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Johanne, Wenzels erster Gattin: beide Fürstinnen waren baierscher Abkunft. Alle diese ähnlichen Züge erleichterten die listige Umwandlung, bei welcher — wie Abel überraschend nachweisi — sogar alte Standbilder des Huß zu Nepomuksbildern über malt wurden. Für die erforderlichen Wunder ward gebührend Sorge getragen und so am 19. März 1729 durch Papst Benedikt XIH. Nepomuk förmlich hoilig gesprochen. Zum Tage seiner Verehrung wurde klüglich ein altcS Hnssitcufest, der 16. Mai, bestimmt. Günstiger Leser, cS ist ein aller Spruch: die Wahrheit und die gerechte Sache siegen zuletzt doch! In einzelnen Fällen triff, aber der Spruch nicht zu. Einen solchen Fall zeigt Dir unsere Nepomuksgeschichte: andere Fälle hast Du wohl selbst erlebt. Miszellen und Anekdoten. Als Christoph Schmid, derVerfasser der „Ostereier" und vieler anderer beliebten Jugend schrillen noch als katholischer Pfarrer in Thann hausen in der Schweiz amtirte, bat ihn der dasige Nachtwächter um einen Ncujahrswunsch für den Herrn Oberamtmann, um ihn „Nachts um die zwölfte Stunde" vor dessen Hause absingen zu können. Schmid erfüllte den Wunsch des Mannes, und dieser lernte den kurzen Vers nicht ohne Mühe auswendig. Schmid, der zum Shlvesterabend in daS AmtshauS cingcladcii war, vertraute dem Ober amtmann die ihm zugedachtc Ehrenbezeigung, und die ganze Familie verfügte sich zu rechter Zeit an die Fenster, um den Glückwunsch gehörig einzu nehmen. Es war eine dunkle, stürmische Nacht. Die zwölf Stundcnschlägc sind verhallt, der Nacht wächter ist auf seinem Posten, er hat sich noch einen Gchülfen mitgcbracht, der eine Laterne trägt und das Blatt Papier, auf dem der Neujahrswunsch geschrieben steh«. Der Nachtwächter fängt wohl- gemulh und mit kräftiger Stimme an: Des neuen Jahres erste Stunde hier schon läßt ihn Las Gedächtnis, im Stich; er wiederholt, nm Zeit zu gewinnen, die Strophe noch einmal, dann noch ein Paarmal das Wort „Stunde, Stunde". Da es aber noch immer nicht gehen will, sagt er halblaut zu seinem Begleiter: „Du, hilf mir ein!" Dieser crwiedert: „Ich kann's nicht lesen, daS Licht ist mir ausgclöscht." Da resolvirt sich der Nachtwächter kurz, macht kehrt und sagt: „Komm, Michel, wir warten bis über s Jahr!" Tiefer Gedanke. WaS wäre Schönheit — ohne Seife?! Revue ab. Ehe die Truppen sich aufstellten, hatte der König unter die spanischen Soldaten Wein austheilcn lasten; die französischen Soldaten aber hatten der Ersparniß halber Essig und Wasser er halten: ein zwar kühlendes Getränke, über das sich aber die Franzosen nicht eben besonders freuten. Als nun der König mit seinem Gefolge erschien und die Front der ausgestellten Truppen entlang ritt, riefen die spanischen Bataillone, vom Wem aufgeregt, lebhaft: „es lebe der König!" Als dieser aber dann beim ersten französischen Bataillon an kam, rief dies einstimmig: „cs lebe der Eisigkönig!" Und der gleiche Ruf erscholl aus den Reiben emeS jeden französischen Bataillons, bis der König am Ende der Linie angekommen war. Die ganze fran zösische Armee konnte unmöglich bestraft werden. Man that, als habe man den Ruf nicht verstanden. Der König Josef aber hieß von da an bei allen französischen Truppen in Spanien der Essigkönig. Deutsche Namen. Im Bcrgamtsbczirk Dortmund in Westfalen ist ein RefercndariuS Max Wendedich von dem Borne angcstellt. Ein Seitenstück zu diesem ist der Name eines Magdeburger Regierungsraihcö Friede wollt'er Sperling. In einer lustigen Gesellschaft frug Jemand den mitanwcsenden Arzt: „Was ist das ungezo genste Ding in unsrer Stadt?" Niemand konnte das errathen. „Die Nachtklingel unsers DoctorS!" Als Josef Bonaparte den spanischen Thron bestiegen hatte, hielt er über die in und bei Madrid vereinigte französisch-spanische Armee eine, „Nicht wahr, das Fieber des alten Hierse- meher ist weggegangen, wie ich vorausgesagt?" fragte ein Arzt seinen Famulus. — „Za wohl," antwortete dieser, „und cs hat den alten Hicrse- mcher mitgenommen."