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Bischofswerdaer Hauptblatt und gelesensteZeitungimAmtsgerichts bezirk Bischofswerda und angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung in allen Volksschichten Beilagen: Sonntags.Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag der Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22. Anzeigenpreis: Die Sgrspaltene Grundzeit (Zlm. vtosse 14> oder deren Raum 120 Pfa.. örtliche Anzeigen 80 Pfg Im Tee teil (Zlm. Moske 14) 250 Pfg., die ggespaltene Zeile. Des Wieder- Holungen Nachlaß nach feststehenden Sätzen. - Amtliche Anzeige« die ggespaltene Zeile 150 Pfg. — Filr bestimmte Tage oder Platze wird kein Gewähr geleistet — Erfüllungsort Bischofswerda. 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Wie Reuter von unter richteter Seite erfährt, trifft es nicht zu, das; die britische Re gierung an die französische eine Note gerichtet habe, in der sie der Entsendung weiterer französischer Truppen nach Oberschlesien unter Vorbehalten zustimmte. Nach wie vor geht die Anschauung der britischen Regierung dahin, daß bei unmittelbarer Entscheidung keinerlei weitere Trup pensendungen nötig seien. Die britische Reaicrung ist durchaus willens, den Ansichten dec französischen in allen Punkten des einzuschlagenden Verfahrens entgegenznkom- men, jedoch unter der Voraussetzung, datz die sofortige Ent scheidung nicht länger hinausgeschoben werde. Es liegt der britischen Regierung daran, datz der Oberste Rat etwa am 28. Juli Zusammentritt. Aber sie ist durchaus bereit, einen Aufschub von wenigen Tagen zuzugeftehen, damit Briand sich darauf einrichten kann. Sie hält jedoch nichtsdestoweni ger ihre Ansicht aufrecht, dah eine Verschiebung der Zusam menkunft bis Ende August jede Aussicht auf eine erfolgreiche Entscheidung nimmt. Lord Curzon hatte heute nachmittag mit dem deutschen und dem französischen Botschafter Unterredungen. London, 25. Juli. (Drahtb.) Im Nnterhause sagte Lloyd George: Über die oberschlesische Frage hoffe er am Donnerstag eine Erklärung abgeben zu können. — Eine An frage Bottomleys, ob der britische Botschafter in Berlin an gewiesen worden sei, Schritte zu unternehmen, um ein Ent weichen der Kriegsverbrecher zu verhindern, wurde von Harmsworth verneint. Die Regierung sei der Meinung, daß dies nicht erforderlich sei. Der fiLttzösische Bericht Paris, 25. Juli. Havas meldet: Die Besprechungen zwi schen London und Paris über Oberschlesien dauern an. Der französische Botschafter in London hatte heute Morgen mit Lord Curzon eins Rücksprache. Bom britischen Geschäftsträ ger sind heute morgen am Quai d'Orsay keine neuen Schritte unternommen worden. Kabinettssitzung in Berlin. Berlin, 26. Juli. (Drahtb.) Gestern wurde eine Kabi nettssitzung abgehalten, die sich mit dem amerikanischen Frie densschlüsse und der oberschlesischen Frage beschäftigte. Die Lage in Oberschlesten. Rakibor, 25. Juli. (Drahtb.) Irr Dzierkowitz kam es heute nacht zu lebhaften Schießereien. In Mirawa wurde ein Eisenbahnzug angehalten und die Gleise durch Waggons gesperrt. Erst nach 1i/>, Stunden konnte der Zug weiterfah ren, wurde jedoch 1 Kilometer vor Dzierkowitz erneut an gehalten. Die Strecke bis Ratibor—Hammer iit von den Polen besetzt worden. — Die Deutschen in Randen haben heute mittag telegraphisch den Krciskontrolleur von Ratibor dringend um sofortige Hilfe gegen die polnischen Gewalt tätigkeiten angerusen. Berlin, 26. Juli. (Drahtb.) Wie aus Oberschlejien ge meldet wird, ist infolge eines Zusammenstoßes zwischen deut schen Eisenbahnern und Insurgenten, die bei Dzierkowitz den O-Aug Breslau—Ratibor beschossen hatten, in den Rybniker Gruben der Generalstreik ausgerufen worden. Im kreise Rybnik sammeln sich große Scharen polnischer Insurgenten. Große waffentransporte aus dem kreise Rybnik in die Grenzdörfer des Kreises Ratibor werden von allen Seiten gemevet und bestätigt. In Neuberun tverden drei Pan zerzüge mit sechs 10,5 Zentimeter-Geschützen von den Fran zosen für die Polen ausgerüstet. In allen diesen Vorkomm nissen werden die Anzeichen für das unmittelbare Vevor- fiehen eines vierten Polenaufstandes erblickt. Schwerer Zusammenstoß zwischen Fran zosen und Italienern in Gleiwitz Breslau, 26. Juli. (Drahtber.) In Gleiwitz kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Franzosen und Italiener«, Die Italiener gingen mit Waffengewalt gegen die Franzosen und Polen vor. Ein Pole wurde getötet, mehrere Franzosen wurden durch koldenschläge verletzt. In Herzogl.