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Amts- M AMMt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. LL« . für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Wrngebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 42. Jahrgang. Dienstag, den 17. September L8SL Abonnement viertclj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo len, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Aus Deutschlands großer Zeil. Zur Erinnerung der 2öjähr. Gedenktage des Krieges 1870/7 l. Von Eugen Rahden. 24. (Nachdruck verboten.) Die September-Wochen n. Nachdem die Männer der neuen Regierung die Ministerien unter sich vertheilt hatten, beeilten sie sich, die Republik dem übrigen Europa vorzustellen. Dies geschah durch ein Rund schreiben de« Ministers des Auswärtigen Jule« Favre an die diplomatischen Agenten Frankreichs vom 6. September. In diesem Schriftstück, das cs mit der Wahrheit ebensowenig ge nau nahm, wie die kaiserliche Regierung vordem, wurde zu nächst betont, daß die jetzigen Männer der Regierung „laut den Krieg verworfen hätten," daß man aber, „wenn der König von Preußen den scheußlichen Krieg fortsetzen wolle, der ihm wenigsten« ebenso verhängnißvoll sein werde, wie Frankreich, die Herausforderung annehmc." „Wir treten keinen Fußbreit Erde, keinen Stein unserer Festungen ab", hieß cs weiter, „ein ehrloser Friede wäre ein Vernichtungskrieg nach kurzer Frist. Nach den Forts die Brustwehren, nach den Brust wehren die Barrikaden. Paris kann sich drei Monate halten und siegen und wenn es unterläge, so würde Frankreich, auf seinen Ruf ausstehend, cs rächen; es würde den Kamps fort setzen und der Angreifer würde dabei zu Grunde gehen. Da« ist'«, was Europa wissen muß." Diese schönen Redensarten konnten in Europa 'Niemand täuschen, am wenigsten Deutschland. Wenn cS etwa darauf abgesehen war, Deutschland zu veranlassen, die Hand zum Frieden zu bieten, wenn man in Paris glaubte, allenfalls mit einer anständigen Kriegsentschädigung loszukommen, so hatte man ohne die Energie und Zielbewußtheit eines Bis marck und Moltke gerechnet, welche die Stimmung in Deutsch land ganz genau kannten. Diesmal wenigstens wollte und sollte man nicht mit leeren Händen heim kommen und wenn jemals, so war eS jetzt an der Zeit, die im tiefsten Frieden ehemals dem ohnmächtigen Deutschland geraubten Länder sich wieder zu holen. Und dagegen halfen nun einmal keine Bra- vadcn, keine Sentimentalitäten und kein Augenrollen. Halte man aber in Paris an die Unterstützung Europas appellirt, indem man erklärte, Europa könne die „Zerstückelung" Frank reichs, den Angriff aus die „heilige Stadt" Paris nicht zu lassen, so täuschte sich eben die Republik gerade so, wie sich Kaiser Napoleon getäuscht hatte. War man wohl hie und da, wie wir gesehen haben, vor dem Tage von Sedan nicht abgeneigt gewesen, im günstigen Augenblicke Frankreich beizu stehen, so war jetzt davon gar keine Rede mehr, nachdem man c« mit einer Regierung zu thun hatte, die, ebenso wie sie sich aus eigener Machtvollkommenheit ernannt hatte, jeden Augen blick durch die Macht der Straßenmcnge hinwcggesegt werden konnte. In England blieb man kühl bis an« Herz hinan und fand es ebenso natürlich, daß Deutschland Elfaß-Lothringen beanspruchte, wie man cS erklärlich gefunden hätte, wenn Frankreich im Falle des Siege« das Rheinland sich ungeeignet hätte. In Rußland sah der Kaiser nach wie vor wohl wollend zu und in Wien war e« nach dem Tage von Sedan selbst für einen Grafen von Beust nicht mehr möglich, sich einzumischcn, umsoweniger, als die deutschen Elemente Oester reich« offen init dem siegreichen