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Als- M AuMM für den «-scheint . ß V «b-..,..me..t -2LL-: Sejirk des Amtsgmchts Libmstock LNZL serlionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hanne bohn in Eibenstock. — ——— 42. Jahrgang. > > ' LV4. Dienstag den 3. September L8OL. Aus Deutschlands großer Zeit. Zur Erinnerung der 25jähr. Gedenktage des Krieges 1870 71. Von Eugen Rahden. 20. (Nachdruck verboten.) Di« Sedan - Schlacht. (I. September.) (Schluß.) Gallifet« Lavalleric-Ängriff. Die Franzosen wußten jetzt, was ihnen bevorstand nnd sie machten nun verzweifelte Anstrengungen, um aus dem Netze, das sich über ihnen zusammenzog, zu entkommen. Auf der Höhe von St. MengcS hatten die Deutschen eine ziemlich isolirtc und gefährliche Geschützstellung eingenommen, auf welche nun der schneidige General Gallifet mit drei Regimentern Chasseurs d' Asriquc, zwei Schwadronen Lancier« nnd einigen Geschützen einen sehr energischen Angriff ausführte. Der Plan war nicht schlecht, aber er scheiterte an der Wachsamkeit nnd der Ausdauer der Infanterie. Diese, zum Schutze der Ar tillerie herbeigceilt, bereitete den französischen Reitern einen sehr warmen Empfang, daß sic sehr bald in wilder Flucht sich hinter das Gehölz der Garenne zurückzogcn. Jndeß hatte dieser stürmische französische Angriff immerhin den Erfolg ge habt, daß einige der französischen Jnsanteric-Abthcilungen vorgerückt waren und sich nun die Deutschen zunächst nach Fleigneux, nordwestlich von Jllh und östlich von St. McngeS, zurückziehen mußten. Während dieser Gefechte hatte man bemerkt, daß die Franzosen mit Kolonnen aller Art nördlich aus dem sich immer mehr schließenden Kessel entweichen wollten. Deshalb machte sich Major von Grote, um auch Fühlung mit der Garde der MaaSarmee zu bekommen, mit 5 Compagnien der 87cr inchr nach Osten, erreichte im Laufschritt die Höhe östlich Fleigneux und es gelang ihm, die französischen Wagenkolonnen von ihrer Bedeckung abzuschncidcn. Al« sich jetzt, — eS war 11 Uhr vorbei, — Major von Grote weiter wandte, um der franzö sischen Reiterei cntgcgcnzutretcn, zeigten sich bereit« Spuren der Auslösung de» französischen Heeres: e» schien, als ob sich die Reiter zu Fuß entfernt hätten, denn c« wurden nur einige hundert rciterlose, umherirrende Pferde angetrofsen. Zur selben Zeit nahmen Dragoner nördlich von Briancourt, schon außerhalb der französischen Stellungen, eine Anzahl Versprengter und den General Brahant mit seinem Stabe gefangen. Die beiden Compagnien 87er, die sich in den Häusern von Floing festgesetzt hatten, mußten schwere Stunden auS- halten, bi« sie Unterstützung bekamen; diese traf um 11 Uhr ein und nun konnte man die Vertheidigung de« Dorfe« be festigen. Zwar machten die Franzosen erneut ernsthafte An strengungen, sich de» Dorfe« zu bemächtigen, allein mit weite ren Verstärkungen gelang cS endlich, nicht nur da« ganze Dorf zu nehmen, sondern auch auf den Höhen südlich desselben sich festzusctzcn. Die Vertheidigung diese« für die französische Stellung so wichtigen Punkte« hatte zahlreiche Opfer, auch an höheren Offizieren gekostet. E« trat jetzt eine Gefechts pause ein. Den Franzosen aber war c« nicht gelungen, den sie immer enger umschließenden eisernen Ring zu durchbrechen. Vie Lntscheidungskämpst im Norden von Aedan. Dem General Wimpfsen war cS nun doch klar geworden, daß die Gefechte bei St. MengcS nicht mehr nnd nicht minder, als die Einschließung der französischen Armee in Sedan be zweckten. Ihm schien die Erlösung au« dieser Klemme immer noch im Osten zu liegen, nach welcher Richtung er sich gen Metz durchzuschlagcn