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Amts- M UMblatl für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung L8NS «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Abonnement vicrtelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 42. Jahrgang. - Dommstag, den 1. August B e k a n u t m a ch u n g. «ine gewaltige Feuersbrunst hat kürzlich in Brotterode in Thüringen zahlreiche Wohnhäuser eingeäschert, so daß viele Familien obdachlos und ihrer Habe vollständig beraubt worden sind. Es herrscht namenloses Elend und dringende Hülfe thut noth. Wir wenden uns daher unter Hinweis auf die unserer Einwohnerschaft bei dem Brandunglück im Jahre 1802 gewordene Unterstützung an di« Mildthätigkcit unserer Bevölkerung und bitten um schnelle und ausgiebige Hülfe. Geldbeträge werden in unserer Re gistratur und in der Expedition dieses Blattes entgegengenommen. Besondere Sam mellisten werden nicht herausgegeben werden. Eibenstock, am 31. Juli 1895. Der Rath der Stadt. »n. Körner. Graupncr. Bekanntmachung. Am 1. August dss. Js. ist der 2. Grundsteuertermin auf das Jahr 1895 fällig. Derselbe ist bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung bi« spätestens zum Ist. August dss. Js. in hiesiger Stadtsteuercinnahmc zu entrichten. Eibenstock, am 31. Juli 1895. Der Rath der Stadt. »r. Körner. Beger. Der Abgabenrestant Rr. 165 des Verzeichnisses der dem Tanz- und Schank stättenverbot unterstellten Personen ist zu streichen. Ttadtrath «ibcnstock, am 30. Juli 1895. vr. Körner. Graupncr. Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntnitz gebracht, daß mit Genehmigung des Königlichen Ministeriums des Innern der zweite Krammarkt in Schönheide, der zeither am vorletzten Freitag vor Weihnachten stattgefunden, auf den ersten Frei tag nach dem Rcformationsfeste verlegt worden ist und somit im Jahre 1895 Frei tag, den l. November abgehalten werden wird. Schönheide, am 25. Juli 1895. Der Gemeind erath. Aus Deutschlands großer Zeit. Zur Erinnerung der 2öjähr. Gedenktage de« Kriege« 1870/71. Von Eugen Rahden. 9. (Nachdruck verboten.) Die erste Augnstwoche l«7«. (I. Weißenburg). General von Steinmetz, der vor Verlangen brannte, den Feind wieder au« dem dcntschcn Lande zu werfen, mußte seine Ungeduld zähmen. Denn Mollke, größeren strategischen Ge sichtspunkten folgend, erlaubte nicht eher die Operationen zu eröffnen, al« bi« die ganze Armee versammelt und zum Ge fechte bereit war. Die Franzosen machten keine AngrifsSbc- wegung mehr und begnügten sich, ab und zu Granaten nach St. Johann zu werfen und den Bahnhof in Brand zu schießen. Im französischen Hauptquartier herrschte Zaudern und Schwanken, Tasten und Zurückweichen. Al« in der Nacht des 3. August die Nachricht kam, von Trier au« seien 40,000 Preußen im Anmarsch, entstand große Aufregung; Befehle und Gegenbefehle lösten einander ab, die Garde er hielt an einem Tage fünf widersprechende Befehle. Schließ lich gingen die Franzosen wieder auf ihre befestigte Stellung im Süden von Saarbrücken, da« Plateau von Spiche- ren zurück, wo sie blieben. Jetzt aber standen den im Ganzen 286,000 Mann Franzosen fast 500,000 Deutsche gegenüber. Der große Krieg begann! Der unter dem Befehle de« Kronprinzen von Preußen stehenden 3. Armee fiel die Aufgabe zu, zuerst in französisches Gebiet einzurücken. Am Morgen de« 3. August war da« Hauptquartier de« preußischen Kronprinzen von Speyer aufgebrochen, nachdem er folgenden Tagesbefehl er lassen hatte: „Soldaten der dritten Armee! Von Sr. Maje stät dem König von Preußen zum Oberbefehlshaber der dritten Armee ernannt, entbiete ich den von heute ab unter meinem Befehl vereinigten königlich preußischen, königlich bayrischen, königlich württembergischen und großherzoglich badischen Trup pen meinen Gruß. E« erfüllt mich mit Stolz und Freude, an der Spitze der au« allen Gauen de« deutschen Vaterlande« vereinten Söhne für die gemeinsame nationale Sache, für deutsche« Recht, deutsche Ehre gegen den Feind zu ziehen. Wir gehen einem großen und schweren Kampfe entgegen ; aber in dem Bewußtsein unsere« guten Rechte« und im Ver trauen auf Euere Tapferkeit, Ausdauer und Manneszucht ist un« der siegreiche AuSgang gewiß. So wollen wir denn aushalten in treuer Waffenbrüderschaft und mit Gotte« Hilfe unsere Fahnen zu neuen Siegen entfalten für de« geeinigten Deutschland« Ruhm und Frieden." Der Plan