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Allerthal -Zeitung. Tageblatt 4 «rschetnt täglich Nachmittags, außer an Ev'" n Feiertagen. — Preis pro Monat frei in« Hau« SO Psg., abgeholt 15 Psg. — Mit brr Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegrl" Bei der Post abgeholt pro Bierteljahr 1 Ml. — Durch den Briefträger 1-40 Mark Nr. 81 für -le Ma-t Aue und Umgebung, —--— Inserate Vtülgsle tttt Inserate di Corpus ZeileSbP^g RtNh^m " o c» (»» pro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger Aufnahm. 25»/o Rabatt. — Bei gröberen Inserat« ». mehrmaliger Aufnahme wird entsprechend Verantwortlicher Redakteur: «r«st Funke, Aue lErzgebirge - höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten Redaktion n. Expedition: «ne, Marktstraße. »nd Landbriesträger nehmen Bestellungen an. Sonntag, den 8. April 1900. IS. Jahrgang. lichen Zwist verließ die junge Frau des Schuhmacher- Gertz«,rd in Kühnhausen bei Erfurt unter Mitnahme ihres fünf Monate alten Kindes ihren Mann und kehrte nicht wieder zurück. Erst nach 4 Tagen wurde die Leiche der Frau in der Nähe des OrteS Wftlsch» leben im Wasser der Gera ausgefunden. Von dem Kinde hat man noch keine Spur. Jedenfalls ist die kleine Leiche vom Wasser fortgetragen worden. ben, ist in ein neues Stadium getreten. In diesen Processen, die gegen die Journalisten Brüning und Vorrneng angestrengt wurden, war ziemlich über- zeugeud nachgewiesen worden, der Tod des Schul knaben Fischer sei aus Mißhandlungen zurückzuführen, die sich der Lehrer Richard diesem gegenüber bei über dies unbegründeter Ausübung seines Züchtigungs rechtes habe zu Schulden kommen lassen. Brüning und Vormeng sind nach anfänglicher Verurtheilung in letzter Instanz sreigesprochen worden. Die Staats anwaltschaft am Königlichen Landgericht II hat nun mehr gegen Richard aus Grund der Feststellungen, welche die Verhandlungen über die genannten Be leidigungsklagen ergeben haben, Anklage wegen fahr lässiger Tödtung erhoben. 8 Dem Deutschen Flottenverein sind sämmtliche Eo rngelische Arbeitervereine mit 60 000 Mitgliedern deigetreten. ß Ein Lehrer n egen Brandstiftung verhaftet. Unter dem schweren Verdacht der Brandstiftung wurde der Lehrer Borrath in Kayhude (Kreis Seggeberg, Schles wig-Holstein) in Untersuchungshaft genommen. In der Nacht zum II. Januar d. I. brannte nämlich das Schulhaus daselbst nieder, und alle Umstände ließen daraus schließen, daß das Gebäude vorsätzlich in Brand gesteckt worden war. Vor etwa vierzehn Tagen ent fernte sich B. heimlich von seinem Wohnorte uud kehrte dieser Tage wieder dorthin zurück. Bald nach seiner Zuruckkunst wurd< er verhaftet und dem AmtsgerichlS- gefängniß in Bargteheide zugesührt. - -8°-M nt - Wehlma nn -vom 83. Infanterieregiment am Donnerstag erschossen. Die Motive sino unbekannt. 8 Aus dem Altenburger und Thüringer Land, ren 4. April. Am Sonntag wurde in einem Dickicht in der Leina bei Altenburg der flüchtige Tischlermeister Neunübel aus Altenburg erhängt vorgefunden. Bei dem Leichnam befanden sich eine goldene Uhr mit iette, sowie 16 Mark in Baar. — Im Amtsgerichlsbezirk Weida sind der Maul- und Klauenseuche 1 Ochse, 30 Kühe und 34 Kälber zum Opfer gefallen mit einem Werthe von 13 253 Mark. — Im Landkreise Erfurt, der 40 Ortschaften umfaßt, ist man sehr da-aus be dacht, öde liegende Flächen aufzuforsten. Leitens des landwirschaftlichen Ministeriums sind neuerdings den Gemeinden Mühlberg, Niedernissa und Windischholz- hausen zum Zwecke der Aufforstung namhafte Beträge bewilligt worden. — Nach einem geringfügigen ehe st u s l a n d. 8 Falkenau, 4. Apiil. Im hiesigen Kohlenrevier kam es am Sonnabend anläßlich der Lohnauszahlung zu Differenzen mit den Arbeitern, welche sich verkürzt glaubten. Die Ltünmung der Arbeiter ist eine sehr erregte. Morgen sollen Verhandlungen stattftnden, um die Differenzen auszugletchen und um einen neuen Ausbruch des Streikes zu verhindern. 