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für den öchrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung L»«« Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag. JnscrtionspreiS: die kleinlpaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fcrnsprechrr Nr. Litt. Abonnement viertelj. I M. 50 Pf. einschließl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lelrgr.-Adrrffe: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — 5K. Jahrgang. -n--— Souiitag, de« 26. September Freiwillige Spende« für den Erweiterungsbau des Kriippclheimö Zwickau nimmt die Stadtkasse hier gern entgegen. Stadtrat Eibenstock, den 24. September 1909. H-st-. M. Tagesgeschichte. Deutschland. — DevneueRe ich skanzler und dasZen- trum. Im Zentrum scheint die Befürchtung an Boden zu gewinnen, daß beb Klerikalisimus wegen der Polen politik um dick Mächte Petz Kanzlerwechsels gebracht wevden könne. „Wenn von Bethmtcnn - Hollweg", schreibt die „Köln. VolkAztg", „die jetzige Polenpolitik unverändert weiter führen müßte, würde ihm ja auch nichts übrig bleiben, als im- Reiche die Blockpolitik wie der aufzunehmen". — Das rheinische Zentrumsblatt setzt deshalb dem neuen Kanzler auf das lockendste auseinander, warunä er eine neue Polenpolitik be folgen müsse. DM viel weitere Horizont, den er als Reichskanzler habe,, das Bedürfnis, der Welt zu zeigen, daß er selbständigen Denkens und Handelns fähig sei, daß er gerade in der polnischen Frage vor der Nach welt ein weltgeschichtliches Examen abzulegen habe — dergleichen stellt die ,„K. BZ." dem Reichskanzler vor Augen, um ihn zur Eipschlagung eines anderen Polenkur,sus zu bewegen. Worin dieser vor allem be stehen müsse, wird ganz offenherzig durch die Forde- Mng angegeben: der neue Kanzle,x solle die „völlige Verbannung" der polnischen Sprachle aus der Schule für eine „törichte und vexa torische Maßregel" erklären. — Eine Höflich l eit. Der. Ausschuß für die Hudson-Fulton-Feier war in einige Verlegenheit ge setzt dadurch, daß sich die Frage erhoben hatte, ob dem von Deutschland entsandten Großadmiral v. Kö st e r, oder dem mit einem englischen Geschwader eingetrof fenen Admiral Seymour der Vorrang bei den Fest lichkeiten gebühre. Diese Rangstreitigkeit hat nach einer Nckwyorker Meldung Herr v. Köster dadurch erledigt, daß er erklärte, der Vortritt stehe Seymour zu. Er sagte: „Admiral Seymour, mein guter Freund, ist ein Jahr früher Admiral geworden, als ich. Des halb gebührt ihm der Bortritt". In den Kreisen des Festausschusses ist man über die feine und liebenswür dige Art, in der der deutsche Großadmiral diese An gelegenheit aus der. Welt geschafft hat, sehr erfreut. — Schon m der nächstenszZeu wird eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob Generaloberst Freiherr von der Goltz in türkische Dienste übertritt Geschieht dies, so dürfte der Generaloberst im preußischen Heere für die Dauer seiner sicherlich ein Jahr währenden Abwesenheit ,z. D.', zur Disposition, gestellt, also nicht nur beurlaubt werden. Als Nachfolger des Generalobersten Freiherrn von der Goltz an der Spitze der (aus dem 1, 5. und 17. Armeekorps be stehenden) 6. Armeeinspektion in Berlin gilt in militärischen Kreisen der jetzige kommandierende General des 3. Armee korps von Bülow in Berlin, an dessen Stelle dann der der zeitige Kommandeur der 18. Division General von Boehn rn Flensburg treten soll. — Das Urteil gegen ßSchücking. In dem Disziplinarverfahren gegen den früheren Bürgermeister vr. Schücking erkannte Freitag der DiSziplinarsenat des Oberver waltungsgerichts unter Aufhebung deS Urteils des Bezirks ausschusses, daS auf 500 Mark Geldstrafe lautete, dem An träge des Vertreters der Anklage entsprechend auf Aberkennung der Berechtigung, den Titel Bürgermeister a. D. zu führen, und auf Aberkennung etwaiger Pensionsansprüche. Die Kosten des Verfahrens fallen dem Angeklagten zur Last. — Elberfeld., 23. September. In der gestern vom Zentralverband der Handlungsgehilfen Deutsch lands hier abgehaltenen öffentlichen Versammlung wurde auch die T ri o le n-Af f är e Schack kritisiert. Darauf bot der'Boysitzende des hiesigen Deutsch-Na tionalen Handlungsgelhilfenverbands einen Wahrheits beweis vor Gericht dafür an, daß der sozialdemo kratische Reichstagsabgeordnete Hengs bach (Duisburg-Mülheim) ähnliche Dinge be gangen habe und