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Lpkal-latt für Aue, Auerhammer, Zelle« Klösterlein, Meder« u. Oberpfauueüstiell, Lauter und die umliegenden Ortschaften. Britein« »tttwo»», Sreitag» u Eonntag». vidonnementsprelt inkl. der 3 werlhvollen Beilagen vierteljLhrlich mit Bringerlohn 1 «k. S» Pf. durch die Post L ». »» Pf. Mit 3 illustrirten ZSeiölLttern: Deutsches Aennittenvtatt, Hute Heister, Jeitspiegel. -«aniwortlicher Siedakteur: G»tl He»«MMst«r in Lu « (Erzgebirge). Redaktion u. Erpeditton: Aw«, Marktstrast«. Inserat» die einspaltig« C»rpu«zeile!1> Pf»,! Petitsatz wird nach Petitzttlen, Nonpareille satz nach dies« berechnet. Bei Wiederholungen -Her Rabatt. All« Postanstalten und LandirtefkLg« nehmen Bestellungen an. Ro. 32. Freitag, den 16. März 1894. 7. Jahr-aq-. Eonntag, de» 18. Mürz q. PM vorm. 11—12 und nachm. von 3—b Uhr Montag und Dienstag, de« 19. und 20. März von vormittags 9—12 Uhr und nachmittags von 2—b Uhr und Mittwoch, de» 21. Miirz von vormittags v—12 Uhr werden die von den Schülern der Deutschen Fachschule für Blecharbeiter im verflössenen Semester angesertigten Zeichnungen, Modellierarbeiten, Blrchwaaren, Au«, sührupgen der Gase, und Wasser-Installation und elektro-technischen Anlagen im Fachschule gebäude und JnstallationSraum der Schule öffentlich ausgestellt. Näheres wird der dann im Hausflur des Fachschulgebäudes aushängende An< schlag besagen. Alle Freunde und Gönner der Anstalt ladet zum Besuche ergebenst ein Aue, Erzgeb., den 13. März 1894. K. Dreher, Direktor. Potttische Nachrichten Drntschlan». Berlin, den 14 März. »Nicht die Herabsetzung des russischen Getxcidezolle- auf 3,bi) Mk. wird Pen deutschen Roggeubau schädigen, di» russischen söeldverhältniffe werden das besorge« I" So klagt ei« deutscher Landwirt. Er schreibt: „Zn Rußland flor iert wie in Oestreich da» Papiergeld. Der Golhrgbel kostet 3,24 Mk- aber in Gold wird nie ausgezahlt, son dern immer nur in Papier, der Papierrnpel steht »»eist NM 33 Prozent niedriger, al« der Gvldsubel. Der deutsche Exporteur, der nach Rußland liefert und z. B. 20,000 Rubel zu fordern hat, erhält diese tn Papier und an die len 20,000 Papierrudeln verliert er an der deutschen Börse rund 21,000 Mk. Statt 6b,000 Mark erhält er nur 44,000 Mark, Pies würde mehr als den Gewinn und de« Lohn seiner Arbeit verschlingen. Diesem Ver luste kann er aber an-weichen, wenn er hie Papierrnbei nicht nach Deutschland -pingt, sondern in Benützung des ZwangSkursu» drüben Maren kauft, die er diesseits der Grenze in Gold umsetzen tann. Hierzu bietet sich ihm nur Holz oder Getreide. Ohne seinen rheinischen, schwä bischen oder bayrsschen Wohnsitz zu verlassen, giebt er brieflich einem großen KammissionS,ause an der Grenze unter Ueberweisung seiner 20,000 Papierrubel de» Auf trag, ihm für diese Summe drüben Getreide oder Holz zu lausen, diese» ihm nach Königsberg, Thorn, Polen, Breslau oder Gleiwitz zu liefern, und dort sür ihn zu verkaufen. Heute erhält er drüben zum Preise von b0 Kopeken pro Pud (1 Pud — 16,361 Kilogr.) für 20,000 Papierrubel 40000 Pud Roggen — 6S5,2 Tonnen, sür die er den Grenzzoü von 3b MK sür die Tonne mit Mk. 22932 zutegen muß- Diesseits verkauft er dann alles zum heutigen Preise von 12S Mark sür die Tonne sür 81,900 Mk. ohne auch nur ei« Korn davon gesehen zu haben. An Bahnsracht für 6b LowrhS und Provision hat er dann etwa je 1000 Mk. zu zahle.!, so daß ihm rund 58000 Mk. nach Zahlung von Zoll und Kosten für seine 20,000 Rubel bleiben (statt wie oben angeführt 44,000 Mk.) Auf diese Weas« werden Unmassen russi schen Getreide» aus den deutsche» Markt geworfen und die Preise werden so gedrückt, daß der deutsche Bauer leidet. Dies» m Nebel könnte nur abgeholsen «erden, wenn an der