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-drmmer 200 Dienstag, 29 August ISIS. —70. Jahrgang MSSM«kLizMl-r Mschofswerdaer Tageblatt. Wöchentliche Beilagen: Der Sächsische Landwirt nnd Illustriertes Sonntagsblatt. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen > Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu. Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit 1846. Telegr.-Adresse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. «Erscheint jeden Werktag abends für den folgenden Tag. Der De» OUgsprels ist einschließlich der wöchentlichen Beilagen bet Abholung In her Geschäftsstelle monatlich SO Pfa.. vierteljährlich 1 Mk. 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Der Bundesrat wird zu einer sofortigen Sitzung zusammenberufen. Dien. 28. Äugust. (Privattel.) Der russische Militär- uSachs Oberst Tartarinow traf am 28. August au» dem russischen Hauptquartier wieder in Bukarest ein. Die von den Rysseu bezahlte rumätUsche Presse nutzte die Einberufung des Sronrates zur wütendsten Kriegshetze au» und verfehle di« öffentliche Meinung durch wilde Alarmnachrichten in Un ruhe. Italiens Kriegserklärung an Deutschland. Berlin, 27. August. (Amtlich.) Die königlich italienl- Hche Regierung Hal durch Vermittlung der schweizerischen Re gierung der kaiserlichen Regierung mitteilen lasten, daß sie sich vom 28. d. M. an al» mit Deutschland in Kriegszustand befindlich betrachtet. Der Wortlaut der Kriegserklärung Berlin, 28. August. (W. T. B.) Die Norddeutsche All gemeine Zeitung schreibt: Die Note mit der der italienische Gesandte in Bern im Auftrage seiner Regierung am 26. d. M. die schweizerische Regierung ersucht hat, die kaiserliche Regierung davon zu unterrichten, daß Italien sich vom 28. d. M. ab als im Kriegszustände mit Deutschland befindlich -ansieht, lautet in der Übersetzung: „Auf Weisung der Regierung Sr. Majestät habe ich die Ehre, die nachfolgende Mitteilung zur Kenntnis Eurer Exzellenz und des Bundesrates zu bringen: Die feindseligen Akte seitens der deutschen Regierung gegenüber Italien folgen einander mit wachsender Häufig keit. Es genügt, die wiederholten Lieferungen an Waffen und an Werkzeugen für den Land- und Seekrieg zu er wähnen, die von Deutschland an Österreich-Ungarn erfolgt sind, desgleichen die ununterbrochene Teilnahme deutscher Offiziere, Soldaten und Matrosen an den verschiedenen, gegen Italien gerichteten militärischen Operationen. Auch ist es nur der von deutscher Seite Österreich-Ungarn in den verschiedensten Formen und in reichlichstem Maße zu teil gewordenen Unterstützung zu danken, daß es diesem möglich geworden ist, jüngst die Kräfte für eine Unterneh mung von besonderer Ausdehnung gegen Italien zusam menzubringen. Ferner ist zu erwähnen, die Auslieferung italienischer Gefangener, die aus den österreichisch-ungari schen Konzentrattonslagern entkommen und auf deutsches Gebiet geflüchtet waren, an unfern Feind, ferner die auf Betteiben des Kaiserlichen Auswärtigen Amtes an die deutschen Kreditinstitute und Bankiers gerichtete Auffor derung, wonach diese jeden italienischen Untertanen als feindlichen Ausländer zu betrachten und jede Zahlung, die ihm etwa geschuldet sein sollte, hintanhalten sollten, sowie die Unterbrechung der Zahlung der Renten an italienische Arbeiter, die diesen auf Grund ausdrücklicher Bestim mungen des deutschen Gesetzes zustehen. Alles dieses sind Erscheinungen, aus denen sich die wahre systematische Stellungnahme der kaiserlichen Regierung Italien gegen über ergibt. Ein derartiger Zustand kann auf die Dauer seitens der königlichen Regierung nicht geduldet werden. Er ver tieft zum ausschließlichen Schaden