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Tageblatt für die Stadt Au« und »rfchNrtt ßttlgüch Nachmittags, außer an Sou>: 11 steiertagen. — Preis pro Monat frei in« Haus LV Pfg., abgrholt 15 Psg. — Mit der Eonntag«beilage: „Der Zeitspiegel" Bei der Post abgeholt p^o Vierteljahr I Ml. — Durch de» BrieskLger 1.40 Mark. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. »eramwortllchrr Redakteur: «ruft Fuake, Aue jEizg, r^.< Redaktion u. Expedition: «»<, Marklstraße. Nr. 129 Freitag, 8. Juni 1900 Untgeba«lk Lnserat« t> »«einspaltige Pesitzeile 10 Pfß., «».tltche Inserate die EorpuS-Zeile 25 Psg., Reklamen pro Zeile SO Psg, Bei 4 maliger Ausnahm. 15*/o Rabatt. — Bei größeren Inserate« a. uiehrmaliger Ausnahme wird entspreä end höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstallen und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. 12?Achrgang- Deutschland. ß Wie verlautet, wollen am 8. Juni die Bäcker gesellen in Berlin die Arbeit nieberlegen. 8 Die Verlobung der Erzherzogin Elisabeth ist Bayern mit dem Prinzen Alberr von Belgien ist am Sonnabend vollzogen worden. 8 Am Sonnabend Vormittag entgleiste zwischen Goldberg und Kvrendau (Schlesien) ein Eisenbahnzug. Der Heizer wurde schwer, von den Reisenden wurde niemand verletzt S Könitz, 6. Juni. Hier herrscht jetzt Ruhe„ Das Verbot, nach welchem die Restaurants abends um v Uhr schließen müssen, ist aufgehoben wo.den. An- derersUtS hat der Regierungspräsident angeordnet, daß der Jahrmarkt nicht abgehaltcn wird. Polizeiinspcktor Brand und Kriminalkommissar W.hn sind wieder nach Berlin abgereist; das Militär ist gestern abmarschiert Bürgermeister AegitiuS hat eine ErlaubSreise ange- treten. Schlächtermeister Hoffmann ist, wie ihm von der Regierung mitgcteilt wurde, außer Verdacht. Gestern Mittag 12 Uhr b'annte der Holzzaun der Synagoge; das Feuer wurde von einem Polizeiserge anten gelöscht. - Neuerdings sollen Verdachtsmo mente gegen einen Kaufmann Rosenthal aufget,incht sein. 8 Berlin, 5. Juni. Mit drei Kindern verschwun den ist die Frau eines hiesigen Privatlehrers, der wegen Nervosität seine Stellung aufgeben mutzte. Vor drei Tagen nahm sie ihre Kinder mit, ohne daß sie bisher zuiückgekehrt ist. Alle Nachforschungen sind bisher erfolglos geblieben. Man vermuthet, daß die Frau ihre Kinder in den Too mitgenommen hat. ß Am Freitag Nachmittag erfolgte in der Pulver fabrik zu Dahlenbrück lei Lüdenscheid (Wests.), in welcher Schießpulver und Jagdpatronen hergestellt werden und große Mengen Dynamit lagerten, auf bisher unaufgeklärte Weise eine heftige Explosion. 5 Arbeiter wurden getütet, die Fabrik und die umliegen den Baulichkeiten sind schwer beschädigt. 8 Aussehen erregt in Hamburg der Selbstmord des angesehenen Kaufmanns Kröplin, dessen Vermögen mehrere Millionen betrug. Das Selbstmordmoüv liegt in verfehlten Spekulationen. tz Eine wichtige Entdeckung soll am hygienischen Institut der Würzburger Universität gemacht worden fein: die bakterienvernichtende Eigenschaft bestimmter! elektrischer Ströme, welche zur Heilung einer Anzahl auf Infektion durch Bakterien beruhender Krankheiten angewendet werden können. 