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2ll tsil 80N- ürel» könnte, die englische Seeherrschaft zu vernichten. Eine kolossale Frechheit ist es daher von einzelnen englischen Zeitungen, zu schreiben, daß die deutsche Admiralität ihre Versprechungen in bezug auf den Bau von Dreadnoughts wieder nicht gehalten habe, indem sie schon jetzt wieder den Bau von zwei der größten Kriegsschiffe bestellt habe. Der artige frechen Anzapfungen würden in der Praxis noch darauf hinauskommen, daß Deutschland bei der englischen Regierung anfragen muß, ob und wie es noch Kriegsschiffe überhaupt bauen könne. In England weiß man auch ganz gut, daß, wenn auch die deutsche Admiralität den Bau zweier der größten Kriegsschiffe in Auftrag gegeben hat, dieser Bau in Wirklichkeit doch erst in einigen Monaten, vielleicht sogar erst im nächsten Win ter beginnen kann, und daß es über zwei Jahre dauert, ehe der Bau dieser großen Kriegsschiffe überhaupt fertig wird, und dann dauert es ge wöhnlich noch ein weiteres Jahr, ehe ein neues, Kriegsschiff brauchbar für den Seekrieg gemacht wird. Die wirklichen Verhältnisse der deutschen Flotte und der englischen Kriegsmarine stehen also mit den Behauptungen der Engländer in einem grellen Widerspruche, und was die Erklä rung des Lord Rosebery von dem stillen Kriege in Europa anbctrifft, so sagen sie absolut nichts neues, denn der stille Krieg ist weiter nichts als eine gründliche Vorbereitung der Großmächte auf den Krieg, den zwar keine Großmacht herbei wünscht, für den aber jede Großmacht genügend ini Frieden sich vorbereiten muß, um im Falle eines Krieges keine schmachvolle Niederlage zu er leben. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm weilte am Dienstag und Mitt- woch in Kiel. Er wohnte daselbst größeren Schieß übungen der Panzerflotte auf hoher See bei, un- ternahm verschiedene Besichtigungen und führte mit seiner neuen Kreuzerjacht „Meteor" eine zweistündige Kreuzfahrt auf der Kieler Föhrdc aus. Mittwoch abend 11 Uhr reiste der Monarch mittels Sonderzuges von Kiel nach Dallgow-Tö- beritz ab, wo die Ankunft am nächsten Vormittag in der achten Stunde erfolgte. Die voraussichtlich in kommender Woche statt findende neueste Begegnung Kaiser Wilhelms mit dem Zaren Nikolaus in den russischen Ostseege wässern hat namentlich in der Londoner und Pariser Presse eine förmliche Hochflut von mehr oder minder gewagten Betrachtungen und Ver- mutungen über diese Kaiserentrevue ausgelöst. Nunmehr wendet sich die vom Berliner Auswärti gen Amte auS inspirierte „Südd. Reichskorresp." gegen diese Mutmaßungen der ausländischen gsrss isteo ek, äsm rsißst rost- kitr nsr- irma Ivlis :kvn »anL Usn 'aas ido- Der stille Krieg. Einer der führenden englischen liberalen Poli tiker, der frühere englische Minister des Aus wärtigen, Lord Rosebery, hat unter dem Beifall der englischen Regierungsvertreter und des gan zen englischen Volkes einen Ausspruch getan, der den gegenwärtigen Zustand in Europa als den „stillen Krieg" bezeichnet, der dadurch am besten charakterisiert werde, daß sich die Regierungen ge genseitig in Friedensversicherungen überböten, aber gleichzeitig die größten Anstrengungen mach ten, um ihre Kriegsvorbereitungen zu verstärken und Englands Vorherrschaft zur See zu zer brechen. Dieser ganze Zustand sei zugleich der machtvollste Versuch, den die Weltgeschichte kenne, um die Seeherrschaft