deutschen Grenze außer dem Zoll noch ei« Wäh rungszuschlag erhoben würde. Die Differenz zwischen dem Papier- und dem GoldrubelkrirS müßte zum Zoll ge schlagen werden. Ohne diesen Zuschlag muß Pie deutsche Landwirtschaft die Kosten sür die Belebung der Ausfuhr unserer Zndustrie allein tragen. Die Sache ist so ernst, daß sie von allen Patrioten ohne Rücksicht auf den Par- tsistandpunkt rein sachlich erwogen werden solle. Zm Reih-tage verlautete, daß der Staatssekretär v. Bötticher sein Abschiedsgesuch esngereicht habe. Gleichzei tig heißt es, per Pole KoscielSkt werde in den diploma tischen Reichsdienst eintrete«. Zm deutschen Reichstage soll sich jetzt eine fest« Mehr heit sür die Kostendeckung der Militärvorlage im Wege ver traulicher Besprechungen Hera, »gebildet haben: Die De ¬ ckung soll erfolgen durch Verschärfung der. Börsensteuer und anderer Stempelsteuern, durch die Abstriche bei den Ausgaben des Etat» und durch Erhöhung der Einnahmen. Mit der Tabak- »ndL Weizisteurrvorlag« des Fiuanzmint- ster», sowie mit dem Finanzresormplane, nach welchem Pen Einzelstaaten aus der Neichskafse jährlich 40 Millionen Mark zugehen sollten, hat man endgiltig gebrochen. Die betreffenden Vorlagen würden, wenn die ReichSrpgieruipg aus der Durchberatung bestehen sollte, daun kurzer Hand abgelehnt «erden. Pt» Mitte Mai kann darin der Reichs tag seine Arbeiten erledigt haben. Dem Reichstage ist «ine Petition zugegangen, allen Teil- N-Hmern am 70er Feldzeuge einen „Ehrensold" zu gewäh ren — ein seltsames Verlangen mlt Rücksicht auf die große Zahl der „Veteranen" und den geringen Znhalt der ReichSkaffen. Zur prinzipiellen Entscheidung über den russischen Han delsvertrag hat der Kaiser dem Reichskanzler seinen Glück wunsch ausgesprochen. Eine besondere Au-zeichnung, di« geplant war, soll Gras Caprivi kurzer Hand rundweg auS- geschlagen haben. Im Ganzen beläuft sich unser jetziger Morineetat auf SO Millionen Mark. Vor 10 Zähren war e« nur wenig mehr al» die Hälfte. Die frühere Annahme, daß die Le bensdauer eines Schiffes 30 Zahle betrage, trifft jetzt nicht mehr zu. Der verwickelte Mechanismus eines moder nen Kriegsschiffes nutzt sich rasch ab und in kurzen Zwi- schenräu.iien sind nicht mehr seetüchtige Schiffe durch neue zu ersetzen. Auch dem diesmaligen Reichstage wurden drei neue Kriegsschiffe an Stelle von drei auszurangieren- sNachdruck verboten.) AeuMeton. Ein Schlachtenbild der Zukunft. Krieg I — die wenigsten wissen, was da» Wort bedeutet, den die Phantasie verfälscht uns das Bild, Pa» gu» eige ner Anschauung, glücklicherweise die wenigsten von uns kennen. Um so interessanter muß e» sein, wenn ei« mili tärisch geschulter Mann, der dazu ein schriftsteller von Ra> g ist, ein Gemälde zeichnet, das möglichst dtp Wirk lichkeit entspricht. Pa» lhut Karl Bleibtreu in einem Buch, das in den letzten Tagen im Verlag von Wilhelm Fried rich in Leipzig unter »em Titel „Massenmord" erschienen ist, indem er dir durch die neuen Feuerwaffen bedingt« Taktik zu außerordentlich klarer Anschauung bringt. Die Morgens»»»« ging auf. Wi« «ine strafft schwarz« Schnur spannt sich da» deut sche Heer i» einer einzigen unabsehbaren Linie über« Ge- fijdr. Und drüben da» französische nicht minder. lrine weite Borpostenlette der Vorhut schiebt sich beider seitig näher. Man beobachtet. Z» der Ferne «eiter hinten machten einige Regimenter, di« ihre Rosse noch rasch zu tränken suchten, sich eilip au» dem Staube. Fern am Horizonte auf einem hohen Hügel Hoden sich dunll« Silhouetten ab; feindliche Führ«» mit ihrem Stade besichtigen von dort di« Ebene, rrrschwandew «der wich«. „Achtung l Fertig 1 Feuer I" Klare Helle. Kommandostim men erheben sich plötzlich inmitten des brütenden Schwei- -ms an» her sangen