Deutschland shmpatisirten und da« zu erhoffende neue deutsche Reich mit Freuden begrüßten. Italien aber, das beständig gezaudert hatte, da« An fang« nicht ungern dem französischen Kaiser Hilfe geleistet hätte, konnte jetzt, nachdem ihm die französischen Niederlagen und der Sturz des Kaiserreiches den Weg nach Rom ebneten, nicht mehr mit der Republik gemeinsame Sache machen. ES ist hier nicht der Ort, näher auf diesen Theil italienischer Geschichte einzugehen; es sei nur gesagt, daß die italienischen Truppen am 8. September die römische Grenze überschritten und am 20. September in Rom einzogen. Am 8. Oktober gab c« nur noch ein geeinigtes Königreich Italien und wenn schon der König von Italien nicht direkt sagte, daß die deut schen Waffen auch diese Einigung bewirkt hätten, so konnte doch von einer Theilnahme am Kriege gegen Deutschland nicht mehr die Rede sein. Nur der alte Freiheitskämpfer Garibaldi, bestochen von dem Namen „Republik", schloß sich Frankreich an, ohne jedoch, wie wir später sehen werden, Lorbeeren zu ernten. Zur selben Zeit, da der alte Thier« von Paris au« eine Rundreise an die europäischen Höfe antrat, um für Frankreich Sympathien, wenn möglich Bundesgenossen zu erwerben, trat Bismarck in einem von Reim« datirten Rundschreiben dem Expose der französischen Regierung entgegen. Er wie« darauf hin, wie Frankreich und zwar nicht blo« der Kaiser, sondern Volk-Vertretung und Presse ebcnfall«, den Eroberung-krieg gegen Deutschland begehrt hätten und sagte: „Wenn wir jetzt ohne Gebietsabtretung, ohne jede Kontribution, ohne irgend welche Vortheile, al« den Ruhm unserer Waffen au« Frank reich abzögen, so würde doch derselbe Haß, dieselbe Rachsucht wegen verletzter Eitelkeit und Herrschsucht in der französischen Nation Zurückbleiben unv sie würde nur auf den Tag warten, wo sie hoffen dürfte, diese Gefühle mit Erfolg zur That zu machen". Nicht jeden Augenblick aber dürfe man der deut schen Nation eine Anstrengung zumuthen, wie diejenige, welche sic jetzt mache. Deutschland müsse materielle Bürgschaften haben und e« sei nothwendig, für Frankreich den nächsten Angriff auf die deutsche und namentlich die bisher schutzlose süddeutsche Grenze dadurch zu erschweren, daß diese Grenze Weiler zurückgelegt werde und die Festungen, mit denen Frank reich bisher Deutschland bedroht habe, als defensive Bollwerke in die Gewalt Deutschland« känien. Unter diesen Umständen blieb nicht« übrig, als der wei tere Kampf um diese Lande und Festungen. Und man mag nun mit Recht von der Regierungsfähigkeit der neuen Macht haber Frankreich« eine geringe Meinung haben, das muß man ihnen unbedingt zum Lobe nachsagen, daß sic, von glühendem Patriotismus beseelt, keinen Augenblick zögerten, den nahezu aussichtslosen Kampf aufzunehmen, einen Kampf, den die Klugheit vielleicht widerrieth, den aber die Ehre der Nation gebieterisch forderte, lind immerhin ist e« eine Leistung, der man Anerkennung nicht versagen darf, daß diese -Nation, nach dem ihre regelmäßige Armee bis auf geringe Reste zertrümmert worden war, noch fünf Monate lang Wivcrstand leistete. Die Idee der republikanischen Regierung war nun, die deutschen Heere vor Paris und Metz festzuhaltcn, inzwischen null ge waltige HeercSmassen zu organisiren und den Volkskrieg im Großen in's Leben zu rufen. Die Präfekten wurden durch Gambelta, den neuen Minister des Innern, angewiesen, an nichts anderes zu denken, als an den Krieg und diesem einen Gesichtspunkte alles Andere unterzuordnen. Von der Regierung wurde eine Delegation abgczwcigt, welche von Tour« aus den Widerstand organisiren sollte. Schwierig für die Regier ung war