Volltext Seite (XML)
Amts- M AuMlatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock sertionsprcis: die kleinsp. s.«.M und dessen Mmgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hanncbohn in Eibenstock. > - > 42. Jahrgang. 8N Dienstag, den Zl). Juli 18NL Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstaltcn. Tjzr. Konkursverfahren. In dein Konkursverfahren über das Vermögen des Materialwaarenhändlers klinll Akelii^It in Eibenstock ist zur Abnahme der Lchluhrcchnung des Verivaltcrs, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlutzverzcichnitz der bei der Verthcilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht veriverthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 26. August 1865, Yormiltag 11 Ayr vor dem Königlichen Amtsgerichte hicrsclbst bestimmt. Eibenstock, den 27. Juli 1895. Elkped. llg,U88LSr, f. d. Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Auf Folium 187 des Handelsregisters für die Stadt Eibenstock ist heule eingetragen worden, daß die Firma «<-»»<>>- in Eibenstock auf den Sägewerksbesitzer Herrn I»lrx Sustav 2srmsr daselbst übcrgegangen ist. Eibenstock, am 25. Juli 1895. Könialiches Amtsgericht. Ehrig. Aus Deutschlands großer Zeit. Zur Erinnerung der 2bjähr. Gedenktage de« Krieges 1870/71. Von Eugen Rahden. ' 8. (Nachdruck »erboten.) Die ersten kriegerischen Begebenheiten. Vorpostcngcfechtc vor dem eigentlichen Beginn der Ope rationen eines durch die Entfaltung ungeheurer Streitmasfcn merkwürdigen Kriege« scheinen von geringer Bedeutung zu sein. In diesem Kriege waren die Grenzwachen in den letzten Julitagen 1870 u. Anfang August nicht nur von großer Wichtigkeit, sic haben sich auch um den ganzen Gang de« Krieges ein nicht geringe« Verdienst erworben. Die Grenz wachen bewirkten zweierlei: indem sie mit einer an die Heldensage erinnernden Kühnheit in da« feindliche Gebiet eindrangen, verschafften sie dem deutschen Oberkommando sichere Kenntniß über den Stand der feindlichen HccreSrüstung an der Grenze (und vermochten so die Bewohner der Rheinlande bald zu beruhigen); andererseits machten sic e« dem Feinde unmöglich, sich über die Stellung und Stärke der Deutschen ausreichende Kunde zu verschaffen. Durch ihre Unermüdlichkeit und Un verzagtheit flößten sie dem Gegner eine solche Achtung ein, daß er die Zahl der ihm gegenüberstehenden Truppen weit überschätzte und selbst auf den, schließlich nothwendig werdenden Rückgänge, wie er ganz am Anfang de« Kriege« stattfand, — nothwendig, weil sich wenige Compagnien unmöglich gegen mehrere Armec-Corp« halten konnten — machten sie dem deutschen Vaterlande noch alle Ehre. Ganz Deutschland lauschte voll Spannung auf die Nachrichten, die in jenen ersten l7 Tagen von der deutschen Grenze kamen, gleich al« ob die Verwundung einiger Franzosen oder der Tod eine« Ulan« ein weltgeschichtliche« Ereigniß wäre. In Frankreich aber schmiedete man au« den täglichen Vorpostcngefechten die lächerlichsten Darstellungen, um da« ungeduldige Publikum mit pomphaften Kampsberichtcn zu unterhalten. Diese Erinnerungsblätter sollen keine chauvinistisch leiden schaftliche Selbstbespiegelung auf Kosten einer zwar besiegten, aber trotzdem tapferen, großen Nation sein; sie sollen auch keine reinen Schlachtenberichtc