hoffte. Er gab den Befehl, den Calvaire von Jllh und den Wald der Garenne unbedingt zu halten, wa» den Franzosen auch, obschon unter großen Mühen und Verlusten, vorerst gelang. Jndeß war es nicht möglich, aus die Dauer gegenüber den gewaltigen deutschen Artillcricmassen, welche die Höhen krem und quer durchfegten, Stand zu halten, und so wurde auch der Calvaire de Jllh um 2 Uhr von den Franzosen aufgegeben. Jetzt hatte auch die Garde-Artillerie eine neue Stellung auf der anderen Seite, bei Givonne, ge nommen und im Ganzen beschossen jetzt hcreit» 71 deutsche Batterien den mit Truppen erfüllten Raum um Sedan und fügten besonders der französischen Kavallerie große Verluste zu. Da» Schicksal der Armee Napoleon« war zur Stunde so gut wie besiegelt und e» galt für die Franzosen, nur noch die Ehre zu retten. Die Deutschen zogen den Kreis immer enger. Sie rückten jetzt auch südlich von Floing aus den Höhen vor und infolgedessen schoben sich auch die Eroberer von Floing weiter vor, wa« bei der hartnäckigen Tapferkeit der gegenüber-stehenden französischen Truppen nicht ohne Ver luste abging. Al« die Widerstandskraft der französischen In fanterie zu erlahmen begann, warf sich noch einmal die fran zösische Reiterei opferwillig in den Kamps. Mit sieben leichten Regimentern und einigen Schwadronen Kürassieren stürzte sich General Marguerite auf die deutsche Infanterie. Er ward tödtlich verwundet und wieder übernahni General Gallifet die Führung. Da« Schicksal der tollkühnen, tapferen Reiter war furchtbar. Da« vernichtende Feuer der 46cr und 5. Jäger versprengte sic total und vernichtete sic zum großen Theil. Fast Alle erlagen dem Feuer der deutschen Infanterie, welche sic theil« zurückjagte, theil« unschädlich machte; Viele fanden in den Steinbrüchen von Gaulier, in welche sic hinabstürztcn, ihr Grab. Die ganze Höhe war in der nächsten Stunde mit dahinsprengcnden, gefallenen oder verwundeten Reitern und Pferden bedeckt. Die Generale Girard und Tilliard waren gefallen. Die Regimenter hatten^die Hälfte ihrer Be stände verloren, während die deutschen Truppen nur geringe Verluste erlitten. Die französische Reiterei aber hat sich in diesem kühnen, opferwilligen Angriffe mit unvergänglichem Ruhm bedeckt. Der Angriff hatte auf den Fortgang der Schlacht keinen wesentlichen Einfluß. Die deutschen Truppen gingen weiter zwischen Floing und Jllh und auf Cazal, daö Zentrum der französischen Stellung vor, ja sogar nach Süden zu gegen Sedan hin, errangen die Deutschen Bortheile, so daß die Franzosen selbst ihren Rückzug nach Sedan bedroht sahen. Alle Durchbrüche der Franzosen im Norden waren zurückge- wicscn worden, dagegen war der Ansturm der Deutschen so heftig geworden, daß sich die feindlichen Truppen immer mehr auf da« Dorf Cazal und da« Garcnnegehölz zurückzogen, welche« letztere sich immer mehr füllte. Schließlich nahmen die Deut schen auch da« heftig vcrtheidigte Dorf Cazal und machten dabei 300 Gefangene. Hiermit kamen die Deutschen auch auf dieser Seite (Südwcsten) in die nächste -Nähe der Festungswerke. General v. Wimpffcn hatte nun die Ucberzeugung erlangt, daß im Norden kein Durchbruch mehr möglich sei, wohl aber hoffte er noch immer, sich einen Weg nach Osten, nach Carignan hin, zu bahnen. Der General forderte alle disponiblen Theile der verschiedenen Corps auf, sich an dem Durchbruch zu-bc- theiligeu und den Kaiser bat er, sich an die Spitze der Truppen zu stellen und die Truppen durch seine persönliche Anwesen heit mit fortzureißen. Doch die bald nach 1 Uhr ausgegcbencn Befehle kamen zum größten Theil gar nicht an den Ort ihrer Bestimmung, theil» ivaren die Truppen zu erschöpft, um noch außerordentliche» zu vollbringen, endlich aber war bereit« allgemeine Demoralisation eingerisscn. Auch der Kaiser ließ später antworten, daß er einen Ausbruch in letzter Stunde für unnöthig und die Bewegung für nutzlos halte. Dennoch machte ein Theil der französischen Armee um 2 Uhr einen Vorstoß auf Balan und da« Givonnethal; der Kampf sand hauptsächlich zwischen Daigny, Hahber« und Fond de Givonne statt, endete aber mit dem Rückzüge der Franzosen. Um 3 Uhr Nachmittags standen aus den Höhenrücken ringSuin Sedan 21 deutsche Batterien und das von Jllh herüberschallende Gewehr- und Geschützseuer zeigte dem Kronprinzen von Sachsen, daß die Ausgabe auch im Norden gelöst sei. Der eiserne Ring hatte sich um da« französische Heer voll ständig geschlossen. Her Wald »an Garenne. In dem Walde von Garenne, die Mitte innerhalb der französischen Stellung zu Beginn der Schlacht, hatten sich die noch übrigen Theile der französischen Armee zusammen gefunden. ES herrschte hier eine heillose Verwirrung, wie nicht anders in dem engen Kreise zu erwarten ; denn ringsum richtete sich ein mächtige« Geschützfeuer auf den Wald und Mauern von Bajonetten verwehrten den Eingcschlessenen jeden Durchgang. Um 3 Uhr wurde behufs Herbeiführung einer raschen Entscheidung von den Deutschen der Angriff auf den Garenncwald unternommen. Die Franzosen wurden überall zurückgctricbcn. Gefangene zu Tausenden gemacht und viele Geschütze erobert, alle« die« inmitten eine« prasselnden Kugel regen«, welcher c« da und dort den bereit« cingebrachten Ge fangenen möglich machte, sich wieder zu befreien, ja die Waffen wieder aufzunehmen und auf die Deutschen zu feuern. Bei der Einnahme de« brennenden Gehöfte« Gucrimont wurden Gefangene gemacht, die beim nächsten Vorstoß ihrer Lands leute wieder die Waffen ergriffen und dann wieder entwaffnet wurden. Der Garde-Füsilier Goldacker holte sich mitten au« einem Hausen von Feinden einen französischen Adler. Die Flüchtlinge, die in Hellen Schaaren gen Sedan stürzten, wurden verfolgt und viele Gefangene gemacht. Erst um st Uhr aber waren die Kämpfe um den Wald und in demselben beendet. Her Vurchbrach ans Lalan. Aus Anordnung de« Generals von Wimpffcn hatten die Franzosen sich in der Festung Sedan nochmals gesammelt und nach Süden zu gegen Balan, einen ganz energischen, letzten Durchbruchsversuch gemacht. Die Franzosen eroberten Hau« um Hau«, wobei die noch versteckt gewesenen Mann schaften und die Einwohner sich lebhaft am Kampfe betheiligten und die Naher» in arge Bcdrängniß brachten. Jndeß konnte Wimpsfen mit den wenigen tausend Mann, die er zusammen gerafft, nicht mehr viel erreichen. Die deutsche Artillerie be gann das Dorf wirksam zu beschießen und die Bayern und Sachsen stellten sich dem Durchbruchsversuch energisch entgegen. Unter dem mörderischen Äranatfeuer von I!) Batterien sah Wimpfsen seine Truppen zusammenschmelzcn; trotz des unleug bare» Erfolges, den das Häuflein Franzosen noch im letzten Augenblick errungen, schwand für Wimpfsen jede Hoffnung. Im Begriff auf BazcilleS vorzustürmcn, sah er nun noch 600 Mann, Ossizicre und Soldaten, hinter sich; die Anderen waren zerstreut in Häusern und Gärten, oder lodt und verwundet. Als Wimpffcn nun die wiederholte Aufforderung de« Kaiser« erhielt, in Unterhandlungen mit dem Feinde einzutreten, da gab auch er Alles verloren. Mitten in Balan, im dichtesten Hagel der Geschosse haltend, gab er endlich nach 5 Uhr seinen Truppen den Befehl zum Rückzug. Die bayrische Infanterie und die Preußen nahmen nun Balan wieder und kamen so nahe an Sedan heran, daß