es, daß sic von vornherein mit jenen Elementen zu kämpfen hatte, welche später al« die „Commune" auf die politische Bühne trat. Tagesgeschichte. — Deutschland. Gelegentlich der Anwesenheit de» Kaisers Franz Josef während der Kaisermanöver bei Stettin soll der Gedanke zur Erörterung gebracht worden sein, im nächsten Jahre eine gemeinsame Waffenübung deut scher uud österreichischer Truppen abzuhalten. Man wird gut thun, dieser Meldung nicht ohne Weiteres Glauben zu schenken; jedenfalls aber ist sie nicht von vornherein von der Hand zu weisen. Es mag bei dieser Gelegenheit auch der Anwesenheit österreichisch-ungarischer Offiziere bei den großen Festungsübungen in Ingolstadt gedacht werden. Bis her sind bei derartigen Hebungen noch niemals fremdherrliche Offiziere zugelassen worden. Um so bedeutungsvoller ist jetzt die Anwesenheit der Oesterreicher. — Der Kaiser von Oesterreich hat an den deut schen Kaiser ein herzlich gehaltene« Handschreiben gerichtet und demselben die österreichische Kavallerie-Generals-Uniform verliehen. — Den Bewohnern der Provinz Pommern, insbe sondere der Stadt Stettin, hat der Kaiser für den warmen und patriotischen Empfang bei den Manöver» und für die vortreffliche und herzliche Aufnahme der Truppen seinen wärm sten Dank ausgesprochen. Er habe daraus die wohlthuende Uebcrzcugung gewonnen, daß das Andenken seines Vater«, der so gern als Statthalter von Pommern in Stettin weilte; in ungcschwächter Verehrung sortlebe. — Eine gleiche dankende Anerkennung hat der Kaiser ebenfalls den Bewohnern jener Thcile der Provinz Brandenburg ausgesprochen, welche während der diesjährigen großen Herbstübungen von vier Armeekorps durch enge Zusammenziehung der Truppen und starke Durchmärsche in sehr hohem Grade in Anspruch ge nommen worden sind. — Unter denjenigen Gesetzentwürfen, welche dem Reichs tage nach seinem nächsten Zusammentritt zuerst zugchen wer den, dürste sich voraussichtlich auch der Entwurf zur Bekämpf ung de« unlauteren Wettbewerb» befinden. Die Vor arbeiten an demselben sind den „Berl. Pol. Nachr." zufolge so weit gediehen, daß der BundcSrath bald nach der Wieder aufnahme seiner Sitzungen sich mit der Vorlage wird befassen können. Mit derselben wird einem allgemein empfundenen Bedürfniß entsprochen, wie denn auch der Reichstag selbst einen solchen Entwurf schon früher gewünscht hat. — Nach den Erfahrungen der letzten Jabre auf dem Gebiete der Baugeschäfte wird von keiner Seite mehr be stritten werden können, daß gesetzliche Maßnahmen zum Schutze der Bauhandwcrker dringend nothwendig sind. Sehr bemerkenSwerth sind daher die Bestimmungen, die in Württem berg schon jetzt gelten. Dort besteht bereit« die rechtliche Verpflichtung einer UnterpfandbcsteUung seitens der Bauunter nehmer auf da« zu errichtende Gebäude zu Gunsten einer Forderung für geleistete Arbeit oder gelieferte Materialien. Diese Vorschrift hat sich bestens bewährt. In ganz Württem berg sind seit 20 Jahren nur ganz vereinzelte Fälle von Be schädigungen der Äauhanvwerker in Folge de« unvermeidlichen BaukreditS vorgekommen. Diese Feststellung ist von großem Werthe, da sie auf Grund thatfächlicher Erfahrungen den Beweis liefert, daß die Einräumung einer Sicherungshypothek für Bauhandwerker und Bauliefcranten diese gegen eine Schädigung feiten« der Unternehmer wohl zu schützen geeignet ist. Jedenfalls werden die württembergischcn Erfahrungen der RcichSgesctzgebung einen werthvollen Fingerzeig bieten, wo der Hebel anzusetzcn ist, um die Mißstände auf diesem Ge biete zu beseitigen. — Aus Nordschleswig schreibt man: Eine bekannte Thatfache ist es, daß so ziemlich jede