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DerSMscheLrMer MiMHÄverdask dLvUeSMrstz» Anztge Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Land.MchtesteVerbreitunginallmVolksfchichten Äies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt. Beilagen: Sonntags.Unterhaltungsblatt und Lmdwirtschastliche Bella-« Tiannschaft. der Schulinspektton und des Hauptzollamts zu Bautzen, Geschäftsstelle Bischofswerda/ Altmarkt 15. — Druck und Verlag vo« )es Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. FriedrichMay G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444 und 448 Ersch inungsweise: Jeden Werktag abends für den folgend. Tag. Bezugspreis Mr die Zeit eines halben Monats: Frei ins Haus halbmonatlich Mk.1.20, beim Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich 50 Psg. Einzelnummer 15 Psg. — Alle Poftanstalten, ^wke unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 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Am Mittwoch vormittag wurden die Saardeutschen vom Reichspräsidenten empfangen. * Reichsbankprasidenk Dr. Schacht hat sich nach London begeben, um mit dem Gouverneur der Bank von England, Montague Normann, eine wichtige Besprechung abzuhalten. * Das Redaktionskomilee der Abrüstungskommission hat sich auf ein Kompromiß über Artikel 16 der Völkerbunds- okte geeinigt. , Am Mittwoch ist ein deutsches Flugzeug von Berlin nach Paris und ein französisches Flugzeug von Paris nach Berlin geflogen. Damit ist die Fluglinie Paris—Berlin dem Ver kehr übergeben worden. * Der französische Ministcrrat hat das Ariedensgesuch Abd el Srims abgelehnk. Der tschechoslowakische Eiscnbahnminister kündigte vor dem Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses die Erhöhung der Personentarifc der Eisenbahn um 22 Proz. an. Die provisorische polnische Regierung verlangt für den zu wählenden Staatspräsidenten, entgegen der Verfassung, wichtige Sondervollmachten. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- lührliches an anderer Stelle. Oer unmögliche Oawesplan. Der erste September rückt langsam näher und mit ihm der Beginn des sehr gefährlichen dritten Reparationsjahrcs nach dem Dawesplan. Eine Reise des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht, die ihn in London mit dem Gouverneur der Bank von England und dem Reparationsagenten Parker Gilbert Zusammentreffen lassen wird, soll nach offiziösen Verlautbarungen nicht den Sinn haben, daß aus ihrem An laß die ganze Frage der Dawes-Reparationen im Sinne einer Revision aufgeworfen wird. Daß eine solche Aufrol lung sich auf die Dauer nicht wird vermeiden lassen, daß zeigen immer mehr die wirtschaftlichen Zustände im deut schen Vaterlande, die durchaus nicht die Voraussetzungen er füllen, die der Dawes-Plan selbst in die sogenannte Atem pause der ersten zwei Reparationsjahre gesetzt hatte. Das zeigen aber auch die sich mehrenden Stimmen in der Presse des Auslandes, und zwar nicht nur der amerikanischen, sondern auch der englischen, die schon jetzt von der wahr scheinlichen Unmöglichkeit sprechen, den sehr klug ausgedach ten, aber der Praxis nicht gewachsenen und zudem durch einen ausgedehnten Kontrollapparat übermäßig belasteten Dawesplan tatsächlich zur Durchführung zu bringen. New Pork, 25. Mai. „Journal of Commerce," dessen Chefredakteur zur Zeit in Berlin weilt, bringt einen auf sehenerregenden Artikel mit der Ueberschrift: „Wie Europa heute den Dawesplan sieht. Die Zeit kommt, ihn abzu ändern oder aufzuheben." Der Artikel bezweifelt, daß die Daweszahlungen weiterhin noch möglich wären. Das Schlimmste wäre aber, daß der Plan niemals auf richtig gewesen sei, wie die Verhältnisse jetzt beweisen. Der Plan wäre lediglich eine Notbehelf, um von der unhalt baren Lage zwischen Deutschland und Frankreich loszukom men. Daher wurde die kostspielige Maschinerie des Dawes planes errichtet und eine lange Liste von Sachverständigen und Pseudosachverständigen aufgestellt, die in das behag liche Berliner Nest gesetzt wurden. Jetzt sei die Zeit gekom men, um die gegenwärtige Farce zu beenden und erneut zu beginnen. Deutschland befinde sich augenblicklich in einem kritischen Stadium des Fortschritts auf dem Wege zu norma len Verhältnissen. Das zeige die hohe Arbeilslosenziffer. Deutschlands Führer antworteten, wenn man sie nach dem Dowesplan frage, „wir müssen uni Deutschlands willen wei ter an den Dawesplan glauben, bis er geändert wird." Die Politik der deutschen Führer sei also, kurz gesagt, oie, amt lich an den Dawesplan zu