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Amts- M AuMM für den Erscheint wöchcmlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Mirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement viertelst l Al. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, soivic bei allen Reichs- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hanne bohu in Eibenstock. 42. Jahrgang. > -irr—. Sonnabend, den 19. Oktober 9. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten - Collegiums Montag, den 21. Hktober ds. Zs., Abends 8 Aljr im Rathhaussaalc. Eibenstock, am 18. Oktober 1890. Der Stadtverordneten - Vorsteher. Wilh. Dörffel. 1) Anschluß des Rathhauses, der beiden Schulen, der Turnhalle und des .itrankcn Hauses an die Wasserleitung. 2) Beschaffung einer Kartencopie der neuen Flurvermessung. 3) Verwendung des Ncbcrschusscs der Sclcctcnklassc. 4) Ankauf von Gasactien. 5) Gewnhrinig eines Beitrags zu den llmzugskostcn des Wassermcisters. 6) Ncuivahl eines Rathsmitglieves. 7) Richtigsprcchung a. der Stadtkassenrechnung auf das Jahr 1894, b. der Rechnung über Verwendung der Anleihe bei der Versicherungsanstalt. Der Abgabenrestant Nr. 244 des Verzeichnisses der dem Tanz- und Schank- stättenvcrbot unterstellten Personen ist zu streichen. Stadtrath Eibenstock, am 18. Oktober 1895. I»r. Körner. Granpucr. Kerbst-Iubrmarkt (Kram und Viehmarkt) in Gidenstock am 4. und 5. Aovcmbcr 1895. Dcr Rath der Stadt. >»r. Körner. Guuchtcl. Tic Berfteigerung eines Pianinos, die am 21. Oktober 1890 im Hendcl- schcn Gasthofe in Schönheidcrhammcr abgehaltcn werden sollte, hat sich erledigt. Eibenstock, am 17. Oktober 189a. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Liebmann. Ans Deutschlands großer Zeit. Zur Erinnerung der 25jähr. Gedenktage des Krieges 1870 71 Bon Eugen Rahden. 31. (Nachdruck verboten.) Der Krieg gegen die Loire-Armeen i. (Artcnay-OrleanS.) Die Idee all' der zahlreichen Armeen, die Frankreich aus dem Boden stampfte, wie der Delegation zu Tours, an deren Spitze der von heißem Patriotismus beseelte Gambetta stand, war Pari« auf irgend eine Weise zu entsetzen und den Feind, die „Invasion", von da aus mit Ungestüm au« dem Lande zu treiben. Wennschon die zahlreichen Truppcnmassen, welche nunmehr in diesem „Volkskriege" von allen Seilen aufzutauchen begannen, in Folge ihrer mangelhaften Aus bildung und DiSciplinlosigkeit sich kaum mit dem deutschen Soldaten in seiner eisernen Pflichttreue und kriegerischen Ausbildung messen konnten, so fingen doch diese massenhaften Aufgebote, diese Mobil- und Nationalgardcn, diese Franktireurs und neuen Linientruppcn nachgerade an, gefährlich zu werden nnd e« erwuchs der deutschen Heeresleitung die nicht leichte Aufgabe, diese Truppen im Süden, Norden und Osten auf- zusuchcn und zu zerstreuen. Zum Glück regten sich in Frankreich neben dem Ihat- krästigen Patriotismus eine« Gambetta und anderer Männer bereit« wieder jene Elemente, welche die Zeit von 1793 wieder gekommen glaubten und da« Volk, besonder« in den südfranzö sischen Städten, aufzuwiegeln begannen. In Lyon, Marseille, Aix, Grenoble und in vielen anderen, auch kleineren Orten kam e« zu argen Ausschreitungen; die Wohlfahrtsausschüsse fingen bereits an, nach dem Muster dcr großen Revolution zu Hausen; Präfekten, Generale, Tribunale wurden nach Will kür abgcsetzt und ernannt und vielfach herrschte schon jener revolutionäre Taumel, dcr sich zunächst äußerlich in hoch tönenden Redensarten und phantastischer Kleidung Luft machte, aber auch die Arbeit der Delegation, neue Heere zu bilden, sic zweckentsprechend auszurüsten und zu dirigircn, vielfach hemmte. Auf die zahlreichen kleinen Gefechte und Scharmützel, die im Rücken der Pariser BelagcrungSarmce täglich statt fanden, hier einzugehen, dürfte zu weit führen; bei den Fouragirungen, bei den RekognoScirungen gab cs fortwährend Reibereien mit dem Feinde und besonders waren es die Franktireur«, die den Deutschen viel zu schaffen machten. Die sogenannte Loire-Armee, unter dem Befehle de« Generals Lamottcrouge, war es, die etwa 60,000 Mann stark, zuerst auf dem Plane erschien. Sic hatte sich an