8 120 Mal verlobt! Ein aus dem bayerischen Rottthal gebürtiger Kaufmann Namens Alois Fran kenberger machte vorige Woche vor dem Grazer Schwur gericht folgendes Geständniß: „In Engertsham bei^ Passau 1855 zeboren, habe ich nuch Absolvirung der^ Mittelschule auf dem Gute meines Vaters die Zeit mir — NichtSthun verdraht. Als mein Vater 1881 gestorben war ließ ich m«in Gut um 100 000 Mk. durch einen Agenten verkaufen, ging vorerst nach Ame. rika und bereiste dann die ganze Erde. AtS mein Geld verbraucht war, trat ich in Algier in die Frem denlegion ein. Im Herbst des Jahres 1897 tun ich von Algier nach München gekommen, wo ich im Bürgerlichen Brauhause Buchhalter wurde. Allein nach lüjährigem Vagavondiren behagte mir daS ru jige Bureauleben ganz und gar nicht, und so ging ich nach Graz, wo ich mich kurz entschlossen auf einen Heirathsschwindel legte. Ich ließ in der „Tagespost- ein Jnse at mit folgendem Inhalt erscheinen: „Damen die geneigt sind, einen vermögenden Herrn zu ehelich n, wollen sich bet mir melden - Ich wurde mit Anträgen förmlich überschwemmt. Vermögende Damen, Gou vernanten, Bonnen, Mädchen für Alles, Dienstmäd chen usw. bewarben sich um mich. Ich verlobte mich mit einer jeden und lebte mit jeder mehrere Wochen glücklich. Nachdem ich auf diese Art mehrere Tausend Gulden an mich gebracht hatte, ging ich wieder nach München, wo ich mit etüek Anzahl junger und ritten Witwen Bekanntschaft schloß und zwar wieder mit sehr schönem finanziellen Erfolg. Von München kam ich nach Passau, wo ich zwölf Mädchen und von die sen 5000 Mark eroberte. Meine dreizehn!« Braut in Passau veranlaßte ich, nut mir durchzugehen, und mit dieser habe ich die 5oOO Nk. verjubelt. Dann fuhr ich, natürlich ohne Braut, wieder nach München. Ich verlobte nuch dort abermals mit mehreren Wilt- frauen und Mädchen. Meine durch Heiratsschwindel erworbenen Einkünfte gestatteten mir ein luxuriöses Leben. Dann reiste ich nach Wien, von dort aber mals nach Graz, wo mich meine erste Braut verhaften ließ. Im Ganzen habe ich mich mehr al« 120 Mal verlobt-! Das Schwurgericht verurteilte den Don Juan zu 2^/z Jahren schweren Kerkers, nach deren Verbüßung er aus Oesterreich für immer ausgewiesen und an Bayern ausgeliefert wüd, wo seiner voraus sichtlich noch mehrere Jahre Zuchthaus harren. 8 Ueber die vielbesprochenen Landkonzessionen in Afrika kam es in der Hauptversammlung dtr'Kolont- algesellschaft zu Koblenz zu erregten Auseinandersetz ungen. Dr. Passarge wandte sich in schärfster Mts« gegen die Art und Weise, wie das Kolonialamt üsttrr Herrn v. Buchka deutsche Gebietsteile verschleudert habe. Ausland. § Lia großer ^Skandal droht i> folge der Vertei lung der Plätze in der amerikanisch«n Sektion auSzu- brechen. Die französische Regierung überläßt den fremden Ausstellern die Plätze unentgeltich, abet eintge Vertreter Amerikas, die die Verwaltung der amerika nischen Sektion in Händen haben, haben die Aü-fteükr gezwungen, auszugeben, soviel ihnen nurerptsßt wer den konnte, im Durchschnitt 150 Doll, und noch mehr, ehe sie die Erlaubnis erhielten, anczustellen. 8 Paris, 5. Juni. Gestern Abend 9 Uhr sand aus der Seine zwischen der Konkordia- und der Alexa über brücke ein Zusammenstoß zwischen zwei Personen dampfern statt. Soweit bekannt, ist Niemand verletzt. 8 Parts, 5. Juni. In Dem! bet Enghten im De partement Leire-et-Oiie fand gestern ein Stierkampf oatl. Da die Stiere von den Matadvren ungeschickt getötet wurden, wurde die Menge unwillig und be schimpfte die Malabo re. Ein Mann Namens Uvam Apelt feuerte außerhalb der Arena drei Reoolverschüsse a if die Matadore und verwundete zwei der Letzteren leicht. Apeli wurde verhaftet. 