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Freitag, 12 ^Mai 1918 NumMr 109 70. Jahrgang. ImryMr kiiv /o, Jahrgang. Mschofswerdaer Tageblatt. Wöchenttiche Beilagen: Der Sächsische Landwirt und Illustriertes Sonntagsblatt. L- allen Postanstalten. — Nummer der Zettungsliste 6887. — Schluß der Geschäftsstelle abends 8 Uhr. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aellestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit 1846. kelegr.-Adreffe: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. für den folgenden Lag. Der Br- Bestellungen werden angenommen ln der Geschäftsstelle Altmarkt 15, Anzeigenpreis: Die Sgrspaltene Grundzeile (Zlm. Masse 25) ^4-tttlichen de'lagrn bet Abholung sowie bei den Zeitungsboten in Stadt und Land, ebenso auch bei "der deren Raum 18 Pfg., örtliche Anzeigen 12 Pfg. Reklame- "" teil (Zlm. Masse ,7) 40 Pfg. dir 3gespallen» Zeile. Bei Wieder- Holungen Rabatt nach feststehenden Sahen. — Amtliche Anzeigen die gespaltene Zeile 40 Psg. — Beilagen: Das Tausend Mk. 7.—. Erfüllungsort Bischofswerda. Wetttt Mett Weskdtg abettk» , Achts tst einschließlich der^ivüchetttti«! Her GessMsstelle monattich 60 Pfg., »ierteljührvch 1 Mk. Pfg^ tz« Zustellung in« Hau« mouatlich «7 Pfg,, pirrteljährlich i. 2.—: am Popschalter abaeholt 1 Mk. 80 Pfg.; durch die Post frei ins Haus vierwlsährttch 2 Mk. 22 Pfg., Die Tleberreichrmg der amerikanischen Antwortnote Die Rote der amerikanischen Regierung, die ja durch hinunter; auf das saMiche Ergebnis fällt schließlich ater inihsien Hauptzügen bereits bekanntgegeben ist, traf Hauptaugenmerk: die Beziehung» zwischen der Unior tär Lansing eine Erklärung, daß der größte Teil der Note Deutschlands von Dingen handle, die die Bereinigten Staa ten mit Deutschland nicht besprechen könnten. Der Haupt inhalt der Note sei der, daß Deutschland dem Wunsche Ameri kas zustimme, und daß, solange Deutschland sein Verspre chen halte, für die Bereinigten Staaten kein Grund für einen Konflikt bestehe, obgleich unsere Verluste infolge der Ver letzung amerikanischer Rechte durch deutsche U-Bootskom- mandanten, die auf Grund ihrer früheren Instruktionen han delten, wieder gut gemacht werden müßten. Die Erklärung sagt wetter: Unser Konflikt mit England kann nicht der Ge genstand einer Besprechung mit Deutschland werden. Es muß bemerkt worden, daß unsere Verhandlungen mit der englischen Regierung unwiderleglich auf Grund von be stehenden Vertragsverpflichtungen geführt werden müssen. Außerdem haben wir Vertragsverpflichtungen über die Art, in der die schwebenden Konflikte zwischen den beiden Regie rungen verhandelt werden müssen. Wir haben Deutschland oorgeschlagen, ähnliche Verpflichtungen mit uns einzugehen. Deutschland hat diese Vorschläge zurückgewiesen. Wenn je doch der Gegenstand unseres Konfliktes mit Deutschland wei terhin das Leben von Amerikanern bedroht, so wird es zwei felhaft, ob überhaupt derartige Verpflichtungen in Frage kommen können, wenn nicht die Bedrohungen während der Verhandlungen eingestellt werden. t das . .. ..... Union und Deutschland sind notdürftig geflickt. Weitaus empfindlicher trifft der zweite Teil der Wilsonschen Erwiderung das deut sche Gefühl, jener Teil, der Antwort auf die deutsche Forde rung eines amerikanischen Vorgehens gegen England gibt. Hier fällt Wilson vom Lehrhaften völlig ins überhebliche, fast ins ^Nische. Mit brutaler Deutlichkeit geht Wilson schon heute hohnlachend übet die deutschen Wünsche hinweg. „Um jedes mögliche Mißverständnis zu vermeiden", erklärt der amerikanische Präsident, „tut die Regierung der Vereinigten Staaten der Kaiserlichen Regierung zu wissen, daß sie sich keinen Augenblick auf die Idee einlassen, geschweige sie er örtern kann, daß die Achtung der Rechte amerikanischer Bür ger auf der hohen See durch die deutschen Marinebehörden irgendwie oder im geringsten Maße von dem Verhalten einer anderen Regierung abhängig gemacht werden sollte." Wir sehen also, daß durch die deutsche Schlußklausel nur von neuem der Zustand geschaffen werden könnte, dem die deutsche Regierung gerade um jeden Preis aus dem Wege zu gehen wünscht; und gleichzeitig werden wir uns voll bewußt, daß unter den gegebenen Umständen eben diese ganze Schluß klausel wohl besser weggeblieben wäre, da sie augenscheinlich doch nur