sie die Franzosen aus Glacis uuv Wällen beschossen. Jetzt erschien die weiße Flagge aus den Wällen, aber trotzdem wurden von den Franzosen gegen Daigny und bei la Garenne noch neue Vorstöße gemacht, die energisch abgewiesen werden mußten. Eine Kürassier-Schwa dron unter Major d'Alincourt machte noch gegen Abend einen verzweifelten Versuch im Südwcsten durch den Ring hindurch- zusprengcn ; doch der tapfere Führer und die meisten seiner Reiter erlagen dem Feuer der deutschen Infanterie bei Cazal. Letzte Leschießnng non Aedan. Die Franzosen waren Mann für Mann rettungslos ver loren. Von seinem Standorte bei Frenoi« konnte König Wil helm Alles übersehen und es lag ihm nun daran, dem weiteren zwecklosen Blutvergießen Einhalt zu thnn. Um dem Feinde die Hoffnungslosigkeit seiner Lage klar vor Augen zu führen, ließ er württembergische Batterien auf Sedan feuern. Bald brannte die Stadt an mehreren Stellen, die Geschosse schlugen in die dichtgedrängte Masse der Flüchtigen in den Straßen von Sedan. Dort entstand eine entsetzliche Verwirrung. Im Thor erdrückten sich Soldaten unter einander, indem sie sich abmühten, in die Stadt binein zu gelangen. Von den Wällen herab setzten Kürassiere zu Pferd mit Gepäck in den Festungs graben, wobei die Pferde Beine und Rippen brachen. Soldaten kletterten über einander weg. Offiziere aller Grade, Obersten und Generäle, befanden sich in dem Gctüminel. Kanonen mit ihren schweren Lasten und starken Pferden bahnten sich in das Gedränge hinein einen Weg, verstümmelten und zer malmten die Flüchtlinge zu Fuß. Ueberall lagen Todte um her, Bürger und Soldaten in grausem Gemisch. Eben woll ten die Bayern die Vorstadt Torcy erstürmen, als die weiße Flagge erschien und ein französischer Oberst um Einstellung der Feindseligkeiten bat. Die dicht um den Feind zusammen gerückten deutschen Batterien, sowie die Geschütze der Fran zosen stellten ihr Feuer ein, — die Schlacht war zu Ende und da« Schicksal der französischen Armee besiegelt. Verluste in -er Ardanschlacht. Die Deutschen verloren in der Schlacht bei Sedan 46st Offiziere und 8450 Mann; unter den Gefallenen be fanden sich viele höhere Offiziere und General von Gersdorsf. Die Franzosen verloren in der Schlacht 38,000 Mann, da runter 21,000 Manu gefangen, 50 Geschütze, 5 Fahnen, I Adler, außerdem 3000 Mann, welche auf belgisches Gebiet übergetreten waren und dort entwaffnet wurden. Nach der Kapitulation, die nun folgte, existirte von den ganzen kaiserlichen Armeen außer der in Metz eingeschlossenen Armee Bazaine« vorläufig nur da« bei Mezistrc« zusammen gezogene 13. Korps Vinoy. Diese«, von Paris her dem Marschall Mac Mahon zu Hilfe gesandt, fand die Zugänge von Westen her zu ivohl gehütet, um noch am Kampfe theil- zunehmen. ES entging so glücklich dem Schicksal, in die Niederlage mit verwickelt zu werden. General Vinoy rückte nach der Kunde von Sedan nach Pari« ab. Strategische Ledentumz der Ardanschlacht. Das GcneralstabSwerk (Auszug) sagt über die Bedeutung der Schlacht: Der Anmarsch zur Schlacht bei Sedan war ein strateg ische« Meisterwerk, geplant und ausgeführt zur vollsten Aus nutzung eine« etwaigen Siege», nämlich zur Vernichtung der feindlichen Armee. Vorbedingung war die ausgezeichnete Führung der Kavallerie-Korps, welche auf den Märschen in Wahrheit da« Auge der Armee gebildet hatten. Bei der Durchführung der Schlacht bei Sedan zeigte sich die Wichtig keit großer Artillerieaufstellungen zur Vorbereitung de« Er folge«. Der einheitliche Plan wurde durch einen großartigen Erfolg gekrönt. Nach der Schlacht bei Sedan war der Krieg mit dem Kaiserreiche beendet.