8 Budapest, 5. Juni Infolge einer Entgleisung stürzte ein aus Auwinkel zurückkehrender, mit Aus flug lern vollbesetzter Straßenbahnwagen um. Vier Per sonen wurden gelötet, 9 verwundet. 8 Auf der Katharinenbahn bei Rostow am Don stießen am Sonntag zwei Gütcrzüge zusammen, wobei 5 Waggons zertrümmert wurden. Mehrere Personen wurden getötet. 8 London, 4. Juni. DaS „Reuter'sche Bureau* meldet aus Tientsin von heute: Eine Abtheilung Kosaken, welch- zum Nufsuchcn von Flüchtlingen ab gegangen war, hatte ein scharfes Gefecht mit den Boxers und brachte denselben schwere Verluste bet. Bon den Russen wurden ein Offizier und drei Mann verwundet. 8 Tientsin, 2. Juni. Das französische Consu'at erhie t die Nachricht, daß am Donnerstag früh 30 Ausländer, darunter sechs Frauen und ein Kind, die sich in Booten auf der Flucht von Paoting-Fu nach Tientsin befanden von mehr als 700, mit Flinten H-Lchtet. Roman von Max von Weißenthurm 37 Sie fühlte sich jetzt ruhig und stark genug, ihrem Ge mahl die versprochene Nachricht zu geben, nahm Brief papier und Feder zur Hand und schrieb: „Mein lieher Mann! Zum erstenmal in meinem Leben gebrauche ich diese Worte mit vollem Rechte und voller Empfindung. Wie e» gekommen ist, weiß ich selbst nicht so recht, kam» es wenigsten» nicht aufs Papier bringen, aber «» mag jetzt, nach langen Jahren seit unserer, Verlobung, dftser erste wahre Liebesbrief Dir die feste,, herzlichste Versicber- nng geben, daß mein Herz nunmehr innige Liebe zu Dir fühlt, daß gewissermaßen alles, was ich Dir an Liebe seit Jahren schuldig blieb, sich zusammeiidräugt, um jetzt, wen» auch verspätet, zum Ausdruck zu kommeu. Kannst Dn mir verzeihen, kannst Du mir meinen Gemahl und mein süße» Töchterlein wicüergrben, o, so thne e» und laß uns über die Vergangenheit einen Schleier breiten, ich werde Gat tin und Muter sein und darin meine Besejigung finden and hoffentlich Besetignng spenden. Wen»» Dein Edelmut «inerRenmütige» vergessen und vergebe» kann, o, so kopyne morgen Vormittag zu mir, schließ« in Deine Arme Deine Adelheid.- Am nächsten Morgen sah man ein glücklich darein schanende» Paar den Weg nach Hietzing wanderst, e» war, al» ob die ersten Tage der jungen Liebe wieher vej Kurt und Adelheid angebrochen seien und die muntere Rosa hüpfte an der Hand der wiedergewonnenen .Mutter, so hoch st« konnte. Dem ersten, Glück»tage folgten weitere, und nach nicht langer Zeit gelang e» Kurt auch, seinen Entlastungsprozeß zur Wiederaufnahme zu bringen. Lr wurde frrigesprochen und die kaiserliche Huld gab ihm den Titej Hauptmann zurück. Wieder aktiv einzütreten, lehnt« ! er ab; da er in seiner Eivtlstellung sich immer mehr «>n- porarbeitzk und außer seinem friedlichen Heim »heiteren Ueber die sogenannten Fremdentrau ungen aufHelgoland find in letzter Zeit Mitteil ungen veröffentlicht worden, die bei den mit den Verhält nissen nicht vertranten Lesern leicht den Eindruck machen könnten, als , ob zwei Liebende nur nach Holland zu iah ten brauchten, um sofort als rechtmäßig getrautes Ehe paar füils Leben vereint wieder heimkehren zu können. Wenn nun auch thatsächlich die Trauungen aufHelgoland sehr schnell erfolgen könnest, so ist doch die unerläßliche Vorbedingung! dafür, daß den Zivilbehörden und dein Pastor von Helgoland die zum Akt der Eheschließung nö tigen Papiere vorher zur Verfügung gewesen sind. In diesen» Falle ist nämlich nach dem DispenS von» Aufgebot, der nach abgelristetem Ledigkeitseid erfolgen kann, sofort die kirchliche Trauung auf Helgoland möglich. Die Kosten hierfür belaufen sich zusammen auf 200 Mark. Ein Herr, der vor zwölf Jahren sich auf Helgoland trauen ließ, teilt im „Hamb. Korr.