beim deutschen Volke den Eindruck der Entschlossen heit machen sollte, ohne nach draußen hin irgendwie durch zuschlagen. Wenn das deutsche Volk keine Taten sieht, braucht es auch keine Worte. Wie wenig aber eine Wirkung nach außen hin tatsächlich erzielt wurde, dafür lesen wir jetzt den Beweis; nur noch einen besonderen Hieb Wilsons, den wir nicht parieren können, hat uns das klangvoll hinge worfene Wort eingebracht! — Indessen bleibt durch diese Be trachtung die Tatsache unberührt, daß der Ton des Wilson schen Spruches, der mit nachlässiger Eilfertigkeit wie aus dem Handgelenk an die deutsche Regierung adressiert wurde, An stoß in Deutschland erwecken muß. Sachlich konnte Amerika wahrhaftig zufrieden sein, und war es auch. Den Ausdruck dieser Zufriedenheit nun mit offenem Hohn würzen, heißt jeden Sinnes für die Formen ermangeln, in denen sich der Verkehr bislang befreundeter Kulturvölker erledigen müßte. Kurzum, — es war ein schlechtes Stück, Herr Wilson, den Gegner, der den Willen zu äußerstem Entgegenkommen be wiesen hat, schließlich noch zynisch zu verletzen! Die Ant wort dafür, die auf dem Papier zu geben uns nicht mehr ansteht, wird im Herzen des deutschen Volkes lebendig stehen bleiben!" Köln, 10. Mai. (Privattel.) Die „Kölnische Ztg." führt zu der amerikanischen Antwortnote aus: Trotz Wilsons Wei gerung, die Dinge im Zusammenhang zu sehen, ändere seine Antwort nichts an der deutschen Erklärung, wonach für uns ein ganz enger Zusammenhang zwischen Englands völker rechtswidriger Blockadepolitik und unserem Tauchbootkriege besteht. Meuter , „ „ .. , j erst am Mittwdch morgen auf der amerikanischen Botschaft nn Berlin ein. Sie wurde dort sofort dechiffriert und der I Botschafter Gerard hat sie am Mittwoch mittag dem Staats sekretär von Jagvw überreicht. ' Berlin, 10 Mai. Am M Ahr nachmittag» begab sich henke Birksthafter Gerard in» Auswärtige Amt, um dem Stuawsekriettlr o. Jogmv die amerikanische Roke zu überrei chen. Vie Lnkerrevung, die sich an die Überreichung der Note zmWheu Herrn Gerard sind dem Staatssekretär von Zagam anfchloh, dauerte mchezu eine Stunde. Erst gegen 2 Ahr kchrete der Botschafter in sein Palos zurück. Lerttu, 11. Mai. (Privattel.) Die am Mittwoch nach mittag von dem amerikanischen Botschafter Gerard über reichte Note liegt jetzt auch in deutscher Übersetzung vor. Es zeigt sich, dich die Reutersch« Wiedergabe in der Haupffache genau «ar, daß nur vielleicht in einem Punkte Reuter sich hat eine kwine Fälschung zu Schulden kommen lassen, in dem er an einer SM« anstatt de» Wortes „Unterseeboots politik", wie es die amerikanische Note braucht, „Untersee bootskrieg" setzt, um dadurch gewissermaßen indirekt die deutsche Regierung aus die englischen Wünsche festzulegen, wälzend die Amerikaner die Form unserer Unterseekrieg- führung nicht berühren. Ob von deutscher Seite eine Beant wortung der Rote erfolgen wird, darüber sind Beschlüsse noch nicht gefaßt worden. Eine halbamtliche Stellungnahme zum Reutertext. Laipzig, 10. Mai. (W. S. L.) Die „Leipziger Ztg." meldet aus Berlin: Wenn der amtliche Wortlaut auch noch smcht bekannt ist, so darf von der durch Reuters Bureau ver breiteten Fassung angenommen werden, daß sie über die Stellungnahme der Washingtoner Regierung zur deutschen Mitteilung in Sachen des Uitterseebootskrieges jedenfalls nicht mchr sagt, als die Note tatsächlich enthält. Man kann daher auch aus der nichtamtlichen Fassung schließen, daß der Zweck des deutschen Vorgehens erreicht sei, d. h. daß ein Bruch Der Beziehungen nicht erfolgen werde. Die am Schluffe der amerikanischen Rückäußerung angehängte rechts philosophische Betrachtung ist sachlich minder wichtig, da in der deutschen Note gar keine Bedingungen gestellt waren. Was den in der amerikanischen Note erwähnten Verzicht auf den Unterseebootskrieg, wie er am 4. Februar 1915 ange kündigt wurde, anlangt, so ist darin festzuhalten, daß das deutsch« Zugestcmdnis dahin geht, daß der Unterseebootskrieg künftig allgemein, also auch im Kriegsgebiet um Großbri tannien herum, in der Form , de» Kreuzerkrieges geführt werden soll. „Wenn Deutschland nicht folgt —- London, 10. Mai. (W. T. B.) Die »Time»" erfährt sau» Washington: Die Anhänger de» Präsidenten Wilson er klärten, wenn die mit Deutschland vereinbarten Bedingungen