Italiens den schwerwie genden Gegensatz zwischen der tatsächlichen und der recht lichen Lage, die sich an sich schon aus dem Umstande er gibt, daß Italien einerseits, Deutschland andererseits mit zwei untereinander im Kriege befindlichen Staatengrup pen verbündet sind. Aus den aufgezählten Granden er klärt die italienische Regierung im Namen Sr. Majestät des Königs von Italien hiermit, daß sie sich vom 28. d. M ab mit Deutschland im Kriegszustände befindlich erachtet und bittet die schweizerische Bundesregierung, das Vorste hende zur Kenntnis der Kaiserlich deutschen Regierung bringen zu wollen." Die formelle Kriegserklärung Italiens an Deutschland, so schreibt die Nordd. Allg. Ztg. weiter, ändert an dem tat sächlich bereits bestehenden Zustande wenig. Als Italien im vergangenen Jahre an Österreich-Ungarn den Krieg erklärt hatte, hat die Kaiserliche Regierung, bevor Fürst Bülow mit der Botschaft Rom verließ, die italienische Re gierung darauf hingewiesen, daß überall österreichisch-unga rische Heeresverbände mit deutschen Truppen gemischt wä ren, ein Angriff gegen österreichisch-ungarische Truppen sich also zugleich gegen deutsche Truppen richten würde. Die italienische Regierung ist somit von deutscher Seite nie einen Augenblick darüber im Zweifel gelassen worden, daß Deutsch land die militärische Unterstützung seiner österreichisch-ung^ rischen Bundesgenossen gegen jeden Gegner als Bündnis pflicht ansah. Was die in der Note erwähnte Auslieferung entwiche ner italienischer Kriegsgefangenen an Österreich-Ungarn be trifft, so ist es richtig, daß etwa sechs italienische Kriegsge fangene, die aus einem österreichisch-ungarischen Gefange nenlager entflohen waren, beim Überschreiten der deutsch italienischen Grenze angehalten und zurückgebracht worden sind. Es handelt sich aber dabei um ein Vorgehen unterge ordneter Organe der Zollverwaltung, das nicht die Billigung der Kaiserlichen Regierung gefunden hat. Diese hat viel mehr bereits vor Monaten auf die Vorstellungen der itali enischen Regierung hin entgegenkommende Vorschläge zu ei ner befriedigenden Erledigung dieser Angelegenheit gemacht. Die Behauptungen über Eingriffe der deutschen Regie rung in die inländischen Bankguthaben und die Arbeiter rentenansprüche von Italien sind nur eine Wiederholung der im Juli dieses Jahres in der italienischen Presse erschienenen Ausstreuungen, die bereits in der Nordd. Allg. Ztg. vom 20. Juli d. I. eingehend widerlegt worden sind. Es wäre würdiger gewesen, wenn die italienische Re gierung darauf verzichtet hätte, ihre Kriegserklärung an Deutschland mit sophistischen Argumenten zu begründen. Sie wird dadurch niemand darüber himvegtäuschen, daß ihre Entschließung lediglich eine weitere Konsequenz des früher verübten Ireubruches und das Ergebnis des von England mld seinen Bundesgenossen seit Monaten auf sie ausgeübten Druckes ist. Vern, 27. August. (W. T. B.) Gestern herrschte, wie die italienischen Blätter melden, in Rom große politische Tä tigkeit. Morgens hatte der Ministerpräsident Boselli Unter redungen mit dem Kriegs- und Marineminister, dann mit Commandini und Motta. Am Nachmittag fand eine Be sprechung Bosellis mit Sonnino, Alotta, Corsi, Morrone und Careano statt. Später gesellten sich Orlando, Soialoja und Fern dazu. Die Unterredung dauerte zwei Stunden. Am Nachmittag begab sich Fürst Chika auf die Consulta. Er hatte mit Sonnino eine halbstündige Unterredung. Berlin, 28. August. (Privattel.) Zu Italiens Kriegs erklärung sagt das „Berl. Tagebl.": Wir haben auf diese Kriegserklärung gewartet ohne Ungeduld und ahne Un ruhe, mit der Sicherheit und Apathie, mit der man auf den Regen wartet, der lange schon am