die sozialdemokratische Parteilei tung davon auch unterrichtet sei. Bebel habe jedoch ein Einschireiten für« u »nötig erklärt, so lange die Angelegenheit nicht öffentlich bekannt und nicht ein Druck durch- die bürgerliche Presse ckrfolge. Holland. — Rott'ersdam, 24. Septlember. In Umuiden versuchte im Auftrage einer holländischen Reederei ein Rechtsanwalt das schwedische Unterseeboot „Hvalen" wegen Kvntmktbruches mit Beschlag be legen zu lassen. Der Advokat behauptete, oaß das Unterseeboot kein wohlausgerüstetes schwedisches Kriegsschiff sei. Der Kommandant verjagte den Rechts anwalt und Pen Gerichtsvollzieher von Bord und reiste sofort mit hem schwedischen Vizekonsul von Amuiden nach dem Haag, u m dem dortigen schwedischen Ge sandten von dem Sachverhalt Kenntnis zu geben. In zwischen erfuhr der Rechtsanwalt, daß das Untersee boot tatsächlich em schwedisches Kriegsschiff sei und so gar von her holländischen Regierung die Erlaubnis besitze, in holländische,n Häfen einzulaufen. Er rich- richtete nunmehr an den holländischen Minister des Aeußeren eine längere Depesche in der er ausführte, er habe sich geirrt. Ferner bat er den Kommandanten der „Hvalen" um Entschuldigung, welche dieser zwar für seine Person, nicht aber für die schwedische Nation anzunehmen sich bereit erklärte. Der weiteren Ent wickelung der Angelegenheit sieht man mit Spannung entgegen Frankreich. — Infolge turbulenter Auftritte in Valence bei der Hinrichtung der »Chauffeurs de Dräme" beabsichtigen, nach einem Telegramm, die Minister Briand und Barthou die Einbringung eines Gesetzentwurfes, durch den die Oeffent- lichkeit d.r Hinrichtungen eingeschränkt und angeordnet wird, daß die Hinrichtungen künftig im Innern der Gefängnisan stalten vorgenommen werden müßten. England. — Die Regierung gehl jetzt mit Drohungen gegen die Lords vor. Der Minister des Innern Glad stone Hai in einer Rede erklärt, daß, wenn das Haus der Lords das Budget zurückweisen sollte, die Regierung sofort an das Land appellieren werde, und zwar nicht nur wegen der Budgetvorschläge, sondern auch wegen verschiedener ande rer Fragen, vor allem wegen des Vetorechtes der Lords. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Minister des Innern diese Erklärung im vollem Einverständnisse mit seinem übrigen Ministerkollegen abgegeben hat. Spanien. - Dre Meldungen über Oran von den Kämpfen der Spanier um Melilla stehen mit den offi ziellen Madrider Darstellungen in großem Widerspruch. So wivd der Ag.enee Havas aus Udschda gemeldet, Paß mach Berschten von Eingeborenen die spanische Kolonne, die von Suk el Hab auf Seluan marschierte, an der Mündung, des Qtued Seluan zum Halten gebracht worden sei. Während der Kämpfe gegen Beni Sikar soll eine Anzahl Eingeborener, die in die spanische Armee ringeroi-ht waren, desertiert sein, wo- sdurch'die Spapier gezwungen sein sollen, nach Me- lilla zurück;»marschieren. Aus Madrid wird dagegen offiziell gemeldet,, daß die im Auslands ver breiteten Gerüchte von einer Niederlage der Spanier ipn Rifgebiet nicht zutreffend seien. — MulayHa fid g eg en die Spanier. Dem ,,Matim wind aus Tanger gemeldet, daß Sultan Mu- lay Hafid im Fez Sendlinge aus Tasa empfangen habe, Pie erklärten, daß die Stämme im Gebiete von Tasa nur die Ankunft einer schert fischen Mahalla abwarteten, um einen weiteren Vorstoß der Spanier in oer Rich tung auf Tasa zu verhindern. Der Sultan habe auch die Absicht, Tasa demnächst durch eine starke Mahalla besetzen zu lassen und den kriegerischen Operationen der Spanier einen Riegel' vorzuschieben. Amerika. — vr. Cook soll, wenn die Befürworter des Ge dankens durchdringen,, zum Ehrenbürger von New York ernannt weichen. Das wäre eine außerordentliche Ehr ung; bis jetzt hat N sw York nur drei Ehrenbürger: den Marquis de la Fayatte, einen Freund Washingtons, der sich um die Freiheit Amerikas große Verdienste er warb, ferner den bekannten englischen Romanschrift steller Dickens und den Prinzen Heinrich von Preußen. Lokale und sächsische Kachrichten. — Eibenstock, 25. September. DaS hiesige Stadt verordnetenkollegium hat in seiner Sitzung vom 20. ds. MtS. die Herren Stadträte Alfred Meichßner und Kommer zienrat Eugen Dörffel, deren Wahlperiode Ende deS JahrrS abläuft, bis Ende deS JahreS 1915 wiedergewählt und Herrn Stadtverordnetenoorsteher Diersch an Stelle des