ksich» «tgehtckte» würden, so würde eia Bruch ganz automa tisch folgen. Dio Press« stimmte im allgemeinen dieser Auf- Neutrale Pressestimmen. Vern, 10. Mai. (W. T. B.) „Neue Züricher Zeitung" und „Züricher Post" begrüßen es in der Besprechung der Antwort Amerikas lebhaft, daß die Neutralen überall über die Lösung des Konfliktes aufatmen werden. Die Zeitung betont, daß ein Bruch dos schwerste Unglück für die Neutralen und auch vielleicht für die Dierverbandsländer (!) bedeutet hätte. Die „Post" weist darauf hin, daß man in Deutschland mit peinlichen Empfindungen neuerdings aus der Antwort werde schließen können, daß die amerikanische Neutralität sich auch bei dieser Gelegenheit in ihren Wirkungen als durchaus ententefreundlich erweise. Darf man hoffen, schließt dos Blatt, daß die Vernunft, welche hier siegte, endlich auch dem Krieg in seiner Gesamtheit ein Ende machen wird. » Eine Erklär»«- de» Staatssekretärs Lmrfirlg. Frankfurt a. 7N., 10. Mai. Die „Franks. Ztg." meldet ausLondon: Reuter erfährt aus Washington: Nach Ver- Gin amerikanisch-englisches Geheimabkommen? Aus Anlaß des letzten Notenwechsels zwischen der deut schen Negierung und der Regierung der Bereinigten Staaten weisen die Mitteilungen des Vereins für das Deutschtum im Ausland auf das im März 1915 in New Bork von The Cen tury Co. veröffentlichte Werk des Herrn Roland G. Usher, Dr. phil., Professors der Geschichte an der Washington Uni versität in St. Louis hin.' Auf den Seiten 420 und 421 die ses Buches finden sich höchst beachtenswerte Ausführungen, die in der Übersetzung folgendermaßen lauten: „Die wahre Politik der Vereinigten Staaten hat daher ohne Zweifel in einem festen Bündnis mit der größten Gemacht zu bestehen, die in ihrem eigenen Interesse un sere Berteidigungsschlachten für uns schlagen und als Ent gelt für unseren wirtschaftlichen Beistand unsere berechtig ten Bestrebungen in Südamerika und im fernen Osten för dern würde. Eine derartige Verständigung besitzen die Ver einigten Staaten bereits mit England. Kraft ihrer sind wir heute maßgebend in der westlichen Erdhälfte, sind wir die Eigentümer des Panamakanals, die Besitzer der Phi lippinen und üben starken Einfluß aus in den Angelegen heiten des lateinischen Amerika. . . . Durch ein solches Bündnis haben wir bereits mehr erreicht, als wir durch eine wahrhaft ungeheure Rüstung hätten erringen können. Die Seemacht war in der Lage, uns zu geben, was wir wünschten, ohne daß wir selbst dafür zu kämpfen brauch ten, und ohne daß sie von uns den Kampf für seine Er langung oder Behauptung forderte. Solange wir mit der Seemacht für alle Möglichkeiten verbündet sind — mag dieses Bündnis schriftlich niedergelegt sein oder nur als ein stillschweigendes Einvernehmen bestehen, das in jedem Augenblick abgeändert werden kann —, können wir davon ganz dieselbe Geltung erwarten, die wir vernünftigerweise hoffen könnten, durch Waffenrüstung zu erlangen." Professor Usher, der in dem Vorworte zu seinem Buche seine gewissenhafte Unparteilichkeit mit ganz besonderem Nachdrucke hervorhebt, stellt also in einem, der geschichtlichen Darstellung der politischen Lage im gegenwärtigen Kriege gewidmeten wissenschaftlichen Werke die amerikanisch-eng lische Bundesgenofsenschaft als geschichtliche Tatsache hin. Und in der Tat sind unsere amerikanischen Erfahrungen des letzten Jahres recht dazu geeignet, uns von der Wahrheit die ser Behauptung zu überzeugen. Die Art, wie Wilson nun- Stimmen der Berliner Presse zu der Antwort Wilsons stiegen bi» jetzt nur wenig vor. Wir verzeichnen nachstehend die Äysführungen der „Post", w«che unter der Überschrift: „Der Eselstritt" u. a. schreibt: „Schweigen hätte Herrn Wilson besser angestanden, als der deutschen Regierung diese Note in» Gesicht zu werfen, denn dieses jüngste und vorerst wohl letzte Schriftstück zum deutsch-amerikanischen Streiffall beweist nur, daß das ameri kanische Volk in den Dingen der Weltpolitik durch einen Mann vertreten ist, der es nicht versteht, einen politischen Er folg mit Gemessenheit zu verzeichnen und Haltung dabei zu bewahren .... Immerhin mag uns der ganze erste Teil ber amerikanischen Antwort, so hochtragend er klingt, nicht —-- ! sonderlich bewegen; auch dieser Bissen des sauren Apfels muß sendung der Note an Deutschland veröffentlichte Staatssekre-