glauben, während man in priva ten Gesprächen zugebe, daß der Plan keinerlei Erfolg habe, ausgenommen einen solchen psychologischer Natur. Eng lische Geschäftsleute betrachteten den Dawesplan sehr skeptisch und ständen ihm vom finanziellen und vom wirtschaftlichen Standpunkt aus kritisch gegenüber. Einer der bekanntesten englischen Bankiers hat erklärt, die amt lichen Berichte der Dawesbeamten genügten, um die Un möglichkeit und Undurchführbarkeit des Planer in seiner jetzigen Form darzulegen. Eine weitere Erfüllung sei nur auf Kosten endgültiger Vernichtung der deutschen Wirtschaft möglich. Zusammenfassend heißt cs dann in dem Artikel: Im Hinblick auf den Dawesplan und seine Erfolge stimmten alle darin überein, daß die Zeit einer Revision und einer Aenderung des Zahlungsmodus gekommen sei. Dr. Stresemann an die Saarwehe. Berlin, 26. Mai. (Drahib.) Am Dienstag abend sand im Berliner Clou eine Kundgebung der Saarwehr statt, an der Vertreter der Regierung und des Magistrates der Stadt Berlin teilnahmen. Auch Reichsaußenminister Dr. Strese mann sprach. Er versicherte, daß es ihm eine besondere Freude sei, den Saarsängern den Gruß des Reiches und der preußischen Negierung zu überbringen. Er spreche hier nicht als Reichsaußenminister, denn das Saarland sei nicht Ausland, es sei deutsches Gebiet. Sooft er in Saarbrücken gewesen sei, habe er empfunden, daß hier die Idee der Volksgemeinschaft am schönsten verwirklicht sei. An diesem festen Zusammenhalten mußten sich jene die Zähne aus beißen, die glaubten, die Bevölkerung dieses Landes dem Deutschen Reich entfremden zu können. Mit aller Entschie denheit wendet sich dann Dr. Stresemann gegen die Aus streuungen über die Politik des Reiches in der Saarsrage. Man habe ihm vorgeworfen, er wolle durch Abtretung von deutschen Gemeinden geringfügige Vergünstigungen vom Feinde erkaufen. Es fei selbstverständlich, daß die Politik der Reichsregierung darauf eingestellt sei, für die Zeit, wo noch fremde Besatzung in den Gebieten am Rhein fei, zu er- streben, daß die Besahungsstärke verringert werde. Die Regierung werde nicht rasten, bis die Stunde der Wieder- Vereinigung gekommen sei. Dr. Stresemann schloß mit dem Ausrufe: „Deutsch die Saar, immerdar!" Am heutigen Vormittag um 10.45 Uhr werden die Mit glieder des Männergesangvereins Saarbrücken vom Reichs präsidenten von Hindenburg in seinem Palais empfangen werden. Ein Kompromiß in Gens. Auf der Genfer Konferenz hat die außenpolitische Lage eine Wendung genommen, die nicht als günstig für Deutsch land angesehen werden kann. Der Vorschlag, den der Franzose Paul-Boncour im Redaktionskomitee der Abrüstungskonferenz gemacht hat, um heimlich und auf Schleichwegen seinen Lieblingsplan, das berüchtigte Genfer Protokoll, wieder zum Leben zu erwecken, ist zwar durch den starken Widerstand, den ihm Lord Cecil als der Vertreter Englands entgegensetzte, zunächst in der Ver senkung verschwunden. Dafür aber hat England fick zu einem Kompromiß bereit finden müssen, wonach die Anregung auf Verschärfung des Artikels 16 der Völker bundssatzung dem Völkerbundsrat zur Behandlung überwei sen wird. Leider hat sich der deutsche Vertreter Graf Bern storff veranlaßt gefühlt, diesem Kompromiß seine Zustim mung in einer ausdrücklichen Erklärung zu erteilen. Das ist gefährlich, da damit die Möglichkeit gegeben ist, daß der Rat diese Angelegenheit abschließend behandelt, ehe der von der deutschen Regierung nach wie vor angestrebte Eintritt in den Völkerbund vollzogen ist. Deutschland kann sich aber natürlich nicht mit einer neuen und verschärften Auslegung des Artikels 16 einlassen, mindestens nicht, ohne daß von allen beteiligten Seiten festgestellt wird, daß der dem Proto koll von Locarno angefügte bekannte Brief über die An wendbarkeit dieses Artikels auf Deutschland vollkommen auf rechterhalten wird und zudem eine präzisere Interpretation erführe, als der sehr unbestimmte Wortlaut bisher erlaubt. Abd. el Krims Frie-erisgesuch. Ablehnung im französischen Minifierrak. Berlin, 25. Mai. Die Pariser Presse bestätigt die Nach richten aus Marokko, wonach sich Abd el Krim den Fran zosen ergeben will. Am Quai d'Orsay soll bereits der Text des Handschreibens Abd el Krims an den Generalresidenten Steeg eingetroffen sein. Man erwartet, daß die Feindselig keiten daraufhin bereits in den nächsten Tagen eingestellt werden. Der französische Minifierrak hak in feiner heutigen Sitzung beschlossen, auf den von Abd el Krim in feinem Brief an den Generalresidenken gemachten