de« Kronprinzen war, bi« an die Lauter vorzurücken und diese zu überschreiten. Die 4. Bayrische Division unter General Gras Bothmer sollte die Ehre de« ersten Angriffe« haben; sie hatte den Befehl, direkt auf Weißenburg z» marschiren und sich der Stadt zu bemäch tigen. Link« von dieser Division sollte sich da« 5. Eorp« unter General von Kirchbach anschließen, die Lauter über schreiten und die jenseitigen, Weißenburg beherrschenden Höhen besetzen. Noch weiter link« sollte durch den „Niederwald" da« II. Eorp« (General von Bose) marschiren, ebenfalls die Lauter überschreiten und die Höhen besetzen ; endlich sollten die Badenser und Württemberger (Eorp« Werder) auf Lauterburg st Elsaß gehen und die« Städtchen einnehmen, während da« I. bayrische Eorp« (». d. Tann) in Reserve zu folgen und Biwak zu beziehen hatte. E« jwar, da man sicher auf eine Schlacht rechnen konnte, gegenseitige Unterstütz ung der vier großen Heeressäulen angcordnet worden; diese hilfreiche Unterstützung fehlte im französischen Heere fast immer und sie hat sehr viel zu den fortgesetzten Niederlagen oeigetragen. E« sei gleich an dieser Stelle gesagt, daß der Angrisssplan de« Kronprinzen vollständig zur Ausführung kam und sich glänzend bewährte. Es standen in dem Treffen bei Weißenburg 56,000 Deutsche mit 144 Geschützen gegen 6100 Franzosen mit 18 Geschützen. Die Deutschen hatten somit eine gewaltige Uebermacht, indeß muß man bedenken, daß erstlich die deut schen Truppen erst nach und nach zum Angriff herangezogcn werden konnten, während die Franzosen auf verhältnißmäßig kleinem Terrain al« compaktc Masse standen und zweitens Weißenburg mit dem GaiSberg und seinem Schloß eine über aus günstige VerthcidigungSstellung boten. Man muß e« auch den Franzosen zum Ruhme nachsagcu, daß sie gerade in diesem ersten großen Treffen außerordentlich tapfer fochten und der General Abel Donay, der den Feldzug nicht mit einem rühm- und kampflosen Rückzüge einleiten wollte, gleich einem zweiten Leonidas die schließlich gegen die Uebermacht unhalt bare Stellung zur Deckung der Lauterlinic zu vcrtheidigen suchte. Allerdings war c« schon an und für sich ein großer Fehler, daß da« französische Oberkommando, nachdem c« den Gedanken der Offensive aufgegcben hatte, nicht da« Mac Mahon'sche und Douay'sche Eorp« sofort hinter die Vogesen zurückgehen ließ; denn wenn die Deutschen an dieser Stelle siegten, waren die französischen Armeen sofort getrennt. Al« die deutschen Truppen in der Frühe de« 4. August aufbrachen, goß e« in Strömen vom Himmel; der Marsch war demnach sehr beschwerlich. Um 8 Uhr stieß die Division Bothmer zuerst auf einen feindlichen Vorposten, der sich nach Weißenburg zurückzog. Diese Stadt war von den Franzosen besetzt, allerdings nur schwach, während General Douay seine Hauptmacht auf den die Stadt beherrschenden GaiSberg dirigirt hatte. Der General hatte wenige Stunden vorher doch noch beschlossen, vor der anscheinenden Uebermacht abzuziehcn, in deß war e« hierzu inzwischen zu spät geworden. Um 8'/, Uhr, als die französischen Truppen mit dem Abkochen beschäftigt waren, schlugen die ersten bayrischen Granaten einer nördlich von Weißenburg aufgefahrencn Batterie in die Stadt. Die Franzosen eilten auf ihren Posten; sie, wie ihr General wußten, daß sie verloren seien und daß sie einen verlorenen, isolirten Posten vertheidigten, allein sie wehrten sich hclden- müthig und General Abel Douay fiel wie ein Held. Der Kampf begann und er wurde sehr bald ein hart näckiger und blutiger, da die Stadt, unter Benutzung der früheren Festungswerke, befestigt war und die drei Stadtthore gestürmt werden mußten. Die bayrische Artillerie Halle stark unter dem feindlichen Gewehr- und Geschützfeuer zu leiden und die Jäger versuchten ebenso vergeblich, das Bitscher Thor zu nehmen, wie die bayrischen Compagnien sich vergeblich um da« Landauer Thor mühten. Während noch die 5. Jäger und die 58er am Bahnhof in einen furchtbaren Kampf mit den in gedeckter Stellung liegenden Turko« verwickelt wurden, der für die Deutschen sehr verlustreich war, hatte da» 5. Eorp» (». Kirchbach) den Höhcnzug in der Richtung auf Schloß GaiSberg in der Front, da« 11. Eorp» denselben von Süd osten her zu ersteigen begonnen. Um 9'/, Uhr war der Kronprinz aus der Schwcigener Anhöhe vor Weißenburg erschienen und hatte die Leitung de« Gefecht« übernommen; er ritt sogleich