ausscheidenden Herrn Justizrals Landrock bis Ende des Jahres 1911 als Sladkrar neu gewählt. Das neue Ratsmitglied, Herr Diersch, gehört dem Stadtverordneten kollegium nahezu 28 Jahre an. Seit dem Jahre 1900 hatte er das Vorsteheramt im Stadtverordnelenkollegium inne. In gemeinschaftlicher Sitzung der städt. Kollegien ist für den ausscheidenden Herrn Justizrat Landrock Herr Kommerzienrat Eugen Dörffel für die Dauer seiner Wahlperiode als Stell vertreter des Bürgermeisters ernannt worden. Vom Stadt verordnetenkollegium ist beschlossen worden, das Rats- kollegium noch um ein Mitglied zu verstärken. Dessen Wahl soll aber erst nach oberbehördlicher Bestätigung des hierüber aufzustellenden Ortsstatutnachtrages erfolgen. — Eibenstock, 25. September. In der gestrigen Nacht ging zwischen 3 und 4 Uhr ein heftiges Gewitter über Eibenstock und Umgegend hernieder, und zwar in einer für unsere Jahreszeit ungewöhnlichen Heftigkeit. Ein Wol kenbruch, dessen Spuren man heute früh noch überall ver folgen konnte, begleitete die Erscheinung. Ob das Unwetter irgend wo größeren Schaden angerichtet hat, ist bisher nicht bekannt. — Eibenstock, 25. September. Auf die Sammlung für das Krüppelheim Zwickau möge an dieser Stelle noch besonders hingewiesen sein. Hier handelt es sich um einen wirklich segensreichen, guten Zweck. Wer ein Kind hat und es mit warmer Elternliebe umfaßt, wird den Schmerz er messen können, den eine Mutter, ein Vater beim Anblick seines verkrüppelten Kindes immer von neuem erfaßt, er wird aber auch die Wonne ahnen können, die Eltern eines verkrüppelten Kindes empfinden, wenn sie das arme Wesen dereinst geheilt oder wenigstens wesentlich von Entstellung und Hilflosigkeit befreit sehen. Aus Eibenstock haben bereits mehrere Kinder mit Erfolg das Krüppelheim besucht. Aber gerade, weil das Krüppelheim einem längst überaus stark empfundenen Bedürfnisse entsprochen hat, reicht es nun trotz geräumiger Anlagen nicht zu. Der Kinder, welche geheilt werden möchten, sind zu viele. Deshalb erstrebt man eine Erweiterung des Krüppelheims, die aber viele Tausende kostet. Wer geben kann, der gebe, er kann hier absolut sicher sein, daß sein Geld viel Segen bringt. Helft alle! — Schönheide, 24. September. Am Sonntag hat per 21 jährige Dfenstkn/echt Fuchs aus Neustädte! an einen hiesigen Gastpfirh ein Pferd mit Wagen im Werte von 800 Mark gegen eine Kcvlbe vertauscht und noch 45 Mark darauf auszahlen lassen. Hinterher stellte sich heraus, daß Fuchs gar nicht Eigentümer des Pfer des und des Wagens ist, diese vielmehr dem Gutsbe sitzer Seidel in Rodewisch gehörten. Es wurde sofort die Polizei benachrichtigt, die den Schwindler alsbald fsstnahm und ihm Kalbe unsd Geld wieder abnahm. Fuchs hacke Pferd und Wagen von Seidel nur geliehen, um seine Sachen damit' aus Neustäidtel zu holen und bei Seidel in Dienst zu gehen. Schon unterwegs, in Bäremvalde, Hartmannsdorf und Rothenkirchen hatte er Pferd und Magen zum Kaufe ausgeb ot'en. Fuchs wurde Ms Amtsgericht Eibenstock ab geliefert. Bei sei ner Verhaftung leistete er Hesingen Widerstand. — Dresden, 24. September. Der Konzertuntsr- nehmer Arthur Dittmann reist von einer Stadt zur anderen und veranstalhet Konzerte, in denen ein Blinder als Pianist oder als Sänger auftritt. Ditt mann schickt Kartenverkäufer von Haus zu Haus. Am 14. Februar 1906 hatte Dittzmann im hiesigen Musen hause ein Konzert veranstaltet, in dem der blinde Pianist Mus der Wische" aus Mühlheim a. Ruhr au!- trat. Während der Saat und die Galerien nur für 600 Personen Platz bieten, hatte Dittmann über 1100 Eintrittskarten zu.2 Mark, 1 Mark und 50 Pfg. ver treiben lassen, lieber 500 Personen fanden keinen Platz und verlangten ihr Eintrittsgeld zurück. Ditt mann erklärte diesen, daß das gesamte Geld der arme Blinsde erhalte. Dies wurde geglaubt und die Perso nen, Pie keinen Platz finden konnten, entfernten sich bis «auf ca. 30 (Personen, die ihr Eintrittsgeld zu- rückverlanjgten. Dittmann verschwand mA der Kasse. Der Blinde hatte 60 Mark Honorar erhalten,.während Dittmann ca. 1300 Mark nach Abzug der Spesen er zielte. Gestern wurde nun Dittmann vom hiesigen Schöffengericht wegen Betrugs zu 1 Monat Gefängnis verurtsilt. — Leipzig, 23. September. Am Nachmittage des 18. August wurde ein Fremder dabei abgefaßt, als er im Museum am Angustusplatz ein Bild, ein