sein, kein behagliche« Wühlen in all' dem Grausigen und Schrecklichen, das der Krieg mit sich bringt. Sie sollen darstellcn einen Abschnitt deutscher Geschichte, auf den stolz zu sein jeder deutsch denkende Mann da« Recht hat; sie sollen vor Allem zeigen, wie der längst im Volke ruhende Einheit«ged ankc durch da« Volk in Waffen und seine Führer zur Einheit« that wurde und sie sollen den Großthaten der Vorgänger unsere« heutigen Geschlechte« Gerechtigkeit widerfahren lassen. Diese Groß thaten, sie äußern sich nicht immer aus dem großen Schlach tenplan, sie erscheinen zuweilen klein im Verhältnis zu anderen gewaltigen Thaten, aber sie sind und bleiben groß bei näherem Zusehen sür den, der nicht oberflächlich lediglich Schlachten bilder aneinander reihen mag. Und deshalb seien jene Tage der .Vorpostengefechte" nicht mit einigen Worten abgethan, vielmehr wenigsten« in Umriffen behandelt: Die Grenzwacht und Saarbrücken. Am weitesten südlich stand ein kleine« württembcrg- ische« Detachement unter dem Major von Seubert; biese kleine Corp« hatte die Aufgabe, durch unaufhörliche« Hin- und Hermarschiren und nächtliche« Anzünden von Wachtfeuer dem Feinde die Meinung beizubringen, daß starke Truppen massen bereit ständen, um ihn an einem Rheinübergange zu hindern. Die kleine Schaar löste mit ihrer Wichtigthuerei ihre Aufgabe auf da« Beste. Weiterhin hatten die Badenser die Grenzwache. Auf ihrem rechten Flügel wurde eine der kühnsten Thaten de« ganzen Postenkriege« vollbracht. Der Rekogno«cirung«ritt de« württembergischen Generalstab«offizicr« Hauptmann Gras Zeppelin mit den drei badischen Offizieren Win«loe, v. Wech mar und Villier« und drei Dragonern von Hagcnbach in der Pfalz gen' Hagenau und Nicderbronn im Elsaß. Am 24. Juli sprengte die kleine Schaar im Galopp mit Hurrah durch Lauterburg, die nordöstlichste französische Grenzstadt. Bei Neuweiler, V., Meile südwestlich davon, kam e« zum kurzen Kampfe mit einer französischen Patrouille, die niedergeschlagen wurde. In Hundsbach durchschnitten sie die nach Hagenau und Straß burg führenden Tclegraphcndrähte. Mit den Säbeln in der Faust sprengten sie durch da« Bad -Nicderbronn, nördlich von Reichshoscn und übernachteten im Scheurlenhof, einem Ge höft südlich von Reichshosen. Der Pfarrer von 'Niederbronn verrieth ihre Anwesenheit und Chasseur« vom de Faillh'schcn Corp« umstellten da« Gehöft, als die deutschen Reiter beini Frühstück saßen. Ein kurze«, heftige« Gefecht entspann sich. Wechmar schoß einen französischen Unteroffizier vom Pferde, ein französischer Lieutenant erhielt zwei Revolverschüsse; aber WinSloc wurde an die Mauer taumelnd, zusammcngehauen, Wechmar wurde an der Seite, Villier« an der Nase verwun det und beide sammt den Dragonern gefangen genommen; nur Graf Zeppelin, ein erbeutete« Osfizierspferd am Zügel mit sich reißend, schlug sich durch und jagte, von den franzö sischen Reitern verfolgt, in rasendem Reiten der Greine zu, wo er von den jubelnden Deutschen empfangen wurde. Der Heldenmuth der kleinen Schaar flößte dem Marschall Leboeuf solche Achtung ein, daß er die beiden gefangenen Offiziere zu sich zu Tische lud und sie mit der größten Ehrerbietung behandelte. WinSloe starb in der nächsten Nacht. Vom Rhein bei Maxau an bis Pirmasens bewachten hauptsächlich Bayern die Grenze. Am 29. Juli forderten 20 Mann Bayern die Grenzstadt Weißenburg zur Ueber- gabe aus, wurden jedoch abgewiesen; dabei kam c« zum Kugel wechsel ohne Verwundungen. Die Meldung Zeppelin«, daß nur schwache feindliche Abtheilungen im nördlichen Elsaß ständen, wurde durch einen anderen Streifzug, den eine bayrische, eine badische Compagnie u. eine Schwadron badische Leibdragoncr am 26. Juli unternahmen, bestätigt. Dagegen stießen bayrische Vorposten auf zahlreichere Truppen zwischen Bitsch und Wörth. Am I. August machten der bayrische Major von Eglosfstein und der preußische Major von Parry mit bayrischen Reitern und Jägern und preußischen Husaren einen Slreifzug von Pirmasens über Eppelbrunn nach der Grenze. Auf der französischen Straße kam e« zu einem kleinen Gefecht, jedoch gelang c«, den hart bedrängten deutschen Truppen unverletzt zurückzukehren. Eine sehr kühne und erfolgreiche That war die des Lieutenant von Münchhausen vom 13. (schlcSwig-holstein- schen) Dragoner-Regiment. Um die Stärke der bei Bitsch lagernden französischen Truppen au«zukundschasten, ritt er mit einem Gefreiten in Feindesland und stellte diesen auf einer Anhöhe aus, von welcher man da« Lager und den Hauptau«gang der Feste beobachten konnte. Dann ritt er, mit Mütze und Regenmantel bekleidet, heimlich zwischen den Vorposten durch, drang bi« tief in« Lager ein, setzte dann den Helm auf, rief „Hurrah für den König von Preußen," wandte da» Pferd und jagte davon, ohne von den nachge- sandtcn Chassepot-Kugeln getroffen zu werden. Hierdurch wurde da« ganze Lager alarmirt und der Gefreite, der Alle« auf seiner Höhe beobachtete, war im Stande, die Truppen zahl abzuschätzen. Er war da» de Failly'fche Corp«, ca. 20,000 Mann da« die Beiden gesehen hatten. Von besonderer Wichtigkeit war die Borpostenstellung bei Saarbrücken. Diese Stadt, Knotenpunkt von vier Bahnen und im ganzen Umkreise von großen Steinkohlenlagern ange füllt, wäre für Frankreich ein sehr wünschenSwerther Besitz gewesen. Diese Grenze, gegenüber dem Frosfard'schcn und de Failly'jchen Corp«, wurde vom 2. Bataillon de« 40. (hohen- zollcr'schen) Füsilier-Regiment«, drei Schwadronen de« 7. (rheinischen) Ulanenregiment», dem I. Bataillon de« 40. Regi mentes und einer 4. Schwadron (letztere beide in Reserve), bewacht. Den Befehl über diese Truppen hatte der Major von Pestel vom 7. Ulanenregimcnt, der unermüdliche Wach samkeit mit einem seltenen Unternehmung«gcistc verband. Seine Offiziere und Mannschaften wetteiferten in Ausdauer und Kühnheit bei ihrem äußerst beschwerliche» Dienste und wußten den Feind durch immer neue Listen über ihre Schwäche zu täuschen. Die Ulanen ritten bald in weißen Kragen aus, um glauben zu machen, eS sei ein neues Regiment cingetroffen, bald legten sic ihre Lanzen ab und setzten Jnfanterichelme auf, um al« Dragoner zu erscheinen. Die Feindseligkeiten auf dieser Strecke wurden schon am Morgen de« 19. Juli, noch ehe die Kriegserklärung in Berlin abgegeben worden war, eröffnet. Ein französische« Chasseur- Regiment überfiel in aller Frühe das Zollhaus au der Saar- brückcr-Forbacher Chaussee und schleppte die beiden Zollbeamten weg, um sie über die Stärke der deutschen Truppen