-Zawada im kreise Ratibor wurde ein mit Hand granaten ausgerüsteter Insurgent sestgenommen, der einge stand, den Befehl erhalten zu haben, die italienische Wache in die Luft zu sprengen. Weiter werden polnische Angriffe auf Ortschaften im nördlichen Oberschlesien gemeldet. So wurde gestern kostelih im kreise Rosenberg von polnischen Insurgenten überfallen, die eine Wühle in Brand steckten. Blättermeldungen aus Gleiwitz zufolge wurde dort gestern abend in einem Lokal der Former Skornia nach einer Auseinandersetzung mit zwei Franzosen von diesen erschossen. Zwei italienische Soldaten versuchten, die Namen der Franzosen festzustellen. Die Franzosen flüchteten auf die Straße und eröffneten von dort aus eine wilde Schieße rei ins Lokal. Französischer Akte»Liebstahl. Gleiwitz, 26. Juli. (Drahtber.) Die Franzosen haben das deutsche Plebiszitkommissariat, das sie vor etwa 8 Ta gen nach einer Durchsuchung versiegelt hatten, wieder frei gegeben. Sie haben sämtliche Urkunden, besonders die Ur schriften der Protokolle mit sich genommen. Mer polnische Vorbereitungen zu einem neuen Aufstande berichtet die Deutsche Allgemeine Zeitung aus Kattowitz, daß die Polen eine Freiheftsarmee für Oberschlesien unter dem Generalobersten Tuschewsky gebildet haben. Ihr Haupt quartier befindet sich in Czenstochau. In Sosnowice sind Überleitungsstellen. Regelmäßige Verbindungen bestehen zwischen Czenstochau und dem früheren polnischen Haupt quartier ist Schoppinitz. Die Polen werden bei ihren Auf- standsvorbereftungen von den französischen Befatzungstrup- pen in keiner Werse behindert. Die Delegiertenwahlcn im Metallarb iterverband Berlin, 26. Juli. (Drahtb.) Bei der Urabstimmung zu den Delegiertenwahlen für den im September in Jena abzu haltenden Derbandstag des deutschen Metallarbeiterverban des wurden in Berlin insgesamt 53 517 Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf Liste a Amsterdam (Mehrhcitssoziali- sten) 36 523 und auf Liste 1, Moskau (Unabhängige und Kommunisten) 22 694 Stimmen. Die Liste a erzielte somit einen Vorsprung von etwa 7500 Stimmen. Dresden, 26. Juli. Die Delegiertenwahlen für den Ver bandstag der Metallarbeiter, die mn Sonntag in Dresden stattfanden, gestalteten sich zu einer Kraftprobe zwischen den mehrheitssozialistischen Anhängern der jetzigen Verbands verwaltung und der aus Unabhängigen u. Kommunisten ge bildeten Opposition. Die Wahlen in Dresden haben zu dem Siege der unabhängig-kommunistischen Liste geführt, denn auf die Liste der mehrheitssozialdemokratischen Delegierten wurden 7163 Stimmen und auf die Liste der unabhängig kommunistischen Opposition 7836 Stimmen abgegeben. Eine bemerkenswerte Entscheidung Berlin, 26. Juli. (Drahtber.) Wie aus Karlsruhe ge meldet wird, war der Amtmann Baumann in Lörrach vor einiger Zeit wegen Verweigerung des Eides auf die Ver fassung auf Veranlassung des sozialdemokratischen Ministers des Innern aus dem Staatsdienst entlassen worden. Der Amtmann strengte darauf einen Prozeß gegen den badischen Staat an. Gestenr hat das Landgericht das Urteil dahin ausgesprochen, daß die Errllassung ohne jede gesetzliche Grundlage erfolgt und daher unwirksam sei, daß Baumann viclmekr heute noch badischer Staatsbeamter fei und als solcher Anspruch auf volles Gehalt habe. Erneute Benachteiligung Sachsens bei der Getreideumlage. Aus dem sächsischen Wirtschastsministerium wird uns geschrieben: Nach dem vom Reichstag l>eschlossenen Gesetz über die Regelung des Verkehrs mit Getreide sind im neuen Erntejahr im ganzen Reich 2H Millionen To. Getreide (Brotgetreide, Geräte und Hafer) durch Umlage aufzubrin- qen. Einem rohen Durchschnitt zufolge träfen demnach auf jeden Hektar 2,5 Doppelzentner Getreide. Die wirkliche Um-. läge auf die einzelnen Länder nimmt aber nicht die Fläche zur Grundlage, sondern geht von der Ertragfähigkeit des Bodens aus. Die Umlage haben die Länder deshalb nach dem Anteil aufzubringen, mit dem sie an dem Ernteertrag im Durchschnitt der Jahre 1906 bis 1920 beteiligt sind. Da durch kommt Sachsen, das nach Braunschweig und Schaum burg-Lippe im ganzen Reich die höchsten Durchschnittser träge aufzuwöisen hat, ziemlich schlecht weg. Für Sachsen wirkt weiterhin die Art und Weise, wie die Umlage verfei nert worden ist, recht ungünstig. Um nämlich den Unter schieden in der Leistungsfähigkeit, die sich aus Kleinbesitz und Deputatleistungen ergeben, Rechnung zu tragen, wird nach dem Gesetz das Eefamtaufbringungssoll von 2,5 Mil lionen To. vom Reich für jeden Selbstversorger noch um den Betrag von 144 Kgr. und um die die gegenwärtigen Selbst versorgerrationen übersteigenden Deputatleistungen erhöht. Den einzelnen Ländern wieder wird je nach der Zahl ihrer Selbstversorger und den geleisteten Deputaten der entspre- cheirde Betrag von ihrem Umlagesoll abgezogen. Länder, die wenig Selbstversorger und Deputatberechtigte haben, kommen dadurch in Nachteil gegenüber Ländern mit viel Selbstversorgern und Deputatüerechtigten, insbesondere Sachsen, wo durchschnittlich nur jeder 12. Mann Selbstver sorger ist, während z. B. in Bayern jeder 3. Mann dies ist. Um bei der Intensität seiner Landwirtschat Sachsen nicht zu ungünstig in der Umlage zu stellen hatte Sachsen mit Erfolg im Reichsrat den Standpunkt vertreten, daß höch stens der Sclbstoersorgerbedarf, und zwar nur mit 36 Kgr. po Kopf bei der Umlage berücksichtigt werden solle. Der Rcicbsrat hat diesem Antrag zugestimmt. Leider aber hat der Reichstag nicht nur die Deputatleistungen -neu einge stellt, sondern auch noch die Sclbstversorgerration auf 144 Kilogramm erhöht. Die Folge von all dem ist, daß, während die Durch- fchnfttsbelastung im Reiche 2,5 Dz. auf den Hektar beträgt, Sachsen 3,82 Dz. je Hektar obzuliefern hat. Die Unterver teilung selbst kann gleichfalls nur nach den Grundsätzen er folgen, wie sie das Reich für die Länder anwendet. Die Umlage ist also nicht nach der Anbaufläche auf die Kommu nalverbände zu verteilen, sondern nach dem Anteil der Kom munalverbände an dem Durchschnittsertrag Sachsens in den Jahren 1906—1920. Bei diesem Umlageverfahren sind die besonderen Verhältnisse eines jeden Kommunalverbandes am besten berücksichtigt. Kommunalverbände in guter Bo denlage werden daher über den Landesdurchschnitt (3,82 Doppelzentner) kommen, während andere mit schlechter Bo denbeschaffenheit weniger abzuliefern haben werden. Ein« entsprechende Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse wird bei der weiteren Umlage auf die Gemeinden und ein zelnen Erzeuger stattfinden. Die akademischen sächsischen Staatsbeamte« zum Fall Ryssel. Die höheren Beamten der Staatsverwaltung hatten sich am Sonnabend abend in Dresden versammelt, um sich über die Heranziehung des Abgeordneten Ryssel zum Amtshaupt mann auszusprechen. Sie verwahrten sich mit Ent rüstung gegen das Mißtrauen, das Minister Lipinski der gefaulten Beamtenschaft kundgetan hat durch den Vor wurf, daß die Beamtenschaft nicht verfassungstreu sei. Weiter erhoben sie energischen Einspruch dagegen, nicht als Diener des Staatsganzen, des Allgemeinwohles, sondern als Diener einer Partei betrachtet zu sein. Sie ver urteilten es, daß Minister Lipinski die Partei über den Staat stelle, und, um den Parteiinteressen zu dienen, cnen Mann mit der schweren Aufgabe des Amtshauptmannes be traut habe, ohne datz auch nur im geringsten dessen Be fähigung hierzu nachgewiesen sei. Endlich wand- markten sie den Absolutismus des Minister» L i p i n s ki, der der Beamtenschaft das Recht abstreite, nur gehört zu werden und jeden Willen zur Verständigung mit den Beamten ausgeschaltet habe. Nachdem die Beamten gewerkschaften mehr oder weniger zum Falle Ryssel Stellung genommen hatten, hat sich auch die Arbeitsgemeinschaft der Vereine der wissenschaftlich vorgebildeten Beamten Sachsen« damit beschäftigt und folgende Entschließung gefaßt: Die Arbeitsgemeinschaft der Vereine wissenschaftlich vorgebildeter Beamten Sachsens, der über 7006 höhere Reichs-, Staats- und Gemeindebeamten Sachsens» ein schließlich der Geistlichen und ehrer, angehören, empfindet die Ernennung de» Abgeordneten Ryssel, eine« Mann« ohne die erforderlichen theoretischen und praktischen Ver- waltungskenntniss«, zum Amtshauptmann von Leipzig,,