bedurfte, und entfernte sich in schweigendem Groll aus dein Zim mer. „Armes Mädchen," murmelte Gurta, Diana von ihrer Umhüllung befreiend. „Die Kleine scheint sich sehr unglück lich zu fühlen, aber was kümmert das mich? Wer hatte Erbarmen mit mir, und Gott weiß es, wie nötig es mir that." „Wo ist der Knabe?" rief Diana, um sich blickend. „Elende, Sie haben ihn ermordet." „Ich habe ihn nicht ermordet," erwiderte Gurta, „und WaS mehr ist, ich werde ihn nicht ermorden, und glaube nicht, daß ich überhaupt im stände wäre, eineu Menschen umzubringen, außer jenen . . doch »ei», ich will nicht von ihm sprechen, der bloße Gedanke a» ihn macht mich ver- rückt. Dort ist daS Kind, Mädchen," fuhr sie, auf das Bett deutend, denn der kleine OSkarschlief,in milderndem Tone, fort. Diana flog auf den Knaben zn und drückte ihn an ihr Herz, als ob sie ihn gegen Gefahr oder Gewalt beschützen wollte. Der 'Kleine öffnete seine Angcn und lächelte, die geliebte Spielgefährtin erkennend, Diana freundlich zu. „O, ich hatte einen so entsetzlichen Traum," flüsterte er, „von einem bösen Mann »nd einer häßlichen alten Fran." „Still, still, mein Liebling," sagte Diana, den-Knaben küssend. „Sie müssen sich meiner nnd des Kindes erinnern," wendete da» gefangene Mädchen sich au Gurta. „Sie ha ben «n» ost in dem Garten von St. JameS'Sauare ge sehen. Dieser Knabe ist der Sohn des Grafen von Ir ving, eines der -reichsten Edelleute Englands. In diesem Augenblick werden schon ungeheure Belohmmgen^für di« Wiederherbeischaffung des jugendlichen Erben ausgeboten sein und die ganze Polizei Londons ist sicher schon unseret- halben in Bewegung. Bedenken Sie die Folgen der Ent deckung." „Ich fürchte mich nicht, hängen können sie mich doch nicht." „Einer harten Strafe aber würden Sie nicht entgehen, liebe Frau. Warum wollen Sie nicht lieber die Gefahr vermeiden, uns unseren Freunden zurückgeben und dafür reiche Belohnung empfangen ?" ' Gurta lachte verächtlich. „Belohnung," wiederholte sie. „O, ich kenne diese Art von Versprechungen vornehmer Herrschaften. Damit bin ich nicht zu fangen, Kind. Gehen Sie mir nur mit den rei chen Leuten." „Ich bin durchaus keine reiche, vornehme Dame»" ent gegnete Diana. „Ich weiß nicht einmal die Namen mei ner Eltern. Bor sechzehn Jahren wurde ich al» kleine» Kind im Walde von Cambden gefunden, Fräulein Ellh Garrick nahm sich meiner an, und ihr danke ich alle», Wa ich bin." Gurta betrachtete da» junge Mädchen in sprachlos« lleberraschuna. Ihre groben, verwitterten Züge drückt« Zweifel und Interesse auS. „Ja, ja, ich hörte, daß dortim Walde «in Kind gefun den wurde," sagte sie endlich. „Sie kennen den Ort also." »O ja, ich arbeitete zur Zeit dort in d« Nähe. Ihre Erzählung aber beweist nichts, mein liebeGKind. Jene Geschichte haben außer mir und Ihnen -wohl noch viele gehört. Wenn ich nur die Gewißheit hätte, da- Et« wirklich-die Kleine aus dem Walde sind, dann.. Da» war da» erste Zeichen, welche» verrtet,R»-d» Alte von der Bitte chr« Gefangenen gerührt»« ^HG^G Auf falschem W-ge. Roman von Oswald Reicher. W „Sie sind in Herzensangelegenheiten noch unerfahren wie ein Knabe," lächelte Manfred. „Wer mag sagen, wel chem Einfluß Diana sich fügte, als sie Ihre Hand aus- -schlug? Sie ist kein gewöhnliche» Mädchen und ihr Ge- -müt ist f» lauter und rein wie da» eine» Kindes." In Arthurs Werkstatt angekommen, fanden sie den «Maler damit beschäftigt, au» seinem Vorrat von Kostümen mehrere Anzüge auszuwählen, wie sie von den Italienern st« unteren Klasse» getragen werden. Manfred blickte seinen Freund fragend an. „Noch nichts," seufzte der Maler. „Gut, so gedulden wir uns noch ein wenig. Haben Sie etwa» zum Essen für uns bestellt, Arthur?" Max und der Maler beteuerten, daß sie in ihrer gegen wärtigen Stimmung Speise und Trank verabscheuten. „Jchbin eine materielle Natur und bedarf einer Stärk- ung," bemerkte Manfred. „Wo ist Felix?" zEr ist mit dem Laden unserer Waffen beschäftigt." „Ah, er ist immer vorsichtig, mein guter Felix." -Felix wurde fortgeschickt, eine gute Mahlzeit zu besor gen. Der Maler und Max, von Manfred bestürmt, ließen stch bewegen, daran teilzunehmen. Der sprühende Witz und die Heiterkeit de» jungen Italieners, welcher geschäftig die 'Gwstnci füllte, verscheuchte die Wolken der Schwermut, die »die iGomüter der Freunde umdüsterten. Manfred selbst fühlt« sich tm Herzen weit weniger hoffnungsfroh, wie die Freunde ahnten.-Stunde um Stunde verrann und di« so sehnsüchtig erwarteten Nachrichten von seiner Geheimpoli- ... Mir müfs«. nun nachdem Gutshof in Eggham Kirück- kehren. Rach brr Ankunft Spanner» mit seiner so geschickt ein- gefangene« Beute wurde Diana, den Kopf noch immer mtt dem dicke« Luche verhüllt, au» dem Wagen gehoben