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Als- M Anzeigeblatt für de« MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Abonnement viertelj. 1 M 50 Pf. einschließl. de- »Jllustr. Unrerhaltungsbl/ u. der Humor. Beilage »Seifen« blasen"' in der Expedition, bei unseren Boten, sowie bei allen Reichspoftanstalten. Tklrgr.-Adrrste: Amtsblatt. «erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag. JnsertionSpreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 210 Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. —Ü7. Jahrgang. — ----- - - - --- Freitag, dcu 25. Frbraar Als Beiträge der Besitzer von Pferden und Rindern zur Deckung der im Jahre IVOS bestrittenen V-rläge a) an ViehfeuchenerrtschLdigurigerr (Verordnung vom 4. März 1881, Gesetz- und Verordnungsblatt S. 13 flg), d) an Entschädigungen für «ichtgewerblichc Schlachtungen (Gesetz vom 24 Ap"'ü und Ausführungsverordnung vom 2. November 1906, Gesetz- und Ver ordnungsblatt S. 74 und 364 flg.), sind nach der Viehzählung am 1. Dezember 1909 zu leisten für jedes im Privatbesitze be findliche Pferd z« ») 1 M. 23 Pf. Rind unter 3 Monaten z« ») -- „ 21 , Rind von 3 Monaten und darüber z« «) — M. 21 Pf. und „ k) 1 , 20 . ruf. 1 M. 41 Pf. sowie für jedes im Reichs- oder Staatsbesitz befindliche Rind von 3 Monaten und da rüber z« t») 1 M. 20 Pf. Die Erhebungen dieser Beiträge erfolgt demnächst durch die Gemeindebehörden. Wegen der Einhebung und Ablieferung der Beiträge verbleibt es bei dem zeitherigen Verfahren. Dresden, am 19. Februar 1910. Ministerium des Innern. Aehrenthals Besuch u. die internationale Lage. Der österreichische Minister des Aeußeren Graf Aehrenthal weilt jn Berlin zu einem Besuche, der sich äußerlich als eine Gegenvisite zur Wiener Reise des Reichskanzlers von Bethmann-Hollweg darstellt. Gleich wohl wird man dem Berliner Aufenthalt Aehren thals schwerlich politische Bedeutung absprechen können, denn lediglich um der Diners willen und auf die Ge fahr hin, auf den vielen Zweckdiners sich einen verdor benen Magen zu holen, kommt der Staatsmann doch schwerlich nach der Hauptstadt des deutschen Reiches. Graf Aehrenthal hatte Audienz beim Kaiser, sowie Be sprechungen mit dem Reichskanzler, wie auch mit dem Staatssekretär von Schön, und es ist unschwer zu er raten, welches Thema in der Hauptsache bei diesen Besprechungen erörtert wurde. Bei dem großen In teresse, welches gerade Oesterreich auf dem Balkan zu vertreten hat, liegt es nahe, daß die Staatsmänner sich gerade über dieses Schmerzenskind dec interna tionalen Politik eingehend unterhalten, da es sich hier bei um eine Frage von internationaler Bedeutung han delt. Es ist doch auch der Balkan, der jetzt auf dem Gebiete der Weltpolitik im Vordergründe steht, speziell die Entwickelung der Dinge in Athen ist es, welche die Gemüter in Atem hält. Kommt auch für uns in Deutsch land der Balkan wenig in Frage, so hat der bekannte Satz Bismarcks, daß der Balkan die Knochen eines pommerschen Grenadiers nicht lohne, doch nur noch sehr bedingte Geltung, denn die Zeiten sind andere geworden und wenn auch Deutschland nicht überall dabei zu sein braucht, so muß es doch bei aller Zurück haltung den Gang der Dinge sehr genau verfolgen, da dieser auf die allgemeine internationale Politik von großem Einfluß sein kann. Es ist ja wohl noch in aller Erinnerung, daß der serbische Konflikt es war, der Deutschland in den Strudel eines Weltkrieges mit hin eingerissen hätte, wenn nicht unser sehr energisches Auftreten zu Gunsten der verbündeten Donaumonarchie den Ausbruch eines Weltkrieges verhindert hätte. Ganz so schlimm, wie noch vor nicht allzulanger Zeit sind die Verhältnisse auf dem Balkan jetzt glücklicherweise nicht mehr. Es verlautet, daß zwischen Rußland, Oe sterreich und Italien eine allgemeine Verständigung über den Balkan erzielt worden sei, wenn auch noch zwischen den einzelnen Mächten besondere Abmachun gen getroffen werden sollen. Auch hat die Situation dadurch bedeutend an Schärfe verloren, daß das Eis zwischen Wien und Petersburg im Schmelzen begriffen ist und dadurch manchen Konflikten vielleicht vorgebeugt wird. Für