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Auerlhal Zeitung. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge 12. Jahrgang Nr. 144 Dienstag, 2b. Juni 1900 > Sonntag ist große akademische Feier und d, rauf Hul digung am Denkmale. Ein Festessen am Nachmittage und ein Commers am Abend füllen den Nest de» ««aniworuichrr Redakteur: «ruft Aunkr, Aue iErzgebirge' Redaktion u. Expedition: Aue, Marlcstraße. tag ist großes Volksfest in der Stadthalle und eine Rheinfahrt, die großartig zu werden verspricht. In Bingen und Eltville hält die Flottille an. Ein vor- züglicher Trunk ist von den beiden Weinstädken für die Festgäste bereit gestellt. Abends wird daS Rhein user illuminirt. 8 Aus dem Altenburger und Thüringer Lande, 21. Juni. Der Ausstand der Tischlergesellen in Altenburg welcher vor sechs Wochen begonnen wurde, hat jetzt sein Ende erreicht und zwar auf Grund gegenseitiger Vereinbarung. Die geforderte Erhöhung des Arbeits lohnes um 15 Proz. wurde um L Proz. niedriger-n- genommen, die Arbeitszeit ist von jetzt ab, auf 58 Stunden, vom 1. Januar 1901 aber auf 57 Stunl en in der Woche unc der Mindestlohn für AuSgelernte aus 16 Mk. wöchentlich festgesetzt. — Am gol i.en Anker i r Köstritz stürzte ein 7jähriger Knabe beim Spielen in die Elster und ertrank, ehe Hilfe kam. — In Eisleben wurde die unverehelichte Emilie Töpfer aus Wimmelburg von einem elektrischen Wagen so heftig angefahren, daß sie sofort ins städtische Kranken haus ausgenommen werden mußte wo sie kurze Zeit darauf an den erhaltenen Verletzungen verstärk — In der Thiemeyer'schen Angelegenheit in Erfurt ist der Magistrat der Stadt von der Kgl. Estenbahn-Direktion als Vollstr«kungSbehörve eingesetzt worden. Demge mäß ist nicht nur sämmtliches Mobiliar, sondern auch der Nachlaß des verstorbenen RechnungSrathes Oster- meyer mit Beschlag belegt worden. Auch einige Colle- gen des Thiemeyer, welche mit seiner Vertretung be auftrag! waren, werden stark in Mitleidenschaft ge zogen und zwar je mit Beträgen in Höhe von 5- bis 6000 M. — Wie bösartig jetzt in der Schwarmzeit Bienen werden können, wurde dieser Tage beim Imker Fr. Danz in Kleineut rsdorf bei Roda wahr- genvmmen. In die Nähe der im Garten stehenden Ausland. 8 Ein gelynchter Wucherer. Aus Leteny wird berichtet: Ein allgemein verhaßter und gefürchteter Wucherer Namens Josef Stolz, der schon zahlreich« kleine Leute an den Bettelstab gebracht hat, wurde am jüngsten Sonntag von den erbitterten Dorfbe wohnern gelyncht. Stolz lceß vorige Woche das Häuschen der Wittwe Johann Lörmez um einen Spott preis verkaufen und nahm am Sonntag Nachmittag dte Delogirun der Wittwe, die sechs kleine Kinder be sitzt, vor. Jammernv lief die Frau in daS WirthShau», wo ein großer Theil der Dorfbevölkerung versammelt var, und ihre Erzählung brachte die Leute in furcht bare Aufregung. Unter oem Rufe: Man muß ihn todtschlagen ! -og die Menge vor das Haus der Wittwe, wo Stolz die Delogirung leitete, und erschlug den verhaßten Mann. Die Kunde verbreitete sich rasch in der Ortschaft und schaarenweise kamen die Bauern, fortiger Befreiung der gequälten Tiere von den bös artigen Bienen verendeten sämtliche Gänse in drei di nier Stunden. — Der Landwirth Friedrich Roth in Rottleben bei Erfurt wurde von einem Ochseuso hef- tig gestoßen, daß der Tod auf der Stelle