Himmel steht. Unser Regenschirm ist längst aufgespannt. In Italien mag die Nachricht vielleicht als eine große Tatsache ausgenommen und mit den übrigen Kundgebungen begleitet werden, in Deutschland läßt sie das Publikum eiskalt. Der „Lokalanzeiger" spricht von einer nachgeholten Formalität und sagt: Erst auf den Pariser Konferenzen hat Italien die Freiheit seiner Entschlüsse geopfert und jene be kannten Verordnungen erlassen, durch die auf wirtschaft-, lichem Gebiete die Angehörigen des Deutschen Reiches den Untertanen feindlicher Staaten gleichgestellt werden. Die Kriegserklärung macht aller Welt offenbar, daß Italien nicht mehr als die gleichberechtigte Großmacht neben seinen Ver bündeten steht, sondern daß es dem Schicksal nicht entgangen ist, zum Vasallen seiner stärkeren Bundesgenossen zu werden. In der „Deutschen Tgztg." heißt es: Solange Italien sich nicht im. Kriegszustand mit Deutschland befand, besaß es immer noch ein Stück, einen Rest jener Handlungsfreiheit, auf welcher vor dem Kriege die Stärke der diplomatischen und politischen Stellung Italiens ruhte. Der Vormarsch in Mazedonien Sofia, 26. August. (W. T. B.) Amtlicher Bericht des Generalstab»: Unser rechter Flügel setzt seinen Vormarsch fort. Vie Abteilung, die südlich vom Ochridasee vorgeht, hat das Dorf Malik, 10 Kilometer nördlich von koriha am Rordufer des gleichnamigen Sees, erreicht und genommen. Im Mogleniha- tal versuchten die Serben nach ihren vergeblichen Angriffen vom 21. bis 23. August in der Richtung auf das Dorf Ba- hovo zum Angriff überzugehen; sie wurden aber zurückge schlagen. Das Schießen hörte den ganzen Tag über nicht auf. Im wardartale stellenweise Geschühkamps. In dem Dorfe Doldjeli haben wir eine englische Abteilung mit dem befehli genden Offizier gefangengenommen. Unser linker Flügel ist von Parnar Dagh vorgerückt und hat die ägäische Küste beseht. Alle englischen Truppen ha ben sich in der Richtung auf Oksana und Tschavazi zurückge zogen. wir haben vor Tschavazi und Orfano die Linie Lako- viha—Dedebali—Arksakli—Mentechli eingenommen. Gestern morgen haben drei russische Wasserflugzeuge in großer Höhe Warna überflogen und einige Bomben auf Stadt und Hafen geworfen. Ls wurde niemand getötet, der Sachschaden ist geringfügig. Unsere Wasserflugzeuge haben zweimal mit sichtlichem Erfolge ein russisches Geschwader an gegriffen, das in einer Entfernung von zehn Meilen von der Küste kreuzte. Alle Wasserflugzeuge sind unbeschädigt zu rückgekehrt. Die Treibereien der Venlzelifien. Vern, 26. August. (W. T. B.) Der Mitarbeiter des „Secolo" in Athen drahtet, gestern sei im Hause von Veni- zelos eine große politische Zusammenkunft abgehalten wor den. Venizelos beabsichtige, wieder zur Politik zurückzukeh ren, um der Reihe folgenschwerer Irrtümer für die Zukunft Griechenlands ein Ende zu bereiten. Es sei beschlossen wor den, für nächsten Sonntag eine große öffentliche antineutrale Versammlung einzuberufen und die Kriegserklärung gegen Bulgarien an der Seite der Ententemächte zu fordern. Die Versammlung-sei mit Hochrufen auf Christodulos, den Kom mandanten von Serres, der den Bulgaren Widerstand gelei stet habe, geschlossen wor.den. Der Mitarbeiter schreibt ferner, das Auftreten von Venizelos mache großen Eindruck; denn man wisse, daß er mit Leichtigkeit eine parlamentarische Mehrheit für sich gewinnen könne, was die Lage des jetzigen Kabinetts erschweren würde. Es gehe das Gerücht, daß die Antivenizelisten beabsichtigen, eine Gegenversammlung ein zuberufen. Der Mitarbeiter fragt, ob es Venizelos wohl gc lingcn werde, die griechische Politik in neue Bahnen zu len ken. In Athen zweifelten viele sehr daran, da der unbe-