8 GraSlitz. In unserer Stadt macht sich neuer dings eine evangelische Bewegung bemerkbar. Bereit- im vorigen Jahre erfolgten Austritte aus der kathol ischen Kirche. Im Lause voriger Woche erklärten aber mals 31 Personen ihren Austritt aus der katholischen Kirche, so daß die Zahl der Evangelischen hier bereits über 100 beträgt. Aus diesem Grunde wurde be schlossen, in GraSlitz eine evangelische Gemeinde und eine Predigtstation zu gründen. 8 In einem Hotel zu Liverpool wurden der Prin zessin von Leiningen, die daselbst mir ihrem Gemahl und dem britischen Obersten Atkinson logierte, Jü« welen im Werte von vier- bis sechstausend Pfund gestohlen. 8 Eine eigenartige Ueberraschung wurde dem Pro fessor Zibale am städtischen Gymnasium in Rauen bereitet. Er bemerkte bei einem Spaziergänge außer halb der Stadt in der Nähe der Gasanstalt einige Knaben, ole mit einem geschoßähnlichen großen Me tallstück spielten. Bei näherer Betrachtung des Gegen standes erkannte er darin eine noch völlig unver sehrte Granate, die sich bei Schießübungen der Artille rie aus dem Döbritzer Platz in die Gegend von Rauen verirrt haben mußte und nicht kreptrt war. Um Un heil zu verhüten, nahm der Professor das Geschoß an sich und brachte es zunächst in'sichere Verwahrung Sodann benachrichtigte er die Commandantyr deS Uebungsplatzes von dem Fund. Darauf kam ein. Feuerwerker aus Spandau, der die Granate in Em pfang nahm und sie unschädlich machte. Nicht wenig überrascht wuede aber der Herr Professor, als er Ve * i»r i s etz t e » Deutschland. 8 Halle a. S., 5. April. In der Kronerschen Pa piersabrik äscherte ein mächtiges Feuer das Kesselhaus und den Strohschuppen ein. 8 Elberfeld, 5. April. Gegen den Rentier Koriach in Godesberg, früher Hotelbesitzer, der aus dem Mili- tärbefreiungsprozeß verdächtigt wird, der Schlepper Strucksbergs zu sein, ist wegen Meineidsverdachts ein Haftbefehl erlassen worden. 8 Berlin, 4. April Eine Schöneberger Schüler« Mißhandlung, die wir auch gelegentlich der daraus hervorgegangenen Beleidigungsprocesse besprochen ha GM Die Mersteuer für das I. Kier letjahr 190V ist bis spätestens den 15. April 1S00 an unsere Sladlkaffe abzuführen. Versäumnis dieser Frist zieht die im Biersteuer- Regulativ angedrohten Strafen nach sich. Pies« Strafen treffe« auch diejenigen privat- Personen, die Ater von answärts. wenn auch nnr in kteineir Mengen, veziehen und solches nicht innerhalb 3 Kage« «ach dem Kmpfange versteuern. Kiervei «acht es keinen Ilnterschied, ov das von auswärts au hiesige Oinwohner - Aichtwirthe - gelangte Mer auf Aestellnng hin oder schenkungsweise geliefert worden ist Aue, den 3. April 1900. Der Rat de, WM... Dr. Kretzschmar, Bürgerin. Sch. Wegen des Umzuges in das neue Stadthaus bleiben Montag und Dienstag, den 9. und 10. April dieses Jahres die Expeditionen der Stadt- und Sparkasse sowie der Stener'Tinnahme Ratsregistratur und des Meldeamtes geschlossen. Aue, den 6. April 1900. Der Rat der Stadt. Dr. Kretzschmar, Bürgcrmstr. Auf falschem Wegs. Roman von Oswald Reicher. 8> Baron Augustus Bauart verbeugtes sich stumm, um sei« nen Aerger zu verbergen. Mit Grimm im Herzen verließ er seinen Vetter. „Dop Narr," murmelte er. „Selbst für seinen näch sten Verwandten mag er keine Gunst erbitten. ES hätte ihm nur ein Wort gekostet, und ich säße im Rate der Krone. Ist e- möglich, daß der Tod dieseSKuaben sein Vorurteil ge gen mich noch erhöhte? Aber was fürchtet er? Steht Nichtsein Sohn zwischen mir und seinem stolzen Titel? Ach, wenn die se» Kind nicht wäre, wenn e» stürbe, wenn, ja wenn . ." Sein Gedankenflug, der sich plötzlich in fieberhafter Er- regung einem Gebilde zuwendete, daSschillernd und glitzernd mit verlockendem Reiz vor seiner Seele aufstieg, wurde durch den Gruß eine» Menschen unterbrochen, der sich ihm unter fortwährenden Verneigungen näherte. E» daüerte einige Sekunden, ehe der Baron seinen vormaligen Agenten Rudolf Spanner erkannt«. „Ah, Herr Spanner, nicht wahr?" fragte er kühl. „Ja, Herr Baron, gestatten Sie mir, Ihnen mein« Glück- wünsche darzubringen?" „Glückwünsche, wozu?" „Sie sind jetzt nur durch einen Schritt von einem der Hljesten Titel England» und einem fürstlichen vermögen getrennt. Ein zarte» Kindlein allein steht zwischen Ihnen und der Erbfolge." „Zwischen mir und dem Titel allerdings; was