umzuwälzen und die unab hängige Existenz jedes englischen Gemeinwesens zu zerstören. Diese neuen Kundgebungen in Eng land verraten deutlich, daß England nach wie vor in der Entwicklung einer starken deutschen Kriegs flotte eine Bedrohung seiner Lebensinteressen er blickt. England tut dies in dem Augenblicke, wo die englische Admiralität ein Seemanöver vorbe reitet, wie es die Welt an Größe und Ausdehnung noch nicht gesehen hat. Alle Vorbereitungen für dieses riesige Kriegsspiel zur See werden in Eng land geheim gehalten. Man weiß nur soviel, daß die englische Admiralität 40 der größten Koh lendampfer gemietet hat, um während der See- Manöver auf hoher See den Kriegsschiffen Kohlen zuzuführen, und man muß ferner annehmen, daß diese gewaltigen Manöver zur See in der Nord- see, also in der Nähe der deutschen Gewässer, stattfinden. England hat auch soeben wieder einen neuen Dreadnought, den „Superb", vom Stapel gelassen, und neue Dreadnoughts werden fort- während in England gebaut. Während also ein großer Teil der englischen Staatsmänner und Politiker sich so stellen, als ob Englands See herrschaft demnächst zu Grabe getragen werden müsse, zeigt gleichzeitig England der ganzen Welt seine riesige Ueberlegenheit zur See durch Flöt- tcnmanöver, wie sie an Größe und Ausdehnung noch niemals in der Welt abgehalten worden sind. Man mag da der nationalen englischen Eitelkeit und der nervösen Erregung der Engländer über die wachsende deutsche Flotte noch so viel zugute halten, so wird man doch diese Art und Weise der Engländer, ihr Land als bedroht hinzustellen und gleichzeitig der Welt die größte Kriegsflotte in einem riesigen Manöver zur See zu zeigen, nur als die größte politische Heuchelei bezeichnen kön- neu, denn es ist nicht wahr, daß die deutsche Flotte in absehbarer Zeit die Größe und Stärke der eng lischen erreichen kann und es ist noch weniger wahr, daß Deutschland auch nur daran denken Presse, indeni sie versichert, nach ihrer Kenntnis seien bei der Zusammenkunft der beiden Kaiser keinerlei politische Abmachungen geplant; zu gleich weist die Korrespondenz gewisse Verdächti gungen der deutschen Politik seitens der Pariser und Londoner Blätter als unbegründet zurück. Zuletzt wird versichert, daß die bestehenden inter nationalen Verbindlichkeiten Rußland nicht hin dern könnten, mit den beiden anderen Kaisermäch ten gute Nachbarschaft zu halten, in welcher Rich tung von der Aussprache Kaiser Wilhelms init Kaiser Nikolaus klärende Wirkungen zu erhoffen seien. Das fürTeutschland bemerkenswerteste politische Ereignis der ablaufenden Woche war die am Don nerstag und Freitag in Berlin stattgesundenc Kon ferenz der Finanzminister der Einzelstaaten, bei welcher auch Neichsschatzsckretär Sydow und die Mitglieder der Bnndesratsausschllsse für Handel und Verkehr, sowie für Zoll- und Steuerwcsen zu- gegen waren. Die Konferenz galt der Erörterung des Standes der Reichsfinanzreform und der Beschlußfassung über die angekündigten neuen Steuergesetzentwürfe der verbündeten Regie rungen; über die getroffenen Entschließungen wird man hoffentlich bald näheres hören. Vor angegangen war der eigentlichen Finanzminister- Konferenz eine am Mittwoch vormittag im Ge bäude der bayerischen Gesandtschaft abgehaltene orientierende Besprechung, an welcher die süddeut schen Finanzminister, die Finanzministers Preu ßens und Sachsens, Reichsschatzsekretär