Stadt Dänemarks ihren sogenannten Südjütischen Verein besitzt, welcher die Unterstützung der Nordschleswiger, geistig und materiell, zur Aufgabe hat. Diese Vereine bezahlen die Strafen, zu welchen dänisch gesinnte Redakteure -Nordschleswigs wegen Preßvcrgehens verurthcilt werden, zum größten Theile. In Kopenhagen ist die Sache der Unterstützung der „bedrängten dänischen Brüder" in Nordschleswig jetzt soweit gediehen, daß eine besondere Zeitung erscheinen soll, welche sich ausschließ lich mit den Verhältnissen in Norvschleswig beschäftigt. In der Ankündigung dieses Unternehmen« heißt e« ausdrücklich: Auch in der dänischen Studentenwclt besteht ein lebhaftes und verständnißvollcS Interesse für die Verhältnisse in „Süd- jütland", und es sind von hier aus schon verschiedene gelungene Versuche ausgegangen, genaue Kenntniß de« „schweren Loses" zu erhalten, welche« unsere Landsleute unter der Fremdherr schaft tragen. Zwei ältere Mitglieder des dänischen Studen tenvereins geben schon seit August ein kleines Blatt heraus unter dem Namen „Südjütland". Dasselbe sucht sich dadurch Eingang bei der Jugend zu verschaffen, daß es unentgelt lich an alle lateinischen Schulen unv höheren Lehranstalten des Landes vertheilt wird. Die Redakteure sind Theo logen. ES giebr jetzt in Dänemark kaum eine VolkSktasse mehr, welche nicht offenkundig die Lostrennung -Nordschleswigs von Deutschland betreibt. Unter diesen Umständen darf wohl auch an den Empfang bei Hof erinnert werden, mit dem ge legentlich der silbernen Hochzeit de« dänischen Kronprinzen paare» die nordschlcswigschen Abgeordneten Johannsen und Lassen beehrt wurden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 16. September. Herr Bürgermeister I)r. Körner ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat von heute ab die Geschäfte des Raths wieder übernommen. — Eibenstock. Dem „Zw. Wochbl." entnehmen wir den Wortlaut eines interessanten Briefe«, den Sc. Königl. Hoheit der Kronprinz Albert von Sachsen am 3l. Juli 1866 durch seinen Adjutanten, Hauptmann Frhrn. v. Welck, aus dem Hauptquartier Hetzendorf bei Wien an Hrn. Karl Friedrich Seidel in Eibenstock richten ließ, welcher Se. Königl. Hoheit um Auskunft über seine drei am Feldzuge bethciligten Söhne gebeten hatte. Der jetzige Eigenthümer de« Briefes ist Herr Ernst Seidel, Fleischer-Obermeister in Niederplanitz, früher Sergeant beim 8. Jns.-Reg. Nr. 107, Kampsgenosse von 1866 und 1870/71. Der betreffende Brief lautet: „Hetzendors bei Wien, am 3l. Juli 1866. An Herrn Karl Friedrich Seidel. Aus Befehl Sr. Königl. Hoheit unsere» verehrten Kronprinzen, thcile ich Ihnen mit, daß Ihre drei Söhne alle wohl erhalten bei ihren Truppen - Abteilungen sind. Der liebe Gott hat sie in den Stunden der Gefahr be schirmt. Mit allen braven Sachsen haben sie ihre Pflicht gegen König und Vaterland treulich erfüllt, und wenn lin der Allmächtige den Sieg versagt hat, die Ehre der Waffen haben wir erhalten, so daß wir hoffentlich bald, wenn auch besiegt, doch mit Ehren in unser geliebte« Vaterland zurück kehren werden, wo ja auch alle zurückgebliebenen Bürger und Unterthanen ihre oft vielleicht noch schwereren Pflichten mit größter Treue erfüllt haben. Gott segne Sachsen! Ihr ergebener Freiherr von Welck, Hauptmann und Adjutant Sr. Königl. Hoheit." — Leipzig. Bekanntlich treffen gegen Ende diele« Monat« mehr al« 200 Mitglieder de» Leipziger Lehrer- Gesangverein« in Wien ein. Am 30. d. und am 2. Oktbr. finden im großen MusikvcreinSsaale Concerte der Sachsen statt. Anläßlich der Fahrt dieser Sänger beabsichtigen auch viele andere Bürger au« Sachsen Wien zu besuchen, und in-gc-