Oesterreich kommen ja allerdings die Ver wickelungen in Griechenland weniger in Frage, im merhin dürfte es niemals dulden, daß dort eine Wen dung eintritt, welche die offiziösen Interessen schädigen könnte. Man wird sich also hierüber gar manches zu sagen haben, wenngleich es selbstverständlich ist, daß in den beiderseitigen Anschauungen volle Uebereinstim- mung herrscht. Bei den gegenseitigen Beziehungen zwi schen Wien und Berlin steht es außer Frage, daß man in allen Punkten der Weltpolitik vollständig d'akkord vorgeht und es untereinander keine Geheimnisse gibt. Auch nach der anderen Seite hin dürfte der Besuch Aehrenthals von Wert sein. Binnen Monatsfrist wird sich der deutsche Reichskanzler von Bethmann-Hollweg nach Rom begeben, um sich dort vorzustellen. Bei den verhältnismäßig lockeren Beziehungen, die zwischen Oe sterreich und Italien herrschen, kann dieser Besuch un ter Umständen für den Dreibund von Bedeutung wer den, weil er dazu dienen kann, zwischen den beiden „Verbündeten" vermittelnd zu wirken, da die Bezie hungen doch manches zu wünschen übrig lassen. Es ist wohl zweifellos, daß man auch diese Frage in den Bereich der Berliner Unterredung gezogen hat, wäh rend sonst kaum ein Wölkchen droht, welches den poli tischen Horizont trüben könnte angesichts der allenthal ben vorherrschenden friedlichen Tendenz. Tagesgeschichte. TeutschZarrd. — G r a f A e h r e n t h al i n B e r l i n. Der öster reichisch-ungarische Minister des Auswärtigen Graf Aehrenthal, der Dienstag in früher Morgenstunde in Berlin eingetroffen war und sich daher jeden Empfang auf dem Bahnhofe verbeten hatte, stattete im Laufe des Vormittags dem Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg einen Besuch ab und konferierte mit ihm eine volle Stunde. Danach wurde der Graf von unserm Kaiser in Audienz empfangen und zu der Frühstückstafel um 1 Uhr hinzugezogen. Graf Aehrenthal saß zwischen der Kaiserin und der Prinzessin Luise Viktoria, ihm gegenüber hatte der Kaiser Platz genommen, zwischen dem österreichisch-ungarischen Botschafter Grafen Szögyeny und dem Reichskanzler von Bethmann-Holl weg. Zu Ehren des österreichischen Gastes fand ferner abends ein Diner beim Reichskanzler statt. Der Kai ser verlieh dem Grafen die Brillanten zum Schwarzen Adlerorden. Die P al ästin a r ei se des Prinzen Ei tel Friedrich. Der Mutessarif von Jerusalem er hielt vom Minister des Innern Tataat Bey die Ver ständigung, daß einer offiziellen Mitteilung der deut schen Regierung zufolge Prinz Eitel Friedrich von Preu ßen und 700 deutsche Touristen demnächst Jerusalem und andere Orte Palästinas besuchen werden. Kronprinz Konstantin von Griechen land ist nach Schloß FriedrichAhof bei Cronberg lm Taunus zurückgekehrt, wo auch seine Gemahlin, eine Schwester unsers Kaisers, schon seit längerer Zeit weilt. An die Rückkehr des Kronprinzen nach Athen scheint mithin bis auf weiteres nicht gedacht zu werden. Für den Grafen Stolberg fand nach der Gedächtnisfeier im Reichstag am vergangenen Diens tag mittag ein Trauergottes dien ft in der Drei faltigkeits-Kirche zu Berlin statt, dem in Vertretung des Kaisers der Kronprinz beiwohnte. Außerdem waren der Reichskanzler, die Staatssekretäre, die preußischen Minister, die Bevollmächtigten der Bundesstaaten und die große Mehrzahl der Abgeordneten anwesend. Auch eine Vertretung der Stadt Berlin war erschienen. Nach der würdigen Feier wurde der Sarg unter dem Ehren geleit von Garde du Korps und mit dessen Regiments kapelle am Reichstagsgebäude vorüber nach dem Lehr ter Bahnhof transportiert, von wo mittels Leichen-Sa- lonwagens die Uebersührung nach dem Stolbergschen Familiengute Dönhoffsstädt in Ostpreußen erfolgte. An der Beisetzung dort nimmt am heutigen Donnerstag eine Deputation aller Parteien des Reichstages unter Führung eines der beiden konservativen Präsidenten teil. Auch die sozialdemokratische Fraktion hat sich nicht ausgeschlossen, sondern entsendet die Abgeordneten Molkenbuhr und Südekum als Delegierte Die ersten z ehn d e u t s ch e n Reichstags präsidenten. Der verstorbene Reichstagspräsident Graf Stolberg war der zehnte Präsident des deut schen