- einige Fälle mit, die es seiner Ansicht staq al» wünschenswert und berechtigt erscheine» kaffen, dies« Trauungen auch noch nach Einführung de» «leuen Bürgerlichen Gesetzbuche» dort bestehen zu lassen. Eine große Zahl der nach Helgoland zur Eheschließung reffenden Personen sind solche deutsche Reich-angehörige, die titt Auslands leben und ihre Existenz dort haben, dann aus kurze Lett nach Deutschland zurücktehren, sich hier verloben und zu heiraten wünschen oder nach langjähri- ger Verlobung di, «h, tm Heimatland« schließen wollen, Ehrgeiz nicht mehr kannte. Oskar war in die Ferne ge gangen, einein ehrenvollen Ruse nach Prag als Geschäfts führer eine» gewerblichen Unternehmens zu folgen, wozu, Kurt» Empfehlung ihn vorgeschlagen hatte. Nach einer Reihe von Jahre» erst kehrte er zum Besuche nach Wien zurück, von da an öfter». Alsbald war in Kurt» Heim eine freudig« Feier: Oskar und Rosa wurden ein hochbe glückte» Brautpaar. — End«. — nmgeineinsan» al» Eheleute die Rückreise in» Ausland an treten zu können. Diese Paare wähle» alsdann häufig ^Helgolqgp, al» Ort der Eheschließung, uin d»^ für da» Aufgebot sonst erforderliche Zeit zu sparen. Obgleich da» deutsche Gesetz für solche Ausnahmesälle auch eine DiS- peüserteiluiig kennt, ist diese doch mit vielen Umständen verknüpft und nur, schwer in so kurzen» Zeitraum zu er möglichen. Weiter kommt eine Trauung auf Helgoland in Betracht für solchd Personen, die als Deutsche geboren sind, aber durch langjährigen Aufenthalt iin AnSlande ihre deutsche Staatsangehörigkeit verloren haben. Die Befürchtung, daß mit der Einführung de» neuen Bürger lichen Gesetzbuches die nicht unerheblichen Einnahmen ast» diesen Eheschließungen verlöre»» gehen könnten, hat die Gemeindevertretung der Insel veranlaßt, eine Petition an zuständiger Stelle einzureichen, in der gebeten wird, die Einrichtung wenigsten» noch für weitere zehn Jahre bestehen zu lassen. Sollte hierauf ein ablehnender Be- scheid erfolgen, so ist für die Zukunft vom Jahre 1900 ab nur noch England der Ort, wo Paare, denen Umstäudeetue Äerbinditsths am heimatlichen Herd erschweren, schnell drn , Ehebnnd schließen können. Ob da» in jeder Beziehstüg wünschenswert sein würde, möchte zu bezweifeln sein. Im Polizeibureau. Wachtmeister: „Also in Ih rem Lokal hat e» gebrannt?- — Herr: „Jawohl infolge rineS Defeite» an der Leitung de» elektrischen Lichte«." — Wachtmeister: „So, so! Wer hat denn da» elektrische Licht augezündet?-— Herr: „Ich selbst!" — WaMme»- sier: „Jetzt beantworten Sie aber gefälligst meine nächste Frage genau. Wo haben Sie da» Streichholz hingewor- fen, nachdem St« da» elektrisch« Licht «»»gezündet hat- >t«n?- AmtlSsttt. Verteidiger: „Die vom Herrn Staat»/ anwal» mehrfach angezogeuen Damenstrümpfe kann »ststn unmöglich nieKiem Kliestten in die Schuhe schieben, da «r, wie au» dein Sachverhalt hervorgeht, berechtigt »var, dies« Damenstrümpfe al» herrenlos anznsehen." 77,LS*