Vorschlag nicht einzu gehen, da der Brief keine Garansie enthalte und nicht ge nügend präzisiert fei. Der Gang der militärischen Opera tionen könne nicht geändert werden. Paä», 25. Mai. Der Vertreter des Außenministeriums bei den Friedensverhandlungen in Udschda, Ministerialdirek tor Poucet, wies vor Pressevertretern darauf hin, daß nach -er dreimaligen Ablehnung Abd el Krim», den Friedensweg zu beschreiten, die jetzige Demarche Abd el Krims nur dann Sinn haben soll, wenn er die Bedingungen von Udschda an nehme, sich unterwerfe und das Rifgebiet verlasse. Er habe sein Spiel verloren. Die Kämpfe im Rifgebiet haben jetzt nur noch den Charakter einer Polizeiaktion. Abd el Krim soll in Frankreich inter niert werden. Paris, 26. Mai. (Drahtb.) General Simon, der Lei ter der Konferenz von Udja erklärte in einem Interview mit dem Soir, es frage sich sehr, ob die französische Regierung auf die Vorschläge des Rifführers Abd el Krim überhaupt eine Antwort erteilen werde. Falls der Ministerrat sich da für entschließt, dürfte Abd el Krim aufgefordert werden, bei den französischen Vorposten sich einzufinden, wo er unter sicherer Bedeckung in das französische Hauptquartier ge bracht werde. Die französische Regierung hält in der Tüt die Gefangensetzung des Rifsührers für unumgänglich not wendig, erklärt sich aber bereit, Abd el Krim eine Stättz in Frankreich anzuweisen. * . Wie der Sonderberichterstatter des Matin aus Fez mit teilt, hat Parent in einer mehrstündigen Unterredung mit Steeg dem Generalresidenten auf Grund feiner eigenen Be obachtungen die Gründe für das plötzliche Nachgeben Ab el Krims auseinandergesetzt. Danach ist für Abd el Krim insbesondere die Uneinigkeit im Rifgebiet ent scheidend gewesen. Mit der Weigerung der West-DjÄ>allas, den Krieg an der Seite Abd el Krims fortzusetzen, war die Lage des Emirs hoffnungslos geworden. Dazu kam, d-ß sich Abd el Krim in dem Gebiet von Snada, wohin er sich nach der Räumung von Targist geflüchtet hatte, nicht mehr sicher fühlt. Während einige Morgenblätter der Befürchtung Aus druck geben, daß Abd el Krim sich auch jetzt noch nicht für vollkommen besiegt erklären werde und durch Verhandlun gen das wenige retten wolle, was nach seiner Ansicht noch zu retten sei, erfährt der Matinvertreter, daß die Lage seit Udschda sich vollkommen verändert habe. Abd el Krim exi stiere nicht mehr. Ein Abbruch der Feindseligkeiten käme nur in Frage, wenn die Rifkabylen sich vollständig unter würfen und Abd el Krim sich persönlich den französischen und spanischen Generalen stellte. Im Einvernehmen mit -er spa nischen Regierung werde man den einzelnen Stämmen ohne Androhung von Repressalien verständlich machen, daß es in ihrem eigenen Interesse liege, mit den Franzosen im Frie den zu leben. Abd el Krim könne auf die „traditionelle Gast- - freundschaft" (I) rechnen. Einer der ehemaligen Sekretäre Abd el Krims hat sich nach Fez geflüchtet. Wie er erzählt, trifft Abd el Krim ge genwärtig außergewöhnliche Maßnahmen zum Schütze sei ner Person. Nur die engsten Familienangehörigen haben Zutritt zum Emir. Abd el Krim befürchtet ein Attentat. Nach Informationen, die aus englischer Quelle stammen, soll Abd el Krim die Absicht haben, sich in die neutrale Zone von Tanger zu flüchten, um zu vermeiden, daß er Gefange ner der französischen oder spanischen Behörden wird. Neues aus aller Wett. — Ermordung des früheren Gouverneurs der Ukraine. Aus Paris wird gemeldet: Der frühere Gouverneur der Ukraine, Petljurä, Direktor der in Paris erscheinenden Zeit schrift „Le Trident", ist Dienstag nachmittag von einem sei- ner Landsleute namens Schwartzbarth erschossen worden, angeblich, weil Petljurä eine große Anzahl Israeliten in der Ukraine unterdrückt habe. — Prof. Holl gestorben. Nach einer Meldung der „Deutschen Tageszeitung" ist am ersten Feiertage der Kirchenhistoriker an der Berliner Universität Prof. Karl Holl im 61. Lebensjahre gestorben. — Ein weitere» Todesopfer der Haßlocher Katastrophe. Nach einer Blättermeldung ist der bei dem Explosions unglück in Haßloch verletzte Werkmeister Wilhelm gestorben, so daß die Zahl der Todesopfer nunmehr 10 beträgt. — Traurige» Ende einer Kahnfahrt. Ein junges Ehe paar machte am Pfingstsonntag eine Kahnfahrt auf den Kanälen in der Umgebung Lübbenaus. An der Schleuse kam der Kahn zu dicht an diese heran, so daß beim Hoch ziehen des Schleusenschutzes die Wassermassen sich in den Kahn ergossen und ihn in di« Tiefe rissen. Das erst seit zwei Wochen verheiratete Ehqraar ertrank.