auSzu- fragen. Am 20. Juli wurde aus weite Entfernung ein französischer Infanterist, am 2l. Juli ein Chasseur erschossen. Am 23. Juli versuchten drei Compagnien Franzosen bei GerSWeiler, Meile von Saarbrücken, über die Saar zu gehen, wurden aber an der Burbacher Brücke von zwei Zügen de« 40. Regiment« mit einem Verlust von 9 Mann zurückgeworfen. Südwärts von Saarbrücken wagte sich Lieute nant von Voigt vom 7. Ulancnregiment mit 30 Ulanen und einigen Pionieren über die Grenze und ritt drei Tage und 'Nächte in Frankreich herum. Es gelang, die Schienen auf der Saargemünb-Hagenauer Bahn auSzuhebcn und die Tele- graphcndrähtc zu zcrfch,leiden. In der dritten 'Nacht kam cS zum Kampfe mit französischen Zollsoldatcn, zwei Pioniere wurden verwundet, jedoch glücklich über die Grenze mit nach Rheinheim gebracht. Am 27. Juli erschienen die Franzosen in größerer Zahl um Saarbrücken ; am 28. Juli unternahm General Frossard mit ziemlich starken Kräften eine RekognoScirung gegen Saar brücken. Zwei Geschütze beschossen vom Spicherer Berge aus den Saarbrücker Exerzierplatz; zwei Granaten trafen da« WirthShau« zum „rochen Haufe", in da« sich über >00 Per sonen vor einem Gewitterregen geflüchtet hatten, jedoch wurde Niemand verletzt. Die Füsiliere gingen trotz des GranatfcuerS gegen die feindliche Infanterie vor, die inzwischen angelangt war und zwangen diese zum Rückzüge; die Geschütze auf dem Spicherer Berge wurden durch einen Ulanenangriff zum Ab fahren gezwungen. Am 30. Juli ließ Major v. Pestel nach Slldosten zu rekognoScircn. Eine Ulanenpatrouille von vier Mann, die in ruhigem Schritt aus der Straße nach St. Arnual zu ritt, erhielt von einer im Versteck liegenden fran zösischen Jnfanterieabtheilung Feuer; ein Ulan wurde ver wundet, er konnte nur noch bi« in« Dorf reiten, wo er im Schulhause verschied. ES war die« der erste Todte auf deutscher Seite iu diesem Kriege. Zwar hatte von Pestel au« Berlin die Weisung, den Feind nur mit Reiterei zu beobachten, indeß hatte v. Pestel gemeldet, er glaube sich behaupten zu können; so ließ man ihn Venn auf seinem Ehrenposten, jedoch mit der ausdrücklichen Weisung, sich vor überlegenen Mafien zurückzuziehcn. Die Franzosen wurden durch seine Streifereien so aufgeregt, daß sie fclbst auf die Civilbevölkcrung schossen; ein Buchbinder in Bürbach wurde von ihnen getödtet, ein Arbeiter und ein Mädchen bei Saarbrücken verwundet. Am 24. Juli kam e« zu einem kleinen, aber ernsten Gefecht bei Schrecklingen. In der preußischen Grenz festung Saarlouis lagen da« 69. und 70. Regiment mit der 1. Schwadron de« 7. Ulanenregiment«. Nachdem ein fran zösische« Bataillon die Saarbrückc zu zerstören versucht hatte, rückten mehrere Abtheilungen (8. Compagnie de« 70. Regi ment«) gegen die Zollhäuser von Schrecklingen und Willingen vor. In Schrecklingen zeigte e« sich, daß die Franzosen die Zollwache erheblich verstärkt hatten. Lieutenant von Alten mit 2b Mann Infanterie und 3 Ulanen suchten da« Schreck- linger Zollhau« zu umzingeln und auszuhebeu. Der Uebersall wurde bemerkt und c« kam zum harten Kampfe auf der Chaussee und dann um und im Zollhaus«. E« gelang schließ lich, die Franzosen theil« nieder, theil« in die Flucht zu schlagen; Lieutenant von Alten jedoch war nicht unerheblich