Sydow, der lippische Staasministcr, Freiherr v. Gevekot usw. tcilnahmen. An diesem Sonnabend tritt auch die Finanz kommission des Reichstages wieder zusammen, um ihre Beratungen zum Abschlüsse zu bringen. Es verlautete, daß zu diesen nachpfingstlichen Koni- missionsverhandlungcn auch die liberalen Mit glieder der Kommission, welche bekanntlich vor Pfingsten wegen geschäftsordnungswidriger Be handlung der Reichsfinanzreform seitens der kon- scrvativ-klerikalcn Mehrheit ausgeschieden wa- ren, wiederum erscheinen wollten. Ter Bericht der Finanzkommission soll am 14. Juni zur Ver teilung an die Reichstagsabgcordnetcn kommen, ani 16. Juni beginnt dann die zweite Plcnar- lcsung der Reichsfinanzreform, wobei man einer großen finanzpolitischen Programnirede des Reichskanzlers entgegensieht. Die diesjährige Hauptversammlung der Deut schen Kolonialgesellschaft in Dresden ist an, Mitt- woch wieder geschlossen worden. Die Schlußsitzung war teilweise durch die Anwesenheit des Königs Friedrich August ausgezeichnet; während der Sitzung gelangte ein Huldigungstelegramm der j»OG I». Muri, dünst en besonderem »fswerba. We, hlt msnrsrgik-. erstraße. «ist Gebrauch von: nlel-Ailk Radebeul, mvsvrb ;en alle Arten - Hautaus-- r, Finnen, «Sie de» Pf. bei.- I »Ittol. vivlsll Per sächsische Frzähler. Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmarmschaft, der Kgl. Schulinspektion und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda. K-rnspr-chftelle Rr. 22. Bestellungen werden bet allen Postanstalien de» deutschen Reiche», für Bischofswerda und Umgegend bei unseren ZritungSboten, sowie in der Geschäftsstelle diese» Blatte angenommen. Schluß der Geschäftsstelle Abend» 8 Uhr. Dreiuudsechzigster Jahrgang. Inserate, welche in diesem Blatte dir weiteste Verbreitung finden, werden bi» vorm. 10 Uhr angenommen, größer« und komplizierte Anzeigen tag» vorher, und kostet dir vtrrgrspaltrnr KorpuSzrile 12 «l, die Reklamezeile 30 Geringster Jnseraienbettag 40 «l. Mir Rückerstattung eingesandter Manuskripte usw. keine Gewähr. Erscheint jeden Werktag abend» für den folgenden Tag und tostet einschließlich der Mittwoch« und Sonnabend» erschein ««dm.Belletristischen Beilage" bet Abholung viertel jährlich 1 u» SO bet Zustellung in» Hau» 1 70 «l, hei Mr» Postanstalten I uk SO exklusive Bestellgeld. Einzelne Nummern kosten 10 Nummer der Zeitungspreisliste 6587. Der Dorsweg in Goldbach wird wegen Beschüttung vom 14. bis mit 16. dss. Mts. gesperrt. Der Fährverkehr wird über Groß harthau gewiesen. Bautzen, am 10. Juni 1909. Königliche Amtshauptmannschaft. Die diesjährigen Airscheunutzungen 1) der Amtsstraßenmeisterei Bautzen und L am 19. Juni, vorm. '/,10 Uhr, im Restaurant zum „Bürgergarten" in Bautzen und 2) der Amtsstraßenmeisterei Bischofswerda am 21. Juni, vorm. Uhr, im Gasthof „zur Sonne" in Bischosswerda. Die Pachtstrecken sind die gleichen wie früher und von den in den vorgenannten Orten wohnhaften Amtsstraßenmeistern zu erfahren. Königliche Straßen- «nd Wasser-Bauinspektio« Bautzen, am i. Juni 1909 Freitag, de« 18. Juni 1VSS, nachmittags 2 Uhr, sollen in Bischosswerda folgende Gegenstände, als 2 Schreibsekretäre, 2 SosaS, 1 Kleiderschrank, t Musikautomat und 2 Bilder gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort: Königl. Amtsgericht. Bischofswerda, am 11. Juni 1909. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts.