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Aus- M Aizeiseblttt Wlbvnnement viertelj. 1 M. 60 Pf. einschließl. des .Jllustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen RetchSpostanstalten. Lelrgr.-Iidreffr: Amtsblatt. für den öezirk i>es Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag. JnsertionSpreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. 2IÜ. ISS > 66. Jahrgang. Sonnabend, den 13. November Generalversammlung der Ortskrankenkasse für das Handwerk und sonstige Betriebe in Eibenstock. Wontag, den 22. Aovemver 1909, aöends v,9 Ayr in Pöhlands Restauration — am Albertplatz —. 1) Wahl des Rechnungsprüfungsausschusses auf das Jahr 1909. 2) Neuwahl an Stelle der ausscheidenden Vorstandsmitglieder. 3) Gehaltsregulierung der Kassenbeamlen. 4) Event. Weiteres. Eibenstock, am 12. November 1909. Der Vorstand. Wilhelm Unger, Vorsitzender. Die feierliche Eröffnung des Landtages. Dresden, 11. November. Der Sächsische Land tag wurde heute Mittag 1 Uhr von Sr. Maj. dem König im Residentzschloß mit folgender Thronrede eröffnet. Meine Herren» Stande! Wenn Ich heute am Beginn der neuen Landtags tagung von dieser Stelle aus beiden Kammern der Ständeversammlung mit vertrauensvoller Herzlichkeit Meinen Willkommensgruß entbiete, gedenke Ich der Tat sache, daß sich die Zweitp Kammer, auf Grund eines neuen Wahlgesetzes versammelt hat, das nach Mei nen Wünschen dem Frieden des Landes und der Wohl fahrt aller Schichten Meines geliebten Volkes dienen soll. Wie Mich bei allen Meinen Entschließungen nichts anderes als allein die Särge um das Wohl des Landes leitet und wie es Mein ernster Königlicher Wunsch unsd Vorsatz D, Kus dem sicheren Boden der be währten Traditionen im besonnenen organischen Aus bau des geschichtlich Gewordenen mit oen Ständen des Landes weiter einträchtig. zusammenzuarbeiten, so vertraue Ich hierbei, die treue und zuverlässige Un terstützung des Landtages zu finden. Es i>st Mr vergönnt gewesen, in diesem Jahre mit ebner größeren Anzahl deutscher Fürsten Besuche aus zutauschen und dankbar erinnere Ich Mich der gast freien und herzlichen Aufnahme, die Ich atterwärts gefunden habe. Zu besonderer Genugtuung hat cs Mr gereicht, an den schönen Jubiläumsfeiern verschiedener Truppenteile diejenigen fürstlichen Personen teilneh- men zu sehen, die zu ihnM in Beziehung stehen und die mit Mir sich daran erfreuen konnten, daß in den Scharen Meiner ausgedienten Soldaten die alte Treue lebendig geblieben ist. Durste Ich bei den Begegnun gen mit Meinen hohen Verbündeten erneut mit ihnen die Ueberzeugung austauschen, daß die Treue zu Kai« ser und Reich die Richtschnur Unserer inneren deutschen Politik bilden muß, so war es Mr eine umso größere Freude, bei den diesjährigem, Herbstmanövern Seine Majestät den Kaiser, als Meinen lieben hochwillkom menen Gast begrüßen und aus Allerhöchstseinem Mun de die Anerkennung für die Haltung Meiner Truppen vernehmen zu dürfen. Die Universität hat unter Meiner und Meines Hauses wärmster Anteilnahme sowie in Anwesenheit zahlreicher Mir hochwillkommener fürstlicher Gäste, ge schätzter Vertreter der Wissenschaft aus fast allen Kul- turstaaten der Erde und von Tausenden ihrer früheren Lehrer und Studenten das einzigartige Fest ihres 600jährigen ruhmreichen Bestehens feiern können. Jene unvergeßlichen Festtage, in denen die altbewährte Treue zu Mr und Meinem Hause sowie die hohe Verehrung für dbese ehrwürdige Zierde deutscher Wis senschaft einen Mich wahnhaft beglückenden Ausdruck gefunden haben, werden in der Kulturgeschichte Mei nes Landes für alle Zeiten einen hervorragenden Eh renplatz einnehmen. Der Staatshaushalt auf die nächste Finanzperiode ist wesentlich von den weittragenden Bewilligungen der letzten Jahre beeinflußt. Namentlich auf dem Gebiete der persönlichen Ausgaben aller Art zu gunsten der Beamten, der Übrigen Staatsbediensteten, der Geistli chen, Lehrer unsd ihrer Hinterbliebenen sowie zu lau fenden Staatsbeihilfen waren ansehnliche Mehrausga ben einzustellen, für die nur zum kleineren Teil neue ordentliche DeckungsMihdel bereit standen. Da auch vermehrte und neue Staatsbedürfnisse zu berücksich tigen waren, bot die Herstellung des Gleichgewichts -»Äschen den Einnahmen und Ausgaben des Etats dies mal besondere Schwierigkeiten. Diese waren umso grö ßer, als bei den Staatseisenbahnen, obschon deren Ein- nahmen seit einiger Zeit sich wieder befriedigender anzulassen begonnen hchbeu, gegenüber dem Boretat nur ein-etwas niedrigeres Reinevträgnis erwartet wer den kann. Wenn es zu Meiner lebhaften Genugtuung gelungen ist, den Staatshaushalt zwar unter Ver weisung erheblicher Eisenhahnausgaben auf den außer ordentlichen Etat, aber doch ohne erhöhte Anforderun gen an Äe Steuevkraft des Landes ins Gleichgewicht zu bringen, so ist der Erfolg nur auf Grund sorgfältig ster Prüfung aller Etatforderungen und durch einmü tiges, ineinander greifendes Zusammenwirken aller Ver waltungen zu erreichen gewesen. Ich gebe Mich der Hoffnung hsu, daß im Fortgänge der Entwickelung der dupch die Uebernahme neuer und die Erweiterung bis heriger Staatsaufgaben verursachte außergewöhnliche Mehrbedarf durch das allmähliche Ansteigen der Staats einkünfte nach und nach eingeholt und von einer ste tigen, wohlerwogenen, auf die wahren Interessen des Landes gerichteten Finanzpolitik überwunden werden wird. Bon den vor einigen Monaten erlassenen Steuer gesetzen des Reiches darf erwartet werden, daß sie der Reichskasse denjenigen Mehrbetrag an fortlaufenden Deckungsmitteln zuführen, der erforderlich ist, um bei sparsamer Führung des Reichshaushaltes den Reichs bedarf aufzubringen und einem weiteren unverhältnis- Mäßigen Anwachsen der Reichsschuld wirksam vorzu beugen. Leider ist es den verbündeten Regierungen nicht gelungen, gleichzeitig die seit langem angestrebte an gemessene Regelung des finanziellem Verhältnisses der Bundesstaaten zum Reiche zu erzielen. In oieser Be ziehung bei sich darbiete'nder Gelegenheit auf eine Aeu- derung hinzuwirken» wird Meine Regierung fortgesetzt als ihre Aufgabe betrachten. Auf dem Gebiete der Berggesetzgebung geht Ihnen ein Gesetzentwurf zu, welcher den Anträgen und Wün schen des vorigen Landtages entspricht. Es soll die Sicherheit des Betriebes Äcrch gewählte Bergarbeiter mitüberwacht und der Rechtsschutz des Grundeigentums gegen Bergschäden erhöht, im übrigen aber die gesamte, in vielen Erlassen zerstreute Lanbesberggesstzgebung einheitlich zusammengefaßt werden. Meine Regierung erwartet, daß diese gesetzgeberischen Maßnahmen dem wichtigen Produktionszweige und allen an ihm Beteilig ten förderlich sein werden. Liegt es Mir am Herzen, den materiellen Wohl stand in allen Kreisen der Bevölkerung zu pflegen und zu heben, so ist es nicht weniger Mein landesväter licher Wille, die idealen Güter des Volks zu schützen und zu wahren. Insbesondere wird Meine Regierung es nach wie vor als ihre ernste Aufgabe ansehen, dem Volke die Religion zu erhalten. Möge der Geist des Glaubens und der Zucht nicht nur in den Familien, sondern auch in den Schulen Meines Landes lebendig bleiben und, wo es not tut, zu neuem segenbringen- dem Leben erwachen! Auf dem wichtigen Gebiete der Uuterrichtsverwal- tung, dem sich gegenwärtig das allgemeine Interesse in besonderem Maße z uw endet, werden Ihnen drei Ge setzentwürfe vorgelegt werden, die bedeutsame Ange- gelegenheilen des höheren und des Bolksschulwssens neu zu regeln bestimmt sind. Durch den in Erfüllung der Zusicherung Meiner Regierung Ihnen zugeheniden Entwurf eines Gesetzes über die künftige Gestaltung der höheren Mädchen schulbildung soll »acht nur die zur.Zeit noch fehlende gesetzliche Grundlage für die höheren Mädchenschulen geschaffen, sondern überhaupt durch Eröffnung neuer Wege zur zweckentsprechenderen Ausbildung des werb lichen Geschlechts für seine späteren Berufsmöglichkeiten diHe für das gesamte Volksleben überaus wichtige Frage unter Berücksichtigung der berechtigten Bedürf nisse der Gegenwart einer,, wie Ich: hoffe, befriedigen den Lösung entgegengeführt Werdern Des wetteren wird Ihnen eine Neugestaltung der Anstellungsverhältnisse der Nadelarbeits- und sonstigen Fachlehrerinnen an den Volksschulezl nach den stän dischen Anträgen unterbreitet sowie ein Gesetzentwurf zur Abänderung des Gesetzes über die direkten Steirern vom 3. Juli 1902 vorgelegt werden, der eine angemes senere Verteilung des den Schulgemeinden überwiese nen Grundsteuerauteilks anbahnen und gleichzeitig eine erhebliche Erhöhung dieser Staatsbeihilfe für die we niger leistungsfähigen Schulgemeinden herbeiführen soll. Ich darf hoffen, daß die Entwürfe eines Gesetzes über die Landesbrandversicherungsanstalt und eines Gesetzes über die Feuerversicherung bei privaten Ver- sicherungsunternehmungen umsomehr Ihren Beifall finden werden, als sie den Wünschen Rechnung zu tra gen suchen«, die von den Ständen bei früherer Gelegen heit geäußert worden sinh. Für die Angelegenheiten der Gemeinden im Sinne einer gesunden Selbstverwaltung die rechten Wege zu finden .und insbesondere die schwierige Aufgabe der Gemeindesteuerreform in, Verbindung mit der Reform der Kirchen- und Schul steuern in befriedigender Weise zu lösen, bildet fortgesetzt den^ Gegenstand sorgsamer Erörterungen, deren Umfang sich jedoch als zu groß erwiesen hat, um noch dem gegenwärtigen Landtage den Entwurf eines Gesetzes vorzulegen. So mögen Sie, Meins Herren Stände, Ihr Werk unter .dem gnädigen Beistände des Allmächtigen be ginnen und zum Wohle des Landes vollenden! Cm Königswort. Wie leuchtende Sterns heben sich aus der Thron rede, die Seine Majestät der König bei Eröffnung des jetzigen Landtags verlas, die Sätze hervor: „Mein ernster Königlicher Wunsch und Vorsatz ist es, auf dem sicheren Boden der bewährten Traditionen im beson nenen organischen Ausbau des geschichtlich Gewordenen mit den Ständen des Landes weiter einträchtig zusam menzuarbeiten" und „insbesondere wird Meine Re gierung es nach wie vor als ihre ernsteste Aufgabe ansehen, dem Volke die Religion zu erhalten. Möge der Geist des Glaubens und der Zucht nicht nur in den Fa milien, sondern auch in den Schulen Meines Landes le bendig bleiben und, wo es not tut, zu neuem segen bringenden Leben erwachen!" Das sind herrsche Worte, und was ihnen gan- besonderen Wert verleiht, ist die unzweideutige Klar heit, mit der hier von höchster Stelle aus die Richt linien gezogen werden, in denen sich auch unter der neuen Zusammensetzung der 2. Kammer die Politik unserer Regierung bewegen soll. Mt einem Schläge wird der »Verworrenheit und den Befürchtungen ein Ende gemacht, welche die über triebenen Forderungen eines radikalen Liberalismus erregt hatten. Auf dem sicheren Boden der »bewährten Träditionen soll weitergebaut werben. Nicht in sprunghaften, un sicheren und alles gefährdenden Versuchen soll sich unsere künftige Landespolitik bewegen. Im organi schen Ausbau des geschichtlich Gewordenen soll viel mehr ihr Ziel bestehen. Das ist der oberste Grund satz eines gesunden und wahren» Konservatismus, und ihn hat die bisherige Landtagsmehrhett im Verein mit der König!. Regierung allzeit zum sichtbaren Wohle unseres teuren Vaterlandes betätigt. Im Wesen dieser Grundforderung konservativer Weltan schauung liegt es auch, daß unserem Volke die Religion erhalten bleiben soll, die Religion, die vor Jahrhun derten unsere Väter a ks ihr kostbarstes Gut sich er kämpften und gegen alle Anfechtungen bewahrtm, die sich als der sicherste Pfeiler unseres Volkstums erwiesen hat. Wer an diesem Pfeiler rüttelt, der rüttelt an der Monarchie, an dem Staatswesen selbst, und daher mögen sich alle diejenigen, die aus törichtem Idealis mus oder mit berechnender Schlauheit auch hier Stein um Stein aus dem festen Gefüge unseres Volkstums entfernen wollten, die herrlichen Worte unseres Kö nigs zu Herzen nehmen, daß die Religion nur dem Volke erhallen bleiben kann, wenn der Geist des Glau bens und der Zucht in Familie und Schule le bendig bleibt und segenbringendes Leben schafft. Das sächsische Bolk aber wird seinem Könige von