eintrat. - Sin Einwohner von Schönburg bei Naumburg fand am Sonntag Abend in einem der Gehölze in de»Nähe d s Dorfes an einem Baum rin völlig nackte» Mäd chen angebunden. Sie behauptete, ihr Bräutigam habe sie in diesen Zustand verletzt, nachdem er ihr den Mund verstopft, und sie habe sich schon mehrere -tunden in jener Lage befunden. Ihre Kleider lagen in der Nähe. Nachdem sie sich im Orte etwas eihvlt hatte, wurde sie nach Weißenfels gebracht, woher sie gekom men sein wollte. - «Auf den Beinen kommt. das Vieh gelaufen, drum muß ich Knochen mit verkau fen , lautet die Inschrift in dem Laden eine» pfiffi gen Fleischermeisters in Throtha, der damit von vorn herein etwaigen übertriebenen Reklamationen der Käufer Vorbeugen will. Mit einer anderen, ebenfalls originellen Inschrift macht er Front gegen da» leidige Borg-System, nämlich: .Borgen ihu' ich nicht, denn ich Habs empfunden, , rst werde ich die WaareloS und später auch die Kunden." D m Meister ist diese Offen- berzigkeit noch nicht zum Schaden gewes n. Bienenstöcke waren sechs ihm gehörige junge Gänse um sich zu überzeugen, ob Stolz wirklich todt sei. gelaufen. Nach kurzer Zeit konnte man seien, wie! ß Mi- nnch m.,,-,s kn»..»»» D-r k>-^ük» die Bienen über dieselben hergefallen waren, : 8 Wie die Leute nach Puris kommen. Der berühmte , . Die Zeichner des „Figaro" Caran d'Ache, hat vor Kurzem überfallenden Bienen bedeckten Kopf und Hals der "mit eine« Bilde Sengsation hervorgerufen, in dem er Gänse vollständig; beides schwoll stark an. Trotz so-1 zeigt, auf welche Weise im Ausstellungsjnhre die Leute «e emipauige Petitzeile lv Pf«., au.ttcchc Inserate die Corpus-steile 2b Psg., Reklamen ßro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger «ufnahm. Rabatt. — Bei größeren Inserat« «. mehrmaliger Aufnahme wird entspreä ent höherer Rabatt gewöhn. Alle Postanstatten nnd Landbrieslrögcr nehmen BesteUnngen an. isrsMetn« tögttch Rachminngs, anher an Som- » Feiertagen — Preis pro Monat frei ins kau» 22 Psg., abgehol« 17 Psg. — Mit der EonntagSbeitage: „Der Zeitspiegel" Bei der Post abgeholl , o Vierteljahr 1 Ml. — Durch in» Bricströzcr l.40 Mark. , Deutschland. ' , 8 In Schwimmcrkreisen herrscht vielfach die Ansicht Tage» aus. Montag den 26. findet der große Fest- vor, daß e» unmöglich sei, ohne den Gebrauch der -ug statt. Am Abend vereinigen sich die Zugtheilneh- Beine sich längere Zcit über Wasser zu halten, noch w" zu einem Costümfrste in der Stadtballe, zu deren weniger aber schwimmen zu können. Daß die» aber Garten noch der Brückenplatz hinzugenommen wurde, der Fall ist, hat Herr v. SierakowSki, der im Feldzuge" «m ein Lager der Zünfte zu arrangiren. Am Dst ns- beide Beine vollständig verloren har, dadurch bewiesen, - daß er al» täglicher Gast der Badeanstalt im Rein ickendorfer See bei Berlin, nur mit den Armen schwim mend, etwa 400 Meter zurücklegt. Allerdings sei be merkt, daß Herr v. SierakowSki schon vor seiner Ver- wundung ein verwegener Schwimmer war und bereits mit 14 Jahren mit Lebensgefahr einen Menschen von dem Ertrinken in der Mosel errettete. 