dcr Loire zusammcngezogen und suchte da« südwestlich von Pari gelegene Orleans al« Stützpunkt zu gewinnen. Anfang Oktober war e» dieser Armee gelungen, sich immer mehr um Orleans zu sammeln, wa« durch die großen um Orleans gelegenen Wälder den Franzosen erleichtert wurde. Am 5. Oktober war c« bei Tourh zu einem kleinen, für die Franzosen glücklichen Gefecht gekommen, so daß sich der französische General anschickte, weiter nach Norden, gen Paris vorzu dringen. Die französische Loire-Armee war nur noch 7 Meilen von der deutschen CernirungSlinie entfernt und nun hielt c« da« deutsche Hauptquartier für angebracht, stärkere Streitkräfte nach Orleans hin zu dirigircn. General von derTann wurde mit der Aufgabe betraut, die Gegend von Chartre« bi« Orleans vom Feinde zu säubern; PariS-ChartrcS-Orlcan» bildet ein Dreieck, dessen Spitze ini Westen Chartre« ist. Am 8. Oktober rückte v. d. Tann bis Etampe«, zwischen Pari« nnd Orleans, vor und hatte hierbei die Kavallerie-Division Graf Stollberg ein glückliche« und schneidig geführte« Gefecht zu bestehen. Am 9. Oktober rückte v. d. Tann auf Orleans zu und c« kam bei Angcrville zu Scharmützeln. Der französische General Lamotterougc hatte Orleans und da« Gelände nördlich desselben, hauptsächlich den Wald von Orleans besetzt. Als die Bayern nun am 10. Oktober auf dcr großen Straße vorrückten, zeigten sich bei Arte nah geschlossene Massen Infanterie und Kavallerie und eine 1000 Schritt nördlich de« Dorfes ausgesahrenc Geschützaufstcllung. Al« die Bayern sich diesen Truppen gegenüber entwickelten, wichen die Franzosen auf Arlenay zurück. General v. d. Tann ließ neue Batterien auffahren, um die feindliche Stellung zu beschießen. Zwei Kavallerie-Divisionen umfaßten den Feind von beiden Seiten, dcr sich dadurch zum Aufgeben seine« Posten« veranlaßt sah. Die Bayern nahmen da« Dorf Artenay und der Rückzug der Franzosen wurde, da die Bayern nachfolgten, immer eiliger, so daß die bayerischen Kürassiere Gelegenheit zum Einhauen erhielten. E» wurden eine Anzahl bespannter Geschütze erbeutet und eine Menge Gefangener gemacht, dcr Feind aber wurde bis in den Wald von Orleans zurückgetrieben. Für den I I. Oktober hatte dcr französische General den Rückzug über die Loire beschlossen und zur Deckung desselben in Orleans 15,000 Mann zurückgelassen. Die Bayern rückten von Norden und Nordwesten aus Orleans vor, welche Stadt an diesem Tage genommen werden sollte. Aus dcr Nordwest- seitc nahm General von Wittich mit den 32crn zwei bereit« nahe au Orleans gelegene Orte, traf aber bei OrmeS auf hartnäckigen Widerstand, so daß die Stellung schließlich unter erheblichen Verlusten gestürmt werden mußte. 800 Gefangene wurden gemacht. Die Franzosen wehrten sich in den Häusern und Gehöften, so daß die deutschen Truppen nur sehr lang sam vorwärts kamen. Von 'Norden her hatten die Bayern ein sehr hitzige« Gefecht bei Saran zu bestehen gehabt ; sie mußten diesen Ort stürmen und machten dann bei der weite ren Verfolgung mehrere hundert Gefangene. Weiter südlich vor Orleans stießen die Bayern wieder auf sehr hartnäckigen Widerstand, da die Gegner in den massiven Gehöften die vor züglichste Deckung fanden. Längere Zeit konnte man, trotzdem immer mehr bayrische Truppen in'« Feuer geschickt wurden, nicht vorwärts kommen, da sich die Franzosen fest eingcuistet hatten. Erst als noch die 4. bayrische Brigade (General major v. d. Tann) in das Gefecht eingriff und auch von Osten her die Bayern einen Flankenangriff auf die lang sich dahin streckende Vorstadt machten, gelang c«, die Franzosen zu ver treiben; jedoch fanden noch sehr heftige und verluftreicbe Kämpfe um den Bahnhof und die GaSfabrik statt. Um 5 Uhr befahl General v. d. Tann einen allgemeinen Angriff, um die letzte Stellung de« Feinde» zu nehmen. Um den Eisenbahndamm entbrannte noch ein furchtbarer Kampf, bi« die Bayern unter Leitung ihres Generalstabschef« Oberstlieutenant von Hein- lcth vordrangen und unter persönlicher Führung diese« Offi zier« die Vorstadt entlang, die Zollbariere umgehend bi» in die Stadt hinein sich den Weg bahnten und den Marktplatz in Besitz nahmen. Nun