die Gü ter betrifft, io scheinen Sie schlecht unterrichtet. Die reich sten «nd bedeutendsten derselben gehören nicht zum Ma jorat. Sie be-retfen also, daß Ihr« Glückwünsche etwa» voreilig waren. Sollt« jener Zufall, auf den Sie anspiel- ten, jemals eintreten, so wird e» von dem guten Willen de» Grafen Irving abhängen, ob er mir die Mittel ge- Wöhren mag, meinen hohen Rang gebührend aufrecht zu erhalten. Sie machen auch Geldgeschäft«, wie ich höre, Bei» «»her Spann«?" „Gelegentlich wohl." „Und laufen Sie dabei nicht oft Gefahr, mehr zu ver lieren, als zu gewinnen?" „Man muß vor allen Dingen wagen, wenn man ge winnen will." „Würden Sie den Mut haben, mir auf meine Ihnen bekannten Aussichten hin eine beträchtliche Summe vor zustrecken ?" „Das würde von zwei Umständen bedingt sein. Zu nächst müßte ich mit dem Charakter meines Klienten ver traut sein, lodann Einblick in seine Angelegenheiten er halten." „Natürlich, mein Freund, doch lassen wir den Gegen stand jetzt. Ich möchte mich mit Ihnen gern nvch über einige Rechtsfragen verständigen, hier aber ist der Ort nicht dazu. Sprechen Sie heute abend bei mir vor. Sie wissen meine Adresse: Sussex-Garden. Seinen Hut mit jener halb gönnerhaften Manier be rührend, welche große Herren ihren Untergebenen gegen über so häufig annehmen, setzte der Baron seinen Weg fort. Spanner blickte ihm nach, ein schlaue» Lächeln stahl sich langsam übe« seine Züge. „Er kann mich nicht betrü gen," murmelte er, „wie thvricht von ihm, mir gegen über, dem er vertrauen zu schenken gezwungen ist, eine Ma»ke vorlegen zu wollen Er hat alle» schon überdacht und erwogen Gewissensregungen schrecken diesen Mann nicht zurück, Wenn er noch schwankt, noch zögert, geschieht e» nur au» Furcht Mir entgeht er nicht mehr, ich werde ihm Hilfe leisten, aber er wird mich gut, sehr gut be zahlen müssen, vielleicht werde ich selbst eines Tages reich sein, bann will ich auch gern ein ehrlicher Kerl werden." So kurze Zett die Unterredung zwischen dem Baron Banark und Spanner gedauert hatte, war sie doch nicht unbemerkt geblieben. Manfred Verdi und sein Freund Ar thur Bedford, welche sich während der letzten drei Tage in der Nähe von Windsor aufgehalten hatten, kehrten durch den St. gameöpark «ach Hause zurück. In Ihrer schlichten Künstlergewandung fielen sie niemand auf, und weder de« Baron von Banark noch Spanner achtete» darauf, daß sie von jenen gesehen wurden. „Halt!" rief der Italiener den Menschen erkennend, den er im Zimmer Elly Garricks hinter dem Fenstervor hang hervorgezogen hatte, „unsere Abenteuer beginnen weit eher, als ich erwartete." „Welche Abenteuer?" fragte sein Begleiter verwundert. „Noch kann ich e» Dir nicht erklären, und dennoch ist e» eine» von höchstem Interesse für mich. Weißt Du, wer der ältere jener beiden Männer ist?" „Ja, Baron Augustus Banark. Ich erinnere mich sei ner von Mailand her, obgleich ich ihn nie gesprochen habe. Mir mißfällt sein Gesicht, so hübsch es auch ist. In seinen Augen lauert ein grausamer, verräterischer Zug." „Die Grausamkeit und der Verrat, die Du au» seinen Augen gelesen, sind nur schwache Schatten jener bösen Leidenschaften, deren Sklave er ist. Du staunst über die Bitterkeit dieser Beschuldigung, aber Du wirst sie begreif lich finden, wenn ich Dir sage, daß dieser aalglatte Po litiker der Gatte nieiner Cousine, verschönen und geistvol len Angela di Lardi war, und daß seine Kälte und sein« Treulosigkeit ihr Herz gebrochen haben." „Ist e» möglich." „Ich sage Dir, Arthur, in diesem Mann« lebt auch lei« Funk« von Ehre und Gefühl. Da» einzige Kind dieser un seligen Ehe starb wenige Monate nach dem Tod« ihrer Mutter, durch diese» Töchterchen wurde er der Erb« de» Bardi-Palastes." „Und argwöhntest Du jemal»..." „Ich will Mr antworten, ehe Du mir Deine Frag« vorlegst. Offen gestanden, bi» vor kurzem kam mir «in so schwärzer Verdacht nicht »Du darfst nicht vergessen, baß ich zu jeuer Zeit noch «in Knabe mar, aber meine Mut te« fürchtete da» schlimmst« von ihm und strengt« «ach dem Lode meiner Cousine einen Prozeß wegen Hera«»« -ab« de» Kinde» an, dessen plötzlicher Tod dem verfahr«