8 Zwei Bergleute verschüttet. Aus Dortmund, 21. Juni, schreibt man: Aus der Zeche „Trappe" in Silschede wurden durch herabstürzende Steinmassen zwei Bergleute verschüttet; einer derselben war sofort todt. 8 Berlin, 22. Juni Aus Breslau wird bestätigt, daß der Generalstabsosfizier der 1l. Division Major v. Reitzenstein wegen Theilnahme an den Kämpfen der Buren in Südafrika allerdings zu Festungshaft verurtheilt worden ist, aber nicht zu 6 Monaten, wie dir „Times" gemeldet haben, sondern zu 6 Wochen, die er gegenwärtig in Glatz verbüßt. 8 Könitz, 22. Juni. Gestern wurde hier auf An ordnung des Untersuchungsrichters die Gestndever- 'mietherin Rielinge, wegen Verdachtes des Meineides verhaftet. « 8 Kassel, 22. Juni. In der Strafanstalt in Ziegen- Hain find bei einem Gefangenen die echten schwarzen Pocken sestgestellt worden. Die Absperrungsmaßregeln sind in vollem Umfange angeordnet worden. § Hamburg, 22. Juni. Eine schwere Schiffscolis- sion hat auf dem Elbstrome bei Steinwerder zwischen dem etnlausenden englischen Dampfer „Westmoreland" und dem ausgehenden Küstendampfer „Rheinstadt" statt gesunden. Beide Schiffe wurden stark beschädigt. Der „Rheinstadt" mußte sofort die Fahrt aufgeben und die Schiffswerft aufsuchen. Z Die Zurüstungen zum Guten bergfeste in Mainz sind nahezu vollendet. Eine reicye Zahl von Gästen rvird zum Feste eintreffen. Gleichzeitig tagen die Jahresversammlungen der Buchdrucker und Journal isten in Mainz. Die überreich beschickte typographische Ausstellung wirb pünktlich am 23. Juni eröffnet. Am Tageblatt für die Stadt Unc «ao Umgebung .Inserate Nelohnter Gdelmnt Kriminalroman von William Michelson. 8 „ES ist nicht» al» Uebnng." antwortete Erna Brisson ' mit bescheidenem Erröten. „Ich sitze täglich vier volle Stan- den am Klavier." „O, mein Gott," dachte Ewald, „welche Qual für die Familie," aber er hütete sich wvhl, diese Bemerkung auS- zusprechen. !e"> Albertine und Theodor, Laryll unterhielten sich über den Tvd Widson». „Ich konnte ihn niemals leiden," sagte Albertine leise, „aber «s ist entsetzlich, daran zu denken, in welcher Weise er starb." „Das weiß ich nicht," erwiderte Taryll düster, „nach allem, wa» ich hörte, ist der Tod durch Chlvrvform ei» leich- ' ter und schmerzloser." „Der Tod kann niemals leicht sein," seufzte Albertine, „besonder» für einen jungen Mann von so ungetrübtsr . Gesundheit und so großer LedenSsreudigkeit, wie Widson war." „Ich glaube, Du bedanerst, daß Widson tot ist," rief Laryll eifersüchtig. „Du nicht auch?" fragte Albertine verwundert. ' „Da ich ihn verabscheute, so lauge er lebte, kannst Du «icht erwarten, daß ich seinen Lod betrauere." Albertine antwortete nicht, aber blickt« ihm in» Ge sicht und -um erstenmal fiel e» ihr auf, daß er krank au»- dH. „Wa» fehlt Dir, Theodor?" fragte sie, ihre Hand auf seinen Arm legend. „Du siehst leidend au»." „Nicht», nicht»," erwiderte er hastig. „Ich habe Mich In den letzten Tagen etwa» überarbeitet, aber komm' hin an»,' sagte er, sich erhebend, „denn ich sehe, daß Papa da» Mädchen mit der Stimm« einer Dampfpfeif« aufge- sordert hat zu fingen." st Da» Mädchen mit der Stimme einer Dampfpfeife war ^Ltna vrisson, die Schwester der Angebeteten Rugby». Ein lautes Ausstichen unterdrückend, folgte Albertine ihrem Bräu tigam aus die Veranda. „Wie ungerecht von Dir," rief sie, als sie drangen wa ren. „Sie ist von den besten Lehrern unterrichtet wvrden." „Wie ich die Armen bedaure," entgegnete Caryll grim mig, al» Lina mit ohrenzerreißendem Geschrei ihr Lied an den fernen.Geliebten anstimmte. Albertine antwortete nicht. Sie