Reichstages. Bekanntlich wurde er am 20. Fe bruar 1907 zum ersten Mal gewählt. Der erste Reichs tagspräsident war Dr. von Simson, der die Ge schäfte des Reichstages dis zum Jahre 1874 führte. Sein Nachfolger war der Abgeordnete und Berliner Oberbürgermeister Forckenbeck, der am 20. Mai 1879 wegen zollpolitischer Fragen sein Präsidium nie derlegte. Es trat nun an seine Stelle ein konservativer Abgeordneter Theodor v. Seydewitz, während der Zentrumsabgeordnete Freiherr von Franckenstein erster Vizepräsident wurde. Sepdewitz war aber nicht lange Reichstagspräsident, da schon am 13. Februar 1880 Graf Arnim Boitzen bürg an seine Stelle trat Auch ihm war kein langes Wirken beschieden. Ein Jahr später, am 17. Februar 1881, wurde Hepr vonGvßler Reichstagspräsident, der kaum neun Mo nate seines Amtes waltete, da schon am 19. Novem ber 1881 ihm Herr von Levetzow die Bürde seines Amtes abnahm. Dieser Reichstagspräsident legte sein Abgeordneteumandat nieder, so daß am 22. November des Jahres 1884 Herr von Wedel Pi es st orf zum Präsidenten des Reichstages gewählt wurde. Nach den Neuwahlen im Jahre 1887 wurde der alte Reichstags Präsident aufs neue gewählt und er blieb in dieser Würde bis zum Jahre 1890. Im Jahre 1890 löste ihn Herr von Levetzow ab. Der erste Vizepräsident wurde Graf Ballestrem, der spätere Reichstags Präsident. Levetzow war fünf Jahre als Präsident tätig und wurde am 27. März 1895 von dem Führ. v. Buol- Berenberg, dem ersten Reichstagspräsidenten, der zur Zentrumspartei gehörte, abgelöst. Sein Nachfol ger war Graf B al l e st r e m, der am 7. Dezember 1899 zum Präsidenten gewählt wurde und gleicherweise wie sein Vorgänger der Zentrumspartei als Abgeordneter angehört hatte. Ballestrems Nachfolger war der so eben verstorbene Gras Stolberg, der drei Jahre sei nes schweren Amtes mit Würde und Aufopferung wal tete. Die Ersatzwahl für den ersten Präsidenten des Reichstages ist, wie die „Freikons. Korrespondenz" mitteilt, auf Dienstag der nächsten Woche (1. März) fest gesetzt worden. Graf Schwerin-Löwitz hat sich bereit erklärt, die Würde anzunehmen. Ein Denkmal für den Feld marsch all Grafen Moltke in dessen mecklenburgischer Heimat ist nunmehr gesichert. Auf dem mf.t herrlichem Laub wald bestandenen Ruhner Berge in der Nähe Par chims, der Geburtsstadt des großen Schlachtendenkers, soll laut „Nat.-Ztg." ein weit über die Lande ragender Wachtturm mit dem Reliefbilde Moltkes, den Ruhm des Helden verkünden, der Deutschland in schwerer Zeit beschirmte. Zur Frage der S chiffa-hrts a b g a b e n erklärte am Dienstag in der 2. badischen Kam mer Minister von Bodmann auf Anfrage aus dem Hau se, er könne wenig darüber sagen, weil die Verhand lungen noch in vollem Gange und vertraulicher Na tur seien. Aber so viel könüe er doch mittei len, daß Baden sowohl in staatsrechtlicher wie in wirtschaftlicher Beziehung Entgegenkommen bei den Preußen gefunden habe und auf eine befriedigende Ge staltung soweit überhaupt von Befriedigung in die ser Sache für Baden zu sprechen ist rechnen dürfe. Die grundsätzliche Frage, daß nämlich Schiffahrtsab- gaben kommen, sei ja erledigt im Gegensatz zum Stand punkte Badens. Das Entgegenkommen liegt, wie der Minister kurz andeutet auf dem Gebiet der Oberriheinre- gulierung bis Straßburg. Augu st Bebel beging am Dienstag die Feier des 70. Geburtstages in rüstiger Frische. Partei freunde und Verehrer aus allen Teilen Deutschlands und dem Auslande hatten Bebels Heim nist Flieder und vor allem mit roten Blumen gefüllt. Ein großes Blumenschiff sandte der „Vorwärts"-Verlag, ein um fangreiches Album mit Unterschriften und Sprüchen die Parteileitung. Der Vorstand der sozialdemokra tischen Partei widmete August Bebel und seiner Gat tin zwei silberne Ehrenbecher. Die Berliner Partei schule überreichte eine Adresse. Die „Rheinische Zei tung" in Köln schickte eine Abbildung der alten Deutzer Festungskasematte, in der Bebel das Licht der Welt erblickt und seine Jugendjohre verlebt hat. Ein Ver ehrer Bebels aus Frankfurt sandte eine Marmorbüste des Demosthenes. Glückwunschtelegramme liefen bün delweise ein. Ihre Zahl dürfte 1l»00 übersteigen.