Vorpostenkette. DMf.rpllt» dst S»lv, u»h mischs sich mit, HM ant wortenden Knattern von drüben. Unscheinbar schimmernde Metallftückchen von unangenehmer Wärme regnen zehn Minuten lang ununterbrochen, dann zischen und raffeln ShrapnellS durch die Büsche. Ein Maler konnte die Fülle plastischer Stellung bewundern, welche dieser tönende TodeS- regen um sich her streute. Da krochen welche auf den Knie» en, weil ihre Arme zerschossen, andere aus den Händen, ihre wundert Glieder nachschlrppend. Andere streckten die Handfiächkn nach open ober griffen sich nach den Schläfen und fielen, dann regung-lo- nieder. Auch seltsame Pur zelbäume käme» vor und neben den kriechenden Krüppeln auch Gesichter, wie man sie niemals sah. Da fehlt einem der Kiefer, einem andern die Kopfhaut, beide» ersetzt durch hängende Fleischsetzen und Knochensplitter. Nirgend» der dicke, bläuliche Pulverdampf, der in Schlach ten vergangener Zeit über Waldungen und Gebüschen wie ein dicker Regenschleier hing, um sich endlich am blut klebrigen Boden zu st«uen, farblos Menschen und Dinge vermischend und verwischend. So wenig Rauch entwickelt da» Pulver dieser neuen Gewehre, daß man alle» in gräß licher Klarheit sieht, nur nicht den Feind. Dessen genaue Stellung giebt hmte nicht mehr die weithin sichtbare Damps- linie der Feuerzone an. Nur mathematisch vermag man aus der Richtung seine» Sch.ußstande» de» Gegner» Ent fernung und Lage zu ermessen. . . . Nicht mehr wie früher folgt dem Krachen der Ge- schütze das knatternde Rollen de» KleingewrhrfeuerS, wie ein unablässig heulender Orknn den Donnerschlägen och Ungewitter». Nur schwaches »knallen der viermalhundert- tausend Hinterlader stimmt in da« Schlachtkonzert ein und izu mattem Echo zusammen, da» den brausenden Chören der großen Frmrschlünde nuchplapp«rt. Aber j« geräusch loser, desto unheimlicher thut dies« vervollkommnete TrchNtk ihr Werk, ihr« -raus« Schuldigkeit. Unermüdlich arbeit« - die kleine Mordwaffe, ohne Lärm, ohne da» frühere Zorn gewölk ihres Pulvers. Und zu Tausenden sinken die Streiter hin unter dem Pfeifen der Geschoßmaffen. Wie «in glatt hinstreichender Landregen fahren sie über die Ebene hin, über Thal und Hügel, Mulden und Gehölze. Gegen die durchschlagende Wirkung der Magäztngrschossr bietet heute keine Dorfmauer Schütz. Nur Erde 'gewährt noch Deckung. Ein ganz ferner, weißer Dämpf umhüllt die Znsantertelinien, die aus der Fernfeuerzon« ihre La dungen abgeben, immer näher heranstrebend, bi« sie aus bOO Meter dem Feind sozusagen in» Gesicht pusten kön nen. Das ist das letzte Ziel, der Einbruch in die zu nehmende Stellung. Doch da» wird heute noch lang« dauern I Auf 2000 Meter schon tobt da» Hinterladerduell, bis auf 1S00 Meter sich verengend. Die Adjutanten fliegen kreuz und quer, reißen ihre un ter Prellschüssen strauchelnden Gäule auf den Kniekehlen der einknickenden Hinterbeine wieder empor, jagen auf und davon. Einige erreichen ihr Ziel. Die meisten gehen zu grunde und kehren nimmer zu ihren Stibin zurück. Horch I Ein nüchterne» Signal; nicht tiefmetallisch, son dern gleichsam blechern. Da- Signal zum Avancieren I Ein gewaltiges Hurrah bricht au» in den deutschen Rei hen, um die erstickende Beklemmung angstvoller Äregung zu löse«. Ti« Stimmen klinge» barsch und di»harmonisch durcheinander. ' > - Mlt klopfendem Herzen und zusammengrpretzten Zähnen, di« Faust um die Waffe geballt^ jagen dl« Stretter, unor dentlich aufgelöste Linien, in wilden Sprüngen vorwärts, in jähem Lauf wie lo-gelaffene Doggen, um sich aber dann aus» neu« festzupreffen al, jeven mühsam errungenen Fuß- breit Bod«n». Mächtig grollen und sausen and brüllen di« großen Geschoßbälle tn di» beweglichen Massen hinein, selbst hi» wett hinten, wo neu anrückende Reserven aus