lehnte sich über das hohe Geländer der Veranda und blickte hinaus in die zau bervolle Mondnacht. Einige Vorübergehende waren stehen geblieben, um den schrillen Tönen Linas zu lauschen. Ein Mann insbesondere schien sich sehr lebhaft für den Gelang zu interessieren, denn er starrte beharrlich zu den Fen- stern hinauf Caryll und Albertine sprachen von allerlei Dingen, aber so oft Albertine aufblickte, sah sie den Mann neugierig ihr Fenster beobachten. ,,Wa» mag der Mensch dort unten wollen, Theodor?" fragte st«. „Welcher Mensch?" fragte Caryll auffahrend. „O," sagte er in gleichgiltigerem Ton, al» der Mann sich von der Hauthür entfernte und über den Dann» ging, „die Musik scheint «S ihm angethan zu haben." Albertine erwiderte nicht», aber sie konnte nicht um bin, zu denken, daß sich hinter jene» Menschen Beharr lichkeit etwa» Andere» verberge, al» seine Vorliebe für Musik. Lina hatte aufgehört zu sinaen und Albertine for derte deshalb ihren Bräutigam auf, wieder in den Saal zurückzukehren. „Weshalb?" fragte Laryll, der, behäglich im Sessel lehnend, seine Ligarette rauchte. „Ist e» hier nicht viel an genehmer?" „Ich muß nach meinen Gästen sehen, Liebster " erwi derte Albertine sich erhebend. „Bleib'Du hier und rauche Deine Cigarette zu Lude,"und mit einem fröhlichen Lachen huschte st« wteetn Schatten in den Salon zurück. Laryll starrte «muhend in da» Mondlicht hinaus. Ja, e» war kein-Aveifel, der Mann beobachtete da» Han», denn seine Augen waren noch immer auf die Fenster ge ¬ richtet. Caryll warf die Cigarette weg Ein leiser Schrn^e durchrieselte ihn. > „Könnte mich jemand gesehen haben?" murmelt« er. „Natürlich nicht, und der Kutscher würde mich gew-ß nicht wiedererkennen. O, ich wünschte, ich wäre diesem Widson niemals begegnet." Er warf noch einen Blick auf den Lanfcher «ntsr den Fenstern und eilte in den warmen, hellerlenchtelen S,lvn E» war ihm nicht behaglich zu Mute, und er wurde sich noch mehr beunruhigt gesuhlt haben, ivenn er gewußt hätte, daß jener Mann auf der Straße der schlaueste aller Detek tive» war. Darre hatte den ganzen Abend da» Rogersche Hänr beobachtet und fing an, verdrießlich zu werden Blenkin- sop wußte nicht, wo Caryll wohnte, und da der Detektive da» zu erfahren wünschte, beschloß er, jede» Schritt Ca ryll» zu überwachen, und ihm bi» zu seiner Wohnung nach- znspüren. > „Wenn er der Bräutigam diese» hübschen Mädchen» ist-* sagte er sich, „werde ich warten, bi» er das Hon r verläßt, und mich bann an sein« Fersen heften, bi« ich weiß, wp er wohnt." Al» Laryll ihm auf dem Weg« zu Rogex begegnete, war er im GesellschaftSanzua, über dem er «inen Hellen Ueberzieber trug, und auf dem Kopfe hatte er einen wri- chen Filzhut. „Ich bin ganz starr!" stieß Darre hervor, al» er La ryll wieder verschwinden sah. „Wenn er nicht ein anSge- machter Narr ist, begreife ich nicht, weshalber in dem- elben Anzug umherspaziert, den er an hatte, al» er «id- on um die Ecke brachte, »nd sich einbiidet, man werde hn nicht wtedererkennen. Melbourne ist doch nicht Pari t oder London, daß er glaubt, so sorglos sein -n dürfen. Er wird nicht wenig erstannt sein, wenn ich zu leinerBer- Haftung schreite. Ah," fuhr er fvrt, sich seine Pfeif« an- zündend und vor dem Rogerschen Hanse Pvstö faffrnd„.tch fürchte, ich werd« lang« zu warten haben, bi» er heran»- kommt."