rückten von allen Seiten die deut schen Truppen in Orleans ein, dessen Besitz erst in dcr Dunkel heit erlangt und mit einem Verlust von 900 Mann erkauft wurde. ES standen sich in dem Treffen von Artenay und Orleans gegenüber 35,000 Deutsche mit 160 Geschützen und 41/XX) Franzosen mit 42 Geschützen ; die Verluste betrugen aus deutscher Seite 65 Offiziere und 1091 Mann, auf fran zösischer Seite 4200 Mann, darunter 2700 Gefangene. Da« Tressen von Orleans bedeutete einen großen Erfolg. Die Franzosen halten mit einer allerdings sonderbaren Sicher heit auf bedeutende Erfolge der neuen Loire-Armee gerechnet und sic waren nun in Folge der raschen Niederlage völlig nicdergeschmettert. Während die Bayern nun etwa vier Wochen lang in ihren Stellungen in und um Orleans unbehelligt stehen blieben, zog General von Wittich westlich und kam am 18. Oktober vor Chateaudun an. Um diese Stadt, welche von Franktireur« und Nationalgarden besetzt war, entbrannte ein harter Kampf, an dem sich auch die Bürger der Stadt betheiligten. Dcr polnische Graf Obcrstlieutcnant LipowSki hatte die offene Stadt in VertheidigungSzustand versetz! und geschickt befestigt; insbesondere machten die am Eingänge dcr Stabt angelegten Barrikadeti die größten Anstrengungen nöthig. Es wurde bereits dunkel und noch immer wurde mit einer Erbitterung ohne gleichen gekämpft. Und nun folgte eine Nacht, die zu den furchtbarsten dieses an Furchtbarkeiten so reichen Kriege« gehörte. Um 9 Uhr Abends begann der Sturm auf die Stadt, Haus für Hans mußten die deutschen Truppen sich da« Terrain erkämpfen; um Mitternacht hatte man Raum gewonnen nnd um 3 Uhr Nachts endlich war dcr Marktplatz erstürmt und dcr Feind zum Abzüge genöthigt worden. Um geben von prasselnder Lohe warfen sich die Streiter todtmüdc aufs Pflaster und sanken in Schlaf, während dicker Qualm über sic hinwegzog und die Stadt einhüllte. Dcr Morgen bot einen entsetzlichen Anblick. Die Stadt brannte immer noch, zwei Drittel derselben war nur noch ein wüster Trümmer- hausen. Den Deutschen kostete dieser Tag 5 Offiziere und 104 Mann. Unter den Tobten der Deutschen war auch der Pastor Schwabe, de» eine Ehassepotkugel nicdcrgestrcckt hatte. Die Regierung in Tours erklärte, daß sich Chateaudun um daS Vaterland wohl verdient gemacht habe und bewilligte der Stadt 100,000 Franc« Entschädigung. Die Stadt Chartres ließ sich das Schicksal von Cha teaudun zur Warnung dienen. Am 22. Oktober kam es vor der Stadt zum Kampfe. General von Wittich drang nicht direkt gegen die Stadt vor, sondern ließ dieselbe umzingeln und drohte mit Beschießung. Gegen freien Abzug dcr feind lichen Truppen und Niederlcgcn der Waffen seitens dcr Na- tionalgardc wurden von Seiten der verhandelnden Civilbehörde den Deutschen die Thore geöffnet. Die Stadt hatte in Folge dessen wenig zu leiden; jede gewaltsame Requisition war streng verboten. Trotz dieser Erfolge, welche für einige Zeit die CernirungS- linic im Süden von Pari« vor Angriffen sicherte, war es klar, daß Orleans und Chartre« durch die vorgeschobenen Posten gegenüber einer größeren organisirtcn französischen Ar mee nicht zu halten waren. Die Generale v. d. Tann und v. Wittich hatten deshalb die Weisung, sich vor einer lieber macht zurückznzichen. Tagesgeschichte. — Deutschland. In sinniger Weise hat Kaiser Wil helm die Enthüllung des Kaiser Friedrich-Denkmals bei Wörth aus den Geburtstag seine« Vaters, de» 18. Okibr., festgesetzt. Der Kaiser hatte tag« zuvor auch Gravclottc be sucht. Von bayrischer Seite nahm eine Deputation, an deren Spitze dcr Krieg-Minister steht, an der Enthüllungsfeierlich keit theil. — Der „Köln. Ztg." zufolge hat Fürst Lobanow vor seiner Abreise von Berlin seiner volle» Befriedigung über feinen dreitägigen Aufenthalt in dcr Reich-Hauptstadt Aus druck gegeben: „Er hat in diesen drei Tagen reiche Gelegen heit gehabt nnd sie benutzt, mit den leitenden deutschen Staats- Männern einen eingehenden und vertraulichen Gedankenaus tausch zu pflegen. Er hat sich namentlich auch über da« Vcrhäliniß Rußland« zu Frankreich ausgesprochen und keinen Zweifel darüber gelassen, daß auch er al- seine wichtigste