zu den Bayern, um sie zum Au«harren zu ermuthigen. General Douay hatte um 10 Uhr, al- er von seiner Anhöhe die überlegenen An- griff«kräfte erkannte und befürchten mußte, eingeschloffen zu werden, den Rückzug beschlossen. Während er noch seine An ordnungen traf, den rechten Flügel seiner Stellung zu hallen, um unter dessen Schutz den Rückzug zu bewerkstelligen, wurde er von einer Granate zu Tode getroffen ; General Pell«; über nahm nun da« Commando. Unter großen Verlusten waren die 58er und die Jäger vom Dorfe Altenstadt nach Weißenburg vorwärt« gedrungen, immer der Lauter entlang. Die 47cr hatten sich dem Vor marsch angefchiosscn und allmählich war man Herr de« Bahn hof« und der Vorstädte geworden. Da« Landauer Thor wurde von der preußischen Artillerie zerstört und kämpfend drangen die Bayern bis auf den Marktplatz in Weißenburg vor. Das Hagenauer Thor wurde von den 58ern gestürmt, indeß ergab sich die 500 Mann starke Besatzung erst, al« anch die 47er herbeikamen. Um >>/, Uhr war Weißenburg in deutschen Händen. Die schwerste Arbeit kam aber noch: die Eroberung de« GaiSberg«. Gleich zu Anfang de« Sturmangriff«, an dem sich insbesondere die 7er und 47er, die 58er und 59er, sowie die den starken rechten französischen Flügel angrcstenden 80er u. 87er bcthciligten, erbeutete Feldwebel Meyer vom 5. Jäger bataillon die erste Kanone. Die Höhen wurden vom Feinde alsbald verlassen, desto hartnäckiger aber gestaltete sich der Kampf um bas GaiSbergschloß. Diese Stellung war eine so feste, daß sie selbst der Zahl von 8000 Mann, die zunächst gegen sic heldenmüthig verrückte, spottete. Die KönigSgrena- dicre und die 47er hatten den schwersten Stand. Mit einer Unerschrockenheit ohne gleichen gingen sic unter dem furcht baren feindlichen Feuer vor und stiegen den steile» GaiSberg empor, General von Kirchbach unter ihnen hoch zu Roß. Der Feind war in dem festen Schlosse gut gedeckt; ohne selbst sonderlichen Schaden zu erleiden, konnte er da« Terrain mit seinem Gewehrfcuer bestreichen. ES war klar, baß der Besitz de» Schlosses nur mit großen Opfern erkauft werden konnte; jedoch hielt die« die deutschen Truppen nicht ab, entschlossen gegen den festen Häuserkomplex vorzugehcn. Major von Kaiserberg vom 7. Regiment stellte sich an die Spitze der Stürmenden und nahm selbst die Fahne in die Hand, al« der Fahnenträger sank. Auch der Major erhielt drei Schüsse und starb später an den Wunden. Premierlieutcnant Simon nahm die Fahne und sank tödtlich getroffen; nun ergriff Unteroffizier Lorenz die Fahne und trug sie bis zum Ende des Gefechtes. Noch eine große Menge Offiziere fielen bei diesem Angriff. Sehr bald sah man, daß ohne Artillerie nicht« auszurichten sei. General von Kirchbach gab Befehl, Batterien hcraufzuschaffcn; allein nur mit unendlichen An strengungen und beständig unter feindlichem Feuer gelang e«, ein Geschütz nach dem andern durch den weichen Ackerboden die steile Höhe nördlich de« GaiSbergschlosse« hinaufzubringcn. General von Kirchbach wurde von einer Ehassepotkugcl ge troffen, jedoch nicht tödtlich verwundet, al- die erste Batterie ihr Feuer eröffnete. Von drei Seiten prasselte nun ein furcht bare« Granatfeuer auf da« GaiSbergschloß ein; die Franzosen mußten in die Keller flüchten. Wieder ward der Sturman griff versucht. Unteroffizier Himmel vom 58. Regiment kletterte über die Mauer in den Schloßhos und öffnete, trotz Bedroh ung durch Turko«, da« große Hofthor, worauf die Mann schaften der verschiedensten Regimenter eindrangen. Um 2 Uhr streckten die Franzosen die Waffen. Noch ein kurzer Kampf entspann sich um da« Gehöft Schafenbusch, wo der wackere Pell», der sich mit einem Rest der Mannschaften dahin zu rückgezogen hatte, den Rückzug der Franzosen zu decken suchte. Um 2'/, Uhr war die ganze Position, Weißenburg und Gai «berg in den Händen der Sieger, die sich da« in den Flcischkesseln zubereitete Mittagsmahl der Franzosen wohl schmecken ließen. Die Franzosen suchten auf ihrem Rückzüge Sulz und Hagenau zu gewinnen und gingen von da theil« nach Wörth, «heil» per Bahn nach Reich«hofen. General von Werder hatte ohne Widerstand Lauterburg besetzt und war dann aus Weißenburg zu marschirt. In dieser eroberten Stadt aber sah man die Krieger ihre Verbrüderung feiern; Arm in Arm zogen bayrische Jäger und preußische Mu«ketiere, Chevaux- leger» und schwarze Husaren durch die Stadt.